Im Reiche Israel gelangt unter König Ahab (um 870) durch den Einfluß seiner Gemahlin Isebel, Tochter Itobaals I. von Tyros, der phönikische Baal- und Astartedienst zu großer Verbreitung. Kampf der Propheten (Elîa, Elisa u. a.) gegen das götzendienerische Königtum. Ahab fällt im Kampf gegen Damaskus. Der Feldhauptmann Jehu, von Elisa gesalbt, tötet Isebel, rottet das Geschlecht Ahabs aus, macht sich zum König und verbietet den Baaldienst; er wird 842 dem assyrischen Könige Salmanâsar II. tributpflichtig (S. 9). Dann Bedrängnis durch die Könige von Damaskus, glücklichere Zeit unter Jerobeam II. König Menachem wird 738 wiederum den Assyrern untertan; König Hosea wird, als er sich der assyrischen Herrschaft zu entziehen sucht, 724 von Salmanâsar IV. geschlagen und gefangen. Nach 3 jähriger Belagerung wird
722.
Samaria von Sarrûkin (S. 9) erobert, das Reich Israel zerstört; über 27000 Einwohner weggeführt und in Assyrien und Medien angesiedelt.
Das Reich Juda wird noch unter Rehabeams Regierung von den Ägyptern unter Scheschonk (S. 6) mit Krieg überzogen. König Josaphat (um 870) vermählt, um ein friedliches Verhältnis mit dem Reiche Israel herzustellen, seinen Sohn mit Athalja, der Tochter Ahabs von Israel und der Isebel. Athalja bemächtigt sich 843 in Jerusalem der Herrschaft, ermordet, um Davids Stamm auszurotten, ihre eigenen Enkel (nur Joas wird wunderbar gerettet und im Tempel Jehovahs auferzogen) und führt in Jerusalem den Baaldienst ein. Sie wird 837 von dem Hohenpriester Jojada gestürzt und getötet, der junge Joas auf den Thron gesetzt, der Baaldienst aufgehoben.
König Hiskia (um 700), der Leitung des Propheten Jesaja folgend, verbannt aufs neue die Abgötterei, verweigert den Assyrern den Tribut und verbindet sich mit Ägypten. Die Assyrer unter Sinachirib belagern vergeblich Jerusalem, führen aber viele Bewohner des offenen Landes in die Gefangenschaft.
Unter Josia (640–609) verheeren die Skythen (s. S. 10) das Land. Herstellung des Jehovahdienstes nach Auffindung des Gesetzbuches im Tempel (621); der Prophet Jeremia. König Josia fällt im Kampfe gegen den ägyptischen König Neko (s. S. 10) bei Megiddo 609. Das Reich Juda wird den Ägyptern und nach der Schlacht bei Gargamisch (S. 6) den Babyloniern Untertan. Ein Versuch des letzten Königs Zedekia, die Unabhängigkeit wieder zu gewinnen, mißlingt trotz ägyptischer Hilfe.
v. Chr. 586.
Nabukudrossor, König von Babylon, zerstört Jerusalem. Viele Juden in die babylonische Gefangenschaft geführt.
539.
Kyros gestattet den Juden die Rückkehr nach Palästina und die Wiederherstellung eines Staates Juda. Jerusalem und der Tempel wieder aufgebaut. Herstellung des mosaischen Gesetzes durch Esra 458, Mauerbau unter Nehemia 445. An der Spitze des kleinen Staates steht unter persischer Oberhoheit der Hohepriester; Feindschaft gegen Samaria, wo Vermischung mit anderen Völkern eingetreten ist.
§ 4. Phöniker und Karthager.
Phönikien, der schmale, hafenreiche Küstenstrich westlich vom Gebirge Libanon, bewohnt von einem semitischen Volke, welches frühzeitig Städte gründete: Arwad (Arados), Gubal (Byblos), Berut (Berytos), Sidon, Zor (Tyros). Sidon seit etwa 1500 v. Chr. die bedeutendste Stadt.
Die Religion der Phönīker mit der babylonischen verwandt, durch Ausschweifung und Grausamkeit entstellt. Hauptgötter Baal, Astarte und Moloch, der Feuergott, welchem Menschenopfer dargebracht wurden. In Tyros Melkart besonders verehrt, in Gubal der Frühlingsgott Adonis.
