Wir waren beide stark außer Atem. Wir sprachen in keuchenden, gebrochenen Sätzen.
»Sie haben alles verdorben!«, keuchte Cavor.
»Unsinn!«, rief ich. »Das oder den Tod hieß es!«
»Was wollen wir tun?«
»Uns verstecken.«
»Wie können wir das?«
»Es ist dunkel genug.«
»Aber wo?«
»Eine von diesen Seitenhöhlen hinauf.«
»Und dann?«
»Überlegen.«
»Recht – los.«
Wir schritten fort und kamen alsbald zu einer dunklen strahlenförmigen Höhle. Cavor war voraus. Er zögerte und wählte eine schwarze Mündung, die gutes Versteck zu versprechen schien. Er ging auf sie zu und drehte sich um-
»Sie ist dunkel«, sagte er.
»Ihre Beine und Füße werden uns leuchten. Sie sind nass von dem leuchtenden Zeug.«
»Aber – –«
Ein Aufruhr von Tönen und insbesondere ein Ton wie ein dröhnender Gong, der den Haupttunnel heraufkam, wurde hörbar. Er deutete in furchtbarer Weise auf eine wilde Verfolgung. Wir stürmten alsbald auf die unbeleuchtete Seitenhöhle los. Als wir dahinliefen, wurde uns der Weg durch die Strahlung von Cavors Beinen erleuchtet. »Es ist ein Glück«, keuchte ich, »dass wir uns die Schuhe ausgezogen haben, sonst würden wir alles mit dem Geklapper erfüllen.« Vorwärts stürzten wir und machten so kleine Schritte, wie wir konnten, um nicht gegen das Dach der Höhle zu schlagen. Nach einer Weile schienen wir dem Aufruhr zu entgehen. Er wurde gedämpfter, er sank zusammen, er erstarb.
Ich hielt an und blickte zurück; ich hörte das Klippklapp von Cavors Füßen fliehen. Dann hielt auch er an. »Bedford«, flüsterte er, »vor uns ist etwas wie Licht.«
Ich blickte hin und konnte zuerst nichts sehen. Dann sah ich, dass sein Kopf und seine Schultern dunkel gegen ein schwächeres Dunkel umrissen waren. Ich sah auch, dass diese Milderung der Dunkelheit nicht blau war, wie alles andere Licht im Monde gewesen war, sondern ein bleiches Grau, ein sehr unbestimmtes, blasses Weiß, die Farbe des Tageslichtes. Cavor bemerkte diesen Unterschied noch schneller als ich, und ich glaube, er gab ihm so ziemlich dieselbe wilde Hoffnung ein.
»Bedford«, flüsterte er, und ihm zitterte die Stimme. »Dieses Licht – ist es möglich – –«
Er wagte nicht zu sagen, was er hoffte. Dann kam eine Pause. Plötzlich erkannte ich am Schall seiner Schritte, dass er auf diese Blässe zuging. Ich folgte ihm mit klopfenden Herzen.
16 – Gesichtspunkte
Das Licht wurde stärker, als wir näher kamen. In kurzer Zeit war es fast ebenso hell wie die Phosphoreszenz an Cavors Beinen. Unser Tunnel erweiterte sich zu einer Höhle, und dieses neue Licht war am entfernteren Ende. Ich bemerkte etwas, was meine Hoffnung springen und tanzen ließ.
»Cavor«, sagte ich, »es kommt von oben! Ich bin sicher, es kommt von oben.«
Er gab keine Antwort, sondern eilte weiter.
Unbestreitbar war es ein graues Licht, ein silbriges Licht.
Im nächsten Moment standen wir darunter. Es kam durch einen Spalt in den Höhlenwänden herabgesickert, und als ich hinaufstarrte, fiel mir ein Wassertropfen aufs Gesicht. Ich fuhr zusammen und trat beiseite – kling, fiel ein weiterer Tropfen ganz hörbar auf den Felsenboden.
»Cavor«, sagte ich, »wenn einer den anderen hebt, kann er den Spalt erreichen!«
»Ich will Sie heben!«, sagte er und sofort hielt er mich hoch, als wäre ich ein Baby.
Ich hob einen Arm in den Riss und fand gerade an meinen Fingerspitzen einen kleinen Vorsprung, an dem ich mich halten konnte. Ich konnte sehen, dass das weiße Licht jetzt sehr viel heller war. Ich zog mich fast ohne Anstrengung an zwei Fingern in die Höhe, obgleich ich auf der Erde zwölf Steine wiege, griff nach einer noch höheren Felsecke und bekam so die Füße auf den schmalen Vorsprung. Ich richtete mich auf und suchte den Fels nach oben hin mit den Fingern ab; der Spalt wurde oben weiter. »Man kann hinaufklettern«, sagte ich zu Cavor. »Können Sie bis zu meiner Hand heraufspringen, wenn ich sie Ihnen hinunterhalte?«
Ich keilte mich zwischen den Spaltwänden ein, stemmte Knie und Fuß gegen den Vorsprung und streckte eine Hand aus. Ich konnte Cavor nicht sehen, aber ich konnte das Rascheln seiner Bewegungen hören, als er sich zum Sprung niederkauerte. Dann schwipp! und er hing mir am Arm – und nicht schwerer als ein Kätzchen! Ich hob ihn hoch, bis er eine Hand auf meinem Vorsprung hatte und mich loslassen konnte.
»Zum Henker!«, sagte ich, »auf dem Mond könnte jeder Bergsteiger sein;« und damit begann ich ernsthaft zu klettern. Ein paar Minuten lang kletterte ich stetig fort, und dann blickte ich wieder nach oben. Die Spalte erweiterte sich ständig, und das Licht wurde heller. Nur – –
Es war doch kein Tageslicht.
Im nächsten Moment konnte ich sehen, was es war, und bei dem Anblick hätte ich vor Enttäuschung mit dem Kopf gegen die Felsen schlagen können. Denn ich erblickte einfach einen unregelmäßig abschüssigen, offenen Raum, auf dessen schiefem Boden ein Wald kleiner keulenförmiger Pilze wuchs, deren jeder glorreich mit diesem Silberlicht leuchtete. Einen Moment starrte ich ihre milden Strahlen an, dann sprang ich vor und hinauf unter sie. Ich riss ein halbes Dutzend los und warf sie gegen die Felsen und setzte mich dann bitter lachend hin, als Cavors rotes Gesicht auftauchte.
»Es ist wieder die Phosphoreszenz!«, sagte ich. »Keine Eile not. Setzen Sie sich und tun Sie, als ob Sie zu Hause wären.« Und während er über unsere Enttäuschung sprudelte, begann ich, mehr von diesen Gewächsen in den Spalt hineinzuschleudern.
»Ich dachte, es sei Tageslicht«, sagte er.
»Tageslicht!«, rief ich. »Tagesanbruch, Sonnenuntergang, Wolken und windige Himmel! Werden wir solche Dinge je wieder zu sehen bekommen?«
Während