Der Mann, der nicht verlieren kann. Rick Reilly. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Rick Reilly
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Биографии и Мемуары
Год издания: 0
isbn: 9783455009583
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Abschlag deutlich in die Botanik. Er setzte sich einen zweiten Ball aufs Tee und haute auch den daneben. Der dritte Versuch landete dann vielleicht drei oder vier Meter von der Fahne. Er schaffte den Putt, und ich bin ziemlich sicher, er hat sich für die Bahn eine 2 notiert. Ich genehmige mir auch mal einen Mulligan, ich bin nicht der Oberschiedsrichter … Aber später erzählte er offenbar jedem, er hätte Handicap 2 oder 3, sie bräuchten bloß Will Weatherford zu fragen, der könne bestätigen, was für ein toller Golfer er wäre. Ganz im Ernst, wenn der Handicap 2 hat, dann ist das zumindest für mich neu. Ich habe schon mit Leuten mit Handicap 2 gespielt, und das war eine ganz andere Welt.«

      Wie schätzten Sie ihn denn dann ein?

      »Ich habe etwa ein Handicap von 12 oder 13, und ich würde sagen, er war zumindest nicht besser als ich.«

      Wenn man Trump auf GHIN.com nachschlägt – das Online-Handicap-Register der USGA –, steht er dort mit 2,8. Aber zum Zeitpunkt der Drucklegung des Buchs im Frühjahr 2019 hatte er nur 20 Ergebnisse in den letzten sieben Jahren gemeldet. In sieben Jahren? Für einen geradezu besessenen Golfer wie Trump ist das ein Witz. Beim Golf ist es Ehrensache für jeden Spieler, jede Runde zu melden, sei sie nun gut oder schlecht gelaufen, damit der berechnete Wert auch die wirkliche Spielstärke abbildet. Du beendest deine Runde, reichst dem Gegner die Hand und setzt dich direkt an den Computer, trägst dein Ergebnis ein. Dann bezahlst du deine Wettschulden und gehst an die Bar und trinkst ein Bier, in dieser Reihenfolge. Wenn die Leute sehen, dass du deine Scores nicht meldest, fragt dich irgendwann keiner mehr, ob du eine Runde spielen willst. Sogar die Leute, mit denen Trump spielt, melden ihre Scores. Allein 2016 hat Rudy Giuliani 16 Ergebnisse eingetragen. Tony Russo, ein bekannter Lobbyist in Washington, meldete 20 Runden allein im Sommer 2018. Jeder, der bloß dreimal im Jahr spielt, läge eher bei 22,8 als bei 2,8. Wir wissen, dass diese 2,8 gelogen sind, denn als Präsident spielt er laut TrumpGolfCount.com, einer akribischen Statistik über Trumps Golfaktivitäten, im Schnitt vielleicht 80 Runden im Jahr. Wenn er im Schnitt 80 Runden pro Jahr spielt, aber nur drei davon meldet, dann heißt das, dass er über 96 Prozent davon unter den Tisch fallen lässt.

      Wie nennt man das wohl? Im besten Fall nennt man es Rosinenpickerei. Er protzt ausschließlich mit seinen besten Runden. Und selbst bei den Scores, die er tatsächlich einträgt, zieht er entweder diverse Schläge vom Endergebnis ab oder übertreibt beim Schwierigkeitsgrad des gespielten Kurses. Das GHIN-System nimmt jeweils die 20 aktuellsten Ergebnisse eines Spielers, streicht die zehn schwächsten und berechnet dann den Durchschnitt der besten zehn, wobei der Schwierigkeitsgrad der gespielten Kurse in die Endabrechnung einfließt. Aber sehen wir uns diese 20 Scores einmal genauer an:

       Im ganzen Jahr 2016 hat er nur eine einzige Runde gemeldet, 2015 auch nur zwei. Wem wollen Sie nun glauben? Dem Trump, der sagt, er sei ein supertoller Golfer, der will, dass Sie ihm Ihre Stimme geben, weil er ein Golfchampion ist, der in seinen Tweets die Hälfte der Zeit von nichts anderem spricht als Golf? Oder dem anderen Trump, der offenbar nur so oft Golf spielt, wie Schalke 04 Deutscher Meister wird?

       Sehen Sie sich die »Slopes«, also die Platzbewertung, seiner Scores an. Dieser Wert beschreibt die relative Schwierigkeit eines Platzes. Der Computer ist wesentlich stärker beeindruckt von einer 100 auf einem Platz mit Slope 130 als von einer 100, die Sie auf einem Platz mit Slope 115 spielen. Der Durchschnittswert dieser Platzbewertungen liegt bei ungefähr 120. 15 der 20 von Trump gemeldeten Scores wurden auf Plätzen mit einem Slope über 140 gespielt. Alles, was über 140 liegt, ist von schier groteskem Schwierigkeitsgrad. Das ist wie ein Skiläufer, der ausschließlich schwarze Pisten fährt und auch von diesen nur die allerschwierigsten. In Amerika haben nur wirklich hundsgemeine Kurse einen Wert von 140 und darüber. Nur um das Ganze in Relation zu setzen: Augusta National hat 137. Bethpage Black in New York ist schwieriger als die Relativitätstheorie, hat aber trotzdem nur 144. Ich spiele einmal wöchentlich auf einigen ganz guten Plätzen, und der höchste Slope meiner letzten 20 Runden war 135. Trump könnte also den GHIN-Computer dadurch überlisten, dass er den Slope mit den viel weiter hinten liegenden Abschlägen der Profis nimmt – obwohl alle sagen, dass er die normalen Amateurabschläge spielt – und damit dafür sorgt, dass sein Score für den Computer eindrucksvoller wirkt, was wiederum sein Handicap drückt. Auch das ist letztlich nichts als ein fauler Trick und skrupelloser Betrug, aber man muss zugeben, auch irgendwie genial.

       Im Oktober 2017 meldete er eine 68 und löschte den Eintrag danach wieder. Können Sie sich irgendeinen Golfer vorstellen, der eine 68 in die Tonne tritt? Die meisten würden sich die Scorekarte auf Posterformat vergrößern lassen und das Wohnzimmer damit tapezieren.

Datum Score Kursbewertung/Slope Differenzial
6/16 77 72,4/134 3,9
5/15 85 73,0/144 9,4
5/15 81 71,6/140 7,6
10/14 86 74,7/149 8,6
10/14 84 74,7/149 7,1
7/14 75 69,5/137 4,5
7/14 83 71,8/135 9,4
6/14 78 72,2/137 4,8
6/14 77 73,1/143 3,1
6/14 76 71,9/139 3,3
8/13 70 72,3/147 -1,8
7/13 76 70,2/132 5,0
6/13 79 73,0/144 4,7
6/13 79 71,6/140 6,0
7/12 76 73,9/144 1,6
6/11 74 73,0/144 0,8
5/11 83 74,7/149 6,3
5/11 83 74,7/149 6,3
4/11 84 74,7/149 7,1
9/09 85 74,7/149 7,8

      Warum die ganze Mühe, um das Märchen von einem verlogenen Handicap 2,8 in die Welt zu setzen? Was ist so schlimm an Handicap 9? Laut National Golf Foundation haben nur drei Prozent der Männer über 70 ein einstelliges Handicap. Die meisten Golfer mit 70 oder älter würden glatt ihr Gebiss dafür hergeben. Wieso muss er behaupten,