Der Mann, der nicht verlieren kann. Rick Reilly. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Rick Reilly
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Биографии и Мемуары
Год издания: 0
isbn: 9783455009583
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»In meinem Leben dreht sich alles ums Gewinnen. Ich habe eine Menge gewonnen. Und ich gewinne noch immer eine Menge. Ich gewinne – was immer ich auch anfasse, ich gewinne. Sogar im Sport habe ich immer gewonnen. Ich war immer ein guter Athlet. Und ich habe immer gewonnen. Im Golf habe ich viele Clubmeisterschaften gewonnen. Viele, sehr viele Clubmeisterschaften. Und da sind Leute dabei, die sind tolle Golfspieler, aber sie können unter Druck nicht gewinnen. Deshalb habe immer ich gewonnen.«

      Nach einem großen Erfolg bei einer Vorwahl protzte er vom Podium herab: »Ich weiß, wie man gewinnt. Ich habe gewonnen … Diese Leute da werden es euch erzählen. Habe ich etwa nicht einen Haufen Clubmeisterschaften gewonnen? Weiß Trump überhaupt, wie verlieren geht?«

      Bei einem anderen Wahlkampfauftritt: »Gewinnen ist gewinnen. Es ist nicht so einfach, Clubmeister zu werden, glaubt mir. Und hier geht es ja nicht um Golfschläge. Ich rede vom Gewinnen ohne Schläge.«

      18 Clubmeisterschaften, das ist eine derart dreiste, durchgeknallte Lüge, dass kein Golfer der Welt auch nur ein Wort davon glauben kann. Um sicherzugehen, rief ich den Mann an, der dieser Zahl vielleicht am nächsten kommt: George »Buddy« Marucci aus Philadelphia. Wie Trump ist Marucci in mehr Clubs Mitglied, als Sie sich vorstellen – oder leisten – können. Wie Trump gehört er zur passenden Altersgruppe – er ist sechs Jahre jünger als Trump. Wie Trump hat er alles Geld der Welt, um zu so vielen Clubmeisterschaften zu reisen, wie er mit seinem Privatjet erreichen kann. Im Unterschied zu Trump ist er einer der denkbar besten Golfer unter den Geschäftsleuten überhaupt. Marucci konnte sogar mit dem damals 19-jährigen Tiger Woods – der ist 24 Jahre jünger als er – bis zum letzten Loch im Finale der US-Amateurmeisterschaft mithalten, bevor er letztlich knapp verlor.

      Also, Mr. Buddy Marucci, haben Sie 18 Clubmeisterschaften?

      »Ha!«, lachte er. »Keine Chance. Ich habe schon ein paar, komme aber nicht im Entferntesten auf eine solche Zahl. Es ist schwer, irgendwo Clubmeister zu werden. Ich habe das vielleicht achtmal geschafft. Allerhöchstens.«

      Wir reden hier von jemandem, der seit 45 Jahren überall auf der Welt Par und besser spielt. Bei fast jedem edlen Golfclub dieses Planeten ist er Mitglied – Winged Foot, Seminole, Pine Valley, Cypress Point. Wenn ein Golfplatz unter den Top Ten weltweit gelistet ist, dann hat Marucci dort vermutlich seinen persönlichen Garderobenschrank stehen.

      »Achtzehn?«, staunte er. »Ich wüsste keinen, der das jemals schaffen könnte.« Als ich ihm erklärte, wie Trump das angestellt hat, meinte er: »Wissen Sie, ich bezweifle sogar, dass ich auf die Tour auf 18 kommen könnte.«

      Als Trump Gary Player erzählte, er hätte 18 Championships gewonnen, konnte der nur spötteln. »Ich habe ihm gesagt, wenn ihn irgendjemand schlägt, schmeißt er ihn eben raus. So gewinnt man natürlich immer.«

      Stand Trumps Name auf der Ehrentafel auch nur eines Clubs, der ihm nicht selbst gehörte? Fehlanzeige. Stand er auf der Ehrentafel des Trump Washington, D.C., in Virginia, eines Golfplatzes, der bereits in Betrieb war, als er ihn kaufte? Fehlanzeige. Oder bei Trump Jupiter, einem Golfplatz, den er Ritz-Carlton abgekauft hat? Fehlanzeige. Stand er auf der Ehrentafel von irgendeinem seiner Golfplätze, die er selbst eröffnet hat? Aber sicher doch.

      An der Wand des Trump International in West Palm Beach, Florida, hängt eine Ehrentafel mit den Namen aller Spieler, die jemals die Clubmeisterschaft der Männer gewonnen haben. Trumps Name erscheint dort drei Mal: 1999, 2001 und 2009. Moment mal: Der Golfplatz war 1999 noch gar nicht eröffnet. Es stellt sich heraus, wie Hope Hicks, damals Sprecherin des Weißen Hauses, gegenüber der Washington Post einräumte, dass Trump am 1. November des Jahres eine Art »inoffizielle Eröffnungsrunde« mit »ein paar frühen Mitgliedern« gespielt und das dann zur Clubmeisterschaft erklärt hat.

      Herzlichen Glückwunsch?

      Am 17. März 2013 twitterte Trump, er hätte erneut die Clubmeisterschaft beim Trump International gewonnen. Das war der Sieg, mit dem er sich gegenüber Cuban großtat.

