DAS SCHLOSS DES VAMPIRS. Eric Borna. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Eric Borna
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Учебная литература
Год издания: 0
isbn: 9783749735525
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noch mal ‚Guten Flug und Platsch‘.

      Und hier sind wir nun, an diesem wunderschönen Urlaubsort für Nachtfalter“, beendete der immer noch sehr nasse Fuchs sei-ne Ansprache.

      „Na, na, na, na – Nachtfalter sind wir ja nun nicht gerade“, erwiderte Mahiri. „Und Urlaub machen wir in dieser Höhle auch keinen, sondern schlafen hier nur tagsüber. Und in der Nacht, wie gesagt, wartet die Arbeit auf uns.“

      Tim hatte nun vollends die Furcht vor den offensichtlich gutmütigen Flugwesen verloren. Auch musste er an die Spukge-schichten in den Drachenbergen von Transvaal denken, die ihm Pieter auf dem Wanderweg am Fluss entlang erzählt hatte. Das mit den riesigen Fledermäusen morgens und abends in der Dämmerung über den Bergen hatte sich ja nun schon als die Wahrheit erwiesen. „Vielleicht gibt es dann ja auch ein in den Bergen verstecktes altes Schloss“, überlegte der Fuchs weiter. „Und wer wird wohl darin wohnen? Wer ist der Herr und Meis-ter, der die Vampirfledermäuse so ‚verändert‘ hat?“

      „Eure ‚Geschäfte in der Nacht‘ – lass mich raten, ihr klaut den Bauern eifrig Früchte und Gemüse von den Bäumen und Fel-dern“, krähte der Fuchs schließlich vorlaut mit etwas schriller Stimme in Richtung Mahiri.

      „Gelegentlich nehmen wir uns mal was, das stimmt schon“, nuschelte der Fledermaus-Anführer kleinlaut.

      „Aber immerhin helfen wir auch, soweit das in der Nacht möglich ist, den Bauern bei der Pflege ihrer Felder und Gärten.

      Übrigens mal was ganz anderes: Wo hast du alter Blumen-heini denn die beim Ausflug gesammelten Pflanzen?“, wollte Mahiri nun von Tim wissen.

      Statt des Fuchses antwortete Samanta, die an die Wunderwir-kung der weißen Blüte dachte: „Gott sei Dank hat er vor der blödsinnigen Suche nach Tigerfischen in der Tiefe der Klamm seine Botanisiertrommel Pieter, dem Leiter unserer Wander-gruppe, übergeben. Die Trommel und sein Rucksack haben also das schöne Vollbad verpasst. Ganz im Gegensatz zu meinem Ränzlein, das samt Inhalt völlig durchgeweicht ist.“ Traurig zeigte die kleine Gazelle dabei auf ihren Rucksack, in dem sie unauffällig die „Pistolen-Sonnencremetube“ verschwinden ließ.

      „Wenn ihr schon mal hier seid, was machen wir denn nun ei-gentlich mit euch?“, überlegte die Gemüse-Oberfledermaus laut. „Ihr friert sicherlich bereits mächtig in den nassen Sachen. Klei-dung zum Wechseln haben wir für euch hier unten natürlich nicht. Aber etwas Warmes zum Umhängen!“

      Dogo, der mal wieder die Ohren gespitzt hatte, flatterte mit seinen riesigen Flughäuten, hob vom Boden ab, segelte davon und landete am anderen Ende der geräumigen Höhle. Dort konnte man im Dämmerlicht die Umrisse weiterer großer Kisten erkennen. Dogo kramte darin herum und kehrte schließlich auf allen Vieren zurück, wobei er sich beim Laufen auf die Handge-lenke der gefalteten Flügel stützte. Er hatte sich zwei große Stoffdecken, die in der Art von Überwürfen gearbeitet waren, umgehängt. „Sitzkissen, Essen und Trinken findet ihr in den Behältern hinter den Felsbrocken, die ihr Stuhlsteine nennt“, ließ die dicke Fledermaus Fuchs und Gazelle wissen.

      Einige Minuten später hatten der Fuchs und seine unfreiwil-lige Begleiterin, dick in die kratzigen Decken eingemummelt, auf den emporragenden großen Steinen Platz genommen. Auf wei-chen Kissen sitzend aßen sie mit Appetit frische Honigmelonen und Tomaten aus den schier unerschöpflichen Vorräten der Rie-senfledermäuse.

      Langsam wurde es dem Fuchs und Samanta unter ihren Stoffumhängen warm. Die beiden fühlten, wie sie durch das gute Essen zu neuen Kräften kamen.

      „Gibt’s auch was zu trinken?“, erkundigte sich Samanta bei den geflügelten Höhlenbewohnern.

      „Klar könnt ihr hier auch was trinken“, entgegnete ihr eines der Flügelwesen und feixte. „Was ist euch lieber, frischgeschöpf-tes Seewasser oder aus der Buddel hier ein kräftiger Schluck Blut?“ Dabei hielt der angebliche Gemüseliebhaber und Vollve-getarier eine dickbauchige Flasche, randvoll gefüllt mit einer karminroten Flüssigkeit, in die Höhe. Genüsslich nahm er einen tiefen Schluck und seufzte dann wohlig: „Das hat gutgetan!“

      Der Fuchs und die Gazelle erschraken recht heftig. Hatten sich die Fledermäuse nur verstellt und wollten ihnen nun doch noch an den Kragen?

