Wyatt Earp Jubiläumsbox 7 – Western. Mark Belcher William. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Mark Belcher William
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp Box
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740932084
Скачать книгу
lächelnd überquerte der Chief der Rowdies die Straße und verschwand drüben in der Colorado-Bank.

      Short schnipste das Streichholz auf die Straße und brummte: »Wenn das nicht der frechste und kaltschnäuzigste Hund ist, den ich je gesehen haben, heiße ich Tobby.«

      Wyatt wandte sich plötzlich um und ging ins Hotel zurück. Er durchquerte die Halle und kam in den Hofgang.

      Die Küchentür stand jetzt angelehnt und warf einen dünnen Lichtschimmer in den düsteren Gang.

      Wyatt trat bis an die Hoftür.

      Da sah er es: Der Schlüssel steckte innen.

      Der Marshal betätigte den Türgriff.

      Verschlossen!

      Sie war von innen verschlossen worden, und der Mann, der vor ihm geflüchtet war und hier die Schrotladung auf ihn abgegeben hatte, war also gar nicht aus dem Haus gekommen.

      »Raffiniert!« kam da die Stimme des Texaners vom Ende der Halle her.

      Wyatt wandte sich um. »Yeah, sehr raffiniert.«

      Als sie wieder am Eingang ankamen, sahen sie Jerry Hacat vor sich stehen.

      Wyatt ging an ihm vorbei, blieb dann plötzlich stehen und sagte über die linke Schulter:

      »Sie hätten den Schlüssel von der Hoftür abziehen müssen, Hacat!«

      »Weshalb?« entfuhr es dem Mann.

      Da spannte sich die Hand des Missouriers mit eisernem Griff um den Arm des Banditen. »Das können Sie dem Richter erklären, Jerry Hacat. Sie sind festgenommen wegen zweifachen Mordes.«

      Hacat starrte mit geweiteten Augen in das Gesicht des Marshals. »Sind Sie verrückt!« stieß der Desperado entgeistert hervor.

      »Vorwärts!«

      Wyatt schob ihn hinaus auf den Vorbau und dann auf das Sheriff Office zu.

      Nur drei Minuten später saß der sommersprossige Banden-Chief Jeremias Cyril Hacat in einer der drei Gefängniszellen des Office. Wyatt Earp ahnte zu diesem Zeitpunkt noch nicht, welch einen Verbrecher er da festgesetzt hatte.

      *

      Marty Anderson war ein Bursche von dreiundzwanzig Jahren. Erst hatte er auf einer großen Berg-Ranch oben in den La Varita Hills gearbeitet, dann war er hierher in die Stadt gekommen und hatte bei Jubal Hates einen Job als Deputy Sheriff gefunden.

      An dem für Del Norte so ereignisreichen Tag war er hinter einem Rinderdieb hergewesen, den der Small Rancher Joel Kifflegs zur Anzeige gebracht hatte. Als der Deputy am Abend in die Stadt zurückkam, mußte er nicht nur von dem Tod des Sheriffs erfahren, sondern fand auch den Gefangenen in einer der drei Zellen des kleinen Gefängnistraktes vor. Als er in ihm den eleganten Jerry Hacat erkannte, machte er große Augen. Den gleichen Mann, den er am Vortage noch angestaunt hatte, wie er mit drei großen Koffern aus der Overland gestiegen war und von einer Reihe von Reitern empfangen wurde, die kurz vorher in die Stadt gekommen waren.

      Hacat unterhielt sich nicht mit dem Deputy. Stumm lag er auf seiner Pritsche und blickte mit offenen Augen gegen die Decke.

      Als Marty gegen elf Uhr das Office verließ und hinter sich verschloß, um den üblichen Rundgang durch die Stadt zu machen, nahm er gegen seine sonstige Gewohnheit ein Gewehr mit.

      Der Tod seines Boß’ steckte ihm doch arg in den Gliedern.

      Jimmy Durbridge, der alte gichtige Inhaber des General Stores, hatte dem Deputy nach seiner Rückkehr alles erzählt.

      Marty hätte zu gern den Dodger Marshal gesehen; als er aber kurz nach sieben im Yate House vorsprach, erfuhr er, daß der Marshal nicht anwesend sei. Er war auch in keiner der Schenken zu finden.

      Luke Short, den der Deputy im Devils Saloon am Spieltisch ansprach, zog die Schultern hoch.

