Wyatt Earp Staffel 9 – Western. William Mark D.. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark D.
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp Staffel
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740951474
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hatte jahrelang in Kansas City wegen Diebstahls und sogar wegen versuchten Mordes im Gefängnis gesessen.

      Hier unten am Fluß wußte das niemand. Und als vor einem Jahr dem Vormann das gesparte Geld aus dem zugenähten Hemd gestohlen worden war, ahnte niemand, daß er der Dieb war.

      Yper war ein Halunke, der eigentlich längst wieder im Jail hätte stecken müssen.

      Ashley war ein haltloser Mensch, der nach jahrelangem hartem Trinken für eine Flasche Whisky einen Mord begangen hätte – wozu er ja jetzt auch bereit war.

      Und die beiden anderen, die drüben an der Baracke postiert waren?

      Es waren der Tramp Walter Pratt, der flach auf dem Schuppendach lag, mit dem Sharpsgewehr im Anschlag, gedeckt durch zwei Plankenbretter an der vorderen Dachkante, die mit verwitterten Buchstaben beschriftet waren – und der entlaufene Fort Worth-Sträfling Jonny Cyril Ferguson, der an der linken Seite des Schuppens kauerte und den Revolver schußbereit in der Rechten hatte.

      In den Schenken standen die Menschen auf den Stühlen, um oben durch die Fenster sehen zu können, wo sie nicht von Gardinen verhangen waren.

      Laura Higgins stand in Merediths Zimmer.

      Sie hatte einen vierschüssigen Cloverleaf in der Hand und öffnete eben das Fenster einen Spaltbreit.

      Was hatte sie vor?

      Bis zu Tegeratt hätte ihre Kugel wenigstens dreizehn oder gar fünfzehn Yard durchmessen müssen.

      Unmöglich für einen Cloverleaf, der sonst auf eine Distanz von sieben, acht Yard zu den zielsichersten, ja, unheimlich genau treffendsten Waffen dieser Art zählte.

      Sie war machtlos, die Frau. Verzweifelt nagte sie an ihrer Unterlippe. Weshalb wollte sie diesem Mann da beistehen, der ihr doch gar nichts bedeutete?

      Jetzt, in dieser Sekunde erst, wurde es ihr klar: Er sollte leben, um gegen den anderen zu kämpfen, der sie verachtete.

      Deshalb war sie, ohne sich dessen recht bewußt zu sein, vorhin bei Holliday gewesen und hatte bei ihm Hilfe für Meredith gesucht.

      Nur deshalb!

      »Vorwärts!« belferte der Mann mit dem Kainsmal. »Es kann beginnen, Tex. Aus ist es! Und jetzt…«

      »Halt!« donnerte da eine metallisch scharfe Stimme über die Straße.

      Meredith warf den Kopf nach rechts.

      Tegeratt und Freddy Bruns blickten sich um und starrten auf den Mann, der eben von dem Vorbau kam.

      Er war sehr groß, trug eine schwarze Lederjacke, ein graues Kattunhemd, eine schwarze Schleife, schwarze Lederhosen, die über die Schläfe der Stiefel liefen und einen breiten büffelledernen Waffengurt, in dessen Halftern zwei fünfundvierziger Revolver steckten. Die linke Waffe war ein Buntline Special. Der Mann hatte ein von Wind und Wetter, Sonne und Kälte tiefgebräuntes, markant geschnittenes Gesicht und dunkelblaue Augen.

      Unter der breiten Krempe seines schwarzen Hutes blickte dunkles volles Haar hervor.

      Links unter der offenstehenden Lederjacke, auf dem grauen Hemd, blinkte der große fünfzackige Mar-shalstern von Dodge City.

      »Wyatt Earp!« entfuhr es Tegeratt.

      »Der Marshal!« brüllte auch Freddy Bruns.

      Gil Meredith stand da wie angewachsen und blickte auf den Missourier, der rasch herankam.

      Es war der Bandit Jonny Ferguson, dem die Nerven beim Anblick des Marshals rissen.

      Schon seit Jahren haßte er diesen Sternträger, der ihn selbst einmal unten in Jimmy Websters Saloon geohrfeigt hatte, nachdem er das Geld aus dem Orchestrion hatte stehlen wollen.

      Jonny Cyril Ferguson schoß – und löste damit eine Kettenreaktion aus.

