Danăos, Gründer der Burg von Argos, soll aus Ägypten gekommen sein, seine 50 Töchter, die Danaiden, ermorden ihre Männer, die Söhne des Äigyptos; nur Hypermnestra rettet den Lynkeus. Ihr Nachkomme Perseus, Sohn des Zeus und der Danae, gründet nach der Rückkehr von seinen Heldentaten (Medusa getötet, Andromĕda befreit) die Burg von Mykēnä als Herrschersitz. Aus seinem Geschlecht stammen Eurystheus und Herăkles.
Pelops, Sohn des Königs Tantălos, soll aus Lydien nach Elis gekommen sein. Seine Söhne Atreus und Thyestes bemächtigen sich, nachdem Eurystheus im Kampfe gegen die Herakliden gefallen ist (s. S. 25), der Herrschaft in Mykenä. Atreus’ Sohn Agamemnon herrscht nach ihm in Mykenä, der jüngere Sohn Menelāos in Sparta als Erbe des Königs Tyndareos, dessen Tochter Helĕna ihm vermählt ist.
Kadmos, Sohn des phönikischen Königs Agenor von Sidon, gründet die Burg von Theben (Kadmēa), wo seine Nachkommen herrschen; er soll den Griechen die Buchstabenschrift gebracht haben.
In Attika gilt als uralter einheimischer König Kekrops, Gründer der Burg von Athen; an ihn knüpft sich die attische Königsreihe, in welcher Erichthonios, Erechtheus, Jon, Ägeus, Theseus hervortreten. Unter Ägeus soll Attika der Seeherrschaft des Königs Minos von Kreta untertan geworden sein. Letzterem wird, wie dem Kadmos, phönikische Abstammung zugeschrieben; er gilt als Sohn des Zeus und der Europa, Tochter des Königs Agenor.
Nationalhelden der griechischen Sage sind Herăkles und Theseus.
Herăkles (Hercŭles), Sohn des Zeus und der Alkmēne aus Perseus’ Stamm, in Theben geboren, wird seinem Vetter Eurystheus in Mykenä dienstbar,[10] zieht in Gemeinschaft mit Telămon und Peleus, den Söhnen des Königs Aiăkos von Ägina, gegen Troja (König Laomĕdon, Vater des Priamos), besiegt den König Neleus in Pylos. In Kaly̆don heiratet er die Königstochter Dejaneira, welche ihm später das mit dem Blut des Kentauren Nessos getränkte Gewand sendet; er verbrennt sich selbst auf dem Öta und wird unter die Götter aufgenommen. Die Dorier haben ihn zu ihrem Stammheros gemacht; ihre Könige nannten sich seine Nachkommen, von ihm leiten sie ihr Recht auf den Besitz der Peloponnes ab. Seine Söhne, die Herakliden, sollen gegen die Verfolgungen des Eurystheus bei Theseus in Athen Schutz gefunden haben; sie versuchen vergebens die Rückkehr, erst den Nachkommen gelingt sie (dorische Wanderung, S. 28).
Theseus; Sohn des Kekropiden Ägeus, ist der Stammheros der Ionier, insbesondere der Athener. Er fährt nach Kreta, tötet dort den Minotauros und rettet mit Hilfe der Königstochter Ariadne die demselben zum Opfer bestimmten athenischen Jünglinge und Jungfrauen. Bei der Rückfahrt bleibt Ariadne auf Naxos zurück und wird Gemahlin des Gottes Dionysos; Theseus vergißt das schwarze Segel mit dem weißen zu vertauschen, Ägeus stürzt sich in das nach ihm benannte Meer. Theseus wird König von Athen, vereinigt die Bewohner Attikas zu einem Staate. Er stirbt auf der Insel Skyros im Kampf gegen den König Lykomēdes.
Als Gründer des attischen Staates soll er das Volk in drei Stände geschieden haben: Eupatriden (Adel), Geomoren (Bauern) und Demiurgen (Gewerbtreibende). Dagegen wird die Einrichtung der vier alten Phylen (d. i. Stämme): Geleonten, Hoplēten, Argadeis, Aigikoreis (die Glänzenden, Wehrhaften, Feldarbeiter, Ziegenhirten), deren jede wieder in drei Phratrien zerfiel, auf Ion, den mythischen Stammvater des ionischen Stammes, zurückgeführt.
Drei gemeinsame Unternehmungen in der heroischen Zeit sind durch Sagen verherrlicht, die den Hauptstoff für die griechische Poesie bilden.
