„Bleiben unsere Freunde auf dem Plateau“, sagte Parker. „Würden Sie die Freundlichkeit haben, Miß Windham, Sheriff Andrew zu verständigen. Er wird sicher froh sein, die Mitglieder und die Ware eines Rauschgiftrings verhaften und beschlagnahmen zu können.“
*
Parker haßte unnötige Anstrengung.
Nach dem Festsetzen der Gondel, dessen war er sich bewußt, mußten die Rauschgifthändler zwangsläufig durch den Stollen zurück ins Hotel. Über den Fels konnten sie sich kaum absetzen, zumal es ihnen ja an Betriebskapital fehlte.
Parker begab sich also zurück ins Souterrain des Sherman-Hotels, suchte die Bäderabteilung auf, betrat die erste Höhle und befaßte sich mit dem Verbindungsstollen.
Er brauchte nicht lange zu warten.
Zuerst war nur ein weit entferntes Schimpfen zu vernehmen, das von Sekunde zu Sekunde immer lauter wurde. Parker konnte sich dieses Schimpfen selbstverständlich sehr gut erklären. Er hatte den Verbindungsstollen zwischen den beiden Höhlen präpariert. Auf dem glatten Boden, des Stollens, der zur Höhle anstieg, in der Parker sich befand, hatte der Butler ein äußerst feines Gleitmittel aufgesprüht, das aus einer als Zigarre getarnten Sprayflasche stammte. Nun mußten die Blondinen, Litch und der Pilot sich Schritt für Schritt den rutschigen Stollen hocharbeiten. Der Sinn dieses Unterfangens war es, die einzelnen Mitglieder der Gang in zeitlichen Abständen erscheinen zu lassen.
Was wunderbar klappte …!
Zuerst brauchte Parker sich nur mit den Blondinen zu befassen. Es tat ihm zwar äußerst leid, als er sie artgemäß behandeln mußte, doch die Lage erforderte es. Mit an sich völlig harmlosen Schlägen setzte er sie kurzfristig außer Gefecht. Anschließend arbeiteten und stemmten sich Litch und der Pilot herauf. Auch sie fielen dem Bambusgriff des Universal-Regenschirms zum Opfer. Womit Parker erst einmal für Ordnung gesorgt hatte.
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„Sie sind ungemein schnell, Sheriff Andrew“, sagte Parker eine Viertelstunde später. Er nickte Andrew und den beiden Hilfssheriffs Culpers und Higgins zu. „Sollten Sie sich während der letzten und vergangenen Stunde in der Nähe des Hotels aufgehalten haben?“
„Sie kamen, bevor ich überhaupt telefonieren konnte“, schaltete Kathy Windham sich ein.
„Weil wir den Laden hier hochnehmen wollten“, sagte Sheriff Andrew und grinste, „aber Sie scheinen uns zuvorgekommen zu sein …!“
„Sie brauchen nur noch diverse Handschellen zu verteilen“, entgegnete der Butler, „der Fall dürfte gelöst sein … Details interessieren mich nicht weiter!“
„Also war es doch die Farewell“, sagte Andrew und nickte, „dachte ich mir schon die ganze Zeit über … Wo steckt sie eigentlich?“
„In der Hotelgondel“, sagte Käthe Windham, „und damit haben Sie auch die Mörderin von Glenn Harpers. Sie nämlich erschoß ihn, als er zu neugierig geworden war, aber das wissen Sie wahrscheinlich alles schon …!“
„Ich hatte es vermutet“, sagte Andrew ungerührt und ohne jede Verlegenheit, „aber beweisen konnte ich nichts … Ich wurde gleich, skeptisch, als wir nachts angerufen und anonym auf den angeblichen Unfall von Glenn Harpers und Gloria Farewell hingewiesen wurden.“
„In der Tat?“ fragte Parker nur.
„Der Anruf kam aus dem Sherman-Hotel“, redete Andrew weiter, „und woher wollte man dort von dem Unfall wissen? Gloria Farewell erschoß Glenn Harpers, sprang aus dem Wagen und legte sich später dazu, als Sie, Parker, am Unfallort erschienen …
„Und warum sind Sie dann die ganze Zeit hinter Mr. Parker hergewesen?“ fragte Kathy Windham empört.
