Western Ferien Sammelban 9018 - 9 Romane um Gunfighter und Helden. Pete Hackett. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Pete Hackett
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Вестерны
Год издания: 0
isbn: 9783745212570
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sie gerade einen Mann, der sich auf den Absätzen umdrehte und in einer Gasse verschwinden wollte. Er sah nicht so zerlumpt aus wie sie selbst, und er hatte die Post betreten wollen, als er die Plünderer sah und ihre Absicht ahnte.

      Die Campesinos liefen drohend hinter dem Flüchtenden her und holten ihn auch mühelos ein. Der Zwang und die Furcht verliehen ihnen eine überraschende Schnelligkeit. Zwei Mann packten den Überfallenen, während die anderen seine Taschen durchsuchten.

      Sie fanden eine Uhr und ein paar Dollar, die sie an sich nahmen. Bei all dem Unglück war der Mann noch heilfroh, dass die verwegenen Burschen ihn wenigstens am Leben ließen.

      Die mexikanischen Bauern warfen ihre letzten Hemmungen ab. Der Erfolg zeigte ihnen, dass es so leicht war wie immer. Gewaltsam verdrängten sie das Bewusstsein, etwas Unrechtes zu tun, und sie gaben sich der Hoffnung hin, dass dies nun wirklich das letzte Mal sein würde. Sie mussten diesem Hook nur ihren guten Willen zeigen, dann würde er sich hoffentlich zufriedengeben und sie in Ruhe lassen.

      Sie entdeckten auf der Straße niemanden mehr und drangen jetzt gewaltsam in die Häuser ein, wo sie jeden Widerstand im Keim erstickten und ihre Knüppel tanzen ließen, falls doch jemand auf den Gedanken verfiel, seine armseligen Dollar behalten zu wollen.

      Maxwell Hook und Henry Carter hatten ihren Beobachtungsposten nicht verlassen. Mit gemischten Gefühlen verfolgten sie die anfänglichen Aktionen der Campesinos, aber schon bald hellte sich Hooks Miene auf.

      „Die kleinen Schweine sind gar nicht schlecht“, sagte er erfreut. „Die stellen sich sogar verdammt gut an. Die hat uns der Himmel geschickt, damit wir sie in die Hölle jagen können.“

      „Du willst sie also tatsächlich für den Waffentransport benutzen?“, erkundigte sich Henry Carter. Seine großen Fleischhauerhände zuckten. Anscheinend tat es ihm leid, dass er dort unten nicht mitmischen durfte.

      Maxwell Hook nickte versonnen, während er seinen Blick nicht von den Häusern Ajo Coppers und den dazwischen wütenden Mexikanern wandte.

      „Bis jetzt war ich mir noch nicht sicher. Aber jetzt steht es fest. Diese Halunken können wir ausgezeichnet gebrauchen. Das Grenzgebiet ist voller Gefahren, und wir wären schön dumm, wollten wir uns denen selbst aussetzen. Mit den Campesinos wird das Ganze ein Kinderspiel, das wirst du sehen.“

      Henry Carter wusste, dass der Boss meistens recht hatte, und er wünschte es auch diesmal, denn es war gar nicht lustig, in einen Kugelhagel der Aufständischen zu geraten, aber dass ausgerechnet die harmlosen Bauerntrottel das Geheimrezept sein sollten, wollte ihm nicht in seinen zum Denken falsch konstruierten Kopf.

      „Bis jetzt war es immer noch am besten, wenn wir uns auf uns selbst verlassen haben“, sagte er zweifelnd. „Diese Tölpel sind doch viel zu ungeschickt. Wir haben ja gesehen, wie leicht sie sich von uns überrumpeln ließen.“

      „Darum geht es hier nicht, Henry. Ich verlange von ihnen nicht, dass sie besonders raffiniert sind und geschickte Pläne entwickeln. Ich will nur, dass sie aufs Wort parieren, und zwar aufs erste Wort. Wenn ich mich darauf verlassen kann, haben wir gewonnen. Sie brauchen ja nicht zu wissen, um was es eigentlich geht. Dieser kleine Fischzug hier ist nur ein Test für den späteren Ernstfall, und ich glaube, dass er ganz gut verläuft.“

      „Mir ist nun mal nicht wohl, wenn wir einen Haufen Weiber und plärrende Kinder mitschleppen müssen“, sagte der andere.

      „Gerade das ist unser Vorteil. Würdest du etwa bei einem solch harmlos wirkenden Haufen eine hochexplosive Ladung vermuten?“

      „Das wohl nicht. Aber ...“

      „Na also! Und so geht es allen anderen auch. Und wenn doch jemand misstrauisch wird, hat jeder von uns drei oder vier Mexikaner, die die Kugeln für ihn auffangen.“

      Jetzt grinste auch Henry Carter vergnügt. Die Vorstellung, dass die ahnungslosen Narren ihre hohlen Köpfe für ihn hinhalten würden, gefiel ihm außerordentlich. Er hoffte, dass es endlich soweit sein würde und sie die angekündigten Waffen übernehmen konnten.

