„Na, bitte!“ sagte Litch. „geschafft … Man muß sich eben was einfallen lassen … Wie sieht’s mit ihm aus?“
Die beiden Blondinen in ihren weißen Bademänteln beugten sich über den Butler.
„Erstickt!“ sagte eine von ihnen.
„Dann schafft ihn weg, Kinder!“ Ernest Litch wandte sich um. Für ihn war der Fall bereits erledigt.
Die beiden langbeinigen Blondinen folgten ihm, kamen aber wenig später mit einer Rolltrage zurück. Sie mühten sich redlich ab den Butler auf diese Rolltrage zu schaffen. Verständlicherweise tat der Butler nichts, ihnen dabei behilflich zu sein. Er wollte sie nicht enttäuschen oder gar erschrecken.
Seine einzige Sorge war nur, daß sie seine handwerklichen Tätigkeiten entdeckten, doch zu solch einer Überprüfung fehlte es ihnen wohl an der Zeit.
Sie deckten ein Tuch über den Butler und rollten ihn aus der Sauna hinaus in den breiten. Verbindungskorridor. Dann ging die hausinterne Fahrt weiter und endete vor einer Tür am Ende des Korridorganges. Hier wartete Ernest Litch.
„Alles klar …?“ fragte er.
Die beiden langbeinigen Blondinen versicherten ihm, daß es keine Zwischenfälle gegeben habe. Litch öffnete die Tür, und Parker spürte sofort eine gewisse Kälte, die ihn umgab. Leider vermochte er unter der Leinendecke nichts zu sehen.
Er spürte nur, daß man der Rolltrage einen derben Stoß versetzte. Und für einen ganz kurzen Moment erfaßte ihn fast so etwas wie Panik. Beförderte man ihn samt Rolltrage in irgendeinen Abgrund? Er zwang seine Panik zurück in die Tiefen seines Bewußtseins und brachte die Nervenkraft auf, ruhig liegenzubleiben. Die Rolltrage stieß mit dem Fußende gegen ein Hindernis, drehte sich etwas um die Längsachse und blieb stehen.
„Sobald es dunkel ist, schaffen wir ihn weg“, sagte Ernest Litch, „kommt jetzt, Kinder! Ich glaube, wir haben gute Arbeit geleistet!“
Schritte entfernten sich, dann klappte eine Tür. Parker merkte unter der Leinendecke, daß das Licht über ihm erlosch. Dann war er allein …
*
Parker erhob sich und schaltete das scharf gebündelte Licht seiner Kugelschreiber-Taschenlampe ein. Damit leuchtete er den Raum aus, in dem er sich befand.
Er gestattete sich zu wundem.
Er befand sich in einem höhlenartigen Raum, der etwa drei Meter hoch war. Ihn umgab nacktes, roh behauenes Gestein. Der Boden war zementiert und bretteben. Seiner bescheidenen Ansicht nach gehörte diese Höhle entweder zu einem Stollensystem oder aber sie war natürlichen Ursprungs und war der Beginn einer großen unterirdischen Grotte.
Parker schritt die Höhle ab und gelangte so an eine schmale Tür, die aus Stahlblech bestand und ihn irgendwie an die Tür eines Tresors erinnerte. Setzte sich hinter dieser Tür der Stollen fort? Lag dahinter der rettende Weg in die Freiheit?
Neugierig wie der Butler nun einmal war, beschäftigte er sich sofort mit dem Türschloß und befragte es nach seiner Konstruktion. Das Türschloß fühlte sich angesprochen und gab sein Geheimnis preis. Daraufhin holte der Butler sein Schlüsseletui aus der Hosentasche und schob einen Universal-Patentschlüssel in das Schloß. Nach wenigen Sekunden ließ die Zuhaltevorrichtung sich aufsperren, Parker brauchte die Tür nur noch aufzudrücken.
Er stand am Anfang eines langen Ganges, der etwa zwei Meter hoch war. Unter der Decke gab es eine Lichtleitung und in gewissen Abständen verdrahtete Deckenlampen.
Wohin mochte der unterirdische Gang wohl führen? Warum war er so gut ausgebaut worden? Auch hier war der Boden glatt gestrichen und betoniert.
Parker ging der Sache auf den Grund. Müßiggang war seiner Ansicht nach ohnehin der Laster Anfang. Er schritt also im Licht seiner kleinen Taschenlampe voran und wartete auf Überraschungen aller Art.
Der Gang senkte sich leicht und mündete in eine zweite Höhle, die doppelt so hoch und so groß war wie die erste, in die man ihn samt Rolltrage hineingeschoben hatte.
