DAS SCHLOSS DES VAMPIRS. Eric Borna. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Eric Borna
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Учебная литература
Год издания: 0
isbn: 9783749735525
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ge-schickt einen Gegenspieler und lief ungehindert auf Dogo – ihr wisst schon: kräftig, nicht dick – zu.

      Den Dogo hatte das Mahiri-Team ins Tor beordert. Das war ihm auch ganz recht gewesen, denn als Torwart brauchte er ga-rantiert nicht so viel herumrasen wie ein Feldspieler. Aber nun hatte er mit dem heranspringenden Stürmer ein Problem.

      Dieser lief noch zwei Meter (Fliegen strengstens verboten!) und trat dann aus vollem Lauf mit aller Kraft an das abenteuerli-che Spielgerät. Selbiges hielt dem Tritt stand und sauste wie ein kleiner, rundlicher orangefarbener Höhlengeist mit Karacho Richtung Tor durch die Lüfte.

      Schlechte Lichtverhältnisse hin, schlechte Lichtverhältnisse her, Dogo sah das Unheil auf seiner etwas merkwürdigen Flug-bahn klar auf sich zukommen. Trotz seiner überflüssigen Pfunde hechtete er im Halbdunkel los, riss die Faust nach oben und hol-te den „Ball“ im letzten Moment noch aus dem rechten Torwin-kel.

      Der kühne Schlussmann war hart auf dem Boden der Höhle gelandet, sprang aber rasch wieder auf die Füße.

      Weit warf er den gummierten Kürbisknödel ins Spielfeld. Mahiri nahm den Abwurf mit der Brust an. Mit dem Ball am Fuß flatterte und rannte er an Tim und dem herausstürzenden Tor-wart des Fuchs-Teams vorbei und knallte die Kugel mit straffem Schuss flach in die Torkiste.

      1: 0 stand es also nun für das Team Mahiri, dessen Spieler sich gewaltig freuten und gegenseitig abklatschten.

      Tim und Jamil standen zusammen und überlegten sich ge-konnte Spielzüge.

      Doch es nützte alles nichts. Gleich nach dem Anstoß eroberte Team Südafrika den orangefarbigen „Ball“ zurück, und wieder lief Mahiri damit auf das Tor der Fuchs-Mannschaft zu. Aller-dings hatte er das Füchslein, das um seine Beine herumwuselte, nicht ganz abschütteln können. Doch schon war die große Fle-dermaus nur noch wenige Schritte vom Kasten entfernt.

      Nun musste Tim zum Äußersten greifen. Aus vollem Lauf heraus schob er mit einer raschen Bewegung der Hand dem ver-blüfften Mahiri von hinten dessen grüngelbe Honigmelonen-Mütze ins Gesicht. Die Melonenschale vor den Augen, stand der Fledermaus-Anführer sozusagen plötzlich im Dunkeln. Er stol-perte fast über seine Füße und der Kürbisball hoppelte davon.

      „Yes“, rief der Fuchs laut und war sich keiner Schuld be-wusst.

      Aber da brüllte schon Samanta, die Schiedsrichterin, vom Spielfeldrand her: „Foul, Foul, Elfmeter!“

      Mahiri zog sich den Melonenschalen-Helm vom Gesicht und blinzelte den hinterlistigen Tim böse an. „Den schieß ich euch ins Tor, ganz sicher“, blaffte er.

      „Entschuldigung“, sagte das Füchslein, nun doch etwas zer-knirscht. „Aber drin ist der Elfer noch lange nicht.“

      „Werden wir sehen“, antwortete Mahiri, zählte elf Schritte ab und legte sich den Aushilfsball zurecht.

      „Das waren ja nur zehn Schritte“, der Fuchs schüttelte den Kopf.

      „Nö, garantiert elf“, brummelte die Fledermaus und lief das Ganze noch mal ab.

      „Du machst viel zu kleine Schritte, nie im Leben sind das elf Meter“, nervte der listige Rotpelz weiter.

      „Sind doch elf Meter, stimmt’s, Samanta?“, antwortete Mahiri und seine Stimme vibrierte dabei ein wenig.

      Das Gazellenmädchen nickte bestätigend mit dem Kopf. „Würde ich auch so sehen, jedenfalls soweit man das ohne Bandmaß feststellen kann.“

      „Na also!“ Mahiri legte sich den „Ball“ ganz genau für den Strafstoß zurecht, nahm einen Riesenanlauf und rannte schnell wie der Blitz los.

      „Das gilt sowieso nicht, der Kürbis ist vorgerollt“, tönte im gleichen Moment unüberhörbar schrill die Stimme des Fuchses.

