Die Katzenklappe. Titi O. Sunt. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Titi O. Sunt
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Биографии и Мемуары
Год издания: 0
isbn: 9783347105454
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im Autohaus. Morgen früh findet sie sicher die nette Angestellte und nimmt sie zu sich mit nach Hause.«

      Das ging gar nicht. Knallhart abgelehnt! Ich würde mich doch nicht zwischen einer wild gewordenen Meute herumreichen lassen und darauf warten, dass irgendjemand Erbarmen mit mir hätte und mich mitnehmen würde. Abgelehnt!

      Ich kuschelte mich immer enger an David. Ich war grenzenlos darüber enttäuscht, dass keiner etwas mit mir anzufangen wusste. Während Davids und Lenas Wortgefecht blinzelte ich zwar immer wieder abwechselnd zum einem und dann wieder zum anderen hoch, doch es schien zwecklos. Ich presste meine Augenlider ganz fest zusammen. Mein Unsichtbarmachen funktionierte nicht ewig. Irgendwann musste ich den geschützten Bereich wieder verlassen.

      Keiner sagte ein Wort. Max drehte das Licht ab, fuhr davon und ich stiefelte meinem Beschützer hinterher in Richtung Auto. Lena nahm eilig auf dem Fahrersitz Platz. David setzte sich daneben und beugte sich zu mir hinunter auf den Boden. Mit zittriger Stimme flüsterte er mir zu: »Dies ist deine Chance! Entweder du hast Vertrauen zu mir und springst jetzt ins Auto oder du bleibst hier allein zurück.«

      Schnell überlegte ich, wo ich das Wort »Vertrauen« schon mal gehört hatte. Na klar, schoss es mir ein. Mamas zweite Grundregel.

      Ja, ich vertraue dir!

      Ich hechtete ins Auto, der Schlüssel wurde gedreht und schon fuhren wir los.

      Ein neuer aufregender Lebensabschnitt begann.

      Die von heißen musikalischen Rhythmen begleitete Fahrt endete vor einem dreistöckigen Wohnblock. David griff zum Türgriff, schmunzelte mich an und machte eine kurze, aber aussagekräftige Ansage: »So, du kleine Katze, es ist ganz einfach. Du hüpfst jetzt hinaus und wartest auf mich direkt neben der Autotür. Dann gehen wir alle gemeinsam in Lenas Wohnung in der dritten Etage.«

      Schnell blickte ich seitlich zu Lena hoch, die nur ungläubig mit den Achseln zuckte, dann hastig aus dem Wagen flüchtete und noch schneller zum ungefähr dreißig Meter entfernten Hauseingang sprintete.

      Ich ließ mich von ihrem Verhalten nicht aus der Ruhe bringen, sondern folgte wohlerzogen den männlichen Anweisungen. Leichtfüßig hüpfte ich mit einem Satz ins Freie und wartete an der vereinbarten Stelle.

      Ich musste lange warten. Es dauerte, bis David endlich etwas umständlich aus dem Zweisitzer herauskroch und wir über den Parkplatz zu Lena schlendern konnten.

      Der große Mann und sein kleines Auto – ich amüsierte mich über sein ungewöhnliches Ausstiegsszenario. Ich beobachtete Lena, die ungeduldig an der Eingangstür mit ihren Beinen hin und her zappelte und unseren Marsch äußerst kritisch beäugte.

      In trauter Dreisamkeit flanierten wir über den menschenleeren, langen Hauskorridor. Vorbei an den Wohnungsschildern der Müllers und Schmidts und zu meinem Erstaunen auch vorüber am Lift. Wir nahmen die Treppe.

      Natürlich wunderte ich mich über diese nächtliche körperliche Ertüchtigung, doch es schien, als wäre es immer so.

      Ich hopste, so als würde es mir gar nichts ausmachen, beschwingt hinter den beiden her. Natürlich wunderte sich Lena, die ständig zu mir nach hinten blickte, dass ich noch immer da war. Und David wunderte sich, dass Lena sich wunderte, dass ich noch immer da war. Aufgrund dieser allgemeinen Verwunderung verging das Hochsteigen wie im Fluge und wir kamen alle mit unterschiedlichem Gesichtsausdruck bei der Wohnungstüre an.

      Lena war gestresst.

      David siegesbewusst.

      Und ich, ich war einfach nur glücklich.

      Obwohl mir die Augen von dem actionreichen Tag bereits zufielen, verzichtete ich nicht auf eine ausgedehnte Inspektion der Wohnung. Zu meinem Entzücken erspähte ich gleich ein paar gemütliche Plätzchen für mich. Auch die Terrasse blieb mir nicht verborgen. Klar, dass ich da sofort rauswollte, und noch klarer war, dass mir David die Tür auch prompt öffnete. Begeistert watete ich durch die dort befindlichen Wasserpfützen. Als ich mir jedoch ein Hatschi nicht mehr verkneifen konnte, war meine Freiluftexpedition wieder zu Ende.

