Schwabinger G'schichten. RAMSES III. (Wolfgang Kramer). Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: RAMSES III. (Wolfgang Kramer)
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Сделай Сам
Год издания: 0
isbn: 9783748211976
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einer Flasche "Dimple" Scotch (nur das Beste war ihm gut genug) durch Schwabing schlendern, noch relativ nüchtern, aber gegen Ende der Nacht hatte er sicher an die drei Flaschen intus.

      Einmal, als ich dann später in Kneipen jobbte, es war im "Popcorn" in der Siegesstraße 17, kam er herein und brüllte schon an der Tür wie ein Ertrinkender: Meine Leber, meine Leber – schnell eine Flasche "Doornkaat"! Ich gab ihm eine – er setzte sie an und trank die Literflasche zur Hälfte auf Ex aus!

      Dann seufzte er vor Erleichterung und versicherte mir, es ginge ihm jetzt besser. Natürlich war das mit der Leber nur Schau, denn wenn er tatsächlich Schmerzen gehabt hätte, wäre er wohl schon damals kurz vor dem Abnippeln gewesen, aber er lebte noch locker 35 Jahre.

      Allerdings wurde er schon einmal für tot erklärt, da war er gerade mal 29 Jahre alt. Der Überlieferung nach soll er eine Wette abgeschlossen haben, dass er zwei Flaschen Whisky hintereinander auf Ex austrinken würde. Was er auch tat! Danach muss er wohl ohnmächtig geworden sein und gab kein Lebenszeichen mehr von sich. Der Notarzt muss Reiner für tot erklärt haben. Jedenfalls landete er im Leichen ha us.

      Aber Reiner war nicht tot! Er soll irgendwann aus seiner Ohnmacht aufgewacht sein und hat sich erst mal ausgekotzt. Dann muss er, von innen natürlich, an die verschlossene Tür der Leichenhalle geklopft haben, um rausgelassen zu werden, wodurch der Nachtwächter verständlicherweise so einen Schreck bekam, dass dieser nun wiederum in Ohnmacht fiel. Schließlich hatte dort niemand von INNEN zu klopfen – dort hatten nur Leichen zu sein!

      Reiner "lebte" wieder, erfreute sich noch lange bester Gesundheit und soff sich durch sein weiteres Leben.

      Er war schon ein verrückter Typ! Zum Beispiel war er der einzige Mann, den ich jemals mit Minirock in der Öffentlichkeit rumlaufen sah, einem Lederminirock! Er aber trug ihn sogar relativ oft. Auch sah man ihn des Öfteren irgendwo in der Occamstrasse auf dem Fußweg liegend seinen Rausch ausschlafen. Gestört hat das niemand – man kannte ihn schließlich.

      Er machte zeitweise überall ungeheure Zechschulden, aber es war bekannt, dass er immer wieder erbte und dann seine Schulden beglich. Er musste eine ganze Reihe reiche Erblasser gehabt haben, denn nach eigenen Angaben verprasste er im Lauf der Zeit runde DM 9.000.000,00!

      Er war neunmal verheiratet! Als er das neunte Mal geheiratet hatte, traf ich ihn auf der Strasse und sagte zu ihm: "Mensch, Reiner, man kann doch nicht nach drei Wochen Bekanntschaft schon heiraten"! Worauf er erwiderte: „Ich kann doch keine heiraten, die ich schon kenne".

      Eigentlich wollte er noch ein zehntes Mal heiraten, zur Abrundung, aber das hat er dann doch gelassen. Wie er mir sagte, hatte er sogar ein weiteres Erbe nicht mehr angenommen – er hatte keine Lust mehr zu prassen!

      Um bei den Damen interessanter zu wirken, erzählte er auf Fragen zu seinen Handycaps, es seien Kriegsverletzungen gewesen. Damit das glaubwürdig war, gab er auch sein Alter zehn Jahre höher an, und natürlich fanden die Ladies, dass er dafür super aussähe.

      In einer schwachen Minute erzählte er mir dann mal die Wahrheit. Erstens sein wirkliches Alter und auch, dass er Arm und Auge als Kind verloren hatte, beim Spielen mit gefundener Munition aus dem Krieg.

      Im Grunde seines Wesens war Reiner eigentlich ein lieber Mensch. Aber sein Image ließ nicht zu, das zu zeigen. Nach außen mimte er den Super-Macho und Sexisten, und irgendwie machte ihn das wohl interessant.

      Neben dem Eingang vom "Kinki", das ja im Keller lag, gab es zu dieser Zeit ebenerdig das "Short Stop", das von äußerst gemischter Klientel frequentiert wurde.

      Reiner wollte wohl ins "Kinki" und bekam im Vorbeigehen Streit mit einer Tunte, die vor dem Laden herum lungerte.

      Leider habe ich den Vorfall nicht persönlich gesehen, also muss ich vom Hörensagen berichten.

