»Klar, entschuldige. Ich habe dich lange genug aufgehalten.«
»Nein, darum geht es nicht. Dazu sind Freunde doch da. Schätzchen, halt’ dich wacker. Bis bald.«
»Danke für dein Ohr. Bis bald.«
***
Und wieder war der Kampf da, im täglichen Ablauf klarzukommen. Nun war ich ohne Shawn und ohne Dean. Ich versuchte mir immer wieder zu sagen, dass Dean noch nicht einmal richtig in meinem Leben drin war, als dass ich ihn so sehr vermissen konnte. Doch das sagte sich leichter, als dass mein Kopf das verarbeiten, geschweige denn, umsetzen konnte.
Meine Arbeit versuchte ich mit Konzentration auszuüben, doch es war genau das, an was es mir mangelte. Immer wieder stellte ich mir die Frage, warum ich mich von Shawn so hatte verführen lassen können und wieso ich nicht standhaft geblieben war. Ob er nun seinen Schwanz in meinen Körper schob oder ob es ein anderer tat, war doch völlig egal. Es gab sogar jemanden, von dem ich es mir sehnlichst wünschte.
Mein Firmentelefon klingelte. Ryan war dran und er entschuldigte sich für seinen gestrigen Zeitmangel. Er wollte es wiedergutmachen und sich am Freitag mit mir treffen.
»Sekunde, ich gucke mal in meinen Terminkalender, ob ich überhaupt einen freien Tag habe. Du musst wissen, die Männer rennen mir die Bude ein«, informierte ich Ryan.
»Verstehe. Dann hast du also Zeit!«
»Ja!«, sagte ich zerknirscht.
Er lachte und verabschiedete sich, nachdem wir uns auf eine Zeit geeinigt hatten.
Ich freute mich auf den Termin. Nicht, weil er der einzige in meinem Time-Planer war, sondern weil ich hoffte, mich durch ein Treffen mit meinem besten Freund besser von Dean lösen zu können und eine andere Sichtweise zu bekommen.
***
Als ich am Freitagabend bei Ryan ankam, machte er einen hektischen Eindruck. In einer orangefarbenen Schürze öffnete er mir die Tür und wischte sich zeitgleich die Hände in einem Geschirrtuch ab. »Komm rein, häng deine Jacke auf, du weißt ja, wo. Ich bin gleich wieder bei dir, muss dringend in die Küche zurück.« Schon war er verschwunden.
Ich betrat das Esszimmer und staunte über den hübsch gedeckten Tisch. Aus der Küche duftete es nach gebratenem Fleisch. »Du musst dir doch nicht so eine Arbeit machen, nur weil wir ein kleines Gespräch führen wollen.«
»Augenblick, bin gleich bei dir. Ich gieße nur schnell die Kartoffeln ab.«
Ich schüttelte den Kopf. Es duftete herrlich und so langsam bekam ich tatsächlich Hunger. Mit leicht schief gelegtem Kopf rückte ich ein Messer gerade und schob ein Glas nach.
»Ich weiß nun auch, wer er ist«, rief Ryan.
»Wer er ist? Wie, wer er?«
Es klingelte an der Haustür.
»Oh, Schätzchen, kannst du mal bitte aufmachen. Ich bin hier gerade …«
»Ja klar, kein Problem.«
Neugierig öffnete ich die Tür. Vor mir stand ein junger, gut aussehender Mann, der freundlich und etwas unsicher lächelte. »Hallo, ich bin Avery. Ist Ryan da?«
»Ja, er ist in der Küche. Komm doch rein.«
»Danke.«
»Soll ich ihn holen?«
»Nein, ist nicht nötig. Ich lasse meine Sachen hier und gehe gleich selber zu ihm. Vielleicht können wir ja auch gemeinsam zu Ende kochen.« Er kicherte.
Mir verging das Kichern. Was wollte er hier? Ich war doch eingeladen. Oder etwa nicht? Oder war dieser Typ für mich bestimmt, als kleine Überraschung? Aber irgendwie schien dieses schmächtige Hähnchen von Mann nicht auf mich zu stehen, es zog ihn in die Küche zu Ryan.
Als die beiden sich erblickten, stieß Ryan einen kleinen erstickten Schrei aus, und dem Hähnchen schien es nicht anders zu gehen. Sie umarmten sich und gaben sich einen innigen Zungenkuss. Dezent drehte ich mich zur Seite.
