City of Fallen Angels. Cassandra Clare. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Cassandra Clare
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия: Chroniken der Unterwelt
Жанр произведения: Учебная литература
Год издания: 0
isbn: 9783401801322
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ist ja ihr Gebieter gestorben und sie suchen nach einem anderen Vampir, dem sie gehören können. Du könntest sie dir als Haustiere halten«, fügte sie grinsend hinzu.

      »Vielleicht sind sie aber auch wegen der köstlichen Kartoffelpuffer hier«, meinte Simon.

      »Menschliche Domestiken essen keine normalen Lebensmittel. Sie ernähren sich von einer Mischung aus Vampirblut und Tierblut. Dadurch verharren sie in einem scheintodähnlichen Zustand. Sie sind zwar nicht unsterblich, altern aber sehr, sehr langsam.«

      »Dummerweise scheinen sie aber nicht in der Lage zu sein, ihr Erscheinungsbild einigermaßen zu bewahren«, kommentierte Simon nach einem weiteren Blick auf die beiden.

      Im nächsten Moment setzte Isabelle sich kerzengerade. »Und sie sind auf dem Weg zu unserem Tisch. Ich schätze, gleich werden wir wissen, was sie von dir wollen.«

      Die Domestiken bewegten sich, als würden sie auf Rädern rollen: Statt einzelne Schritte zurückzulegen, schienen sie geräuschlos durch den Raum zu gleiten. Innerhalb weniger Sekunden hatten sie das Restaurant durchquert, und als sie sich Simons Tisch näherten, hatte Isabelle bereits den spitzen Dolch aus ihrem linken Stiefelrand gezogen. Die stilettartige Waffe lag quer auf dem Tisch und funkelte im Schein der Neonbeleuchtung. Auf beiden Seiten des Heftes waren Kreuze in das dunkle, schwere Silber geprägt. Die meisten vampirabwehrenden Waffen schienen mit Kreuzen versehen zu sein – vermutlich in der Annahme, dass die meisten Vampire christlichen Glaubens waren, überlegte Simon. Wer hätte gedacht, dass die Zugehörigkeit zu einer religiösen Minderheit derart vorteilhaft sein konnte?

      »Das ist nah genug«, sagte Isabelle, als die beiden Domestiken vor ihnen stehen blieben. Die Finger der jungen Schattenjägerin lagen scheinbar ruhig auf dem Tisch, allerdings nur Zentimeter von ihrem Dolch entfernt. »Bringt euer Anliegen vor.«

      »Schattenjägerin«, wisperte die linke der beiden Gestalten in heiserem Ton, »wir wussten nicht, dass die Nephilim in diese Angelegenheit involviert sind.«

      Spöttisch zog Isabelle eine ihrer feinen Augenbrauen hoch. »Und um welche Angelegenheit soll es sich dabei handeln?«

      Der zweite Domestik zeigte mit einem langen grauen Finger auf Simon. Der Nagel am Ende des letzten Fingerglieds war gelblich und spitz. »Wir haben etwas Geschäftliches mit dem Tageslichtler zu besprechen.«

      »Nein, habt ihr nicht«, widersprach Simon. »Ich hab keine Ahnung, wer ihr beide seid. Ich hab euch noch nie gesehen.«

      »Mein Name ist Walker«, erklärte die erste Gestalt. »Und dies ist Mr Archer. Wir dienen dem mächtigsten Vampir von New York. Dem Oberhaupt des einflussreichsten Clans in ganz Manhattan.«

      »Raphael Santiago«, sagte Isabelle. »Also werdet ihr auch wissen, dass Simon keinem einzigen Clan angehört. Er ist frei und ungebunden.«

      Mr Walker schenkte ihr ein mattes Lächeln. »Das Oberhaupt des Clans hofft, dass sich an dieser Situation vielleicht etwas ändern ließe.«

      Simons Blick traf sich mit Isabelles. Sie zuckte die Achseln. »Hatte Raphael dir nicht gesagt, er wolle, dass du dich von seinem Clan fernhältst?«

      »Vielleicht hat er ja seine Meinung geändert«, überlegte Simon. »Du weißt doch, wie er ist. Launisch. Unberechenbar.«

      »Woher soll ich das wissen? Seit unserer letzten Begegnung in jener Nacht, als ich gedroht habe, ihn mit einem Kerzenständer zu erschlagen, hab ich ihn nicht mehr gesehen. Er hat es allerdings sportlich genommen. Hat nicht mal mit der Wimper gezuckt.«

      »Na großartig«, bemerkte Simon. Die beiden Domestiken starrten ihn weiterhin unverwandt an. Ihre blassen Augen schimmerten in einem gräulichen Weiß, wie schmutziger Schnee. »Wenn Raphael mich in seinem Clan aufnehmen möchte, dann nur, weil er irgendetwas von mir will. Ihr könnt mir also genauso gut auch gleich hier an Ort und Stelle sagen, worum es dabei geht.«

      »Wir sind in die Pläne des Oberhauptes nicht eingeweiht«, erwiderte Mr Archer in leicht hochnäsigem Ton.

