Gemordet wird in langen Sommernächten: Krimi-Lesefutter Thriller Paket. A. F. Morland. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: A. F. Morland
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Зарубежные детективы
Год издания: 0
isbn: 9783745212730
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      27

      »Wir sitzen in der Scheiße, Chefin.« Die Hand, mit der Marilyn das Handy hielt, zitterte.

      »Ich auch. Seht zu, wie ihr eure Haut rettet.«

      Howard hielt die dicht im hinteren Teil des Busses zusammengedrängten Fahrgäste mit einer Uzi in Schach. Auf seinem kahlen Schädel glänzten Schweißperlen.

      »Wir kommen ins Lexington. Sie müssen einen unserer Leute mit einem Helikopter...«

      »Seid ihr wahnsinnig geworden?«, schrie die Frauenstimme aus dem Handy. »Dann fliegt doch alles auf!«

      Howard riss Marilyn das Gerät aus der Hand. »Wie sollen wir denn aus dieser verdammten Stadt herauskommen?«, brüllte er.

      Die Fahrgäste starrten ängstlich auf seine Maschinenpistole. Keiner wagte sich zu rühren. Die Gesichter schienen alle aus weißem Marmor zu sein.

      »An jeder Ecke steht doch ein schwer bewaffneter Bulle!«, schrie er weiter. »Sie lassen einen Hubschrauber auf dem Hoteldach landen. Wir kommen jetzt! Ende!« Er brach die Verbindung ab.

      »Hört zu, ihr lausigen Figuren!«, brüllte er die Fahrgäste an. »Wer auch nur eine falsche Bewegung macht, ist erledigt! Klar?«

      Einige der Leute nickten erschrocken.

      Howard winkte mit der Waffe zu dem Busfahrer, der zusammengesunken auf dem Fahrersitz hockte. »Los jetzt!«

      Er und Marilyn hockten sich auf den Boden, um eventuellen Scharfschützen kein Ziel zu bieten. Marilyn hielt mit zitternder Hand die Waffe auf den Busfahrer gerichtet. Der startete das Fahrzeug.

      »Wohin?«

      »Lexington Hotel.«

      28

      »Er fährt los.« Clive sah auf seine Uhr. »Pünktlich zum Ende des Ultimatums.«

      »Wir hängen uns an sie.« Milo zog mich zum Sportwagen. Wir hatten Vanhouven der City Police übergeben. Sie würden ihn in der Federal Plaza abliefern.

      Jo kam auf uns zu. Er winkte mit einem Notizbuch.

      »Kate und ich haben uns das Notizbuch in einem Schnelldurchgang mal durchgeschaut. Der Tote heißt Sam Lingall. Einige Nummern gehören zu einem Seniorenheim in Greenwich. Wir haben recherchiert der Mann hat dort vor einiger Zeit eine Hausmeisterstelle angetreten. Und dann diese Nummer hier...« Er reichte mir das Buch und deutete auf eine dick unterstrichene Zahlenreihe. »Das ist die Zentrale des Lexington Hotels. Und dieser Schuppen gehört der gleichen Frau wie das Altenheim. Einer gewissen Modeste Goldberg. Soll eine ziemlich bekannte Lady sein in der Upper Class unseres Städtchens.«

      »Dann schickt doch gleich mal ein paar Leute los. Eine Gruppe in dieses Heim, die andere in das Hotel.«

      Ich ließ mich auf den Fahrersitz meines Sportwagens fallen und startete. Wir folgten dem Bus in gebührendem Abstand.

      Nach fünf Minuten bog er in Richtung Westen in eine der Querstraßen ein. Vor einem zwanzigstöckigen Hochhaus aus den zwanziger Jahren stoppte er. Treppenaufgang und Glasfront des Eingangsbereichs waren hell erleuchtet.

      »Ein Hotel«, sagte ich.

      »Nicht schlecht beobachtet.« Milo sah mich an. »Und nun die Preisfrage: Wie heißt der Schuppen?«

      Ich sah mir die Leuchtreklame senkrecht entlang der Hauswand an. Lexington Hotel, glühte es dort blau über fünf Stockwerke hinweg.

      Wir sprangen aus dem Wagen.

      Da geschah es!

      Eine Maschinenpistole ratterte los. Glas splitterte.

      Wir warfen uns auf die Straße, zogen noch im Fallen unsere Revolver.

      »Sie stürmen ins Hotel!«, rief Milo.

      Ich wagte mich aus der Deckung.

