Der Mann, der nicht verlieren kann. Rick Reilly. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Rick Reilly
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Биографии и Мемуары
Год издания: 0
isbn: 9783455009583
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(Spieler xy).«

      »Kommt nicht infrage«, meinte er daraufhin. »Die haben gerade ihren Receiver-Coach verloren.«

      Obamas Golf hätte man auf ein USGA-Poster drapieren können – keine Schummelei, keine Mulligans, keine wiederholten Schläge. Und er behielt sein Spiel weitgehend für sich. Er spielte selten mit Politikern oder Staatschefs, meistens mit Leuten aus seinem Reiseteam, vor allem, weil er besser werden wollte. Eineinhalb Jahre nach dem Ende seiner Präsidentschaft hatte er sich laut Wilbon auf Handicap 11 hochgearbeitet. »Ich kann schon ganz ordentlich spielen, aber meinen Beruf werde ich deshalb bestimmt nicht aufgeben«, sagt er heute. Am Abschlag ist er »sehr sauber und gerade«, sagt Tiger Woods, »bloß ein bisschen zu kurz.« Seine Chips haben es durchaus in sich, aber im Bunker ist er eine Katastrophe. Hoffentlich geht’s ihm nicht irgendwann wie Saddam Hussein, dass er in einem Erdloch feststeckt und nie wieder rauskommt.

      Womit wir bei Trump wären.

      Kein Präsident war jemals so vernarrt in das Golfspiel wie Donald Trump. Keiner steckte jemals so knietief im Golf wie er. Trump spielt nicht einfach nur auf Golfplätzen; er baut sie, er kauft sie, besitzt sie, betreibt sie, zettelt wegen Golfplätzen Rechtsstreitigkeiten an, lügt über sie, tyrannisiert den Rest der Welt damit und gibt grenzenlos mit ihnen an. Die Leute, die er kennt, die Geschäfte, die er betreibt, die Gefälligkeiten, die er verteilt, der Zugang, den er gewährt, die Schwierigkeiten, in die er gerät, die Orte, die er besucht, das Geld, das er verdient, das Geld, das er verliert, die Ansichten, die in seinem Hirn entstehen: Trumps Geist, Trumps Seele ist ein einziger Golfball – samt der zahllosen Dellen darin.

      Alsdann, macht euch startklar, liebe Ballerinen – es wird ein wilder Tanz.

      Kapitel 3 Der Knabe mit der fetten Kohle

      Sieh dir die Typen in Cobbs Creek genau an. Die ziehen dich aus bis aufs Hemd.

      Donald J. Trump

      Wenn Sie als Sohn von Fred Trump zur Welt gekommen wären, hätten Sie einen Spruch immer und immer und immer wieder zu hören bekommen: Gewinne, gewinne, und dann gewinne noch mehr. Was immer du auch tust: Sei ein Gewinner. Fred Trump drängte seine Jungs unablässig, »Killer« zu sein. Im Leben eines Trump ging es nicht darum, in den Arm genommen zu werden, ums Familienpicknick oder ums Vorlesen vorm Schlafengehen. Es ging ums Gewinnen und um sonst gar nichts.

      »Nach den Geschichten, die man über Fred so hört«, sagt Jack O’Donnell, Vizepräsident des Trump Plaza Casino von 1987 bis 1990, »war er ziemlich grob zu seinen Jungs – gewinnen, gewinnen, gewinnen, Härte, Härte, Härte, immer der Erste sein. Das ist nicht so einfach.«

      Der Sohnemann entschied sich für den Sport – kein Wunder. So hatte er jeden Tag die Chance, seinem Vater zu beweisen, dass er wirklich ein Gewinner war. Trump besaß eine natürliche sportliche Begabung – »Ich war immer der beste Athlet«, prahlte er einmal, »aber darüber redet ja nie jemand.« Er behauptet gerne, er hätte einmal auch Baseballprofi werden können. »Aber das waren schlechte Zeiten für Baseball, du konntest kaum Geld damit verdienen«, erzählte er dem Golf-Podcaster David Feherty. Also entschied er sich für eine Karriere im Immobiliengeschäft. Noch mal zum Mitschreiben: Major League Baseball hat Donald Trump auf Knien angefleht, Profi zu werden, aber sie haben ihm zu wenig Geld geboten, deshalb brach er das Herz der gesamten Baseballwelt und – nun ja, trat in die Fußstapfen des Herrn Papa.

      Kein Wunder also, dass sich Trump ins Golfspiel verliebte. Jede Runde Golf bietet 18 Gewinnchancen, an jedem Loch eine, und dazu Nummer 19 – der Endstand auf deiner Scorekarte verglichen mit meiner. Ich besiege dich. Ich gewinne. Du bist ein Loser. Trumps Liebesaffäre mit dem Golf ist dauerhafter als jede Beziehung, die er jemals mit irgendeiner Frau oder Berufskarriere oder Partei hatte.

