Auszug aus der Alten, Mittleren und Neueren Geschichte. Carl Ploetz. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Carl Ploetz
Издательство: Bookwire
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Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 4064066115579
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      Ein neues Zeitalter beginnt mit dem Auftreten der Arier (Indoeuropäer). Zuerst treten die asiatischen Zweige dieser Völkergruppe hervor in Iran, Kleinasien, Armenien, Indien, dann die südeuropäischen (Griechen und Italiker), weiterhin die Kelten und Germanen, zuletzt die Slaven und Letten.

      § 1. Völker Kleinasiens.

      Um 1500 v. Chr. erscheinen zuerst die den Phrygern verwandten Muski und Stämme der iranischen Saken (Skythen) in Kleinasien. Sie verdrängen die Hethiter (S. 5, 8, 9), von deren früherer gewaltiger Herrschaft sich Denkmäler westlich vom Halys in Syrien, Mesopotamien, Kilikien, Kappadokien, auch am Sipylos finden. Das Phrygische Reich, dessen König Mita (Midas) 710 den Assyrern huldigt (S. 9), erliegt bald darauf dem Ansturm der Kimmerier (S. 10), die ebenso wie die Saken oder Skythen iranische Stämme sind, die nicht seßhaft werden. Als selbständige seßhafte Stämme erscheinen die Armenier, Kappadokier, Lykier; an der Westküste bildet sich das Lydische Reich und gewinnt dann weitere Ausdehnung.

      Um 670.

      König Gyges, Begründer der Mermnaden-Dynastie, huldigt dem assyrischen Reiche, fällt im Kampf gegen die Kimmerier, welche die Hauptstadt Sardes bis auf die Burg erobern, dann aber zurückweichen. Seine Nachfolger unterwerfen Mysien und Phrygien, bekämpfen die Griechenstädte. Alyattes, der vierte Mermnade, gerät in Krieg mit Kyaxâres von Medien.

      585.

      Unentschiedene Schlacht am Halys zwischen Alyattes und Kyaxâres (Sonnenfinsternis, vorhergesagt von Thales von Milet). Der Halys wird als Grenze zwischen dem lydischen und dem medischen Reiche festgesetzt. Des Alyattes Tochter wird mit Astyages, dem Sohne des Kyaxâres, vermählt. Alyattes unterwirft Bithynien, Paphlagonien, Karien, auch die meisten Griechenstädte, zerstört Smyrna. Aufhäufung großer Schätze in der Königsburg von Sardes.

      554–541.

      Kroisos, Sohn des Alyattes; er unterwirft nach der Einnahme von Ephĕsos alle griechischen Küstenstädte, mit Ausnahme von Milet, mit dem er das von Alyattes erzwungene Bundesverhältnis erneuert. Reger Verkehr mit dem europäischen Griechenland.

      Nach der Entthronung seines Schwagers Astyages von Medien durch den Perser Kyros überzieht Kroisos das persische Reich mit Krieg. Auf den (zweideutigen) Rat des delphischen Orakels überschreitet er den Halys. Unentschiedene Schlacht bei Pterĭa. Kroisos geht unschlüssig nach Sardes zurück. Kyros folgt ihm, siegt in einer zweiten Schlacht, erobert Sardes und nimmt Kroisos gefangen.

      Um 545.

      Untergang des lydischen Reichs, das mit dem persischen vereinigt wird.

      § 2. Die Inder.

      Um 1500 v. Chr. Einwanderung arischer Stämme in das Tiefland des Indus; sie breiten sich allmählich aus über das Gangesland, über die Halbinsel Dekhan und die Insel Ceylon (Singhala), überall eine dunkelfarbige Urbevölkerung (Dravidas) verdrängend. Gründung zahlreicher Staaten.

      Der alt-arische Götterglaube, den die Eroberer mitbrachten, bilderlose Verehrung der Naturmächte (der Himmelsgott Diausch-Asura, der Gott des allumfassenden Weltraumes Váruna, der Feuergott Agni, der Gewittergott Indra u. a.), ward unter dem Einfluß der Priester allmählich zu der mehr monotheistischen Brahma-Religion umgebildet, die das gesamte Denken und Leben in strenge Satzungen einfügte. Viele Vorschriften der Reinigung, Lehre von der Seelenwanderung. Das Volk wird in vier streng geschiedene Stände (Kasten) geteilt: Priester (Brahmanen), Krieger (Kschatrija), Ackerbauer und Gewerbetreibende (Vaiçja), die unterworfenen Ureinwohner als Dienende (Çudra): am niedrigsten stehen die als unrein verachteten Paria. Die Könige gehen aus dem Kriegerstande hervor, sie wählen ihre Ratgeber und Beamten aus den Brahmanen.