„Um die Gangster in Sicherheit zu wiegen, Miß Windham. Gespielte Dummheit ist oft besser als sinnloses Draufgängertum … Man muß natürlich Nerven haben, wenn man dann von der Öffentlichkeit für eine, sagen wir, taube Nuß gehalten wird, nicht wahr, Mr. Parker?“
„Ich denke, daß ich wohl gehen kann“, erklärte Parker, „der Fall scheint bei Ihnen in besten Händen zu sein. Eine Frage noch, seit wann vermuteten Sie, daß das Sherman-Hotel die Verteilerstation einer Rauschgiftbande ist?“
„Seit fast anderthalb Monaten, Mr. Parker. Der junge Mann, der angeblich abstürzte, hatte sich an mich gewandt und mir einige Tips geliefert. Diese Hinweise ließen meinen Verdacht, daß mit dem Hotel etwas nicht stimmte, zur Gewißheit werden.“
„Wieso stimmte dort im Hotel irgend etwas nicht?“ Kathy Windham sah den Sheriff etwas aggressiv an. Es ärgerte sie wohl, daß sie und Parker die Kastanien aus dem Feuer geholt hatten.
„Na, die häufig wechselnden Feriengäste, die dann immer wieder kurzfristig erschienen. Und dann die vielen Blonden …
„Puppen, die jetzt endlich verschaukelt worden sind“, warf Hilfssheriff Culpers drastisch ein. „Die waren ja kühl wie Eskimos, und das hat mich mißtrauisch gemacht!“
„Und mich erst“, sagte Higgins fachmännisch, „so was gibt’s ja sonst wohl nicht …!“
„Dann darf ich mich jetzt wohl empfehlen“, schloß Parker die aufschlußreiche Unterhaltung und lüftete grüßend seine schwarze Melone, „Sie haben jetzt wohl nichts mehr dagegen, Sheriff Andrew, daß ich die Stadt mit Charme und Herz verlasse, nicht wahr?“
„Irrtum, Parker“. Andrew schüttelte den Kopf, „gegen Sie liegen zwei Anzeigen vor, die ich erst noch bearbeiten muß.“
„Zwei Anzeigen …?“
„Sie stammen von Harpers und den beiden Farewell. Wegen Körperverletzung, Entführung und Erpressung … Sie haben wohl vergessen, daß Sie die drei Männer, draußen in der Wildnis abgesetzt haben, oder?“
Parker lächelte mild.
„Sind die Herren inzwischen eingetroffen?“ erkundigte er sich.
„Und wie sie eingetroffen sind“, sagte Culpers und grinste.
„Völlig am Boden zerstört“, warf Higgins ein, „blutende Risse, Blasen, jede Menge, halb verdurstet …!“
„Ist es wenigstens zu einer gewissen Verständigungsbereitschaft gekommen? Besteht die vage Aussicht, daß die Familien sich endlich versöhnen?“
„Sie haben sich unterwegs fast gegenseitig umgebracht. Aber einig sind sie sich jetzt“, sagte Andrew, „einig nämlich darin, Anklage gegen Sie zu erheben, Parker.“
„Nicht schlecht“, fand Parker und nickte zufrieden, „ich würde sagen, ein erster Ansatz der Verständigung … Irgendwie müssen die beiden Familien ja damit anfangen … Ich will ehrlich gestehen, daß ich zufrieden mit diesem Ergebnis bin. Schließlich bin ich ja ein bescheidener Mensch …!“
„Und ein verdammt raffinierter dazu“, sagte Andrew, kniff die Augen zusammen und grinste Parker an, der die Melone noch einmal grüßend lüftete und davonschritt, als sei in den vergangenen Tagen und Stunden überhaupt nichts passiert …!
- E N D E -
Parker war recht angetan von jener reizenden Nymphe, die nicht weit entfernt vom Boot sich in den Fluten des Pazifik tummelte und jetzt verspielt-kraftvoll auf ein noch leeres Schwimmfloß zuhielt. Sie fühlte sich völlig unbeobachtet, der aber ignorierte den Butler, der stocksteif, wie es seiner Art entsprach, im Heck des Kabinenkreuzers saß.
An sich wäre der Butler einige Blicke wert gewesen. Trotz der sengenden Nachmittagshitze trug er zur gestreiften Hose den pechschwarzen Zweireiher, eine schwarze Melone und den Eckkragen mit der schwarzen Krawatte. In Griffweite lag ein