„Gut.“
Sie rannten weiter so schnell sie konnten. In der Ferne sahen sie noch die suchende Ranchmannschaft mit ihren Fackeln und Lampen.
*
Im Morgengrauen verließ Jay Durango den Fluss. Das Wasser, das bis zu seinen Knien gereicht hatte, lief aus seiner Hose und von den Stiefeln.
Dave folgte ihm. Sie hatten den Rand der Wüste erreicht und sahen die Helligkeit, die ihnen entgegenkroch und Nebelschwaden aus dem Boden zauberte. Überall stand noch verkrüppeltes Buschwerk, so weit der Blick nach Süden reichte. Sie verschwanden dazwischen, überzeugt, ihre Spur gründlich verwischt zu haben. Dave taumelte hinter Jay her. Müdigkeit, Hunger und Durst quälten ihn, und seine Gedanken waren mehr bei dem Geld, das Jay in der Tasche hatte, als bei den Verfolgern, die sicher noch irgendwo nach ihnen suchten. Sie hatten sie während der Nacht noch zweimal in der Ferne gesehen.
Aber das Geld nützte ihnen nichts. Die einzige Stadt in der Nähe war Duncan. Aber selbst dorthin würden sie Stunden brauchen und sicher mehr als einmal von den Tetley-Reitern entdeckt und gestellt werden.
Sie brachen in die Büsche hinein. Dave blieb nach zweihundert Yards stehen und ließ sich zu Boden fallen.
Jay drehte sich nach ihm um und kniete sich dann auf den Boden, der hart und weiß war.
„Weiter zu gehen ist sinnlos“, stieß Dave ächzend hervor. „Wenn sie uns hier finden, dann finden sie uns auch zwei Meilen weiter im Süden. Wenn wir die Pferde an uns bringen, müssen wir am Abend den ganzen Weg zurück.“
Jay legte sich neben Dave und schloss die Augen. Es hatte auch keinen Sinn, wenn einer von ihnen wach blieb. Wenn sie hier gefunden wurden, waren sie so oder so verloren.
Jay Durango war schon am Einschlafen, als er das Wiehern eines Pferdes hörte.
Sie fuhren gleichzeitig in die Höhe, bogen das Geäst der trockenen Büsche auseinander und starrten zum Fluss, wo zwei Reiter hielten. Beide hatten Gewehre in den Händen, deren Kolben sie auf die Oberschenkel gestemmt hatten. Die beiden schienen zu ihm herüber zu starren.
Dave zog den Colt und spannte den Hammer.
„Wenn sie hierher kommen, haben wir gleich Pferde“, sagte er dunkel. „Vielleicht haben sie sogar Proviant in den Satteltaschen. Hast du auch solchen Hunger?“
„Was dachtest du denn?“, knurrte Jay und drehte die Trommel seines Colts durch.
Die beiden Reiter verharrten, als wäre kein Leben mehr in ihnen. Dann beugte sich der eine schließlich aus dem Sattel und schien auf dem Boden nach Spuren zu suchen.
„Wenn sie fünfzig Yards weiter nach Osten reiten, sehen sie das Wasser am Ufer, das aus unseren Hosen gelaufen ist.“ Dave blickte Jay an. „Vielleicht kehren sie dann um und holen die anderen.“
Jay richtete sich etwas auf.
Der Reiter setzte sich wieder gerade und blickte den anderen an. Sie schienen miteinander zu sprechen. Dann wandten beide die Pferde und ritten nach Westen.
Dave atmete auf und entspannte die Waffe.
Jay setzte sich und blickte den beiden nach. Er sah sie ins Bett des Gila River zurückreiten und konnte dann nur noch ihre Köpfe und die flachen schwarzen Hüte, die sie trugen, sehen.
„Wenn wir Glück haben, kommen sie hierher nicht mehr zurück“, sagte er. „Ich glaube, Tetley nimmt an, wir wollten eine Stadt oder gar San Angelo zu erreichen versuchen. Er wird die Wege nach Duncan und anderen erreichbaren Orten kontrollieren.“
„Dann wird er in der kommenden Nacht aber nicht auf seiner Ranch sein.“
Jay schüttelte den Kopf.
