Schwabinger G'schichten. RAMSES III. (Wolfgang Kramer). Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: RAMSES III. (Wolfgang Kramer)
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Сделай Сам
Год издания: 0
isbn: 9783748211976
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er ist bekannt als Weinkenner und Händler antiker Weine.

      Jedenfalls konnte Walter Nowak den Namen nicht ohne weiteres verwenden, er musste sogar Lizenzgebühren dafür zahlen.

      Ich erinnerte mich, dass ich schon früher einmal in dem Laden war, bevor er zum "Schwabinchen" wurde. Da hieß die Kneipe noch "Lilo's Leierkasten". Nicht zu verwechseln mit dem Puff "Leierkasten" an der Ingolstädter Strasse, der wurde erst später eröffnet.

      Aber nichtsdestotrotz war es eine sehr finstere Kneipe. Die Innenbeleuchtung bestand aus ein paar wenigen Kerzen, und man saß auf Bierträgern und Weinkisten und trank Bier aus der Flasche. Es lungerten dunkle Gestalten herum, was vielleicht auch durch die spärliche Illumination vermittelt wurde. Jedenfalls war ich nur wenige Male dort, es war mir in meinem unverdorbenen zarten Alter einfach zu unheimlich. Aber, wie ich später erfuhr, hatte der Laden sogar Kultcharakter.

      Der früher erwähnte "R.R.R." hatte mich im "Schwabinchen" eingeführt, und irgendwann sagte er zu Walter: "Hey, der Ramses kann auch singen und Gitarre spielen – lass ihn doch mal"!

      Gesagt – getan, Walter gefiel es, und so wurde es zur Tradition, dass ich, immer wenn ich da war, auf die Bühne musste. Das sollte meinen späteren Werdegang entscheidend beeinflussen.

      Hier lernte ich auch meine (bereits erwähnte) erste feste Freundin Inge kennen. Sie war Walters Bedienung.

      Nach und nach haben sich im "Schwabinchen" neben Walter Hobbymusiker ans Mikrofon gewagt, und das wurde zum Standard. Es wurde zur klassischen "Kleinkunstbühne". Gagen gab es damals noch keine, wir spielten alle nur zum Spaß, aber es wurden zumindest Drinks ausgegeben – wichtig!! Denn – ein Musiker, der nicht säuft, ist wie ein Motor, der nicht läuft!

      Da sang auch des Öfteren ein recht hübsches Mädel namens Gertrude Wirschinger! Kein Witz – sie hieß wirklich so. An eines ihrer Lieder kann ich mich noch gut erinnern, es war von Esther und Abi Ofarim und hieß, "Schatz, komm nach Haus, dein Mann der ist krank…". Ein etwas frivoles Lied, woraus ich glaubte, schließen zu können, sie wäre möglicherweise erotisch veranlagt. Ein Trugschluss – sie war eine Superzicke! Nachdem ich mich später aus dem "Schwabinchen" zurückgezogen hatte, habe ich sie auch nicht mehr gesehen.

      Aber eines Nachts, es war in Istanbul in einer Disco, wollte mir der DJ einen Gefallen tun, da er mitbekommen hatte, dass ich Deutscher war, und legte eine Platte für mich auf. Da mir seine Assoziation nicht klar war, fragte ich ihn, was er damit meinte, und er zeigte mir das Cover der LP. Ich war perplex – da war die Gertrude abgebildet! Tja, das ging total an mir vorbei – sie hieß inzwischen "Penny McLean" und sang den damals aktuellen Hit -"Lady Bump". Sie WAR Lady Bump - da schau her!

      Zu den alten Zeiten im "Schwabinchen" waren wir, meine Spezln und ich, noch ziemlich dümmlich spätpubertär in unseren Bemühungen, Medls anzumachen.

      In einem der Nebenräume des Ladens hing eine alte Pendeluhr mir eisernen Gewichten in der Form von Tannenzapfen. Und wir fanden es lustig oder sexy – oder so was, wenn wir einen davon in die Hosentasche steckten, und wenn man beim Tanzen Körperkontakt herstellte, drückten die Dinger natürlich der Partnerin im Schambereich. Wir waren so naiv zu glauben, sie würden dann mit dem Unterkörper zur Seite rutschen und somit genau an der "richtigen" Stelle landen. Wir Deppen!

      Es war auch die Zeit der "Flitzer". Diese zeigten sich pudelnackt in der Öffentlichkeit, und der einzige Grund dafür war eigentlich nur, Aufmerksamkeit zu erfahren.

      Dieser Trend kam – woher sonst - aus Amerika! Bei uns erfuhr der Trend um 2003 herum eine Renaissance bei Studenten als Protest gegen Sparmaßnahmen an Hochschulen.

      Von einem Flitzer blieb auch das "Schwabinchen" nicht verschont! Eines Abends, der Laden war rappelvoll, stürmte plötzlich ein komplett Nackter zur Eingangstür herein, rannte durchs ganze Lokal und schnurstracks zur Hintertür wieder raus.

