Die Wahl Thuilliers kann Ihnen nur nützlich ... ich wollte sagen angenehm sein; er wird seinen Platz im Munizipalrate ganz gut ausfüllen, es gibt dort welche, die noch weniger tüchtig sind, als er ... Und im übrigen, wenn er Ihnen eine solche Unterstützung zu verdanken hat, so wird er sicher alles mit Ihren Augen ansehen, er hält Sie ja für eine Leuchte der Stadtverwaltung ...«
»Ich danke Ihnen, mein Lieber«, sagte Minard; »Sie haben mir da einen Dienst erwiesen, für den ich gar nicht genug dankbar sein kann, und der mir beweist ...«
»Dass ich die Phellions nicht mag«, erwiderte la Peyrade und benutzte eine Pause, die der Bürgermeister machte, der Angst hatte, einen Gedanken auszusprechen, in dem der Advokat eine Geringschätzung sehen könnte; »ich hasse die Leute, die solch ein Wesen von ihrer Anständigkeit hermachen und edle Gefühle ausmünzen möchten.«
»Sie scheinen die Leute gut zu kennen,« sagte Minard, »das sind die richtigen Sykophanten! Das ganze Leben dieses Mannes seit zehn Jahren erklärt sich aus der Sehnsucht nach diesem Endchen roten Bandes«, fügte der Bürgermeister hinzu und zeigte auf sein Knopfloch.
»Nehmen Sie sich in acht!« sagte der Advokat, »sein Sohn liebt Celeste, und er spielt hier die Hauptrolle.«
»Ja, aber mein Sohn hat eine Rente von zwölftausend Franken für sich ...«
»Oh,« sagte der Advokat und richtete sich auf, »Fräulein Brigitte sagte neulich, dass sie das zum mindesten bei einem Bewerber um Celeste verlange. Außerdem werden Sie, bevor sechs Monate vergangen sind, erfahren, dass Thuillier ein Grundstück besitzt, das vierzigtausend Franken Rente abwirft.«
»Oh, verdammt, das konnte ich mir denken!« antwortete der Bürgermeister. »Also, er wird Mitglied des Munizipalrats werden.«
»Jedenfalls sagen Sie ihm nichts von mir«, sagte der Armenadvokat und beeilte sich, Frau Phellion zu begrüßen. »Nun, schönste Frau, ist es geglückt?« »Ich habe bis ein Uhr warten müssen, aber dieser vortreffliche, würdige Mann hat mich gar nicht erst ausreden lassen; er ist viel zu beschäftigt, um ein solches Amt annehmen zu können, und Phellion hat schon den Brief gelesen, worin der Doktor Bianchon ihm für seine guten Absichten dankt und ihm mitteilt, dass sein Kandidat Herr Thuillier ist. Er wird seinen ganzen Einfluss zu seinen Gunsten aufbieten und bittet meinen Mann, das gleiche zu tun.«
»Und was hat Ihr verehrungswürdiger Gatte gesagt?« »Ich habe meine Pflicht getan«, hat er geantwortet; »ich habe meine Überzeugung nicht verleugnet, und jetzt bin ich ganz und gar für Thuillier.«
»Nun, dann ist alles in Ordnung«, sagte la Peyrade. »Vergessen Sie meinen Besuch und schreiben Sie sich allein das Verdienst zu, diesen Gedanken gehabt zu haben.«
Und er begab sich zu Frau Colleville, indem er eine respektvolle Miene aufsetzte.
»Gnädige Frau,« sagte er, »haben Sie die Güte, den guten Papa Colleville zu mir zu bringen; es handelt sich um eine Überraschung für Thuillier, und er muss ins Vertrauen gezogen werden.«
Während la Peyrade sein Theater mit Colleville aufführte und ihn mit sehr geistvollen Scherzen von der Kandidatur in Kenntnis setzte, wobei er ihm erklärte, dass er sie im Familieninteresse unterstützen müsse, hörte Flavia im Salon folgendes Gespräch, das sie verblüffte, mit an:
»Ich möchte gern wissen, was sich die Herren Colleville und la Peyrade dort erzählen, dass sie so lachen!« sagte Frau Thuillier in ihrer törichten Art, während sie aus dem Fenster sah.
»Sie reden Dummheiten, wie es die Männer immer tun, wenn sie unter sich sind«, antwortete Fräulein Thuillier, die häufig mit einem Rest instinktiver Abneigung, wie sie alten Jungfern innewohnt, gegen die Männer loszog.