      »Da kann ich dir auch nicht weiterhelfen, Boy, er ist leider nicht mein Freund…«, hatte der Texaner geantwortet.

      Marty Anderson ging seinen abendlichen Kontrollgang. An der Ecke zur Golden Valley Street erhielt er plötzlich einen fürchterlichen Schlag über den Schädel und verlor sofort das Bewußtsein.

      Hacats Männer begannen ihre »Arbeit«. Zehn Minuten später war sie bereits beendet.

      Als Marty Anderson zu sich kam, blinzelte er in die Sterne.

      Es war weit nach Mitternacht.

      Mit brummendem Schädel raffte er sich auf und torkelte die Mainstreet hinunter zum Haus des Arztes.

      Doc Hendrick Johannsen kam leise schimpfend aus der Schlafstube hinunter zur Tür, kratzte sich seinen Schädel und blickte auf den Mann, der im schaukelnden Windlicht auf dem Vorbau stand.

      »Was gibt’s? – Ach, Sie sind’s, Anderson. He, Sie bluten ja! Kommen Sie rein.«

      Als Marty ins Office zurückkam, war es schon nach eins. Er sah sofort, daß die Zelle leer war.

      Heavens, der Mörder war entflohen! Was war jetzt zu tun?

      Marty rannte hinaus. Er rieb sich den schmerzenden Schädel, zerrte an dem dicken Verband, den der Doc ihm angelegt hatte, und sah plötzlich drüben einen Mann aus dem Devils Saloon kommen, dessen Gestalt er gegen das Licht, das aus der Schenke fiel, deutlich erkennen konnte.

      Es war Luke Short.

      Marty Anderson rannte auf ihn zu. »Mister Short, wo ist der Marshal?«

      Der Texaner zog seine breiten Schultern hoch und kaute auf seiner unvermeidlichen Virginia herum. »Ich habe Ihnen doch schon gesagt, daß ich das nicht weiß.«

      Luke wollte sich abwenden. Da rief der Deputy: »Ich habe eine wichtige Nachricht für ihn: Jerry Hacat ist ausgebrochen!«

      Short fuhr auf dem Absatz herum. »Was…?«

      »Yeah! Die Zelle ist leer. Ich wurde auf meinem Streifengang niedergeschlagen und…«

      Der Texaner war schon in Bewegung. In weiten Sätzen rannte er über die Straße auf das Yate House zu.

      Anderson, der ihm erst verblüfft nachgesehen hatte, folgte ihm jetzt, wobei ihm jeder Schritt einen hämmernden Schmerz in den Schädel trieb.

      Luke stürmte durch die Hotelhalle, setzte, mehrere Stufen auf einmal nehmend, über die Treppe und hielt endlich oben vor der Tür eines der Zimmer, die zur Straße hinauslagen.

      Marty, der jetzt auch oben angekommen war, blieb auf der obersten Treppenstufe stehen. Er sah, wie der Texaner dringlicher klopfte.

      »Marshal! Ich bin’s, Short.«

      Die Tür wurde sofort geöffnet.

      Marty Anderson sah mit weit offenen Augen einen Mann im Spalt erscheinen. Einen großen Mann, der einen Revolver in der linken Faust hatte. Sein schwarzes Haar war zerzaust. Er trug ein weißes Hemd und enge Levishosen. Stiefel hatte er nicht an.

      Das sollte der berühmte Wyatt Earp sein?

      Als der Marshal den Texaner erkannt hatte, nahm er den Colt herunter und trat auf den Gang hinaus.

      Jetzt sah Marty Anderson seine Augen – und hielt den Atem an.

      »By Gosh!« entfuhr es ihm tonlos, »yeah, das ist Wyatt Earp!«

      Der Texaner berichtete, was sich ereignet hatte.

      Ein forschender Blick des Missouriers fiel auf den Deputy. »Wann sind Sie zurückgekommen?«

      Marty schluckte. »Gegen Abend, Marshal. Ich hatte Sie gesucht, aber…«

      »Ich komme sofort!« unterbrach ihn Wyatt, wandte sich ab und verschwand in seinem Zimmer. Er kam so schnell zurück, daß der Deputy den Mund offenstehen ließ. Heavens, wie konnte sich ein Mensch so schnell ankleiden.

      Wyatt ging auf die gegenüberliegende Tür zu und stieß sie auf.

      Der