      David hob mich schnell hob und setzte mich fürsorglich auf dem kuscheligen Wohnzimmerteppich ab. Mit Sicherheit waren meine Pelzstiefel nicht klitschnass, sondern nur tröpfchenweise feucht. David blieb trotzdem ein strafender, echt krasser Blick von Lena nicht erspart. Aber ich, ich fand alles hier großartig.

      Nur ein klitzekleines Problem tat sich während meines Rundgangs dennoch auf. Nirgendwo konnte ich ein Katzenklo ausfindig machen. Diesen Missstand wollte ich noch mal durchgehen lassen.

      Ich entschied mich, bis zum nächsten Morgen durchzuhalten.

      Plötzlich verließ David die Wohnung und ließ Lena und mich – ziemlich doof aus der Wäsche blickend – im Vorraum stehend zurück. Mich mit entsetzt weit aufgerissenen Augen und Lena mit einem geöffneten Mund. Sie wollte gerade etwas sagen.

      Da stand ich nun mit ihr. Und wie es Frauen eben machen, begutachteten wir uns aus sicherer Entfernung. Mein Blick schweifte von ihren australischen Lammfell-Boots über die etwas abgewetzt wirkende Stretch-Jeans hinauf zu den glatten, schwarzen Haaren, die über ihre hellgraue Kapuzenjacke hingen, und blieb schlussendlich bei ihren Sommersprossen hängen. Der bräunliche Pigmentregen in ihrem Gesicht sah eigentlich nett aus. Doch ich blieb lieber skeptisch, denn die aufeinander gepressten Lippen sahen wiederum gar nicht nett aus.

      Wahrscheinlich war sie aber nur ein Katzenneuling und wusste einfach nicht, was sie mit mir jetzt anfangen sollte! Rasch beschwichtigte ich meinen ersten Eindruck. Dabei wären meine Wünsche so leicht zu erraten gewesen.

      Ich bräuchte nur eine Kleinigkeit. Besser gesagt etwas Großes aus ihrer prall gefüllten Tankstellentüte. Danach würde ich mich auch schon zu einem gemütlichen Nickerchen aufs Sofa zurückziehen.

      Mit gesenktem Blick und unsicher wirkend schlich Lena in die Wohn-Essküche und zauberte nach langem Suchen, endlich das erste Mal lächelnd, drei gleiche weiße, tiefe Suppenschüsseln hervor. In die erste kippte sie schließlich den kompletten Doseninhalt einer geleeartigen Huhn-Gemüse-Masse und hielt mir anschließend das befüllte Porzellan zur Riechprobe unter die Nase.

      Yippie, Yippie, Yeah!

      Ich jubelte enthusiastisch beim Geruch des Menüs und leckte noch schnell mit der Zunge über meine Lippen, bevor ich auch schon mein kleines Gesicht in der Schüssel vergrub. Ich genoss das Fünf-Sterne-Mahl in vollem Umfang. Trotz Gier habe ich nicht vergessen, ihr zu danken. Ich blickte während meiner Mahlzeit immer wieder zufrieden hoch, um ihr zu zeigen, dass ich ihr die gelungene Auswahl hoch anrechnete. Obwohl ich ehrlicherweise zugeben musste, dass ich in meiner körperlichen Situation sogar einen alten Stiefel gegessen hätte. Mittlerweile war auch schon die zweite Schüssel mit Trockenfutter bis an den Rand gefüllt. In die letzte war Katzenmilch gegossen worden.

      Was für ein Schlachtschmaus!

      Ich kämpfte mich von Napf zu Napf.

      Nur die Dauerbeobachtung nervte.

      Glücklich satt, aber dennoch auf der Hut, drehte ich mich von den fast leeren Schüsseln weg. Was würde jetzt passieren? Wie man an meinem fetten Bauch sehen konnte, wollte ich mich gerne auf eines der kuscheligen Polstermöbel zurückziehen.

      Doch da sah ich es schon!

      Lena saß beim Esstisch und hatte ein dünnes, ungemütlich aussehendes, kleines Stofftuch auf den noch unbequemer aussehenden, gläsernen Tisch gelegt und starrte mich auffordernd an. Was soll´s!

      Ich schnaufte dreimal tief durch und sprang auf ein zwar nett gemeintes, aber unglaublich kratziges, bereitgelegtes Nichts. Mein Not-amused-Gesichtsausdruck blieb ihr nicht verborgen. Prompt huschte sie in Richtung Sofa los, schnappte sich eine dort liegende dicke Wolldecke, hob mich kurzerhand vom Kratzteil runter und legte die neu gebrachte, haarige Textilie darauf. Ich kuschelte mich sofort – diesmal very amused – darauf ein.

      Entspannt döste ich vor mich hin und erlebte nebenbei Lenas Wechselbad der Gefühle. Es war zweifellos jede Stimmungsschwankung dabei. Von himmelhoch jauchzend über außer Rand und Band verrückt bis hin zu kraftlos