      Tatsächlich! Hinter dem menschlichen Schutzschild von etwa einem halben Dutzend Geiseln hasteten die beiden Killer die Treppe hoch und verschwanden im Eingangsbereich.

      Milo gab die Neuigkeit an die anderen durch. Ich sah die zersplitterte Windschutzscheibe meines Sportwagens. Das passte zu diesem verteufelten Tag! Es würde Wochen dauern, bis ich eine neue Scheibe für meinen Wagen bekommen würde.

      Ja, das passte wie die Faust aufs Auge!

      »Hinterher!«, schrie ich und spurtete los.

      29

      Modeste Goldberg war in ihrem Leben noch nicht oft in der Sackgasse gewesen. Genau genommen nur zweimal. Das erste Mal an dem Tag, an dem sie durch die Abschlussprüfung der Highschool gefallen war. Sie war knapp 18 und traute sich nicht nach Hause, weil dort ihr prügelnder Vater, der nach außen hin den Saubermann mit Diplomatenstatus spielte, auf sie wartete. Zitternd vor Angst hatte sie sich zwei Tage und zwei Nächte in den U-Bahnschächten von Tokio versteckt.

      Dann war sie eines Abends in ihr eigenes Elternhaus eingebrochen, hatte alles Bargeld, sämtlichen Schmuck und eine Waffe ihres Vaters gestohlen und sich am nächsten Tag in die Staaten ein geschifft.

      Das zweite Mal, zwölf Jahre später, hatte ihr Mann - ihr ehemaliger Mann - sie mit dem Chauffeur erwischt. Er wollte die Scheidung einreichen, und das wäre ihr Ruin gewesen. Denn acht Millionen sind nicht wenig. Ohne einen Pfennig hätte sie dagestanden.

      Sie hatte einen Killer engagiert. Der wollte zwar 100.000, hatte seine Sache aber gut gemacht. Sie hatte den Killer damals mit einem anonymen Grabplatz belohnt, weil ihr 100.000 zu teuer waren.

      Damals, also vor knapp zwölf Jahren, wurde auch die Idee dieses speziellen Services geboren, den sie nun seit etwa vier Jahren in Manhattan anbot. Eine geniale Idee, wie Modeste Goldberg fand.

      Diese Gedanken gingen ihr durch den Kopf, während sie von Greenwich ins Lexington fuhr. Und als sie sich an diese verdammt harten Zeiten ihres Lebens erinnerte, spürte sie, wie sich die Angst aus ihren Knochen zurückzog.

      Sie würde auch aus dieser Sackgasse einen Ausweg finden. Ohne Zweifel, das würde sie so wahr sie Modeste Goldberg hieß.

      Sie parkte ihren Cadillac in der Tiefgarage des Hotels und holte den Aufzug. Sie machte sich keine Illusionen: Newby, dieser perverse Schwachkopf, würde seine Drohung wahr machen und mit einem Bus voller Geiseln vor dem Hotel halten.

      Die Idee mit dem Helikopter hatte sie schon vor ihm gehabt. Aus dem Seniorenheim noch hatte sie einen Piloten informiert. Einen ihrer Liebhaber, mit dem sie schon seit einem Jahr schlief.

      Der Aufzug kam, sie stieg ein und drückte den Knopf für das sechste Stockwerk.

      Ein paar hundert Meilen Richtung Kuba besaß sie eine Insel, von der kaum jemand etwas wusste. Nicht mal die Finanzbehörde. Dorthin würde sie sich bringen lassen. Und sie würde Marilyn und Howard einladen, mit ihr zu fliegen, ja.

      Aber oben, auf dem Flachdach, wo sie einen Hubschrauberlandeplatz hatte anlegen lassen, dort oben spätestens würde sie die beiden wieder ausladen. Mit einigen Kugeln.

      Sie gelangte in ihre Suite und ließ Gordoner kommen, den inoffiziellen Empfangschef. Marilyn, diese naive Nymphomanin, hatte den Job nur zum Schein gemacht.

      Der Mann trat ein. Er trug einen schneeweißen Anzug. Fragend schaute er sie an.

      »Räumen Sie den Tresor aus, und schaffen Sie das ganze Zeug aufs Dach!«, befahl sie.

      »Aufs Dach, Madame?« Er war verdutzt.

      »Sind Sie schwerhörig?« Ihre Nerven flatterten. Sie riss sich zusammen. »Pardon, Gordoner. Ja, aufs Dach. Ich befürchte eine Hausdurchsuchung und habe einen Hubschrauber bestellt. Nehmen Sie den großen Aluminiumkoffer.«

      Bewusst ließ sie den Mann im Unklaren