      Da ich zu dieser Zeit ja gerade noch im Anfangsstadium war, meiner spießigen Erziehung zu entkommen, war ich aber doch noch nicht so weit, einfach darüber zu lachen! Im Gegenteil, ich war entsetzt und wartete darauf, dass der Typ noch mal kam.

      Einige Abende später kam er tatsächlich wieder – wie gehabt – pudelnackert! Und ich war schnell! Ich zog sofort meinen Gürtel aus dem Hosen bund und verfolgte ihn bis zur Hintertür, während ich ihm den Hintern versohlte. Lächerlich! Heute schäme ich mich geradezu dafür!

      Der Junge war einer von den "Gammlern", die für ein Bier so einiges tun würden, und er hatte wohl eine Wette abgeschlossen.

      Eines Abends kam ich an der Bar im "Schwabinchen" mit einem etwa gleichaltrigen Typen ins Gespräch. Sein Name war Maximilian, und irgendwie landeten wir beim Thema "Geldverdienen".

      Das war noch vor der Zeit, als ich mich endgültig für die Gastronomie entschied.

      Ich hatte immer ein offenes Ohr für lukrative Tätigkeit, und er erzählte mir begeistert von seiner Arbeit. Das war ein mir völlig unbekanntes Metier. Wie ich später erfuhr, wurde es in diesem Milieu "Heipfeln" genannt – Bettwäsche verkaufen an der Haustür – aber mit welcher Masche!

      Er zeigte mir sein Auftragsbuch und ich dachte, mir fallen die Augen aus dem Kopf, als ich sah, dass er im Schnitt ca. DM 2000(!) täglich verdiente. Ich wollte mich nicht überschätzen, und bescheiden, wie ich war, dachte ich, mir würden bereits DM 200 am Tag locker zur Zufriedenheit reichen.

      Da ich keine Ahnung hatte, wie die ganze Sache ab lief, lud er mich ein, ihn auf Verkaufsfahrt zu begleiten.

      Es war wirklich unglaublich! Der Max war ein Genie. Er trat auf wie ein ganz lieber, schüchterner, etwas unbeholfener, fingernagelkauender Bub, das war sein Trick!

      Obwohl die Methode unglaublich banal war und heutzutage ganz sicher sogar kriminell, verließ er kein einziges Haus, ohne einen Auftrag abgeschlossen zu haben. Das Prozedere war folgendermaßen: Die Firma, bei der die Bettwäsche bestellt werden musste, schrieb ein Preisausschreiben aus, und durch die Antwortkarten kam sie an die Adressen der potentiellen "Kunden". Der "Vertreter" bekam einen Packen dieser Karten aus einem bestimmten Gebiet und zog los. Es wurde an der Tür geklingelt, und die Bewohner wurden überrascht mit der Mitteilung, sie hätten beim Preisausschreiben gewonnen. Was sie noch nicht wussten, war, dass sie nur etwas gewonnen hatten, wenn auch ein gewisses Paket Wäsche gekauft wurde, zu total überhöhten Preisen natürlich – also eine richtige Abzockertour. Der sogenannte "Gewinn" waren ohnehin lediglich ein paar Waschlappen oder ähnliches. Aber das abzunehmende Paket kostete nicht unter DM 1000, und die Anzahlung von DM 150 musste sofort und in bar kassiert werden. Das war dann auch gleich die Provision.

      Der Abschuss war, als wir, irgendwo im Schwäbischen, in ein Bauernhaus kamen, wo die Bäuerin, die Dame des Hauses, krank im Bett lag. Er schaffte es tatsächlich bis ans Krankenbett und schwätzte der bedauernswerten Frau jede Menge Bettwäsche auf, obwohl sie eine riesige Schrankwand voll damit hatte. Die Gute musste sogar noch ein Familienmitglied zur Bank schicken, um Geld zu holen. Unglaublich, aber wahr!

      Also zog ich auch los, um richtig Geld zu scheffeln. – Haha!!! Weit gefehlt! Für diese Art von Job war ich schlicht viel zu gutmütig und mitfühlend. Wenn ich in einen Haushalt kam, der offensichtlich eher bedürftig war, konnte ich einfach den Leuten nichts aufschwätzen. Das aber war Voraussetzung - Skrupellosigkeit! Tatsächlich landete ich einen einzigen Auftrag, weil ich wohl zufällig zur richtigen Zeit an der richtigen Tür geklingelt hatte. Das war aber auch der erste und letzte.

      Der Max arbeitete immer nur so lange, bis er ein paar Tausender in der Tasche hatte, um es schnellstmöglich wieder auszugeben, und zwar bis zum letzten Pfennig.

      Einmal lieh er sich mein Auto für "eine halbe Stunde"! Nachdem er nicht mehr auftauchte, suchte ich ihn in ganz Schwabing – tagelang, ohne Erfolg. Nach Ablauf einer ganzen Woche tauchte er wieder auf.

      Wie er mir dann beichtete, war er mit meinem Auto arbeiten gefahren, weil er nicht mal mehr Geld für Benzin hatte. Aber er fuhr einen schneeweißen Mercedes 220SE!

      Richtig – ich hatte vergessen, bei meinen Versuchen, "ordentlich zu arbeiten", diesen und noch ein paar weitere "Drückerjobs" zu