Bisher hatte er die Hippies nur in Horden gesehen, hier hatte er tatsächlich mal ein einzelnes Exemplar vor sich. Sie sang nicht, jedenfalls nicht laut, so dass er etwas gehört hätte. Aber zu welcher Musik tanzte sie? War sie in ihrem Kopf? Alan beobachtete, wie das Mädchen ihre Arme über den Kopf hob, noch immer mit geschlossenen Augen, und ihren Körper sanft hin und her wiegte. Durch die weiten Ärmel der Bluse und den freizügigen Ausschnitt konnte er einen Blick auf ihre Brustansätze erhaschen. Außerdem zeichneten sich in diesem Augenblick ihre harten Nippel durch den Stoff ab – Alan war elektrisiert, sein Schwanz zuckte neugierig. Sein Motorrad lief noch, aber jetzt stellte er es ab – um das fremde Mädchen nicht zu stören, sagte er sich, aber er wusste sehr gut, dass er gar nicht mehr weg konnte, jedenfalls nicht jetzt. Seine Brüder würden zwar auf ihn warten und sich fragen, wo er blieb. Letzten Endes würden sie sich aber mit den ersten Flaschen Bier vergnügen.
Alan bockte die Maschine auf und wandte sich wieder dem Strand zu. Lässig zog er seine Kippen aus der Tasche seiner Lederweste, schnippste das Feuerzeug an und schützte mit der hohlen Hand die Flamme vor dem Wind. Als er aufblickte, sah er gerade noch, wie das Mädchen ihm den Rücken zukehrte, mit einer fließenden Bewegung ihre Bluse über den Kopf streifte – Alan bekam gierige Augen - , den Rock zu Boden gleiten ließ und in die Wellen lief. Ihr langes Haar wehte hinter ihr her. Hatte er jetzt richtig gesehen? Dieses nackte Hippiegirl hatte keine Unterwäsche an? Wie geil war das denn? Seine Augen wurden schmal. Hatte sie ihn überhaupt bemerkt? Offensichtlich nicht, sonst wäre sie wohl nicht so freizügig mit ihren Reizen. Andererseits, wer weiß? Vielleicht hatte sie ihn gesehen, und es machte ihr nichts aus? Oder hatte sie es sogar mit Absicht gemacht? Alan hatte schon öfter gehört, dass Hippies sexuell frei- und großzügig waren, sich nicht banden und immer bereit waren für einen guten Fick. Ob Letzteres stimmte, hatte sich bisher nicht bestätigt, weder durch eigene Erfahrungen noch durch Erzählungen der anderen.
Das Mädchen schwamm nun mit kräftigen Zügen ins offene Meer hinaus.
Leila liebte es, mit ihrer Clique abzuhängen. Ihre Mutter war entsetzt gewesen, als sie mitbekommen hatte, wie ihre Tochter lebte. »Mum, das ist modern und wenigstens nicht so spießig, wie ihr es seid«, war Leilas Antwort auf all die Vorwürfe, die auf sie einprasselten. Sie konnte nichts mit Spießbürgertum anfangen, fand die Freiheit, die sie nun als Volljährige hatte, einfach nur geil und nutzte jede Gelegenheit, um von ihrer Mutter wegzukommen. Selbst die Sätze, die mit: »Wenn das dein Vater wüsste, er würde sich im Grab umdrehen!« endeten, konnten Leila nichts mehr anhaben. Sie hatte ihren Vater sehr geliebt, der viel zu früh gestorben war. Ihre Mutter war seitdem verbittert geworden, versuchte, einigermaßen einen Standard aufrecht zu erhalten, konnte aber dieser neuen Revolution, die nach Liebe statt nach Krieg schrie, nichts entgegensetzen.
Leila dagegen lebte nach der Parole: »Make love, not war!«
Sie übernachtete bei ihren Freunden, lebte zeitweilig in einer Kommune und teilte alles mit allen – Lebensmittel, Kleidung, Drogen, Sexpartner. Warum auch nicht? Jeder war anders, hatte andere Vorlieben, und selbst wenn ihr ein Typ besonders gut gefiel, war sie trotzdem nicht besitzergreifend oder eifersüchtig, wenn er mit einem anderen Mädchen Liebe machte. Im Gegenteil, manchmal mischte sie sich ein und sie waren zu dritt. An manchen Abenden musizierte Tom und sie ließen einen Joint kreisen; wenn jemand was Härteres hatte, ging auch das rum. Leila probierte alles aus und fand, das Leben konnte so friedvoll und schön sein, wie man es sich machte. Sie fand auch, dass Spießbürger, die wochentags mit ihren Aktentaschen auf die Arbeit gingen, samstags ihren Rasen mähten oder das Auto wuschen und sonntags im Garten saßen, um die Nachbarn auszuspähen, keineswegs glücklich aussahen. Im Gegenteil, ihrer Meinung nach bräuchten gerade sie mehr Sex und vor allem Drogen, dann wären sie um einiges entspannter.