      Es artete wohl in ein Handgemenge aus, wobei Reiner seinen Holzarm verlor. Die Tunte wusste nichts von seiner Prothese, war höchstwahrscheinlich ebenfalls besoffen oder auch auf Trip und schrie jedenfalls völlig aufgelöst und hysterisch, sie hätte Reiner den Arm ausgerissen.

      Das machte die Runde und sorgte natürlich für höchstes Amüsement in der ganzen Szene.

      Einmal traf ich Reiner spät nachts im "Kinki" – er hatte in der einen Hand eine Flasche "Jack Daniels" und in seiner hölzernen Klaue eine Flasche "Chivas Regal". Reiner war – so gesehen – ein einfach zu handhabender Gast für den Kellner. Er brauchte weder ein Glas noch Eis, also null Service.

      Er sah mich und schrie sofort: "Ramses, du bist eingeladen!" In der Regel trinke ich keinen Whisky, sondern Wodka, aber da ich schon einigermaßen breit war, akzeptierte ich, und wir tranken abwechselnd aus den Flaschen. Bis – fast – zum Umfallen!

      Am nächsten Tag hatte ich keine Ahnung mehr, wie ich nach Hause gekommen war. Als ich aufwachte, fand ich einen Zettel auf dem Nachttisch, worauf stand: Fahrzeug schein und Schlüssel beim Polizeirevier 5 in der Rheinstraße. Ich fing an zu grübeln, was da wohl passiert sein mochte??? Ein Unfall – oder was? Erst mal schaute ich zum Fenster hinaus, um zu sehen, ob mein Auto vor der Tür stand, aber ich konnte es nicht sehen. Mir wurde sehr mulmig, weil ich nicht mal ahnte, ob ich einen Unfall gebaut hatte, oder was sonst passiert war.

      Mir blieb nichts anderes übrig – ich musste mich auf den schweren Weg zum Polizeirevier machen.

      Zu dieser Zeit waren die Bullen noch "Münchner" und waren auch außerdienstlich in den Schwabinger Kneipen unterwegs. Daher kannten wir die meisten der Revier-Bullen.

      Als ich dort ankam, hoffte ich daher, dass ich einen mir bekannten Beamten vorfinden würde. Aber – weit gefehlt! Es war keiner da.

      Also brachte ich mein Anliegen vor und fragte nach meinem Fahrzeugschein und Schlüssel. Der Diensthabende sah seine Unterlagen durch und sagte, ich solle meinen Führerschein vorzeigen.

      Ich dachte bei mir, dass ich trotz meines Riesenrausches geistig noch so fit gewesen war, den Bullen zu sagen, ich hätte meinen Führerschein nicht dabei, obwohl er im Handschuhfach gelegen hatte.

      Ich erklärte, dass mein Führerschein im Auto wäre und ich dafür den Schlüssel brauchte. Aber er blieb stur und meinte, erst müsse er den Schein sehen – basta!

      Endlich kam einer der Jungs herein von denen, die ich kannte. Freudig erregt, sagte ich zu ihm: Conny, du weißt doch, dass ich einen Führerschein habe! Conny legte seinen Kopf schräg, überlegte kurz und erwiderte: Ich weiß, dass du einen HATTEST! - Shit!

      Kurzum – nach längerem Hin und Her waren die Herren einverstanden, dass ich meinen Schlüssel bekam und meinen Lappen zur Einsichtnahme vorbei bringen würde.

      Mir fiel noch ein, dass ich gar nicht wusste, wo mein Auto stand, also fragte ich, wo es denn stünde, worauf der Diensthabende wissen wollte, was denn überhaupt passiert war, ein Unfall, oder was?

      Gottlob vergaß er seine Frage gleich wieder, war aber doch etwas konsterniert und fragte, ob ich denn nicht gefahren sei. Ich schaltete schnell und entgegnete, es hätte ja sein können, dass die Beamten mein Auto versetzt hätten. Das war für ihn plausibel.

      Er erklärte mir, wo mein Auto stand, und ich war verblüfft, denn ich hatte es keine zwanzig Meter von meiner Haustür entfernt geparkt. Ich hatte es nur übersehen.

      Endlich, bei meiner Karre angelangt, wunderte ich mich schon wieder – es war ordentlich geparkt! Na so was …???

      Was also tatsächlich passiert war, sollte ich nie erfahren. Ich konnte nur folgern, und zwar, dass die Bullen, die mich kontrolliert hatten, dachten, ich wolle erst wegfahren, obwohl ich gerade eingeparkt hatte. Wenn sie gewusst hätten, dass ich bereits gefahren war, wäre es sicher nicht so glimpflich abgelaufen, und sie hätten mir meinen Lappen genommen. Zudem musste ich wohl aus dem Auto gefallen und auf allen Vieren ins Haus gekrochen sein, da ich weiße Jeans angehabt hatte, die vollkommen verdreckt war.

      Später am Tag traf ich noch einen Spezi, mit dem ich ursprünglich am Vorabend ins "Kinki" gefahren war, und fragte ihn, warum er nicht mit mir heimgefahren sei. Er meinte, er hätte Angst gehabt, weil ich komplett besoffen war. Ich fragte