Drei Thriller um Liebe und Geheimnis Februar 2019. Alfred Bekker. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alfred Bekker
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Зарубежные детективы
Год издания: 0
isbn: 9783745207910
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denn sie hatte das Gefühl, dass sie diesem Mann vertrauen konnte.

      „Gut, dann gehen wir.“

      „Ja, aber ich will erst noch zum Wasser zurück.“

      „Warum?“

      „Meine Schuhe - ich habe sie verloren, als ich vor den Dreien davongerannt bin...“

      „Sehen wir mal nach. Aber ich glaube nicht, dass wir sie wiederfinden.“

      Sie fanden sie doch wieder. Gegen alle Wahrscheinlichkeit. Sie lagen im Sand, und Elsa hob sie auf, schüttelte sie aus und streifte sie über ihre nackten Füße.

      Es waren billige Textilschuhe. Einer hatte bereits ein Loch an der Seite.

      Unwillkürlich kamen ihr die Schuhe ins Blickfeld, die Robert Jensen trug. Es waren Leder-Slipper. Und wie alles andere, was er trug, nur vom Besten.

      Er trug diese Dinge wie selbstverständlich. Sie waren nichts Besonderes für ihn.

      Jensen machte den Eindruck, Geld zu besitzen. Genug jedenfalls, um ein gutes Leben führen zu können.

      „Was machen Sie beruflich?“, fragte sie plötzlich.

      „Lass das 'Sie' weg“, meinte er. „Ich bin Robert. Okay?“

      „Gut, wie du willst...Robert.“

      Sie gingen durch den weichen, feinen Sand, und sie hoffte, dass er noch ihre Frage beantwortete, aber er kam nicht mehr darauf zurück. Und sie wollte nicht aufdringlich sein und nachhaken.

      Sie hatte schließlich kein Recht, ihn in ein Kreuzverhör zu ziehen. Er musste selbst wissen, auf welche Fragen er ihr antwortete und auf welche nicht. Vielleicht wollte er es ihr nicht sagen, vielleicht hatte er auch nur nicht mehr daran gedacht...

      Sie kamen zur Straße, die an der Küste entlangführte. Palmen wuchsen zu beiden Seiten. Viele von ihnen waren höher als die Häuser, die auf der dem Meer abgewandten Seite standen. Hupende Autos drängten sich auf dem Asphalt. Hier und da gab es Eselskarren, die den Betrieb aufhielten.

      „In welchem Hotel wohnst du?“, fragte er.

      „Hotel Massilia.“

      „Kenne ich nicht.“

      „Es ist halt sehr preiswert.“

      „Verstehe...“

      „Die Dusche ist zwar kalt, aber sonst ist es ganz nett. Ich bin nicht sehr anspruchsvoll...“

      Sie gingen jetzt durch enge, leere Seitengassen. Die Kinder, die sonst in Schwärmen umherliefen und sich unweigerlich auf jeden Touristen stürzten, um ihn anzubetteln und ihm die Kasbah, die Altstadt zu zeigen, waren jetzt wohl schon im Bett.

      Schließlich erreichten sie das Hotel.

      „Nochmals vielen Dank“, sagte sie ein wenig unbeholfen.

      „Keine Ursache“, meinte er.

      „Robert...“, sie öffnete den Mund, aber sie schien nach den richtigen Wörtern zu suchen.

      „Ja?“

      „Vielleicht sehen wir uns mal wieder.“

      „Warum nicht!“

      Sie nickte und lächelte.

      „Schön.“

      „Ich werde dich morgen abholen“, sagte er.

      Sie schaute ihn überrascht an. Aber dann nickte sie erfreut.

      „Gut.“

      Sie fühlte ein eigenartiges Prickeln. Robert Jensen drehte sich von ihr fort und ging die Straße hinunter. Sie sah ihm nach, aber er blickte nicht zurück.

      Sie musste ihre Gefühle erst ordnen. Alles, was an diesem Abend geschehen war, schien ihr auf einmal seltsam nebulös. Wie aus einem Traum, aus dem sie gerade erwachte und den sie nun langsam vergessen konnte.

      Ihr gesamtes Inneres schien durcheinandergewirbelt zu sein. Sie wusste nur, dass dieser Mann sie interessierte. Sie konnte nicht sagen weshalb. Es war einfach so. Und sie hatte nicht die Absicht, sich dieser Regung entgegenzustellen. Nein, ganz im Gegenteil. Sie freute sich darauf, ihn wiederzusehen.

      2

      Robert hielt sein Versprechen und tauchte im Frühstücksraum des Hotel Massilia auf, als sie vor ihrem Milchkaffee und dem Weißbrot saß. Sie war gerade damit beschäftigt, sich die Marmelade auf das Brot zu streichen.

      Es war Kakteenmarmelade, und sie empfand sie als ziemlich bitter. Aber es gab hier nichts anderes.

      Er setzte sich zu ihr an den Tisch.

      „Guten Morgen, Elsa.“

      „Guten Morgen...“

      „Gut geschlafen?“

      „Es ging.“

      „Na ja, verständlich - nach dem, was gestern Abend geschehen ist. Du solltest die Sache so schnell wie möglich vergessen.“

      „Ich versuche es. Ehrlich. Aber das ist leichter gesagt als getan. Ich habe einen ziemlichen Schrecken gekriegt...“

      „Wenn wundert's?“

      „Ich meine, man hat solche Dinge so oft im Kino oder im Fernsehen gesehen, aber wenn es einem dann selbst passiert. Das ist dann doch etwas ganz anderes.“

      „Natürlich.“

      „Möchtest du auch etwas frühstücken, Robert?“

      „Nein, danke. Ich habe schon.“

      Sie musterte sein Gesicht, während sie sich das Brot in den Mund schob und abbiß. In seiner Gegenwart fühlte sie sich sicher, vielleicht war das ihre wichtigste Empfindung ihm gegenüber.

      Sie fand ihn auch sonst als anziehend, aber dieses Gefühl war beherrschend.

      Bei einem Mann war für sie schon immer das Wichtigste gewesen, dass er ihr ein Gefühl von Sicherheit gab. Und dass er wusste, was er wollte und was zu tun war. Ein Mann, der vorausblickte, der Gefahren kommen sah, lange vor allen anderen.

      Sie sah in sein Gesicht und dachte: Ja, er weiß was er will. Dies war das Gesicht eines entschlossenen Charakters, der keinen Moment zweifelt. Jedenfalls nicht an sich. Am Rest der Welt vielleicht, aber nie an sich selbst und seiner Kraft, seiner Intelligenz und seiner Überlegenheit.

      Elsa war ganz anders.

      Sie zweifelte ständig an sich, an ihrem Aussehen, ihrer Figur, ihrem Charakter, ihren Fähigkeiten, ihrer Intelligenz..., an allem, was sie betraf. Alles schien perfekt und schön und gut und überlegen zu sein, nur sie nicht.

      Sie wusste nicht, woher das kam, und sie mochte auch nicht darüber nachdenken. Schon gar nicht in diesem Augenblick. Nein, in diesem Augenblick, als sie Robert gegenübersaß schon gar nicht.

      „Was machst du?“, fragte er plötzlich.

      Seine tiefe, ruhige Stimme... Ja, es war nicht nur das Gesicht, das ihr Sicherheit vermittelte. Es war auch diese Stimme. Ein Mann, der eine solche Stimme hatte, die kein bisschen unsicher klang, der musste