Jedenfalls stand sein weiterer Weg jetzt fest. Er würde nach Magdalena reiten und sich dort etwas umhören. Vielleicht hatte er Glück und traf auf diesen Burnett, der ihn vielleicht zu El Tigre selbst führen konnte.
Vielleicht aber brauchte er auch gar nicht besonders zu suchen und die Schergen kamen von selbst hervor, um ihn - Reilly - unter die Erde zu bringen!
Er musste mit dieser Möglichkeit rechnen, aber er war bereit. Leichtes Spiel würden sie nicht mit ihm haben!
16
Ein paar Stunden waren vergangen, seit Reilly San Pedro verlassen hatte. Der Major kannte den Weg nur ungefähr. In Fort Deming hatte er vor seinem Aufbruch das vorhandene Kartenmaterial eingehend studiert und so wusste er einigermaßen, wie er reiten musste, um nach Magdalena zu kommen.
Die urwüchsige, steinige Landschaft, die sich vor ihm ausbreitete, musste Gott im Zorn geschaffen haben. Bizarre Felsmassive ragten schroff in den Himmel.
Dieses zerklüftete Hochland glich einer Art steinernem Labyrinth und war wie geschaffen für Leute, die sich - vor wem auch immer - versteckt halten wollten.
Ein paar Indianerhorden lebten hier, die man anderswo vertrieben hatte. Ein Weißer konnte hier auf sich allein gestellt nicht lange über die Runden kommen.
Reilly nahm zwischendurch kurz den Hut vom Kopf und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
Aufmerksam musterte er immer wieder die Umgegend, aber bisher hatte er nie etwas entdecken können.
Seit seinem Aufbruch von San Pedro war er noch nicht einem einzigen Menschen begegnet. Und das war gut so, denn jedem, den er hier antraf, würde er misstrauen müssen.
Reilly orientierte sich am Stand der Sonne.
Besondere Eile hatte er nicht, nach Magdalena zu gelangen.
El Tigres Leute würden ihn dort so oder so erwarten. Sie konnten ihn aus ihrer Sicht der Dinge einfach nicht davonkommen lassen.
Es war nicht anzunehmen, dass sie ihm davonliefen.
Zudem wollte er Kräfte sparen - seine und die seines Pferdes. Schließlich konnte niemand vorhersagen, ob er sie nicht noch dringend brauchen würde.
Eine weitere Stunde war dahingegangen und die Sonne stand mittlerweile bereits recht hoch. Die heißeste Zeit des Tages kündigte sich an und Reilly überlegte schon, ob es nicht am besten wäre, irgendwo nach Schatten zu suchen und erst am späteren Nachmittag weiterzureiten.
Aber dann nahm er auf einem etwas entfernteren Felsplateau eine kaum merkliche Bewegung war und das ließ ihn seinen Entschluss augenblicklich revidieren.
Reilly kniff die Augen zusammen und blinzelte, während er die Gegend mit dem Blick nach allen Seiten absuchte. Schwer zu sagen, ob alles nur Einbildung war, oder ob sich dort wirklich etwas bewegt hatte.
Vielleicht ein Tier...
Wenn, dann musste es beträchtliche Größe gehabt haben, sonst wäre es auf diese Entfernung nicht zu sehen gewesen. Coyoten konnten nicht so hoch klettern, schieden also aus.
Und sonst?
Es wimmelte in dieser lebensfeindlichen Umgebung nicht gerade von großen Tieren...
Reilly lenkte sein Pferd vorsichtig weiter, die Rechte jetzt in der Nähe des Revolvers.
Er wurde das untrügliche Gefühl nicht los, dass er beobachtet wurde. er versuchte, sich nichts anmerken zu lassen und dennoch sehr auf der Hut zu sein.
Vielleicht waren es herumstreunende Indianer, durch deren Jagdgründe er kam und die ihn nur etwas im Auge behalten wollten.
Aber ebenso gut konnte es sich El Tigres Meute handeln, die ihn gleich hier und jetzt, an einem Ort, an dem es keine Zeugen und keine Hilfe gab, umlegen wollten.
Ein gut gezielter Schuss...
Kein Hahn würde ihm nachkrähen. Sie brauchten ihn nicht einmal verscharren, das würde der nächste Sandsturm schon erledigen.
Da!
Jetzt war Reilly sich sicher. Das waren weder Tiere noch Indianer, denn beide verstanden sich besser auf das Anschleichen und Beobachten.
Das mussten Weiße sein, vermutlich sogar eine ganze Anzahl, denn es hatte sich an mehreren Stellen gleichzeitig bewegt.
Reilly überlegte, was er tun konnte.
Er zügelte sein Pferd.
Gerade noch rechtzeitig war ihm klargeworden, was hier gespielt wurde.
Dann donnerten die ersten Schüsse in seine Richtung und er riss das Tier brutal herum. Dann hing er seitlich im Sattel und benutzte sein Pferd auf diese Weise als Deckung.
Aus fünf oder sechs Winchester-Gewehren wurde auf ihn geballert, während Reilly seitwärts davonpreschte.
Auf Grund der ziemlichen Entfernung ging das Blei zumeist in den Sand oder ins Leere. Aber die Schützen hatten nicht länger warten können, denn in dem Moment, als Reilly sein Pferd gezügelt hatte, musste ihnen klar sein, dass der Major etwas bemerkt hatte.
Wenige Augenblicke später befand Reilly sich in einer engen, langgestreckten Schlucht. Er hetzte seinen Gaul voran, ohne zu wissen, ob es auch einen Ausgang gab.
Dann stoppte er ziemlich abrupt und wandte sich um.
Die Meute war noch nicht zu sehen, aber sie würde jeden Moment um die Ecke biegen. Reilly zog die Winchester aus dem Sattelschuh, riss das Wurfseil vom Sattelknauf, sprang aus dem Sattel und scheuchte sein Pferd davon.
Dann kletterte er einen steilen geröllhaltigen Hang hinauf, an dem ein paar braune Büsche klebten, die ihm vielleicht etwas Sichtschutz bieten konnten. Kaum fünf Meter kam er hinauf, dann war Schluss. Er hatte ein kleines Plateau erreicht von wo aus es keinen weiteren Aufstieg mehr gab. Von hier aus gingen die Felswände steil und schroff gen Himmel.
Dann vernahm Reilly Geräusche von galoppierenden Pferden, die über den trockenen Boden stampften.
17
Sie waren sieben Mann, alle bis auf die Zähne bewaffnet. El Tigre hatte sie hier her, in diese Einöde geschickt, um den fremden Gringo auszuschalten, der aufgetaucht war, um den ungekrönten Herrscher dieser Provinz herauszufordern.
Ein Blaurock war er, aber die Army würde ihm hier nicht helfen können. Hier konnte dem Major niemand helfen...
"Wir