Auszug aus der Alten, Mittleren und Neueren Geschichte. Carl Ploetz. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Carl Ploetz
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 4064066115579
Скачать книгу
Unterwelt, verfolgt, in Athen auf dem Areopag freigesprochen, nachdem er seine Schwester Iphigeneia aus Tauris zurückgeführt hat. Er herrscht dann in Mykenä.

      § 2. Staaten und Kolonien.

      Eine große Umwandlung trat ein durch die Wanderungen hellenischer Stämme. Die aus Epīrus in das nach ihnen benannte Land einwandernden Thessăler verdrängen die Böoter aus ihren Wohnsitzen in Arne; diese nehmen nach Unterwerfung der Kadmeer und Minyer die fortan nach ihnen benannte Landschaft Böotien in Besitz. Ebenso wandern die am Pindos in Thessalien ansässigen Dorier nach Süden; ein Teil von ihnen bleibt in dem Berglande Doris am Öta, die anderen ziehen, durch Ätōler verstärkt, bei Naupaktos über die Meerenge nach der Peloponnes. Diese

      1104 (?)

      dorische Wanderung

      hat die Gründung dorischer Staaten zur Folge. Nach der Sage sind die Herakliden Tēmenos, Kresphontes, Aristodēmos Anführer der Dorier; Temenos wird König in Argos, Kresphontes in Messenien; die Söhne des Aristodemos, Eurysthĕnes und Prokles, herrschen gemeinsam in Sparta. Oxylos, Anführer der Ätōler, wird König in Elis. Ein Teil der älteren achäischen Bevölkerung zieht sich nach Achaja zurück und vertreibt die dort wohnenden Ionier, die sich nach Attika wenden, in Arkadien bleiben die alten Einwohner; dorisch dagegen werden, Korinth, Sikyon, Phlius, Epidauros, Megara, Ägina, Kreta.

      1066 (?)

      Kodros, König von Athen, fällt, nach der Sage sich freiwillig opfernd, im Kampf gegen die aus der Peloponnes nach Norden vordringenden Dorier; Attika wird von ihnen nicht unterworfen.

      1000–900.

      Äolische, ionische, dorische Kolonien an der Küste Kleinasiens und auf den Inseln.

      Äŏler und Achäer gründen Mytilēne und Methymna auf der Insel Lesbos; Kyme, Smyrna u. a. Städte auf dem kleinasiatischen Festlande; Smyrna wird später ionisch.

      Ionier, nach der Sage meist von Athen ausgewandert unter Führung der Söhne des Kodros, besetzen die Inseln Chios und Samos und gründen an der lydischen und karischen Küste 12 Städte, namentlich Milet, Ephĕsos, Kolŏphōn, Klazomĕnä, Phokäa. Gemeinsames Heiligtum (Panionion) der Tempel des Poseidon am Vorgebirge Mykăle.

      Dorier besetzen die Inseln Melos, Thera, Kōs und Rhodos und gründen an der karischen Küste Halikarnassos und Knidos. Auch Kreta galt als dorisch.

      Auf Cypern sind Ansiedlungen von Peloponnesiern aus vor-dorischer Zeit nachgewiesen; nach Euböa und den Kykladen sind die Ionier früher als nach Asien gekommen.

      In Ionien entstanden in der Zeit von 900–800 v. Chr. die homerischen Gesänge (Ilias, Odyssee, Hymnen). Homēros nach der Sage ein blinder Sänger aus Smyrna oder Chios; Sängerschule der Homeriden auf Chios. Wandernde Rhapsoden sangen dem Volk und den Edlen von den Taten der Götter und Helden und erweiterten allmählich die überlieferten Sagenkreise. Die epische Dichtung wurde die Grundlage hellenischer Bildung und Gesittung. Zu dem heroischen Epos trat ergänzend hinzu das Lehrgedicht; Hesiodos aus Askra in Böotien um 700: Theogonie, Werke und Tage.

      Staatsverfassungen. Das patriarchalische Königtum der heroischen Zeit wird allmählich verdrängt durch die Herrschaft der Edlen (Aristokratie). Diese entartet oft zu einer drückenden Herrschaft weniger (Oligarchie), gegen welche sich in manchen Staaten Tyrannen als Führer der Gemeinde (Demos) erheben; in andern findet friedlicher Ausgleich durch einen erwählten Schiedsrichter (Aisymnētes) statt. Tyrann heißt der nicht auf gesetzliche Weise zur Herrschaft gelangte Herrscher, ursprünglich ohne die Nebenvorstellung willkürlicher oder grausamer Regierung. Auf die Tyrannis folgt meist eine gemäßigtere Aristokratie oder Demokratie. In der Demokratie entscheidet die Mehrzahl der Bürger über die Staatsangelegenheiten; die Fremden und Sklaven sind von politischen Rechten ausgeschlossen.