„Wenn er uns am Nachmittag noch nicht hat, muss er wissen, dass wir noch in der Nähe oder durch seine Reihen geschlüpft sind. Dann wird er bestimmt umkehren.“
Dave legte sich nieder und schob den Colt in den Hosenbund.
Jay Durango sah die Hüte der beiden Tetley-Reiter verschwinden. Da ließ er das Geäst ganz los und legte sich ebenfalls.
„Wie weit mag es von den Pferden bis zur Ranch gewesen sein?“, fragte Dave, ohne sich zu bewegen.
„Vielleicht zwei Meilen. Mehr sicher nicht.“
„Wenn ich den Leithengst erwische, kommt die ganze Herde hinter mir her. Vorausgesetzt, es ist eine Herde.“
„Es wird sicher eine sein. Und der Wächter wird Proviant haben, Dave.“
*
Der Mann saß am Feuer und hatte den Pferden im Korral den Rücken zugekehrt.
Plötzlich drang Hufschlag an seine Ohren. Er griff nach dem Gewehr, das neben ihm lag und repetierte es.
Aus der Dunkelheit tauchte ein Reiter auf.
„Halt!“, schrie der Mann.
„Ich bin es, Jago!“
„Komm näher.“
Der Reiter trieb das Pferd wieder an und ritt weiter auf das Feuer zu. Seine Gestalt wurde deutlicher. Schon erreichte der Flammenschein sein Gesicht. Da ließ der Wächter das Gewehr sinken und setzte sich wieder.
„Was ist los, Jago? Ich sollte schon heute morgen abgelöst werden.“
„Der Teufel ist los.“ Der Cowboy glitt aus dem Sattel und lockerte den breiten Gurt unter dem Leib des Tieres. „Tetley war mit der Mannschaft unterwegs. Schon die ganze Nacht.“
„Ich weiß. Während der Nacht kam Al hier vorbei. Sie haben überall gesucht, aber offenbar nicht mehr finden können.“
„Eben. Sie haben noch den ganzen Tag gesucht. Jetzt sind sie auf der Ranch - müde und ausgebrannt.“
„Ohne Durango und Harmon gefunden zu haben?“
„Ja. Tetley hofft jetzt nur noch, dass sie doch noch in der Nähe sind und versuchen werden, Sean, Zattig und Rule in ihre Gewalt zu bringen.“
„Oder sie versuchen, San Angelo zu erreichen“, sagte der sitzende Wächter. „Der Boss kann seine Ranch nicht einpacken und fortreiten. Hat er nicht daran gedacht? Richter Douglas wird ihn hier immer antreffen können.“
„Daran scheint er nicht zu denken“, sagte Jago Kidd, nahm seinem Pferd den Sattel ab und warf ihn zu Boden. Dann hängte er die Fenz aus und trieb das Pferd in den Korral hinein. Er hängte die Fenz wieder ein und setzte sich neben den anderen Mann.
„In der Kanne ist noch etwas Kaffee“, sagte der Wächter. „Es wundert mich, dass du allein gekommen bist.“
„Wieso?“
„Vielleicht sind Durango und Harmon hier in der Nähe und wollen Pferde an sich bringen.“
Jago Kidd stand langsam auf und blickte sich suchend um. Aber die Dunkelheit verbarg alles, was weiter als fünfzig Schritte entfernt von ihm war. Jago setzte sich wieder.
„Daran habe nicht mal ich gedacht“, gestand er kleinlaut und heiser. „Ich glaube nämlich nicht, dass sie zu Fuß nach San Angelo wollen.“
„Und Duncan? Dort könnten sie schon sein.“
„Dorthin hat der Boss zwei Männer geschickt. Dort dürfen sie sich nicht sehen lassen.“
Der andere stand auf und zog seinen Gurt in die Höhe.
Jago blickte ihm fast ängstlich nach, als er die Fenz aushängte und das Lasso vom Pfahl nahm, um sein Pferd zu fangen. Als der Mann mit dem Tier aus dem Korral kam, schloss Jago Kidd die Fenz wieder.
Der andere hob seinen Sattel auf und legte ihn auf den Rücken des Pferdes,