Das Licht der Taschenlampe reichte nicht aus, sich einen Gesamteindruck zu verschaffen. Parker mußte diese Höhle also Schritt für Schritt abgehen und kam leicht enttäuscht zum Ausgangspunkt zurück. Er hatte nichts finden können, was ihn interessierte.
Dennoch mußte sie irgendein Geheimnis bergen. Sie führte erstens nicht weiter, was ihm ungewöhnlich erschien. Dann war sie ohne jeden erkennbaren Sinn und Zweck angelegt worden, was er einfach nicht glauben wollte und kannte.
Um das Geheimnis dieser zweiten Höhle ausfindig zu machen, nahm er sein unförmig aussehendes Taschenfeuerzeug hervor und knipste es an. Er hielt die ruhig brennende Flamme hoch in die Luft und beobachtete sie.
Ja, sie bewegte sich in einem kaum wahrzunehmenden Luftzug. Sie wurde abgelenkt und ließ Rückschlüsse zu. Parker, die Flamme weiter beobachtend, schritt nun vorsichtig durch den Höhlendom und kam so an eine Wand, die fest und massiv aussah. Dennoch bewegte sich gerade hier die Flamme des Feuerzeugs sehr deutlich von der Wand weg. Hinter dieser Wand mußte also ein starker Luftandrang herrschen, der durch feine Wandporen in die Höhle drang.
Parker untersuchte diese doch offensichtlich poröse Wand. War sie nur die Kaschierung eines getarnten Ganges? Gab es irgendeinen Mechanismus, diese Wand zur Seite schwenken zu lassen? Konstruktionen dieser Art waren dem Butler schließlich wohlvertraut.
Leider wurden seine Nachforschungen jäh beendet.
Er hörte laute Schritte, die sich der geöffneten Tür schnell näherten. Er wußte sofort Bescheid. Man hatte herausgefunden, daß er den Elektroofen der Sauna zerstört und die Tür durchschmolzen hatte. Daran hatten die langbeinigen Blondinen samt Ernest Litch wohl gemerkt, daß ein gewisser Butler Parker nach wie vor lebte und dabei war, gewisse Dinge durchzuführen.
Parker huschte zurück zur Tür und lief seinen Gegnern praktisch entgegen
Er baute sich dicht neben der Tür auf und hob seinen Universal-Regenschirm.
Ernest Litch ging zuerst zu Boden.
Die beiden nachdrängenden Blondinen stolperten fast über Litch und merkten zu spät, daß ihr Opfer aktiv war, und konnten sich nicht mehr absetzen. Parker ließ den Stockdegen hervorschnellen und schnitt den beiden jungen Damen den Weg ab.
„Ich bedaure unendlich, unhöflich sein zu müssen“, sagte er, „ich sehe mich aber leider gezwungen, sie ein wenig außer Gefecht zu setzen.“
Sie waren beeindruckt und schielten mit leichtem Silberblick auf den langen, wippenden Degen, der plötzlich aus dem unteren Teil des Regenschirms hervorgeschnellt war.
Respektvoll wichen sie zurück und … warfen sich dann wie auf ein geheimes Kommando auf den Butler, der tatsächlich überrascht wurde. Die beiden langbeinigen Damen in ihren weißen Bademänteln kannten viele Tricks und waren in Judo und Karate geschult. Parker handelte sich einige Handkantenschläge ein, die keineswegs von besonders schlechten Eltern waren. Mit Mühe erwehrte er sich der beiden Kämpferinnen, die nun gar nicht mehr sonderlich höflich waren. Sie hatten sich in gereizte Tiger verwandelt, die ihn in Stücke reißen wollten.
Parker aber besaß erfreulicherweise seinen Regenschirm, der ihm schon so häufig aus mancher Klemme herausgeholfen hatte. Mit der Degenspitze schlitzte er die Bademäntel geschickt auf. Die beiden jungen Damen wichen entsetzt zurück und versuchten die Fetzen ihrer Bademäntel zu schließen, zumal sie darunter nicht sonderlich viel an Wäsche trugen. Parker nutzte die Verwirrung aus und trieb die langbeinigen Blondinen in eine Ecke nahe der Tür.
Sie mußten sich umwenden und niederknien. Als sie es getan hatten, beeilte der Butler sich, zurück durch die Tür zu schlüpfen. Er schlug sie schnell hinter sich zu und ordnete nun erst einmal die schwarze Melone, die ihm leicht schief auf dem Kopf saß. Die beiden jungen Damen hatten ihm doch ordentlich zugesetzt.
Er