Parker blieb an der Tür und lauschte.
Er wunderte sich kaum, daß die beiden jungen Damen nicht wütend gegen die Tür klopften. Wahrscheinlich wählten sie einen Ausgang, den der Butler bisher nicht gefunden hatte. Um das Suchverfahren später abzukürzen, drückte der Butler die Tür spaltbreit auf. Seinen Augen bot sich ein interessanter Anblick.
Die beiden Blondinen schleiften Ernest Litch gerade in Richtung Tür, die von Parker sofort wieder geschlossen wurde. Mit seinem Spezialbesteck schloß und blockierte er das Schloß. Sekunden später hörte er, wie auf der Gegenseite an diesem Schloß herumgearbeitet wurde. Man wollte es aufsperren.
Natürlich gelang dies nicht. Alles, was Parker nun einmal tat, hatte Hand und Fuß. Die beiden jungen Blondinen verzichteten darauf, sich durch Schreien oder Klopfen bemerkbar zu machen, so, wie der Butler es sich schon vorausberechnet hatte. Nun würden sie wahrscheinlich den von Parker gesuchten und bisher nicht entdeckten Notausstieg benutzen.
Also öffnete der Butler die Tür, nachdem er das Schloß aufgesperrt hatte.
Die beiden jungen Damen standen gerade vor jener Wand, die der Butler für porös hielt. Ernest Litch lag bewußtlos zu ihren Füßen. Eine der jungen Damen befaßte sich mit einer Felszacke und … zog sie wie einen Hebel nach unten. Daraufhin öffnete sich unter feinem Surren ein Durchschlupf, durch den man in gebückter Haltung in einen noch dunklen Stollen hineingehen konnte. Innerhalb einer guten Minute besorgten das die jungen Damen und vergaßen selbstverständlich Ernest Litch nicht, für den sie sich jetzt wohl verantwortlich fühlten.
Parker wartete, bis das Trio verschwunden war und der Durchschlupf sich wieder geschlossen hatte. Dann ging er zurück in die zweite Höhle und versuchte es ebenfalls mit dem Felszacken.
Das Surren in der Wand bestätigte ihm, daß er auf dem richtigen Weg war. Parker schlüpfte in den Stollen und verzichtete erst einmal darauf, Licht zu machen. Er horchte auf Schritte oder sonstige Geräusche, doch im ziemlich niedrigen Stollen blieb alles ruhig.
Nun erst schaltete er die Kugelschreiber-Taschenlampe ein und orientierte sich. Der Stollen stieg sehr steil an und ging dann später in roh in den Fels geschlagene Treppenstufen über. Nach etwa zehn Minuten roch Parker frische Luft und entdeckte einen feinen Lichtschein, der von der Sonne herrühren mußte.
Parker beeilte sich, ans Sonnen- und somit auch Tageslicht zu kommen. Plötzlich aber verschwand dieses Licht, als sei eine Tür geschlossen worden.
Hatte man ihn bemerkt? Traten die blonden langbeinigen Tiger jetzt zum Gegenangriff an? Falls dies der Fall war, konnte der Butler sich noch auf einige Überraschungen gefaßt machen!
*
Parkers Regenschirmspitze berührte eine Wand, die den unterirdischen Gang abschloß und zu einer Art Sackgasse machte. Doch von hier mußte das Tageslicht in den Stollen gedrungen sein. Es galt also, eine Art Klinke zu finden, um die Schlußwand wieder freizulegen.
Der Lichtfinger der Taschenlampe tastete die Wand ab. Sie bestand eindeutig aus Beton, auf dem noch die Abdrücke der Schalbretter zu sehen waren.
Oberhalb dieser Betonwand, die sehr solide sein mußte, fand der Butler einen elektrischen Schalter, dessen Hebel er hochdrückte. Sekunden später fuhr die Betonwand langsam nach oben und verschwand im Fels. Parker blinzelte in das grelle Tageslicht. Er hatte es geschafft.
Er trat hinaus ins Freie und sondierte die Lage. Er befand sich auf einem brettebenen Plateau, in dessen Mitte ein großes Landekreuz in weißem Lack zu erkennen war. Die Bedeutung war klar. Hier handelte es sich um den Landeplatz für Hubschrauber, also mußte sich jenseits des Plateaus das Shermans-Hotel befinden. Josuah Parker überquerte das Landekreuz und blieb vor einem Steilhang stehen.
Etwa fünfzig Meter von der Kante aus gerechnet lag das Sherman-Hotel Eine kleine Gondelbahn, die noch in Bewegung war, verband das Landeplateau mit dem Hotel.
Der Butler wandte sich um und sah sich die Tarnung für den Stollenmund an.