Die Phöniker trugen als Handelsvolk die in Ägypten und Babylonien begründete Kultur nach den Ländern des Westens. Ihre Häfen standen durch Karawanenstraßen (über Damaskus und Thadmor) mit dem Euphratlande in Verbindung. Mannigfache Gewerbtätigkeit: Weberei, Purpurfärberei, Glasbereitung, Bergbau, Bearbeitung der Metalle. Ausbildung der (konsonantischen) Lautschrift, von der die europäischen und neueren asiatischen »Alphabete« abstammen.
Gründung zahlreicher Kolonieen auf Cypern, Rhodos, Kreta, Kythera, auf Inseln des Ägäischen Meeres, auf Sicilien, an der Nordküste von Afrika (Utica, Leptis), an der Südküste von Spanien (Gades). Weitere Handelsfahrten teils nach der Westküste Afrikas, teils nach Britannien und der deutschen Seeküste, wo sie u. a. den Bernstein fanden.
Um 1100.
Tyros gelangt an Stelle von Sidon zum Vorrang unter den phönikischen Seestädten.
Um 950.
Blüte von Tyros unter König Hirôm I., dem Freunde Salomos (S. 11). Neu-Tyros, auf einer Insel der Altstadt gegenüber gelegen, wird erweitert, befestigt und durch einen Damm mit dem Festlande verbunden. Später entstehen innere Zwistigkeiten; ein großer Teil der alten Geschlechter verläßt unter Führung der Königstochter Elissa die Stadt Tyros und gründet
v. Chr. Um 814.
Karthāgo, punisch Kartchadast (d. h. die neue Stadt), an der Meeresbucht zwischen dem Schönen und dem Hermäischen Vorgebirge, nicht weit von dem heutigen Tunis (Doppelhafen, Burg Byrsa). Die Gründerin Elissa wird später als Göttin Dido-Astarte (Beschützerin der Kolonisation) verehrt.
Verfassung Karthagos: Aristokratische Republik, die Herrschaft in der Hand der reichen Großkaufleute und Gewerbetreibenden, an der Spitze zwei jährlich erwählte Suffeten, d. h. Richter, auch Könige genannt, ein engerer und ein weiterer Senat; die Bürgerschaft hat das Wahlrecht und wird bei wichtigen Entscheidungen befragt.
Allmähliches Sinken der Städte des Mutterlandes; sie geraten unter die Botmäßigkeit der Assyrer, dann der Babylonier; nur Tyros erhält sich bis 573 frei. Währenddessen breiten sich die Griechen, welche schon früher (um 1000 v. Chr.) die Phöniker aus dem Ägäischen Meere verdrängt hatten, an den Küsten und Inseln des westlichen Mittelmeeres aus und bedrohen die phönikischen Niederlassungen mit Vernichtung.
Um 600.
Gegenüber dieser Gefahr beginnt Karthago die Phöniker des Westens unter seiner Führung zu sammeln und gründet ein seemächtiges Reich in Nordafrika, Westsicilien und Südspanien. Grenzkriege mit den Griechen von Kyrēne; die Altäre der Philänen (östlich von Groß-Leptis) als Grenze festgestellt. Auch Sardinien wird von den Karthagern besetzt; aus Korsika vertreiben sie, im Bunde mit den Etruskern, die Griechen von Phokäa (Seeschlacht bei Alalia 540).
586–573.
Tyros hält eine dreizehnjährige Einschließung (von der Landseite) durch Nabukudrossor aus, muß aber zuletzt die Oberherrschaft des Königs von Babylon anerkennen (S. 10).
539.
Nach Zerstörung des Babylonischen Reiches durch Kyros werden die Phöniker den Persern Untertan, sie stellen fortan den Hauptteil der persischen Seemacht. Sidon wird nunmehr wieder die erste Stadt Phönikiens. Tripolis als Bundesstadt gegründet von Arados, Sidon und Tyros.
332.
Nach der Eroberung von Tyros durch Alexander d. Gr. wird Phönikien und ganz Syrien, bald auch Ägypten und Babylonien ein Teil der großen griechisch-makedonischen Monarchie.
B. Die asiatischen Arier.