      Der spartanische Staat wurde das Vorbild der Aristokratie, besonders für die dorischen Staaten, der athenische Staat das Vorbild der Demokratie, besonders für die ionischen Staaten.

      In dem dorischen Sparta bestand die Bevölkerung aus drei streng geschiedenen Klassen: 1. Spartiaten, die dorischen Eroberer, welche die fruchtbarsten Teile des lakonischen Landes, das Eurotastal und die Niederungen bis zum Meere, besaßen. 2. Periöken (d. h. Herumwohnende), Nachkommen der vertragsmäßig unterworfenen Achäer. Sie waren persönlich freie, aber zinspflichtige Eigentümer ohne politische Rechte, wurden jedoch zum Kriegsdienst herangezogen. 3. Heloten, Leibeigene des Staats. Sie waren auf die Landlose der Spartiaten verteilt, bestellten deren Äcker und lieferten ihren Herren einen bestimmten Teil des Ertrages ab. Im Kriege dienten sie als Schildknappen und Leichtbewaffnete.

      820. (?)

      Lykurgische Verfassung und Gesetzgebung.

      Lykurgos, nach sagenhafter Überlieferung aus königlichem Geschlecht, Vormund des jungen Königs Charilāos, schlichtet die Streitigkeiten und ordnet das Verhältnis der drei Klassen der Bevölkerung zu einander. Seine Gesetze, auf die Autorität des delphischen Orakels gegründet und nur mündlich in kurzen Aussprüchen überliefert, gelten als die Grundlage spartanischer Tüchtigkeit.

      An der Spitze des Staats bleiben zwei erbliche Könige aus heraklidischem Geschlecht, der eine ein Agiade (von Agis, nach der Sage Sohn des Eurysthenes), der andere ein Eurypontide (von Eurypon, Enkel des Prokles, s. S. 28). Sie bringen die Staatsopfer dar, entscheiden Streitigkeiten des Familienrechts, führen das Heer, ernennen die Beamten, namentlich die 5 Ephoren (d. h. Aufseher, ursprünglich wohl für die 5 Bezirke des Periökengebietes).

      Der Rat der Alten (Gerusia), bestehend aus 28, mindestens 60 Jahre alten, auf Lebenszeit gewählten Geronten unter dem Vorsitz der beiden Könige, hat: 1. die Vorberatung über alles der Volksversammlung Vorzulegende, 2. die Gerichtsbarkeit über Kapitalverbrechen.

      Die Volksversammlung, bestehend aus allen über 30 Jahre alten Spartiaten, beschließt endgültig über Gesetze, Verträge, Krieg und Frieden, doch ohne Beratung und Abstimmung, nur durch Zuruf.

      Die Spartiaten sollen unter sich gleich sein in Besitz und Kriegstüchtigkeit. Jeder Spartiatenfamilie wird aus dem nach Kriegsrecht von den Doriern gewonnenen Landbesitz ein unveräußerliches Erbgut (Klēros, d. h. Los) zugewiesen, dessen Bestellung den Heloten obliegt. Man zählte 4500, später 9000 Landlose der Spartiaten, 30000 der Periöken. Verbot der Reisen und des Fremdenverkehrs in Sparta; eisernes Geld, nur der Staat darf Gold und Silber besitzen.

      Gemeinschaftliche Erziehung der Knaben vom 7. Jahre an, auf Abhärtung und kriegerische Übung gerichtet, doch wurden auch die homerischen Gesänge und Chorlieder lyrischer Dichter (Tyrtaios) gelernt. Zusammenleben der Männer; die Zeltgenossenschaften hatten auch im Frieden ihre gemeinsamen Mahlzeiten (Syssitien).

      Sehr ähnliche Gesetze galten in Kreta, wo zahlreiche selbständige dorische Städte bestanden. Später dort auch schriftliche Gesetze; eine 1884 gefundene Inschrift enthält das Recht der Stadt Gortyn, Bestimmungen über Familienrecht, Erbrecht, Stellung der Sklaven u. a.

      776.

      Erste Olympiade,

      Beginn einer gemeinsamen griechischen Zeitrechnung, die sich an die alle 4 Jahre dem höchsten Gotte Zeus zu Ehren in Olympia gefeierten Spiele knüpfte. In Elis, am Flusse Alpheios, lag der ummauerte heilige Bezirk, die Altis, mit Altar und Tempel des Zeus, Säulenhallen und Schatzhäusern, wo die