Um 1300–1270.
Seti I. und sein Sohn Ramsês II. (19. Dynastie) kämpfen mit den Hethitern (Cheta), die in Nordsyrien ein Reich gegründet haben (S. 15). Ramsês siegt in der Schlacht bei Kadêsch am Orontes, deren epische Beschreibung (der Schreiber Pentaur) in Tempelinschriften erhalten ist. Blüte des Reichs unter seiner fernerhin friedlichen Regierung; Residenz zu Tanis im Deltalande, Tempelbauten zu Theben und Abu-Simbel (in Nubien), Nilkanal bis zum Timsah-See.
Um 1180.
Ramsês III. (20. Dynastie) behauptet das Ansehen des Reichs durch Kämpfe gegen die »Seevölker«, welche in Syrien eindringen, und gegen die Libyer im Westen.
Zeit des Verfalles unter den folgenden Herrschern, Syrien wird unabhängig, in Nubien erhebt sich das Reich von Napăta. Die Priesterschaft des Amôn von Theben wird allmächtig, und endlich stößt der Oberpriester Hĕrihôr den letzten Ramsês (XII.) vom Throne. Gegen seine Nachfolger erhebt sich eine neue Dynastie (21.) in Tanis. Kriegerisch tritt noch einmal König Scheschonk I. auf (22. Dynastie), der um 920 für kurze Zeit Jerusalem erobert. Dann Schwäche der Königsmacht gegenüber den Gaufürsten.
Um 775.
Pianchi, König von Napăta, erobert Ägypten; doch wird es nach einiger Zeit wieder selbständig. Dauernde Eroberung 728 durch Schabăka, König von Napăta, der die 25. Dynastie begründet. Sein zweiter Nachfolger Taharka tritt den Assyrern in Syrien entgegen.
670.
Assurachiddin, König von Assur, erobert Ägypten und ernennt 22 Statthalter, meist ägyptische Gaufürsten; doch hat er, wie auch sein Nachfolger Assurbanipal, gegen den von Napăta zurückkehrenden Taharka und dessen Nachfolger Tantamôn um den Besitz des Landes zu kämpfen. Nach des letzteren Tode treten die ägyptischen Statthalter wieder in ihre Rechte.
645.
Herstellung des Reiches. Psamêtik von Sais, einer der Statthalter, macht sich mit Hilfe karischer und ionischer Söldner unabhängig von Assyrien (S. 10), residiert zu Sais im Deltalande (26. Dynastie), öffnet das Land dem Fremdenverkehr (Syrer, Karer, Ionier). Unzufriedenheit im Stande der Krieger, ein Teil derselben wandert nach Nubien aus. Sein Sohn
610–594.
Neko (Necho) setzt den Bau des Kanals vom Timsah-See bis zum Roten Meere fort, ohne ihn zu vollenden, läßt durch phönikische Seeleute Afrika umfahren, versucht Syrien wiederzuerobern, wird aber 605 von den Babyloniern unter Nebukadnezar II. bei Gargămisch am Euphrat zurückgeschlagen. Sein Enkel Wahabrê (bei Herodot Apries) wird entthront von
570–526.
Ahmôse (Amāsis), dessen Regierung die letzte Glanzzeit Ägyptens ist. Freundschaft mit den Griechen von Kyrēne und mit Polykrătes von Samos; den ionischen Griechen wird die Ansiedlung in Naukrătis gestattet. Tempelbauten in Sais und Memphis. Sein Sohn
525.
Psamêtik III. wird in der Schlacht bei Pelusium von Kambyses besiegt. Ägypten persische Provinz.
§ 2. Babylonier und Assyrer.
Ebenso alt wie im Niltal ist die Kultur in der fruchtbaren Ebene am Unterlauf des Euphrat (Purat) und Tigris (Diglat), welche später nach ihrer Hauptstadt Babylonien hieß. Träger dieser bis ins fünfte Jahrtausend vor Chr. nachweisbaren Kultur sind die nichtsemitischen Sumerer, doch sind zu der Zeit, wo die geschichtlichen Nachrichten beginnen, schon semitische Stämme eingedrungen, zumal in Nord Babylonien, und haben sich die vorgefundene Kultur angeeignet.