»Francis-Schätzchen, entschuldige bitte, das ist Avery. Meine neue Liebe.«
Ich versuchte ein nettes Lächeln zustandezubringen. Mir brannte die Frage auf den Lippen, was ich hier heute sollte, ob ich mich vielleicht im Tag geirrt hatte. »Hi, Avery. Das freut mich für euch. Tja, dann werde ich wohl mal wieder verschwinden.«
»Nein, nein. Auf gar keinen Fall, Schätzchen, du bleibst schön hier. Wir können alle miteinander über Themen reden, die uns bedrücken.«
»Ryan. Ich kann nicht mit Avery über meine Liebesprobleme sprechen, wo bei euch gerade die ganz große Liebe an die Tür geklopft hat.«
»Dann sprich doch mal mit mir darüber.«
Mit einem Ruck drehte ich mich um und blickte in das mir nur allzu vertraute Paar brauner Augen. Mein Herz begann zu hämmern. Hilfesuchend blickte ich zu Ryan, der mir zulächelte. »Viel Spaß, ihr beiden. Wir werden ihn bestimmt haben!«
»Aber …« Mir fehlten die Worte. »Ryan! Wieso … Woher …«
»Ich kenne Dean. Nur war es mir nicht klar, als du von ihm erzähltest. So, nun geht endlich los, ihr beiden. Wir wollen alleine sein.« Ryan lächelte mich an und zwinkerte Dean verschwörerisch zu.
Dean nahm einfach meine Hand und zog mich mit leichtem Druck hinter sich her.
»Aber, ich hatte doch die Tür zugemacht«, war das einzige, was mir einfiel zu sagen.
Dean drehte sich mir ein Stück zu und lächelte. »Ich habe den Fuß in die Tür gehalten. Du hast es nicht gemerkt.«
»Ach stimmt, darin hast du ja schon Übung.«
Wir kamen gerade aus dem eleganten Treppenhaus in die kühle Abendluft, als Dean abrupt stoppte, sodass ich gegen ihn stieß. Es durchlief meinen Körper heißkalt. »Was ist?«
»Hast du Lust auf den Abend?«, fragte er.
»Ich bin mir nicht sicher, wie wir zueinander stehen und ich weiß überhaupt nicht, was du denkst.«
»Ich denke, dass du einen Fehler gemacht hast, indem du mit Shawn im Bett warst.«
Ich nickte und schlug die Augen nieder.
Er hob mein Kinn mit der Faust. »Aber ich denke, dass ich auch einen Fehler gemacht habe, indem ich dich einfach hab stehen lassen.«
Nun war es an mir, zu lächeln und seine Aussage mit einem Nicken zu bestätigen.
Er beugte seinen Kopf zu mir herunter und küsste mich. Seine weichen, warmen Lippen und die vorsichtig tastende Zunge, die in meinen Mund wollte, brachten meine Brüste und den Unterleib in Aufruhr. Vorsichtig öffnete ich während des Kusses meine Lippen, und er drang sofort mit der Zunge ein. Erst jetzt bemerkte ich, dass nur er mich im Arm hielt, und so tat ich es ihm gleich und umschlang ihn. Verräterisch presste sich sein hartes Glied an mein Becken und sorgte erneut für ein Flattern in meinem Bauch. Unmerklich rieb ich die Brüste an ihm, was seinen Atem beschleunigte und ihn ungestümer werden ließ. Mit einer Hand bahnte er sich den Weg unter meine Jacke und befühlte durch den Stoff der dünnen Bluse die harte Brustwarze. Lichtblitze schossen durch meinen Körper und ich stöhnte auf, während meine Hand in seine Haare griff und ihn dort zerzauste. Sofort beugte er sich hinunter, biss zart durch den Stoff in meinen Nippel und saugte daran. Er besah sich nach einer Weile sein Werk. Dort, wo sein Mund war, blieb ein nasser Fleck zurück, durch den rosig meine Warze schimmerte und sich ihm verlangend entgegenreckte. Als Dean die andere Brust in Angriff nahm, stöhnte ich laut. Sofort hörte er auf und flüsterte. »Ich glaube, wir sollten den Ort wechseln. Wo möchtest du hin: in eine Bar, ins Kino, ins Hotel oder ...«, er zögerte kurz, »… oder zu mir?«
Ich stutzte ebenfalls. Mit dem, was hier lief, hätte ich nicht gerechnet. Und auch, dass er so viel Nähe zuließ. Ich war mir nicht sicher, ob er mich nur einmal haben wollte und morgen fallen