      Reiche Entwickelung der Literatur; Sanskrit die Schriftsprache, von der Volkssprache unterschieden. Vedas die heiligen Bücher (Hymnen, Gebete, Sprüche), Gesetzbuch des Manu. Die epischen Dichtungen Mahabhârata und Ramâjana schildern die Heldentaten der Kriegszeit, doch hat ihr ursprünglicher Inhalt manche Umbildung in priesterlichem Sinne erfahren. In Baukunst und Skulptur ist seit dem 6. Jahrhundert persischer Einfluß erkennbar.

      Um 520.

      Buddha, ein Königssohn (seine Heimat an den Vorhöhen des Himâlaya), tritt als Reformator auf, verwirft die strengen Satzungen und Kastenunterschiede, lehrt sittliche Vervollkommnung durch Entsagung und Mitleid, stellt als Ziel die Ruhe der Seele (Nirwāna) auf. Er wird später selbst als Gott verehrt, sein Bild in den Tempeln aufgestellt.

      Um 450.

      Das Reich von Magādha im Gangeslande erhebt sich nach Unterwerfung mehrerer Nachbarstaaten zu größerer Bedeutung: seine Könige nehmen den Buddhismus an. Residenz Pataliputra (Patna).

      317–291.

      Tschandragupta, ein Flüchtling aus Magadha, vertreibt die Makedonier aus dem Induslande, macht sich zum König von Magadha und erweitert das Reich fast über die ganze vorderindische Halbinsel. Sein Enkel

      263–226.

      Açoka durch milde und sorgsame Regierung berühmt. Blütezeit des Buddhismus; die Stupa, Kuppelbauten zum Schutz der Reliquien Buddhas, Bhagavāti die pyramidenförmig aufsteigenden Tempel (Pagoden). Anlage von Straßen, Brunnen, Krankenhäusern (auch für Tiere). Inschriften bezeugen seine Beziehungen zu den Herrschern der Diadochenreiche.

      Im Reiche Magadha lebte im 6. Jahrhundert nach Chr. der Dramendichter Kalidâsa (Sakuntăla). Im 3. Jahrhundert gelangt die Brahmalehre wieder zur Herrschaft; der Buddhismus breitet sich nach Hinterindien, Tibet, China, Japan aus. Das Eindringen fremder Eroberer beginnt erst in der Zeit des Islam.

      § 3. Die Iranier.

      Das Hochland Iran (Ariân, Land der Arier) ist ein Land der Gegensätze; zwischen schneebedeckten Gebirgen und glühenden Sandwüsten liegen oasenartig Strecken fruchtbarsten Bodens, die natürlichen Mittelpunkte des Landes. Am stärksten bewohnt sind die Gebirgsländer am Rande des Hochlandes; im Westen Medien und Persien, im Norden Hyrkanien und Parthien, im Osten Baktrien und Arachosien; dort hat sich in der Landschaft Arīa (Herat) auch der alte Gesamtname erhalten.

      Der alte Götterglaube erfuhr auch hier eine priesterliche Umbildung durch die Lehre des Zarathuschtra (Zoroaster), der in unbekannter Zeit unter einem Fürsten Vistâspa lebte. Als Staatsreligion erscheint diese Lehre erst unter Dareios I., um 520. Über die anderen Götter erhebt sich Ahura-Mazda (Ormuzd), Beschützer des Ackerbaues und Verteidiger der Wahrheit; ihm stehen zur Seite die 6 guten Geister, Amĕscha-Spenta. Sein Dienst fordert die Bekämpfung der verderblichen Mächte, an deren Spitze Angramanjusch (Ahriman) steht. Keine Götterbilder und Tempel; nur Feueraltäre im Freien, namentlich auf Bergen; das Feuer gilt als heiliges Symbol der Reinheit. Später (um 400 v. Chr.) finden auch Götter der alten Volksreligion wieder große Verehrung, namentlich Mithra, der Gott des Sonnenlichts, und Anāhĭta, Göttin der Gewässer, denen man auch Bilder und Tempel errichtet. Heiliges Buch Avesta, nur zum Teil erhalten in einer aus der Sassanidenzeit (3. Jahrhundert nach Chr.) stammenden Bearbeitung. Die Priester (Magier) zu einer erblichen Kaste vereinigt.

      Die Meder im nordwestlichen Gebirgslande, seit 835 den Assyrern Untertan (S. 9), doch oft sich empörend, befreien sich zur Zeit des Einbruchs der Skythen (S. 10). Schon um 670 wird Kastarita, ein medischer Fürst, von den Assyrern als gefürchteter Gegner genannt. Nach Herodot ist Deiokes (700 bis 647) als der Begründer des medischen Reiches