Gemordet wird in langen Sommernächten: Krimi-Lesefutter Thriller Paket. A. F. Morland. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: A. F. Morland
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Зарубежные детективы
Год издания: 0
isbn: 9783745212730
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zog sich einen Morgenmantel über und öffnete die Tür.

      »FBI«, sagte einer der beiden Beamten und zückte seine Dienstmarke.

      Jetzt erschrak Cord. Das FBI würde ihm sicher nicht den Tod seines Vaters mitteilen wollen. Um Zeit zu gewinnen, ließ er sich die Dienstausweise zeigen, bevor er die Männer in sein Apartment ließ. »Was kann ich für Sie tun, Mr. Caravaggio und Mr. Medina?«

      Der große, breitschultrige Beamte musterte ihn ohne eine Miene zu verziehen. Der andere kleiner, schwarzhaarig und in einem bemerkenswert eleganten Anzug sah sich ungeniert in dem großen Raum um.

      Als er Cords Videorekorder entdeckte, bückte er sich, holte eine Kassette aus der Innentasche seines Jacketts und schob sie in den Recorder.

      »Zunächst mal tun Sie am besten mal was für sich, Mr. Cord.« Der Große, Flachsblonde deutete auf das Handy, das auf einem Tisch lag. »Rufen Sie Ihren Anwalt an.« Dann klärte er ihn über seine Rechte auf.

      Silvester Cord verstand die Welt nicht mehr. Oder besser: Er wollte sie nicht mehr verstehen.

      Auf dem Bildschirm erschien ein Gesicht, dass er ungefähr 50 Mal am Tag in irgendeinem Spiegel kontrollierte - sein eigenes. Und der Mund in seinem eigenen Gesicht bewegte sich. Und sagte: »Ich will, dass Sie meinen Vater aus dem Weg räumen. Samt seiner Freundin. Und es muss wie ein Unfall aussehen. So wie bei Bob Erikson...«

      Ungläubig wanderte sein Blick zwischen dem Bildschirm, dem Handy und den FBI-Männern hin und her. Sein Großhirn begann Karussell zu fahren.

      Und Hunderte von Gedanken und Bildern sprangen auf.

      Das kann doch nicht sein, dachte Cord. Erst die Millionen futsch, und jetzt wollen sie mir noch einen Strick drehen aus dem Gespräch mit dieser Frau. Aus diesem harmlosen Gespräch...

      »Das war nicht ernst gemeint, glauben Sie mir«, stammelte Cord. Das Parkett unter seinen nackten Fußsohlen schien zu schwanken.

      »Auf welche Weise soll Ihr Vater sterben, Mr. Cord?«, fragte der Blonde ungerührt.

      Cord starrte ihn mit offenem Mund an. An seinen Unterschenkeln spürte er einen kalten Luftzug. Die Balkontür war noch offen.

      Er drehte sich langsam um, ging auf seine Schrankbar zu und goss sich einen Whisky ein.

      Der blonde FBI-Mann stand jetzt fünf Schritte entfernt von ihm. Der andere hockte immer noch neben dem Videorekorder. Die Balkontür war zwei Schritte entfernt.

      Cord trank den Whisky langsam. Schlückchen für Schlückchen, dachte sein außer Rand und Band geratenes Hirn. Er trank ihn mit dem Gefühl, etwas Grundlegendes verkehrt gemacht zu haben in seinem Leben.

      Und er trank ihn mit dem Gefühl, dass es sein letzter Whisky sein würde.

      Dann plötzlich - sprang er vor!

      Mit drei Schritten war er an der Balkonbrüstung.

      Drei Sekunden später schlug er auf dem Bürgersteig auf.

      35

      Wir ließen die Wagentüren offen stehen und rannten über den Pier. Schiff für Schiff suchten wir nach Menschen ab. Um diese Zeit - es dämmerte gerade - war hier noch nichts los.

      Auf einer großen Hochseeyacht entdeckten wir aber endlich einen älteren Mann und eine wesentlich jüngere Frau. Sie lösten gerade die Haltetaue.

      Atemlos blieben wir vor dem Schiff stehen. Ich hatte in dem ganzen letzten halben Jahr nicht so viele Sprints hingelegt wie in dieser Nacht. »Sind Sie Hamilton Cord?«

      Der Mann zog seine buschigen weißen Augenbrauen zusammen und nickte. Mit dem weißen Schnurrbart erinnerte er mich an einen US-General aus der Zeit der Indianerkriege.

