5 harte Western 1/2020: Das unbarmherzige Gesetz des Revolvers: Sammelband mit 5 Wildwestromanen. Alfred Bekker. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alfred Bekker
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Вестерны
Год издания: 0
isbn: 9783745211658
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die Schlange schien zu ahnen, dass sie hier ein zwar noch sehr junges, aber doch zum Todeskampf entschlossenes Exemplar der Gattung vor sich hatte, die zu ihren erbittertsten Feinden zählte.

      Das Nackenhaar des jungen Wolfes sträubte sich. Er stemmte die Vorderbeine ein, knurrte böse, als das Rasseln des Schlangenschwanzes noch lauter wurde.

      Die Schlange war von der Witterung aufs höchste gereizt. Hier unten am Bach, wo die Schwüle noch deutlicher war als oben auf dem Berg, hatte sich das Reptil auf die Jagd gemacht, um Frösche zu fangen. Nun befand es sich einem jungen Wolfsblut gegenüber.

      Der Hass der Schlange auf den jungen Feind war womöglich noch größer und entschiedener als der des Vierbeiners.

      Entschlossen, es rasch und endgültig zu entscheiden, ließ die Klapperschlange ihren Kopf nach vorn zucken, bereit, sofort zuzubeißen.

      Der junge Wolf sah es, machte einen Sprung zur Seite, und während der Kopf der Schlange wie ein Pfeil an ihm vorbeizischte, biss er reaktionsschnell in den Leib des Reptils.

      Der Kopf der Schlange zuckte herum.

      Der junge Wolf machte wieder einen Satz, war jetzt hinter der Schlange, biss wieder in ihren Leib, ließ aber sofort wieder los, sprang zurück, und als der Schlangenkopf mit den Giftzähnen abermals auf ihn zuschoss, sprang er blitzschnell von ihr weg. Dabei fiepte und knurrte er abwechselnd vor Aufregung.

      Die Schlange peitschte mit dem Schwanz. Die kleinen Zähne des jungen Vierbeiners hatten sie nur leicht, aber doch schmerzhaft verletzt. Die Wut des Reptils stieg jäh, und immer wieder schoss ihr Kopf auf den jungen Feind zu.

      Er entkam diesmal nur um Haaresbreite den Giftzähnen, deren Biss binnen weniger Minuten zum Abschluss seines Lebenslaufes geführt hätten.

      Aber er war geschickt, und sein Jagdtrieb ließ seinen Zorn noch wachsen. Immer wieder biss er zu, sprang geschickt um die Schlange, biss wieder, wich ihrem Stoß aus, und da kam ihr Kopf abermals auf ihn zu, schon ermüdeter, erschöpfter und vielleicht auch geschwächter von den nunmehr sieben Bissstellen, an denen die Schlange blutete.

      Erneut sprang der junge Wolf zur Seite, aber jetzt wagte er es, sie nicht nur irgendwo in den Leib zu beißen. Er wirbelte blitzschnell herum, sein Fang war weit offen, als er vorsprang und kühn in den dünnen Hals der Schlange dicht hinter dem Kopf biss.

      Sofort, da sie in den Zähnen des Feindes hing, ringelte sich der Leib der Schlange und versuchte den Gegner zu umschlingen.

      Und er war noch zu jung, um so fest zuzubeißen, dass er die Schlange damit umbrachte. Er hielt sie wie im Schraubstock eingeklemmt, aber sie lebte. Und ihre Kraft zeigte sich jetzt im verzweifelten Todeskampf. Sie war viel stärker als er. Wie alle Waldklapperschlangen übertraf sie die Artgenossen aus der Prärie an Länge. Ihr anderthalb Meter langer Körper war in der Mitte so dick wie der Unterarm eines kräftigen Mannes. Und in ihm waren mindestens so viele Muskeln.

      Der junge Wolf fand sich plötzlich vom kräftigen Leib der Schlange umringelt und spürte, wie sie ihm die Eingeweide im Bauch zusammenpresste.

      Jetzt war er es, der keine Luft mehr bekam, der spürte, dass es ihm ans Leben ging.

      In der Not hatte die Schlange Kraft bekommen, in der gleichen Not mobilisierte auch er alle seine Kraftreserven.

      Während die Zunge der Schlange ins Leere zuckte und fächelte, gelang es dem Leib des Reptils, eine weitere Schlinge um den Körper des jungen Wolfs zu bilden. Und damit schlang sie den Bauch des Feindes zusammen.

      Ihm wurde die Luft abgepresst. Er wollte am liebsten die Schlange loslassen, doch irgendwie ahnte er, dass dies sein eigenes Ende bedeuten würde. Das sichere Ende. In dieser Verzweiflung wurde sein Biss am Hals der Schlange kräftiger. Noch einmal ruckten die Fänge des jungen Vierbeiners zusammen, entwickelte der Kiefer eine Kraft, die normalerweise gar nicht möglich schien. Ein Knacken und ein Schwall warmen Blutes, das sich über die Zunge des Wolfs ergoss, waren die Signale vom Ende. Plötzlich erschlaffte die Kraft der Schlange, wurde die Schlinge um den Leib des jungen Wolfs lockerer.