1. Der Argonautenzug. Phrixos, Sohn des Minyerkönigs Athămas von Orchomĕnos, flüchtet vor der Stiefmutter Ino mit seiner Schwester Helle auf dem Widder mit goldenem Vlies, den beide von ihrer Mutter Nephĕle erhalten haben. Helle stürzt auf der Flucht bei Abȳdos ins Meer, welches nun Hellespontos, d. h. »Meer der Helle«, heißt. Phrixos kommt nach Kolchis (am Pontos Euxeinos, Schwarzen Meere) zum Könige Aiētes. Der Widder wird geopfert, das goldene Vlies in einem Haine des Gottes Ares von einem Drachen bewacht. — Iason aus Iolkos, von seinem Oheim Pelĭas aufgefordert, fährt auf dem Schiffe Argo an der Spitze einer Heldenschar nach Kolchis, um das Vlies zu holen; es wird mit Hilfe der Zauberin Medeia, Tochter des Aiētes, gewonnen. Rückkehr nach Iolkos; Pelĭas auf Antrieb der Medeia getötet.—
2. Krieg der Sieben gegen Theben. Ödipus, Sohn des Laïos, Königs von Theben aus Kadmos’ Stamm (die Labdakiden) und der Jokaste, wird infolge eines unheilverkündenden Orakels von den Eltern ausgesetzt, in Korinth von Poly̆bos erzogen. Er tötet bei Delphi den Vater, ohne ihn zu kennen, löst das Rätsel der Sphinx, wird König in Theben und heiratet seine eigene Mutter. Als ihm der Greuel entdeckt wird, beraubt er sich selbst des Augenlichts. Seine Töchter Antigŏne und Ismēne geleiten ihn in die Verbannung. Theseus gewährt ihm Aufnahme; sein Grab am Hügel Kolōnos bei Athen. In Theben Bruderzwist seiner Söhne Eteŏkles und Polyneikes.
Mit dem vertriebenen Polyneikes ziehen gegen Theben: Adrastos (König von Argos), Tydeus, Amphiarāos, Kapăneus, Hippomĕdon, Parthenopaios. Die feindlichen Brüder fallen im Zweikampf, auch die andern Fürsten alle bis auf Adrastos kommen um. Kreon, der Oheim der Brüder, wird König von Theben, verurteilt Antigŏne zum Tode, weil sie den Polyneikes bestatten wollte.
Zehn Jahre später Zug der Epigonen (Söhne der Sieben). Theben wird eingenommen; Thersandros, des Polyneikes Sohn, als König eingesetzt.
3. Trojanischer Krieg.[11] Priămos, König von Troja oder Ilios; seine Gemahlin Hekăbe (Hekŭba). Von seinen Söhnen treten in der Sage hervor: Hektor (Gem. Andromăche) und Paris (Alexandros). Dieser entführt Helĕna, die Gemahlin des Menelāos von Sparta. Um sie zurückzuholen, vereinigen sich die edelsten Fürsten aller griechischen Gaue: des Menelāos Bruder Agamemnon von Mykēnä, Anführer der Griechen: Nestor von Pylos; Achilleus, König der Myrmidonen aus Phthia in Thessalien, Sohn des Peleus und der Nereïde Thĕtis; sein Freund Patroklos; Aias und Teukros, Söhne Telamons aus Salămis; der jüngere Aias des Oïleus Sohn, Anführer der Lokrer; Diomedes von Argos, des Tydeus Sohn; Odysseus von Ithăka, des Laërtes Sohn; Idomĕneus von Kreta, Enkel des Minos, u. a.
Bundesgenossen der Troer: Thraker, Päoner, Paphlagonier, Myser, Phryger, Lyder, Karer; die Lykier unter Sarpēdon und Glaukos; später die Amazonen unter ihrer Königin Penthesileia, die Äthiopen unter Memnon.
Abfahrt der Griechen vom böotischen Hafen Aulis (der Seher Kalchas; Opferung der Iphigeneia, welche nach Tauris entrückt wird). Schiffslager an der troischen Küste, Beutezüge in die Umgegend. Im zehnten Jahre Streit zwischen Agamemnon und Achilleus wegen der Sklavin Brisēis, Achilleus zieht sich vom Kampfe zurück. Die Troer dringen unter Hektors Führung siegreich in das Schiffslager ein, werden aber zurückgetrieben, als Achilleus, um den Tod des Patroklos zu rächen, wieder am Kampfe teilnimmt. Hektor von Achilleus getötet, dieser durch einen Pfeil des Paris. Das hölzerne Pferd auf Odysseus’ Rat gezimmert. Bei der Einnahme Trojas tötet Neoptolĕmos, Achills Sohn, den greisen Priamos. Aeneas entkommt, rettet seinen Vater Anchīses. Irrfahrten der heimkehrenden Helden (Odysseus).
Agamemnon wird nach der Rückkehr von seiner Gemahlin