Die Entwickelung von Gewerbtätigkeit und Handel führt frühzeitig zur Ausbildung eines genauen Gewichts- und Maßsystems, bei welchem die Zahl 60 der Einteilung zugrunde liegt (Sexagesimal-System); an die Beobachtung der Sterne knüpft sich genaue Zeitrechnung, doch auch der Aberglaube der Sterndeutung (Astrologie).
Religion: Von der Verehrung der leuchtenden Himmelskörper ausgehend bildet sich eine vielgestaltige Götterwelt. Oberster Gott Ellit, später Bêl genannt, Sohn des Himmelsgottes Anu; seine Gemahlin Belit. Andere Götter Samas, der Sonnengott, Sin, der Mondgott, Rammân, der Gott des Gewitters, Marduk, der Stadtgott von Babel, Nergal, Istar, Nabu. Hohes Ansehen der Priester, die wie in Ägypten zugleich Lehrer der Wissenschaft sind.
An der altbabylonischen Kultur nimmt teil das von zagrischen Völkern bewohnte Land Elam (Hauptstadt Susa am Choaspes) und allmählich auch das weiter nördlich am oberen Tigris gelegene Land Assur (Assyrien). Überall ist die Keilschrift im Gebrauch, mit Griffeln auf Tontafeln und Tonzylinder eingeritzt, später in vereinfachter Form von den Persern angenommen.[4]
Um 3000.
Stadtkönigtümer im Lande der Sumerer (Südbabylonien), gestützt auf alte Kultstätten: Ur, Eridu, Larsa, Lagas (Sirpurla), Nipur mit dem auf Terrassen hochgebauten Tempel des Ellit.
Im Norden Stadtkönigtümer der Semiten: Akkad, Sippara, Borsippa, Babel.
Um 2800.
König Sargon von Akkad (Nordbabylonien) gründet ein Reich, das sich bis nach Syrien erstreckt.
Um 2600.
Im Süden erheben sich die Könige von Ur, dann die von Larsa; die Herrscher dieser Dynastien bezeichnen sich auch als Könige von Sumer und Akkad.
Um 2300.
Kudur-Mabuk, König von Elam (Susiana), erobert Ur und Larsa.
Um 2200.
Hammurabi, König von Babel, befreit den Süden von dem Joch der Elamiter und zwingt ihn für immer unter die Herrschaft des Nordens; begründet damit das Babylonische Reich. Die Hauptstadt, ein großes ummauertes Viereck, vom Euphrat durchströmt; auf der einen Seite des Flusses die Königsburg, auf der andern ein in 8 Stockwerken sich erhebender Tempel des Bêl. Sorgfältiger Ackerbau, Anlage von Kanälen. Eine umfassende Gesetzgebung, bekannt geworden durch eine 1901 in Susa gefundene Inschrift dieses Königs, regelt das bürgerliche Leben: Landbau, Schiffahrt, Handel, Eherecht, Erbrecht.
Um 1700.
Herrschaft der vom Zagrosgebirge her eingedrungenen Kassu (Kossäer) über Babel;[5] seit etwa 1250 wieder einheimische Könige.
Um 1500.
Reich Assur am oberen Tigris. Alte Hauptstadt gleichen Namens; spätere Residenzen der Könige sind Ninua (Ninive)[6] und Kalach. Ausbildung des Kriegswesens und geordnete Verwaltung; die Jahre werden nach dem Wechsel der obersten Staatsbeamten (Limu) gezählt.
Um 1450.
König Assurubállit von Assur, befreundet mit Burnaburjasch von Babel, zerstört das Nachbarreich der Mitani am oberen Euphrat. Lange Zeit bestehen die drei Reiche Babel, Elam, Assur nebeneinander, verbunden durch Handelsverkehr, aber auch öfters in Feindschaft. Tiglatninib von Assur herrscht um 1280 eine Zeitlang auch über Babel, Nabukudrossor I. (Nebukadnezar I.) von Babel ist um 1130 siegreich gegen Elam, führt die geraubte Mardukstatue aus Susa zurück.
Um 1100.
Tiglatpilêsar I. von Assur schlägt einen Angriff der kleinasiatischen Muski (S. 15) zurück, dringt erobernd vor nach Naīri (den Gebieten nördlich vom oberen Tigris) und nach Nordsyrien, wo das Reich der Hethiter