      „Keine Panik“, meldete sich Mahiri, der die entsetzten Ge-sichter der beiden gesehen hatte. „Unser Jamil hier ist und bleibt nun mal ein übler Scherzbold, vor dessen Streichen niemand sicher ist. Kostet ruhig mal selber! In dieser Flasche ist wirklich nichts außer purem Tomatensaft.“

      Jamil zwinkerte Samanta mit einem seiner wimpernlosen Au-gen zu: „Kannst ruhig mal kosten.“ Mit diesen Worten reichte er dem Mädchen die rotgefüllte Flasche.

      Das nahm todesmutig einen kräftigen Schluck. „Hm, schmeckt wirklich ganz ausgezeichnet.“ Ein Strahlen ging über das hübsche Gesicht der kleinen Gazelle. „Prächtiger Tomaten-saft, offenbar aus frischen Früchten gepresst. Timi, den musst du unbedingt auch mal kosten.“

      Der Fuchs konnte dem dicken Lob der Kleinen nur zustim-men. „Ganz vorzüglich, superb, deliziös“, bestätigte er in ge-stelzten Worten nach einer Kostprobe. „Und tatsächlich kein bisschen blutig. Doch jetzt zum Abschluss der Mahlzeit, sozusa-gen zur Verdauung, für jeden noch ein Schnapsglas voll kräfti-gem Knoblauchtrunk“, versuchte nun Tim seinerseits die nicht blutsaugenden Vampirfledermäuse zu necken.

      Diese schüttelten sich angewidert. „Soweit geht die Freund-schaft nun auch wieder nicht. Von Knobi und Co. wird uns je-denfalls übel, ich weiß auch nicht, warum. Aber was wird nun eigentlich mit dem angebrochenen Nachmittag? Wenn wir Gäste in unserer Höhle haben, können wir uns jetzt schlecht noch mal an die Decke hängen und einfach weiterschlafen.“

      „An Samanta und mir soll es nicht liegen! Ihr sagt uns ein-fach, wie es aus dieser wässrigen Gruft herausgeht, und im Nu sind wir fort“, antwortete Tim Mahiri. „Ihr könnt dann noch ein gepflegtes Nickerchen machen und bei Einbruch der Dunkelheit davonsegeln.“

      „Ganz so einfach wird es wohl nicht werden, mein liebes Füchslein.“

      Der Anführer der Fledermäuse grinste und zeigte dabei seine spitzen Vorderzähne, was bei einem so großen Wesen dieser Art – Rohkosternährung hin, Rohkosternährung her – gefährlich aussieht. „Wir sitzen hier tagsüber genauso fest wie ihr beiden abgestürzten Pfadfinder. Momentan gibt es keinen Ausgang aus der Höhle. Und oben durch die Felsenröhre zurück, das würden nicht mal wir Fledermäuse schaffen. Hier unten geht es erst in etwa fünf Stunden raus. Der Ausgang der Grotte liegt jetzt unter Wasser. Der See ist über Kanäle mit tief im Berg gelegenen, was-sergefüllten Hohlräumen verbunden. Erst wenn in diesen zeit-weise der Wasserstand fällt, was ziemlich genau aller 12 Stun-den passiert, sinkt im See der Wasserspiegel in wenigen Minuten um mehrere Meter ab.

      Holla, die Waldfee, bester Tim“, setzte Mahiri launig seine Rede fort. „Das muss man gesehen haben. Es ist, als ob der Stöp-sel aus einer riesigen Badewanne gezogen wird. Das Wasser verschwindet kubikmeterweise zischend und gurgelt durch die Spalten im Seeboden. Aber schon nach einer halben Stunde ist der Spuk vorbei. Der rasante Abfluss des Wassers stoppt und der Wasserspiegel im See steigt durch Rückflüsse aus der Tiefe und den Zustrom über den Wasserfall wieder an.

      Doch sag mal, wie spät ist es jetzt eigentlich?“ Mahiri gähnte herzhaft und schaute den Fuchs fragend an.

      Tim guckte auf seine unverwüstliche Uhr. „Ziemlich genau viertel vier“, antwortete er der großen Fledermaus. „Da ist dann wohl jetzt nichts zu machen mit raus aus der Höhle.“

      „So is‘ es, Füchslein hat‘s kapiert“, freute sich Mahiri.

      „Nehmt es uns bitte nicht übel, aber ihr beiden hättet ohnehin nicht so einfach aus unserer Schlafhöhle herausspazieren dürfen. Sie ist nun mal absolut geheim und soll es auch bleiben. So je-denfalls hat es der Herr und Meister befohlen. Und unserem Schöpfer folgen wir aufs Wort!“

      „ ‚Herr und Meister‘, ‚Herr und Meister‘, das hör ich von dir nun schon zum x-ten Mal.“ Samanta schüttelte genervt den Kopf. „Jetzt sag doch, wer ist denn eigentlich euer berühmter