      Fred Trump, Sohn eines deutschen Einwanderers, spielte auch, allerdings nur selten. In Trumps jungen Jahren nahm ihn sein Daddy einmal mit nach Forest Park unweit von Queens. Klein-Donald spielte damals nicht selbst, erzählte jedoch, sein Vater »war, zumindest potenziell, ein sehr guter Golfer. Er hat vielleicht nur zehnmal im Leben gespielt, aber er hatte einen schönen Schwung.«

      Donalds Golfleidenschaft erwachte erst in seiner Zeit auf dem College in den späten sechziger Jahren, und Sie kommen nie im Leben darauf, wo das passierte: auf dem heruntergekommenen Golfkartoffelacker von Cobbs Creek in Philadelphia, auch bekannt als »The Crick«, wo sich eine abenteuerliche Mischung aus Zockern, Ganoven und arbeitslosen Stahlarbeitern traf. Cobbs Creek war ein öffentlicher Golfplatz, Wochenendfreizeitgolfer für zwei Dollar die Runde gab es ebenso wie Zocker, bei denen es um 100 Dollar pro Loch ging, und Studenten der Universität von Pennsylvania. Einer dieser Studenten war Trump, der die zehn Minuten von der Pennsylvania Wharton Business School herübergefahren kam, um mit seinen Kumpels zu spielen. »Ich erinnere mich an Trump«, sagt Bob Steele, 76, ein »Cobbs Cricker« seit 1962. »Er hat sich nicht reingeschlichen. Er hat bezahlt. Man konnte Papas fette Kohle bei dem Knaben förmlich riechen. Ich erinnere mich, dass er ständig gequasselt hat. Sah aber ganz gut aus, stach irgendwie aus der Masse heraus. Schicke Klamotten und so. Als ich ihn dann im Präsidentschaftswahlkampf im Fernsehen sah, dachte ich: ›Hey! Der Typ war doch mal Cricker!‹«

      Als echter Cricker hast du auf alles Mögliche gewettet, vor, während und nach der Runde, und dann kauftest du dir ein Bier aus dem Kofferraum von Cornbreads Auto, und man saß unter den Bäumen, erzählte und lachte über das Spiel und die Wetten, bis es dunkel wurde. Damals wurde um für die Zeit halsbrecherische Beträge gespielt – Nassaus mit 50 Dollar Einsatz. Jedes Loch einzeln gewertet, bei Gleichstand wandert die Kohle in den Jackpot. Oder Pig and Wolf oder Vegas, alle Spielarten von Zockerei, die es auf dem Golfplatz gibt. Wer sich eine Wette ausdenken konnte, hat auch einen gefunden, der darauf einstieg. Und es wurde nicht bloß um Golf gewettet. Einmal wettete ein Typ namens Lou, er könnte zwei Leute samt Golftaschen auf dem Rücken den 100 Meter langen Hügel am 17. Loch hochtragen – er hat es geschafft.

      Auf diese Weise lernte das Millionärssöhnchen das Spiel inmitten von Schreinern und Busfahrern und Kleinbetrügern mit Spikes an den Schuhsohlen, auf einem Platz, der schon bessere Tage, aber schon lange keinen anständigen Rasenmäher mehr gesehen hatte. »Ich hatte Freunde, die Golfer waren«, erzählte Trump dem Golf Digest. »Ich hatte bis dahin noch nie Golf gespielt – immer nur Baseball und Football und so. Ich kam also nach Cobbs Creek … Ein öffentlicher Golfplatz, ein rauer Kurs, kein Grashalm mehr im Abschlagfeld, aber es war okay, und tolle Leute. Alles Ganoven da draußen. Jedenfalls mehr, als mir bis dahin jemals über den Weg gelaufen waren. Ich spielte Golf mit meinen Freunden, und irgendwann fing ich an, auch mit diesen Ganoven zu spielen. Ich habe eine Menge gelernt da draußen. Eine Menge über Golf, eine Menge übers Glücksspiel, über alles, was du im Leben brauchst.«

      Und er hat Lehrgeld bezahlt – sagt Steele: »Die Zocker dort, wenn die gesehen haben, dass da so ein Schnösel mit Panamahut auftaucht und spielen will, dann konntest du sicher sein: Die nehmen den Kerl aus wie eine Weihnachtsgans.«

      Da waren diese Zocker, Row Boat und Frankie und ein Dutzend andere Jungs, die nahmen es mit den Regeln nicht so genau, solange sie an deine Knete kamen. Sogar Charlie Sifford, der erste schwarze PGA-Profi und ein Zocker, wie er im Buche steht, ließ sich dort ab und zu blicken. Der ganze Platz war voller Leute mit Löchern in den Hosentaschen – so konnte man auch mal einen schön platzierten Ersatzball fallen lassen, wenn keiner zusah. Und wenn gerade keine Opfer da waren, die sie schröpfen konnten, dann schröpften sie sich eben gegenseitig.

      »Einmal spielte Frankie gegen einen anderen Zocker um 50 Dollar«, erinnert sich Steele. »Beim 18. Loch war Gleichstand. Frankies Gegner verzog den nächsten Abschlag nach links in die Botanik und hat seinen Ball nicht mehr gefunden. Plötzlich rief der Gauner: ›Hey! Ich hab’ ihn!‹ Frankie kam zu ihm rüber und war ziemlich angepisst. ›Du Arsch! Wie willst du deinen Ball finden, wenn ich ihn in der Tasche habe?!?‹«

      Als Cricker lernte Trump: (a) Es ist kein Betrug, solange du nicht erwischt wirst; (b) Wenn du deinen Gegner immer ordentlich zutextest, blickt er irgendwann einfach nicht mehr durch, und (c) Der beste Schlag beim Golf ist der Handschlag, nachdem der Gegner deinen Scheck unterschrieben hat.

      Auf