      Sein Kumpan Pratt schoß sofort darauf.

      Und dann feuerte Tegeratt.

      Wild krachten die Schüsse durcheinander.

      Pratt stolperte hinter der Baracke hervor und fiel auf die Straße.

      Ferguson rollte hinten vom Dach.

      Jordan Ashley war von Wyatt Earp am rechten Arm getroffen worden, sprang auf den Vorbau, richtete wie betrunken den Revolver auf Meredith, wurde aber von einer Kugel des schattengleich aus dem Hoteleingang springenden Georgiers abgefangen, der schon Ferguson drüben vom Dach gefegt hatte.

      Der krummbeinige Yper knickte unter einer Kugel des Missouriers ein, und Tegeratt war ebenfalls von dem Marshal gestoppt worden.

      Dann war es still.

      Die mörderischen zehn Sekunden waren vorüber.

      Schwer lastete der Pulverrauch auf der Straße.

      Neun Yard stand Wyatt Earp dem einzigen Mann, der noch auf den Beinen stand, dem Texaner Gilbert Meredith gegenüber, der nur einen einzigen Schuß abgegeben und den Cowboy Freddy getroffen hatte, der ihn seinerseits im Sturz noch mit einem Streifschuß an der linken Wange verletzt hatte.

      »Verdammte Bande!« brüllte der Marshal durch den beißenden blaugrauen Qualm. »Kaum ist man in dieser Stadt, muß man wieder ausfegen. Tegeratt! Steh auf! Vorwärts!«

      Der Schießer, der an der Hüfte verletzt worden war, richtete sich mit ängstlichem Gesicht auf.

      »Was tust du hier? Habe ich

      dir elendem Schießprügelschwinger nicht verboten, in die Stadt zu kommen!«

      Tegeratt stand verkrümmt da und starrte den Marshal an.

      »Ein Gunfight, Marshal«, krächzte er.

      »Gunfight? Das wagst du noch zu sagen? Mit vier Hintermännern, du Halunke? Pratt, diese Blindschleiche, den hast du natürlich mitgebracht! Wundert mich, daß der schiefe Ferguson nicht auch dabei ist.«

      »Der war dabei«, kam Hollidays Stimme vom Hotelvorbau her. »Er ist hinter die Baracke gerutscht.«

      Wyatt Earp wandte den Kopf und sah Yper an einem Vorbaupfeiler liegen.

      »Spiel hier nicht Igel, Krummbein! Steh auf, ehe ich dir die Haxen geradeziehe! Vorwärts!«

      Der Cowboy richtete sich ächzend auf. Er war nicht lebensgefährlich verletzt worden, hatte aber zwei Kugeln eingefangen; eine steckte im rechten Bein, die andere im rechten Oberarm.

      Freddy Bruns war oben links am Hals verletzt, auch nicht allzuschwer. Benommen kniete er am Boden.

      »Ist das nicht einer der Humbart-Leute? Natürlich, der großmäulige Bruns. Komm hoch, Junge! Rasch! Ach, und den Säufer hat es natürlich auch hergetrieben.«

      Ashley konnte nicht aufstehen. Er war besinnungslos.

      Holliday ging auf ihn zu und knöpfte ihm die Jacke auf.

      »Auf den müssen Sie verzichten, Marshal.«

      »Tot?« fragte Wyatt Earp mit belegter Stimme.

      »Nein, so eilig hatte er es nun wieder nicht. Aber er wird eine Zeitlang in Doc Winters Anbau aushalten müssen.«

      Die beiden Männer, die den Gunfight mit dem Texaner hatten austragen wollen, sahen den Marshal verstört an.

      Der wies mit dem Daumen über die rechte Schulter.

      »Ihr wißt, wo es entlang geht, Boys!«

      Die beiden humpelten wortlos auf das Jail zu.

      Als sie an Wyatt Earp vorüber mußten, nahm der ihnen die Waffen ab und warf sie auf die Vorbauten.

      »Vorwärts, Yper, reck deine Knochen! Pratt, einohriges Kriechtier, such deinen Partner und komm.«

      Pratt kroch hinter den Schuppen und schleppte Ferguson auf die Straße.

      »Was ist mit ihm?«

      »Er hat eine Kugel in der Brust!« krächzte