      Die Riesenfledermaus stoppte im vollen Lauf ab. Fast wäre sie dabei über ihre eigenen Füße gestolpert, konnte dann aber doch gerade noch so das Gleichgewicht halten. „Dieser Fuchs macht mich noch wahnsinnig“, brüllte Mahiri, nahm den Anlauf wie-der auf und trat mit voller Kraft wütend gegen den Kürbis-Ball.

      Wenn es in der Höhle Wolken gegeben hätte, wäre der Ball sicherlich bis zu ihnen hinauf geflogen. So aber zischte er nur meilenweit über die Torkiste und verschwand schließlich im Halbdunkel. Klatsch! – ein feucht klingendes Geräusch war aus dem Hintergrund der Höhle zu vernehmen.

      „Jetzt is‘ er im See gelandet“, bemerkte dazu der vorlaute Spaßmacher Jamil genauso zutreffend wie überflüssig.

      „Auf deine blöden Kommentare können wir gut verzichten“, schrie daraufhin der immer noch erboste Mahiri seinen Freund an.

      „Was hab‘ ich gesagt, die Murmel ist noch lange nicht im Tor“, gab nun der feixende Fuchs zu allem Überfluss seinen Senf dazu und erntete dafür zu Recht böse Blicke aus der Runde.

      „Jungs, hallo, nun kommt mal alle schön wieder runter und regt euch ab!“, ließ sich die kleine Schiedsrichterin vernehmen. „Schon vergessen? Das ist bloß ein Spiel. Niemand muss hier schummeln oder seine Spielgefährten anpflaumen. Alle sollen ihren Spaß haben und sich an dem Match erfreuen.“

      So leise sie ausgesprochen waren, Samantas Worte verfehlten ihre Wirkung nicht.

      Beschämt senkten Tim und Mahiri die Köpfe. „Vertragen wir uns wieder“, schlug der Chef der Riesenfledermäuse vor, und unser Füchslein hatte ganz und gar nichts dagegen einzuwen-den.

      In der Zwischenzeit war der merkwürdige orangefarbige Aushilfsfußball von den Wellen zurück ans Ufer des dunklen Sees gespült worden. Dort hatte ihn Jamil, der auch schon wie-der lächeln konnte, aus dem Wasser gefischt.

      „Was ist nun?“, rief er. „Es steht immer noch 1: 0 für das Team Mahiri, auf geht’s, Jungs.“

      Und schon hetzten alle wieder über den steinigen unterirdi-schen Bolzplatz.

      Im weiteren Spielverlauf war das Team Südafrika immer noch ein bisschen „von der Rolle“. Tims Team Deutschland spielte nun überlegen. Bei einem Konterangriff köpfte der Fuchs nach einer schönen Flanke schließlich den zähen Gemüse-Ball unhaltbar für Dogo ins Tor. Und kurz vor Spielende gelang Ja-mil nach einem gelungenen Sololauf sogar noch der 2: 1- Sieg-treffer für die Fuchs-Mannschaft. Hart prallte bei diesem ent-scheidenden Tor der „Ball“ an der Hinterwand der großen Kiste auf. Mit einem lauten Knall krachte der hochgeklappte Deckel zu.

      „Klappe zu, Affe tot“, mit diesem markigen Ausspruch been-dete Jamil an dieser Stelle die Partie. Mit lautem Jubel feierte Team Deutschland ausgiebig den knappen Sieg.

      „Revanche!“, forderten nun die Riesenfledermäuse der unter-legenen Mannschaft.

      Bei diesem Match verließ dann allerdings das Spielglück das Fuchsteam vollständig. Tim und Jamil vergaben reihenweise beste Torchancen; Dogo hielt einfach alles, was auf sein Gehäuse kam. Zum Schluss stand es schließlich 4: 0 für das Team von Mahiri und Dogo.

      „Jede Mannschaft hat nun einmal gewonnen“, stellte Jamil fest. „Wollen wir noch ein Spielchen machen, um die Sache end-gültig zu klären?“

      Eine Antwort auf diese Frage erhielt er jedoch nicht mehr. Ein immer lauter werdendes Brausen und Zischen hallte plötzlich durch die Höhle.

      „Oh, ist es schon so weit?“, hörte man Mahiris Stimme gegen den Lärm ankämpfen. „Wie spät ist es? Wir haben uns bei der ganzen Fußballgeschichte wohl ein wenig vertrödelt“, schrie die Oberfledermaus in Richtung Samanta.

      „Gleich um acht“, brüllte das Mädchen. Dann gab die Gazelle Tim seine Uhr zurück.

      „Na also! Herrschaften, jeder packt hier jetzt rasch seinen Krempel zusammen. Das gilt natürlich auch für unsere beiden Gäste! Dann alle antreten und, wenn die Tür auf ist, ab durch die Mitte“, kommandierte Mahiri – jetzt ganz der Chef – lauthals seine Truppen.

      Mittlerweile hatte sich das Getöse in der Höhle zu einem fast unerträglichen Lärm gesteigert.