»Dazu ist er nicht fähig,« sagte Phellion würdevoll, »denn Herr de la Peyrade ist einer der tugendhaftesten jungen Leute, die mir begegnet sind. Sie wissen, wie hoch ich Felix stelle: nun, ich stelle ihn auf die gleiche Höhe, und außerdem wünschte ich meinem Sohne noch etwas von der edlen Frömmigkeit des Herrn Theodosius.«
»Er ist in der Tat ein verdienstvoller Mann, der seinen Weg machen wird«, sagte Minard. »Was mich anlangt, so ist ihm mein Beistand (ich wage nicht zu sagen meine Protektion) sicher ...«
»Er gibt mehr für Lampenöl als für Brot aus«, sagte Dutocq, »das weiß ich genau.«
»Seine Mutter, wenn er das Glück hat, sie noch zu besitzen, muss sehr stolz auf ihn sein«, sagte Frau Phellion.
»Er ist ein wahrer Schatz für uns,« fügte Thuillier hinzu, »und wenn Sie wüssten, wie bescheiden er ist! Er will gar nicht von sich reden machen.«
»Wofür ich einstehen kann,« bemerkte Dutocq, »das ist, dass kein junger Mann sein Elend vornehmer ertragen hat, und er hat es überwunden; aber wie er gelitten hat, das sieht man ihm an.«
»Ach, der arme junge Mensch!« rief Zélie aus; »so etwas tut mir so wehe! ...«
»Man kann ihm seine Geheimnisse und sein Vermögen anvertrauen,« sagte Thuillier, »und etwas besseres kann man heutzutage von einem Manne nicht sagen.«
»Es ist Colleville, der ihn zum Lachen reizt!« erklärte Dutocq.
In diesem Moment kamen Colleville und la Peyrade aus dem Garten zurück als die besten Freunde von der Welt.
»Meine Herren, die Suppe wie den König darf man nicht warten lassen: reichen Sie den Damen den Arm!«
Fünf Minuten nach dieser scherzhaften Aufforderung, die aus der Portierloge ihres Vaters stammte, hatte Brigitte die Genugtuung, um ihren Tisch die Hauptpersonen dieses Dramas versammelt zu sehen, die übrigens auch alle, mit Ausnahme des scheußlichen Cérizet, in ihrem Salon verkehrten. Das Bild dieser ehemaligen Säckenäherin würde vielleicht unvollständig sein, wenn die Beschreibung eines ihrer besten Diners unterbliebe. Die Figur der Bourgeoisköchin der Zeit von 1840 gehört übrigens zu den wichtigen Details der Sittengeschichte, und kluge Hausfrauen werden hierbei Belehrung finden können. Man kann nicht zwanzig Jahre lang leere Säcke genäht haben, ohne nach der Möglichkeit zu suchen, einige davon zu füllen. Brigitte besaß die besondere Eigenschaft, dass sie Sparsamkeit, der man sein Vermögen verdankt, mit dem Verständnis für notwendige Ausgaben zu vereinigen wusste. Ihre verhältnismäßig große Freigebigkeit, sobald es sich um ihren Bruder oder um Celeste handelte, stand im Gegensatz zu ihrem Geiz. Sie beklagte deshalb auch häufig, dass sie nicht geizig sei. Bei dem letzten Diner hatte sie erzählt, dass sie, nach einem Kampfe von zehn Minuten mit sich, und nachdem sie Höllenqualen ausgestanden hatte, schließlich zehn Franken einer armen Arbeiterin ihres Viertels geschenkt hatte, von der sie sicher wusste, dass sie seit zwei Tagen nichts gegessen hatte.
»Das Mitgefühl war stärker als die Vernunft«, sagte sie naiv.
Die Suppe war eine fast klare Bouillon; selbst bei solchen Gelegenheiten hatte die Köchin den Auftrag, dünne Bouillon zu kochen, denn da die Familie das Rindfleisch am nächsten und übernächsten Tag essen sollte, so war es um so besser, je weniger ausgekocht es auf dem Tisch kam; es wurde daher stets, wenn Thuillier es zu tranchieren begann, auf Brigittes Wink wieder abgetragen, die sagte:
»Ich glaube, es ist etwas zäh; also lass es sein, Thuillier, es wird es doch niemand essen, wir haben ja genug anderes!«
Neben der Bouillon wurden auch noch vier Schüsseln auf alten Rechauds, von denen die Versilberung abgegangen war, aufgetragen. Der erste Gang dieses Diners, des sogenannten Kandidatur-Diners, bestand aus zwei Enten mit Oliven, einer ziemlich großen Fleischpastete mit Klößchen, Aal à la Tartare und einem Kalbsfricandeau mit Chicorè-Gemüse. Das Hauptstück des zweiten Ganges war eine herrliche Gans mit Maronen gefüllt. Dazu ein Salat, ›de mâche‹ mit Scheiben von roten Rüben garniert, Cremetöpfen, gezuckerten Kohlrüben und einer Schüssel Makkaroni. Dieses Diner eines Portiers, der ein Hochzeitsfest feiert, kostete höchstens zwanzig