      Habe soeben die Club Championship des Trump International Golf Club in Palm Beach gewonnen – jede Menge gute Golfer dort – ist immer schwer, eine Clubmeisterschaft zu gewinnen.

      Auf der Tafel für jenes Jahr steht allerdings »Tom Roush« als Name des Turniersiegers. Des Rätsels Lösung: Was Trump gewonnen hat, war überhaupt nicht die Clubmeisterschaft. Es war die »Super Seniors Club Championship«, die in den meisten Clubs für Spieler ab 60 aufwärts reserviert ist. Auch darauf darf man sich gewiss etwas einbilden, doch zwischen dem Sieg in einem Seniorenturnier und einem Sieg gegen die besten jungen Spieler des Vereins liegen nun einmal Welten. Der Unterschied zwischen »Club Champion« und »Super Senior Club Champion« ist etwa so groß wie der Unterschied zwischen Bundesliga und Landesliga.

      »Ich erinnere mich, wie Melania uns mal gefragt hat, ›Was ist denn dieses Super Seniors?‹«, erzählt Ian Gillule, ein früherer Vorstand bei Trump Westchester. »Und Mr. Trump sagte dann: ›Oh, Super Seniors ist besser als bloß eine normale Clubmeisterschaft, Liebling.‹ Natürlich meinte er das ironisch, aber ihr war der Unterschied nicht klar.«

      Ich rief den Golfautor Michael Bamberger von Golf.com an. Er hatte einmal eine Story für Sports Illustrated gemacht, in der er erzählt, wie er jeden Trump-Golfplatz mit Trump gespielt hat. Hatte der schon von diesen 18 Club Championships gehört? Er hatte.

      Bamberger: »Wir waren in Trump Westchester, und Trump sagte zu mir: ›Michael, ich hab hier gerade erst die Clubmeisterschaft gewonnen.‹ Ich überlegte mir: ›Wow, das ist ziemlich schwer zu glauben, immerhin hat er Handicap 9 oder 10, und bei der Club Championship kriegst du keine Schläge gutgeschrieben.‹ Also fragte ich ihn: ›Und gegen wen?‹, und er meinte: ›Gegen den da!‹« Trump deutete auf seinen langjährigen Zementlieferanten, Lou Rinaldi, der hat Handicap 0 und ist ein phantastischer Spieler. Bamberger sah zu Rinaldi hinüber, der zuckte bloß die Achseln, als wollte er sagen: »Ich werde mich wohl kaum mit meinem Boss anlegen.«

      Später fand Bamberger heraus, dass auch das nur eine Seniorenmeisterschaft war. »Und noch später stieß ich darauf«, berichtet Bamberger weiter, »dass es auch gar nicht in dem Jahr war. Nicht einmal der Termin hat gestimmt.«

      Auf dem Golfplatz Trump Bedminster in New Jersey gewann Trump einmal eine Seniorenmeisterschaft aus 140 Kilometern Entfernung. Der Club sollte seine Seniorenmeisterschaft ab 50 Jahren aufwärts freigeben, so hatte er es festgelegt, dabei aber vergessen, dass einer der besten Spieler des Clubs gerade 50 geworden war. Ihm war klar, dass er keine Chance gegen den Mann hatte, also ging er am Tag des Turniers auf seinen Trump Philadelphia Golfplatz und spielte dort eine Runde mit einem Freund. Später rief Trump nach Angaben einer Quelle im Bedminster Club beim dortigen Pro-Shop an und behauptete, er hätte eine 73 gespielt und sollte deshalb zum Turniersieger erklärt werden. Der dort tätige Profi wollte seinen Job nicht verlieren und machte das Spielchen mit. Am Ende stand Trumps Name auf der Ehrentafel. »Aber dann«, so die erwähnte Quelle, »fragte jemand den Caddy in Philadelphia, was Trump denn an dem Tag gespielt hätte. Der Caddy meint: ›Vielleicht eine 82. Und auch das ist noch großzügig gerechnet.‹ Der zieht hier ständig solche krassen Nummern ab.«

      Gleich mehrere Quellen beschreiben einen Fall, wie Trump zufällig ins Clubhaus von Bedminster kam und ein Mitarbeiter gerade dabei war, den Namen des frisch gekürten Siegers der Seniorenmeisterschaft auf einer Holztafel zu verewigen. Trump war unterwegs gewesen und hatte bei dem Turnier nicht mitgespielt, und als er den Namen des Siegers sah, stoppte er den Mitarbeiter. »Hey, ich habe gegen den Kerl immer gewonnen. Schreiben Sie meinen Namen da hin.« Der Arbeiter war völlig verdutzt.

      »Im Ernst, Sir?«

      »Ja, natürlich. Der Typ hatte noch nie eine Chance gegen mich. Ich hätte locker gewonnen. Schreiben Sie meinen Namen hin.«

      Von den 18 »Clubmeistertiteln«, die Trump für das Golf Digest aufgelistet hat, sind zwölf in Wirklichkeit Senior- oder Super-Senior-Titel. Zur Erinnerung: Senior und Super Senior Club Championships sind etwas anderes als die Club Championship der Männer. Das ist wie Bowling mit Leitplanken. Und abgesehen davon riechen diese Seniorentitel, wie ich gerne sage, etwa so frisch wie drei Tage alter Heilbutt. Blieben