Nun, die Anlage War ebenso einfach wie raffiniert. Zur Felsseite hin war so etwas wie ein Benzintanklager ausbetoniert worden, wo die Hubschrauber neuen Treibstoff fassen konnten. Die bewegliche Betonwand bildete den hinteren Abschluß davon. Selbst ein aufmerksamer Beobachter hätte diese bewegliche Wand nicht ausfindig machen können, zumal sie mit Schmierfett und Benzinspritzern übersät war.
Warum diese aufwendige Anlage? fragte sich Parker.
Am liebsten hätte er über das Telefon im Hotel nachgefragt. Dieses gegen Nässe gesicherte, unförmig aussehende Telefon befand sich in einem Kasten, der seinerseits in den Fels eingelassen war. Von hier oben aus konnte man wohl mit dem Hotel telefonieren.
Parker kontrollierte den Inhalt der vier Benzinfässer. Sie waren gefüllt. Sollte er sie verschwinden lassen oder leeren? Blockierte er damit gewisse Bewegungen gewisser Leute?
Er konnte die Fässer unmöglich über den Steilbang nach unten spedieren. Der Krach der auf- und abprallenden Fässer würde im Hotel mit Sicherheit gehört werden. Es ließ sich auch nicht einrichten, die Fässer anzubohren und den Inhalt ausfließen zu lassen. Der Geruch des Benzins hätte die Hotel angestellten ebenfalls aufmerksam gemacht.
Parker ging noch mit sich zu Rate, als er plötzlich von weither das typische Klatschen von Hubschrauberrotoren hörte. Das Luftfahrzeug selbst war noch nicht zu sehen, doch das hatte nichts zu bedeuten. Der Hubschrauber konnte aus einem Seitental kommen und plötzlich vor dem Plateau auftauchen.
Parker schloß schleunigst den Betonriegel vor dem Stollenmund und sah sich nach einem geeigneten Versteck um. Er kletterte vom Plateau aus ein Stück in den Felsen hinein und legte sich dort flach auf das Gestein. Dank seiner schwarzen Kleidung hob er sich von der graudunklen Umgebung kaum ab.
Und dann war der Hubschrauber auch schon auszumachen. Er kam tatsächlich aus einem Seitental und schwirrte wie eine glitzernde Libelle heran. Wenig später setzte er auf dem Plateau auf.
Parker beobachtete jede Einzelheit.
Aus dem Hubschrauber stiegen zwei ältere Damen und zwei ebenfalls etwas angejahrte Herren. Sie alle waren offensichtlich Touristen, die auf dem schnellsten und bequemsten Weg ihr Hotel erreicht hatten.
Das Rad der kleinen Gondelbahn drehte sich.
Wenig später erschien die Gondel auf dem Plateau. Zwei langbeinige Blondinen in der Tracht der Hotelhostessen kümmerten sich ungewöhnlich höflich um die neuen Gäste. Sie verfrachteten sie in die Gondel und schwebten mit ihnen hinunter zum Hotel.
Der Hubschrauberpilot, ein jüngerer Mann von etwa dreißig Jahren, hatte sich eine Zigarette angezündet und machte sich ungeniert daran, einen der Zusatztanks hinter der Plexihaube der Kanzel abzumontieren. Parker sah deutlich, daß dieser Zusatztank überhaupt nicht als Vorratsbehälter für Treibstoff benutzt wurde.
Das Rad der Gondelbahn drehte sich erneut.
Diesmal erschienen Ernest Litch und zwei andere Blondinen auf dem Plateau. Es waren jene reizende Damen, die dem Butler mit Karateschlägen zugesetzt hatten.
Litch und der Pilot redeten hastig miteinander. Die beiden langbeinigen Damen rollten den Zusatztank inzwischen auf das Tanklager zu. Dann öffnete sich die Betonwand, und Zusatztank samt Damen verschwanden im Stollen.
Litch und der Pilot hatten ihr Gespräch inzwischen beendet. Sie trennten sich und suchten das Plateau ab. Sie suchten ganz offensichtlich nach irgend, einem neugierigen und heimlichen Zuschauer. Die Schußwaffen in ihren Händen ließen darauf schließen, daß sie sich mit diesem Beobachter nicht nur freundlich unterhalten wollten …
*
Parker schätzte seine Chancen ab.
Ernest Litch und der Pilot des Hubschraubers mußten ihn mit Sicherheit entdecken, falls sie nur etwas in den Fels hineinstiegen. Im Grunde lag der Butler ja wie auf einem Präsentierteller. Parker ergriff also wieder einmal die Initiative, dann seine Pillendose und entnahm ihr eine kleine Kapsel,