      »Trevellian, FBI.« Ich zückte meine Dienstmarke. »Sie sind in Lebensgefahr!«

      Einen Augenblick lang erwartete ich, er würde mir einen Vogel zeigen, den Eindruck machte er zuerst auf mich.

      »Wie meinen Sie das?«, fragte dann aber die Frau an seiner Seite.

      Ich sparte mir lange Vorreden und kam gleich zur Sache. Dieser Mann brauchte harte Fakten. »Wir haben Beweise dafür, dass Ihr Sohn eine Killergesellschaft beauftragt hat, Sie beide zu beseitigen.«

      Man konnte sehen, wie er zusammensackte. Er ließ das Tau einfach fallen, dann schleppte er sich zum Heck der Yacht, dort hockte er sich auf die Planken und zündete sich einen Zigarillo an.

      Die Frau befestigte das Tau wieder. »Glauben Sie mir, dass ich Angst vor so etwas hatte?« Sie war leichenblass. Besorgt sah sie sich nach Cord um. »Es muss ihn furchtbar treffen. Gestern Abend erst hatte er sich entschieden, Silvester aus der Patsche zu helfen.«

      Wir wussten noch nicht, auf welche Weise man den Tod der beiden arrangieren wollte. Aber eine einsame Yacht auf hoher See erschien uns doch eine geradezu verlockende Gelegenheit für berufsmäßige Killer zu sein.

      Wir ließen Sprengstoffspezialisten kommen. Sie fanden nicht, was sie suchten.

      Dafür aber etwas anderes, und das war mindestens so gefährlich wie eine Bombe: Zwei bewaffnete Männer, die sich in dem kleinen Laderaum der Yacht versteckt hatten.

      Sie ergaben sich widerstandslos.

      36

      In den folgenden Wochen wollte die Arbeit kein Ende nehmen: Die Videobänder mussten ausgewertet werden, über zwanzig Verhaftungen mussten vorbereitet und durchgeführt werden - die Hälfte davon stadtbekannte Männer und Frauen, die das Killerunternehmen beauftragt hatten. Die andere Hälfte Handlanger jener Frau, der ich auf dem Dach des Lexington begegnet war. Sie stellte sich schnell als Kopf der Bande heraus.

      Ein halbes Jahr später - Milo und ich saßen in einem Bistro in TriBeCa - fand ich ihr Foto im Stadtteil der New York Times. Es war im Gerichtssaal auf genommen worden und zeigte sie im Rollstuhl neben ihrem Anwalt. Die Geschworenen schickten sie für den Rest ihres Lebens hinter Gitter.

      »Hier«, sagte ich zu Milo, »die Frucht unserer Mühen.«Tatsächlich erfüllte mich tiefe Befriedigung, dieses gnadenlose Biest im Zuchthaus zu wissen.

      Milo las aufmerksam den Artikel. »Hast du gelesen? Dieser Newby ist acht Wochen nach seinem U-Bahn-Crash an den Unfallfolgen gestorben.«

      »Schade«, antwortete ich, »ich hätte ihn gern vor Gericht gesehen.«

      Milo gab mir die Zeitung zurück. Ich betrachtete die Frau im Rollstuhl.

      »Ich glaub, ich hab dir nie erzählt, dass diese Lady dir damals auf dem Hoteldach um ein Haar zu einem neuen Partner verholten hätte.«

      Milo sah mich erschrocken an.

      »Ein junger Cop hat deinen Job gemacht«, sagte ich. »War sein erster Einsatz.«

      »Zeig ihn mir gelegentlich«, bat Milo. »Den Mann muss ich zu einem Drink einladen.«

      Ich lachte und schlug ihm auf den Rücken.

      In dem Moment vibrierte das Handy neben meiner Tasse. Unser Chef war dran... Aber das ist eine andere Geschichte.

      ENDE

      Auch Killer können weinen

       Krimi von A. F. Morland

      Der Umfang dieses Buchs entspricht 124 Taschenbuchseiten.

       Neunhundertfünfzig Riesen sind aus einer Privatbank geraubt worden. Zehn Prozent soll der bekommen, der sie wieder herbeischafft. Privatdetektiv Biff Calder und seine Kollegen möchten sich diese Prämie gerne verdienen, aber außer ihnen sind auch noch andere hinter den Ganoven her. Bald gibt es die ersten Toten.