Das Einzige, was Leila aufregen konnte, war der Anspruch dieser Spießer, dass alle anderen so werden sollten wie sie. Moral nannten sie es, wenn junge Menschen den gleichen Weg einschlugen wie sie: College, Uni, Beruf, einen Partner suchen, heiraten, Kinder bekommen, unglücklich werden. Warum ließ man sie nicht so sein, wie sie war und so leben, wie sie wollte? Frei und ungebunden zu sein war einfach das Beste.
An diesem sonnigen Tag hatte sie sich von ihren Freunden bis zum Strand fahren lassen, um die Energie der Sonne aufzutanken. Es war warm, nur ein leichter Wind strich ihr durch das lange Haar, als sie zum Sand hinunterlief. Sie wollte tanzen, die Sonne begrüßen und einfach leben. Die anderen würden sie später wieder abholen. Sanft begann sie, sich zu wiegen, die Arme zu recken, mit geschlossenen Augen den warmen, rieselnden Sand unter ihren nackten Füßen wahrzunehmen. Die Melodie, die sie dabei vor sich hin summte, hatte Tom am Abend vorher gespielt. Leila drehte sich im Kreis, hob und senkte ihre Arme. Sie hörte ein leises Summen von der Küstenstraße her, das rasch näher kam. Vorsichtig blinzelte sie und machte einen Punkt aus, der sich als Motorrad entpuppte. Sicher würde er vorbeifahren, überlegte sie kurz, als sie den Punkt mit einer weiteren Drehung wieder aus den Augen verlor.
Als das laute Summen abrupt erstarb, blinzelte sie erneut. Den Punkt konnte sie nicht mehr entdecken, dafür verschwamm während ihrer folgenden Drehung oben am Steilufer ein Motorrad vor ihren Augen. Der Typ saß breitbeinig darauf und starrte zu ihr herunter. Leila grinste, schloss die Augen und tanzte weiter. Sie war sich bewusst, dass ein Rocker garantiert nichts mit ihr anfangen konnte; sie hatten entgegengesetzte Ansichten und Welten, also war er ihr egal.
Leila tanzte, drehte sich, genoß die Wärme der Sonne und vergaß alles um sich herum. Ihr Rock wirbelte um ihre Beine, ihre langen Haare um ihren Kopf, sie summte verzückt ihre Melodie und bekam eine unbändige Lust, sich auszuziehen und schwimmen zu gehen. Kurzerhand streifte sie Rock und Bluse ab, lief zum Wasser und in die Wellen hinein. Mit einem freudigen Japsen warf sie sich dem kühlen Nass entgegen und begann, mit kräftigen Zügen zu schwimmen.
Alan rauchte mit schmalen Augen seine Zigarette. Den Rauch blies er langsam aus, während er das Mädchen beobachtete. Sie tauchte ab und zu unter, drehte sich irgendwann auf den Rücken und ließ sich eine Weile treiben, bevor sie umkehrte. Spätestens jetzt musste sie ihn entdecken, wie er da stand, lässig an seine Maschine gelehnt und rauchend. Alan war auf ihre Reaktion gespannt, wenn sie nackt aus dem Wasser kommen und sich klar werden würde, dass er volle Sicht auf ihre Nippel und ihren Busch hatte. Allein bei dem Gedanken daran musste er grinsen. Sicher würde sie rot werden – was er bei dieser Entfernung leider nicht gut ausmachen können würde – und sich so schnell wie möglich wieder anziehen. Vielleicht würde sie kreischen und ihn beschimpfen. Und er hätte seinen Kumpels einen vergnüglichen Anblick zu schildern.
Doch als sie aus dem Wasser stieg, hörte Alan weder Gekreische noch Beschimpfungen. Im Gegenteil: Ruhig watete das nackte Mädchen an den Strand. Alan konnte erkennen, dass sie ihn unverwandt anblickte und grinste. Dann bückte sie sich, streifte Bluse und Rock über ihren nassen Körper und wrang ihre Haare aus.
Er war fasziniert. Sie tat gerade so, als ob es für sie das Natürlichste der Welt wäre, sich nackt vor fremden Jungs zu präsentieren. Außerdem lag ihre feuchte Bluse nun eng an ihrem Körper an und verbarg nichts mehr. Er konnte deutlich ihre Brüste sehen, die sich unter dem Stoff abzeichneten. Als sie sich kurz umdrehte, bewunderte Alan ihren festen, knackigen Hintern, nur von dem Stoff des eng anliegenden Rockes verhüllt. Seine Zigarette war längst erloschen, er selbst war heiß geworden. Vielleicht stimmte es ja, dass Hippies Sex freizügig verteilten?
Leila sah, dass der dunkle Typ mit seiner Maschine immer noch da oben stand und gaffte, als sie aus dem Wasser zurückkehrte. Kurz überlegte sie, ihm zu winken, grinste ihn jedoch nur an und streifte langsam ihre Kleidung über. Sollte er sie ruhig bewundern, sie wusste, dass sie klasse aussah