Mit schnellen, geschickten Bewegungen fingerte er die Patronen in die Trommel.
Dann klappte er den Revolver zu, tauchte kurz hinter der Hausecke hervor und schickte den Verfolgern ein paar Kugeln entgegen.
Einer schrie auf.
Reilly hatte ihn am Bein erwischt und würde er wohl für die weitere Jagd ausfallen. Aber die Antwort der anderen ließ kaum den Bruchteil eines Augenblicks auf sich warten. Ein Hagel von Blei donnerte in Reillys Richtung und dieser machte, dass er wegkam.
Mit schnellen Schritten lief er die Häuserzeile entlang. Er wusste nicht genau, wohin. Und er hatte keine Ahnung, wo er sich verstecken sollte, schließlich war er zum erstenmal in seinem Leben in Magdalena und kannte sich dementsprechend schlecht aus.
Reilly blieb stehen, wandte sich um und sah den ersten von der Meute hinter der Ecke auftauchen. Reilly zögerte keine Sekunde und feuerte.
Die Kugel fuhr dem Mann in die Schulter, riss ihn ein wenig nach hinten und ließ ihn laut aufschreien.
Die Waffe fiel ihm aus der Hand.
Reilly dachte fieberhaft nach.
Wenige Sekunden würden ihm vielleicht bleiben, ehe der Nächste auftauchte. Was tun? Vor dem Vordereingang des El Dorado standen genügend Pferde, um sich davon eins aussuchen zu können, dass wusste er.
Aber dort konnte er jetzt unmöglich hingelangen.
Und vor der Nachbar-Bar, deren Kundschaft vermutlich aus armen Tagelöhnern bestand, standen keine Pferde, sondern nur ein ungesattelter Esel.
Mit dem würde er keine halbe Meile weit kommen, vorausgesetzt, das Tier akzeptierte ihn überhaupt als Reiter und zog es nicht vor, einfach stehenzubleiben.
Reilly kniff die Augen zusammen.
Ein Vierspänner, der Holz geladen hatte, ratterte die Straße entlang. Das Gefährt hatte ein ziemliches Tempo drauf und so galt es, rasch zu handeln.
Diese Gelegenheit durfte er nicht vorbeiziehen lassen!
Er rannte auf die Straße, während bereits wieder auf ihn geschossen wurde. Reilly spürte, wie links und rechts die Kugeln in den Sand schlugen.
Dann war das Gefährt heran.
Der Fahrer, ein schnurrbärtiger, weiß gekleideter Mexikaner schien etwas verwirrt zu sein und blickte ängstlich in die Richtung, aus der geschossen wurde.
Die Pferde drohten verrückt zu werden und durchzugehen.
Der Kutscher versuchte, zu lenken, aber er hatte kaum noch Einfluss auf die Tiere.
Reilly steckte den Revolver ein, klammerte sich an dem Wagen fest und schwang sich hinauf, während die Schüsse ins Holz schlugen und es verschiedentlich splittern ließen.
Reilly rollte sich über einen Stapel von Brettern und benutzte diese dann als Deckung.
Er sah den Zorn in den Gesichtern seiner Verfolger, die dem Gefährt nachzurennen versuchten. Mit Befriedigung nahm Reilly zur Kenntnis, dass sich der Abstand zu ihnen immer weiter vergrößerte.
Dem Mexikaner auf dem Kutschbock wurde die Sache allerdings jetzt entschieden zu ungemütlich. Er sprang ab und überließ die Pferde sich selbst.
Diese waren unterdessen ohnehin völlig außer Kontrolle und halb wahnsinnig von der Ballerei.
Sie stampften schnaubend und mit Schaum vor dem Mund die Straße entlang.
Unterdessen ließen die Verfolger einer nach dem anderen die Waffen sinken.
"Los, zu den Pferden, Männer!", befahl Coolidge. "Der Kerl wird auf diese Weise nicht weit kommen..." Er wandte sich an Burnett, der neben im stand. "Vielleicht bricht er sich ja auch das Genick und nimmt uns damit die Arbeit ab!"
23
Der Wagen verlor einen Teil seiner Ladung, während auf der Straße die Menschen so gut es ging auszuweichen versuchten.
Es würde eine Weile dauern, bis die Pferde sich von allein beruhigten.
Solange konnte Reilly unmöglich warten. Aber um jetzt noch abzuspringen und dann in einem der Häuser Deckung zu suchen, war es zu spät.
Die Geschwindigkeit des Wagens war zu groß. Jeder, der so etwas bei dieser Fahrt versuchte, musste sich unweigerlich den Hals brechen.
Und so orientierte Reilly sich nach vorn.
Die Verfolger würden zu ihren Pferden rennen und bald wieder hinter ihm auftauchen, darüber gab er sich keinen Illusionen hin.
Er versuchte, sich vorsichtig aufzurichten und nach vorne, zum Kutschbock zu gelangen. Schließlich hatte er das auch geschafft, aber die Zügel schleiften irgendwo über den Boden.
Von hier aus hatte er keine Chance, die Tiere zu stoppen oder auch nur die Richtung ihres wilden Sturmlaufs zu beeinflussen.
Vier Pferde und alles Prachtexemplare ihrer Gattung!
Mit einem von ihnen unter dem Gesäß wäre ich schon zufrieden!, dachte Reilly.
Er setzte einen Fuß auf die Deichsel und hielt sich mit den Händen an den Pferderücken links und rechts von ihm fest.
Dann hangelte er sich nach vorwärts bis zum vorderen Pferdepaar des Vierspänners.
Reilly wählte das Rechte, schwang sich auf dessen Rücken und machte sich dann daran, das Tier aus seinem Geschirr zu lösen.
Wenig später preschte er voran, während der Wagen einige Meter zurückblieb.
Ein gutes Pferd unter dem Hintern, dass bedeutete eine Chance. Reilly saß zwar nicht gerade bequem, da er ohne Sattel reiten musste, aber das war im Moment nicht zu ändern.
Reilly trieb sein Reittier vorwärts, während hinter ihm der Wagen etwas zu dicht an einem abgestellten Karren vorbeischrammte.
Die Räder verhakten sich ineinander.
Es war das hässliche Geräusch von splitterndem Holz zu hören. Die drei übriggebliebenen Pferde versuchten, weiter voranzuziehen und stellten sich dann wiehernd auf die Hinterhand.
Aber es ging nicht weiter.
Ihre kleine Reise war zu Ende.
24
Mit den Augenwinkeln sah Reilly die herannahenden Verfolger. Die ersten Schüsse wurden bereits abgefeuert.
Es