      Er bekam auf einmal wieder Luft, und während es mit einem Mal anfing zu regnen, zog er sich aus den Umschlingungen heraus.

      Den Regen spürte er noch gar nicht. Er war noch ganz mit der Schlange beschäftigt und biss wieder und wieder in ihren leblosen Leib. Schließlich gab er es auf, knurrte den Kadaver noch einmal siegesbewusst an und spürte nun erst, wie es vom Himmel hoch auf ihn herabgoss.

      Nässe war nicht sein Lebenselement. Schon der Bach hatte ihm wenig Freude gemacht, Regen wie der hier unterschied sich da wenig von einem Bach.

      Nach einem letzten Blick des Triumphs auf den bösartigen und von ihm erledigten Gegner trollte er sich. Er suchte Schutz vor der Nässe und, sprang unter einen Baum, der unweit vom Bach stand.

      Er wusste nicht, was ein Gewitter ist. Und so erschrak er entsetzt, als ein Blitz die Gewitterdämmerung jäh erhellte. Etwas später erfolgte der Donner, der abermals eine panische Angst in ihm auslöste, dass er sich mit gesträubtem Fell und eingekniffener Rute auf den Boden duckte. Der Schreck war so groß, dass er starken Drang zum Urinieren verspürte und sofort am Baum ein Geschäft verrichtete. Ein neuer Blitz, ein neuer Donner, diesmal in rascher Folge, lösten einen neuen Schock bei ihm aus.

      Er winselte vor Angst, und er, der eben noch eine gefährliche Klapperschlange besiegte, war das ganze Gegenteil eines strahlenden Siegers. In den etwas mehr als sechs Wochen seines Daseins hatte er noch nie etwas Derartiges wie ein Gewitter erlebt. Hätte er jetzt seine Mutter oder den großen Vater neben sich gehabt, dann wäre sicher alles ganz harmlos für ihn gewesen. Aber so ...

      Blitz und Donner in ständiger Folge, immer häufiger, immer näher die Blitze und lauter die Donner, schließlich im nächster Nähe ein Einschlag in einen Baum, der von der Stichflamme des Blitzes unter heftigem Schwefelgestank gespalten wurde. Prasselnd und vom Donner übertönt, kam die mächtige Krone herunter. Blätter, Zweige und größere Aststücke regneten wie Hagel herab. Völlig verdattert floh der junge Wolf, verschreckt von diesem ungewohnten Unwetter, das ihm ein Inferno war und das Ende der Welt bedeutete.

      Es kam noch schlimmer. Aus dem Regen wurde ein Wolkenbruch, der binnen Minuten die Sohle des Tals überschwemmte. Wiederum geriet er in die Fluten, die er so verabscheute, und abermals musste er schwimmen, ohne diesmal sehen zu können, wo fester Boden zu erreichen sein würde.

      Und ganz plötzlich kam die Flut. Über ihn und ein paar andere Tiere hier im Tal brach sie herein wie das Jüngste Gericht. Er konnte nicht wissen, dass er dieses Unheil einem Stausee verdankte, den die Farmer angelegt hatten und damit die Trockenperioden überwanden. Ein fünf Morgen großer See mit einer Tiefe von wenigen Metern, gestaut durch einen Damm aus Erde und Stammholz. Und diesen Damm hatten die Wassermassen gesprengt, die oben aus den Bergen in den See geschossen waren. Mit einem Mal ergoss sich nahezu der ganze Inhalt des Stausees ins Tal.

      Für den jungen Wolf war es, wie es ihm schien, das Ende. Als ihn die Flutwelle packte und mitriss, wurde er untergetaucht, mit dem Kopf gegen einen Ast gerammt, dass ihm übel wurde, und als ihn dieselbe Welle wieder an die Oberfläche spülte, bekam er gerade ein Quäntchen Luft, bevor ein riesiger belaubter Ast mit vielen Zweigen wie eine gewaltige Fliegenklatsche auf ihn niederfuhr und ihn abermals unters Wasser drückte.

      Er kribbelte und krabbelte, um aus dem Wirrwarr der Hickoryzweige herauszukommen, und als er das, halb ertrunken, erreichte und wieder nach oben kam, erbrach er sich, schlang wieder Frischluft in sich hinein, erbrach abermals, und ohne dass er es bemerkte, schoss er in der Strömung auf einen riesigen, sehr scharfkantigen Felsbrocken zu, der eben erst vom Wasser unterwaschen worden und in die Strömung gestürzt war.

      Mit der Schnelligkeit eines galoppierenden Pferdes bewegte sich der junge Wolf in der Flutwelle auf eben diesen Felsen zu. Da sah er ihn!

      Verzweifelt paddelte er, aber es war, als wollte er pustend eine Windmühle zum Anhalten bringen. Er konnte machen, was er wollte, es trieb ihn rasend schnell weiter, und die spitze Kante des Felsklotzes ragte ihm entgegen wie das Schwert eines Samurai.

      Da