      Die Campesinos kehrten nach einer Weile zurück. Sie wirkten elend und krank. Aber es war keine körperliche Krankheit, die sie quälte. Jetzt, nachdem alles vorbei war, hielt der Kummer über das, was sie zu tun gezwungen wurden, wieder Einzug. Sie waren keine freien Mexikaner mehr. Sie fühlten sich nur noch als Werkzeuge von Banditen, und sie wussten, dass man sie selbst wie Banditen behandeln würde, wenn man sie aufgriff. Niemand würde ihnen glauben, dass sie diese Verbrechen nicht freiwillig ausübten. Tiefer als sie konnte man nicht mehr sinken. Was würden ihre Kinder einmal von ihnen denken, wenn sie alt genug waren, darüber zu urteilen? Oder würden die Kleinen gar nicht so alt werden?

      Die beiden finsteren Männer erwarteten sie und streckten verlangend ihre Hände aus. Die Mexikaner leerten ihre Taschen bis auf den letzten Dollar und den letzten erbeuteten Ring. Maxwell Hook war überrascht, wenn er das auch nicht zeigte. Mit so viel hatte er nicht gerechnet. Die Burschen hatten sich wirklich Mühe gegeben, das Geld aus der ärmlichen Stadt herauszupressen. Mehr konnte er beim besten Willen nicht verlangen.

      Er ließ Henry Carter die Taschen der Campesinos durchsuchen. Kein einziger hatte versucht, eine Münze für sich zu behalten. Ihre Angst war zu groß. Sie würden auch in Zukunft gehorchen. Der Test war besser gelaufen, als er hatte annehmen dürfen. Jetzt konnten sie zum entscheidenden Schlag ausholen.

      14

      Wir waren den Rest der Nacht durchgeritten und auch noch bis zum Vormittag des folgenden Tages. Insgeheim hatten wir auf ein Wunder gehofft, dass uns den abgedampften Zug einholen lassen würde. Aber die einzige Lok, die uns in den Morgenstunden begegnete, fuhr in die verkehrte Richtung. Sie war unterwegs, um die liegengebliebenen Passagierwaggons abzuholen, die die Strecke blockierten. Wir wussten nicht, wozu sich Buz Sherlock inzwischen entschlossen hatte. Ich traute ihm zu, dass er versuchte, so laut wie möglich bis nach Washington zu schreien, dass zwei aufmüpfige Halunken seine Mission zum Scheitern gebracht hätten. Dieser gewaltige Wortheld schien immer dann, wenn es ans Handeln ging, nicht der Schnellste zu sein. Nur aus diesem Grund waren die Banditen wahrscheinlich aus allen Wolken gefallen, als sie feststellen mussten, dass sich jemand für ihr Treiben interessierte.

      Es gelang uns schließlich doch noch, den Zug einzuholen. Leider stand er da bereits still, und das schon seit geraumer Zeit. Die kleine Station, an der er hielt, hieß Mohawk. Es war eigentlich nur ein Haltepunkt. Früher hatte man in Mohawk nach Silber geschürft und wohl auch beträchtliche Mengen gefördert, doch diese Zeit war längst vorbei. Jetzt waren höchstens noch die Hälfte aller Häuser in dem kleinen Ort bewohnt. Die übrigen waren verlassen, ausgeplündert und begannen langsam zu verfallen.

      Die Packwaggons standen friedlich auf dem Gleis. Eine Handvoll erregter Männer krümmten immer wieder ihre Rücken und gestikulierten wild mit den Armen, als wir sie erreichten.

      „Es ist ganz einfach nicht zu begreifen“, hörten wir einen sagen. Er gehörte anscheinend zum Bahnpersonal, denn er trug eine ähnliche Uniform wie unser Freund in Phoenix, der sich so sehr über unser zu spätes Erscheinen aufgeregt hatte und es lieber gesehen hätte, wenn wir wieder umgekehrt wären.

      „Dabei gehören diese Kupplungen zu dem Modernsten, was es momentan gibt“, ergänzte ein anderer. „Die Konstruktion ist ganz neu und besonders darauf ausgelegt, dass sie sich während der Fahrt nicht lösen kann.“

      „Das ist ja bis jetzt auch noch nie passiert“, sagte der erste. „Davon hätten wir doch gehört. Es kann höchstens sein, dass die in Phoenix wieder mal Mist gebaut haben. Bei denen muss ja alles schnell gehen, dabei haben die stundenlang Zeit, um alles zu kontrollieren und ordnungsgemäß durchzuführen.“

      „In einer größeren Station fühlen sich die Leute eben wie der Bahnpräsident selbst. Die denken, sie können sich alles erlauben, und wir Kleinen dürfen es dann wieder geradebiegen.“

      „Vielleicht ist die Verankerung aber doch nicht so zuverlässig, wie immer behauptet wird“, meldete sich ein dritter. „Hier geht es doch nur ums