Die Dura mater umspannt das Gehirn und Rückenmark als Ganzes, ohne den Sulci in die Tiefe zu folgen. Durch die Ausbildung mehrerer Durasepten fixiert sie das Gehirn im Schädel und stabilisiert es bei Bewegungen des Kopfes relativ zur Schädelkalotte.
Im Bereich des Telencephalons entspricht diese anatomische Begebenheit der Falx cerebri (Abb. 4.1), welche sich sichelförmig in der Fissura longitudinalis cerebri aufspannt. Rostral ist die Falx cerebri an der Crista galli des Os ethmoidale verwachsen. Am oberen Rand der Falx cerebri befindet sich eine mit Endothel ausgekleidete Duplikatur der Dura mater, der Sinus sagittalis superior (Abb. 4.2). Am unteren Rand liegt der Sinus sagittalis inferior. Diese und weitere venöse Blutleiter (Sinus durae matris) werden in Kapitel 9 näher beschrieben.
Hier sind die oberflächlichen Hirnhäute sowie Tel- und Diencephalon entfernt, die Dura mater encephali ist auf der Schädelbasis erhalten. Sinus sagittalis superior, die Sinus transversi und der Sinus sigmoideus sind teilweise eröffnet.
1Falx cerebri
2Sinus sagittalis superior, eröffnet
3Sinus sagittalis inferior
4Tractus opticus (Diencephalon)
5Chiasma opticum (Diencephalon)
6Falx cerebri, Verheftung an der Crista galli
7Tentorium cerebelli
8Mesencephalon, Anschnitt
9Dura mater encephali auf dem Boden der mittleren Schädelgrube
10Dura mater encephali auf dem Boden der vorderen Schädelgrube
Orientierungshilfe: Links unten im Bild ist das rostrale, rechts oben das okzipitale Ende des Kopfes.
In dieser Abbildung sind die venösen Blutleiter des Gehirns schematisch dargestellt.
Die Dura mater encephali bildet starre, inkompressible Duplikaturen aus, in denen das venöse Blut aus dem Gehirn abfließt.
Die wichtigsten Sinus durae matris sind:
•Sinus transversus
•Sinus sigmoideus
•Sinus sagittalis superior
•Sinus sagittalis inferior
•Sinus cavernosus
Die Falx cerebri setzt sich nach okzipital in das Tentorium cerebelli fort. Das Tentorium cerebelli stellt ebenfalls eine Duplikatur der Dura mater dar. Sie trennt als quer aufgespanntes Duraseptum die mittlere von der hinteren Schädelgrube und spannt sich wie ein echtes Zelt (lat. tentorium) über dem Kleinhirn auf. Ferner verläuft die Falx cerebelli zwischen den beiden Hemisphären des Kleinhirns und trennt diese voneinander.
Histologisch betrachtet besteht die Dura mater aus einem periostalen äußeren und einem menigealen inneren Blatt. Das Neurothel stellt die Verbindung zur Arachnoidea mater her. Zellen des Neurothels sind durch Tight junctions fest miteinander verbunden und verhindern so, dass Erreger oder Toxine ungehindert in das Gehirngewebe eindringen können.
Im Bereich des Schädels verwächst die Dura mater mit ihrem periostalen Anteil teils sehr fest am Schädelknochen. Ein Raum oberhalb der Dura mater (Epiduralraum von griech. έπί – „auf, darüber“), also zwischen Dura mater und Schädelkalotte ist unter normalen Umständen nicht existent.
Diesen Epiduralraum durchziehen Gefäße zur Versorgung der Meningen. Sie sind relativ fest im Epiduralraum verankert. Daher ist es möglich, dass sie bei mechanischen Belastungen, wie sie im Rahmen eines Schädeltraumas auftreten können, bersten. Besonders oft ist hiervon das mittlere die Dura mater versorgende Gefäß, die Arteria meningea media, betroffen. Im Rahmen von Blutungen aus ihr kann es zur Ausbildung eines pathologischen Epiduralraums kommen. Das klinische Bild wird Epiduralblutung genannt.
Im Gegensatz zur Dura mater encephali befindet sich im Bereich der Dura mater spinalis (kaudal des Foramen magnum im Bereich des Rückenmarks) sehr wohl ein physiologischer Epiduralraum zwischen Dura mater und dem Periost der Wirbelkörper. Dieser ist vor allem mit Fettgewebe und Venen gefüllt und besitzt große klinische Relevanz für die Durchführung einer Periduralanästhesie, wie sie häufig bei orthopädischen, gynäkologischen oder urologischen Eingriffen zum Einsatz kommt.
Abb. 4.3
Schematischer Aufbau der Hirnhäute
Das Gehirn ist, ebenso wie das Rückenmark von bindegewebigen Hüllen, den Hirnhäuten (Meningen) umgeben.
Die derbe äußere Hülle, welche der inneren knöchernen Schädelfläche anliegt und mit dem Periost verschmolzen ist, dient dem Gehirn als schützende Kapsel und wird als Pachymeninx oder Dura mater encephali bezeichnet. An der weichen Hirnhaut wird die Arachnoidea von der Pia mater unterschieden; dazwischen befindet sich der Subarachnoidalraum (Cavum subarachnoidale), der den äußeren Liquorraum bildet und mit Liquor cerebrospinalis gefüllt ist.
Die Pia mater liegt dem Hirngewebe direkt auf und folgt allen Gyri und Sulci der Hirnoberfläche. Im Gegensatz dazu ziehen die Arachnoidea und Dura mater über alle Unebenheiten hinweg.
Das Neurothel stellt eine Verbindung zwischen Dura mater und Arachnoidea mater her.
Die Arachnoidea mater ist von der Dura mater durch einen makroskopisch nicht erkennbaren Spaltraum, das Spatium subdurale, getrennt. Durch diesen Spaltraum ziehen sogenannte Brückenvenen, welche das Blut oberflächlicher Gehirnvenen den Sinus durae matris zuleiten.
Im Rahmen eines Traumas können die Brückenvenen reißen und das Spatium subdurale pathologisch erweitern: Man spricht von einer Subduralblutung. Da die Brückenvenen fest mit der Dura mater an ihrer Mündungsstelle am Sinus verwachsen sind, sind sie dort nur wenig beweglich. Dies ist der Grund, weshalb sie bei einem Trauma vor allem dort einreißen.
In einem anatomischen Präparat ist das Studium der Lagebeziehungen zwischen Dura und Arachnoidea mater nur begrenzt möglich, da einerseits der Liquor ausläuft