      »Tja, das ist dann Pech«, meinte Simon. »In dem Fall muss Raphael wohl auf mich verzichten.«

      »Wenn Sie uns nicht freiwillig begleiten, sind wir befugt, Sie nötigenfalls mit Gewalt zu unserem Oberhaupt zu bringen.«

      Der Dolch schien wie von selbst in Isabelles Hand zu springen – zumindest hatte es den Anschein, da sie sich kaum bewegt hatte. Dennoch hielt sie die Waffe plötzlich in den Fingern und drehte sie leichthändig. »An eurer Stelle würde ich das gar nicht erst versuchen.«

      Mr Archer fletschte die Zähne und knurrte: »Seit wann betätigen sich die Kinder des Erzengels als Leibwächter für entartete Schattenweltler? Ich hätte angenommen, dass so etwas unterhalb Ihres Niveaus wäre, Isabelle Lightwood.«

      »Ich bin nicht sein Bodyguard«, entgegnete Isabelle. »Ich bin seine feste Freundin. Und das verleiht mir das Recht, euch die Hölle heißzumachen, wenn ihr ihm lästig fallt. Und damit basta.«

      Feste Freundin? Simon war derart überrascht, dass er sie verblüfft ansah, doch Isabelle fixierte die beiden Domestiken mit einem Funkeln in den dunklen Augen. Einerseits konnte Simon sich nicht erinnern, dass Isabelle sich jemals zuvor als seine Freundin bezeichnet hatte, andererseits war dies symptomatisch dafür, wie seltsam sein Leben inzwischen verlief: Isabelles Bemerkung hatte ihn mehr aus der Bahn geworfen als die Tatsache, dass man ihn gerade zu einem Treffen mit dem mächtigsten Vampir New Yorks herbeizitieren wollte.

      »Unser Oberhaupt«, setzte Mr Walker in einem Tonfall an, den er vermutlich für besänftigend hielt, »möchte dem Tageslichtler einen Vorschlag unterbreiten…«

      »Sein Name ist Simon. Simon Lewis.«

      »Möchte Mr Lewis einen Vorschlag unterbreiten. Ich kann Ihnen versichern: Mr Lewis wird feststellen, dass es für ihn äußerst lukrativ ist, wenn er sich bereit erklärt, uns zu begleiten und den Vorschlag unseres Oberhauptes anzuhören. Ich schwöre bei der Ehre unseres Oberhauptes, dass Ihnen kein Schaden zugefügt werden wird, Tageslichtler. Und falls Sie das Angebot unseres Oberhauptes auszuschlagen wünschen, steht Ihnen dies vollkommen frei.«

      Unser Oberhaupt dies, unser Oberhaupt jenes. Mr Walker sprach diese Worte mit einer solchen Mischung aus Bewunderung und Ehrfurcht, dass Simon innerlich schauderte. Wie schrecklich, derart an jemand anderen gebunden zu sein und keinen eigenen Willen mehr zu besitzen.

      Isabelle schüttelte den Kopf, sah Simon eindringlich an und formulierte mit den Lippen ein stummes »Nein«.

      Vermutlich hatte sie recht, dachte Simon. Isabelle war eine hervorragende Schattenjägerin. Sie ging bereits seit ihrem zwölften Lebensjahr auf die Jagd nach Dämonen und gesetzlosen Schattenwesen – bösartigen Vampiren, Hexenmeistern, die schwarze Magie betrieben, Werwölfen, die Amok liefen und Menschen anfielen. In ihrem Metier war Isabelle wahrscheinlich besser als jeder andere Nephilim ihres Alters, mal abgesehen von ihrem Stiefbruder Jace. Und Sebastian nicht zu vergessen, überlegte Simon – Sebastian, der noch besser gewesen war als diese beiden. Aber er lebte nicht mehr.

      »Also gut«, sagte er. »Ich komme mit.«

      Isabelle riss die Augen auf. »Simon!«

      Beide Domestiken rieben sich die Hände wie Schurken in einem Comicheft. Dabei war nicht die Geste an sich unheimlich, sondern eher die Tatsache, dass sie sich im exakt selben Moment und auf genau dieselbe Weise die Hände rieben – wie Marionetten, an deren Fäden gleichzeitig gezogen wurde.

      »Ausgezeichnet«, sagte Mr Archer.

      Klirrend knallte Isabelle den Dolch auf den Tisch und beugte sich vor, wobei ihre glänzenden dunklen Haare über die Tischplatte streiften. »Sei doch nicht dämlich, Simon«, wisperte sie eindringlich. »Es besteht nicht der geringste Grund, sie zu begleiten. Und außerdem ist Raphael ein Blödmann.«

      »Raphael ist der Anführer eines Vampirclans«, erwiderte Simon. »Sein Blut hat mich in einen Vampir verwandelt. Er ist mein… mein… wie auch immer das genannt wird.«

      »Ahnherr, Schöpfer, Erzeuger – es gibt eine Million Namen für das,