Wyatt Earp Jubiläumsbox 7 – Western. Mark Belcher William. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Mark Belcher William
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp Box
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740932084
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      Die Banditen sprangen auf, holten ihre Colts aus den Halftern, ließen die Trommeln rotieren und schoben die Waffen nach gewohnheitsmäßiger Prüfung wieder in die Halfter zurück.

      Hacat hatte seinen Hut aufgesetzt und trat jetzt zu dem Einäugigen, der hinter einem Felsbrocken Stellung bezogen hatte und die Ebene überschauen konnte.

      »Zounds, der Wagen hält tatsächlich genau auf uns zu, Boß.«

      Chip wischte sich über den Mund. »Das gefällt mir nicht.«

      »Mir schon«, versetzte der Banden-Chief, wandte sich um und zündete sich eine Zigarette an.

      Boswell sah ihn mit offenem Mund und zusammengekniffenen Augen an.

      Er begriff seinen Boß nicht.

      Hacats scharfes Auge hatte die drei Pferde, die hinter dem Wagen angebunden waren, erkannt. Er wußte Bescheid. Scarpy hatte einen Fang gemacht, mehr noch, er hatte seine Aufgabe erfüllt.

      Seit zwei Tagen schon hielten sich die Banditen hier in dem Gewirr der Felsbrocken auf. Weit genug von der Stadt, um nicht Gefahr zu laufen, entdeckt zu werden – aber noch nicht weit genug, um nicht für Leute, die nach Del Norte wollten, eine Gefahr zu bedeuten.

      Hacat hatte Scarpy mit den beiden anderen schon gestern nacht losgeschickt; sie sollten irgendwo auf einer Ranch einen Planwagen stehlen.

      Der Banden-Chief hatte die Absicht, wieder nach Del Norte zurückzukehren; genau wie Wyatt Earp es vorausgeahnt hatte.

      Hacat dachte nicht daran, sich vertreiben zu lassen. Diese Stadt war ein zu fetter Brocken, den ein Bandit seines Schlages nicht so leicht aus den Fängen ließ. Er wußte ja, daß der Missourier nicht ewig in Del Norte bleiben würde. Ganz zweifellos hatte der Marshal ein Ziel. Und war er erst weg, dann war die Luft in der Stadt ja wieder rein.

      Er würde nachts zurückkommen. Und zwar zusammen mit seinen Leuten, unter der großen Plane eines Prärie-schooners verborgen. Chip, den in der Stadt noch niemand gesehen hatte, würde die Luft prüfen. Nach und nach sollte dann die Crew zum Vorschein kommen und das alte Terrain wieder sondieren. Hatte Hacat die Bürger erst wieder unter Druck, dann konnte er sich auch öffentlich zeigen. Es würde niemand wagen, ihn dann noch anzugreifen. All dies führte der Verbrecher ja nicht zum erstenmal durch; er hatte bereits eine Menge Erfahrung darin. Und Städte wie Sulphur, Northam, Wesley und Custody konnten ein Lied von den Tagen singen, die sie unter der Knute seiner Bande hatten durchstehen müssen.

      Es gab allerdings noch einen Punkt, der dem Banden-Boß Sorgen machte. Dieser Punkt war ziemlich groß, breitschultrig, hatte schwarzes Haar, trug einen aufreizend weißen Stetson und hatte über der Jacke einen schweren Kreuzgurt, der zwei mit den Knäufen verkehrt in den Halftern sitzende Revolver hielt.

      Luke Short!

      Hacat hatte seinen gesunden Schlaf über dem Gedanken an den Texaner allerdings behalten, denn keineswegs war der Mann so gefährlich wie etwa Wyatt Earp. Aber trotzdem hatte Hacat die Gefahr genau einkalkuliert, die der Abenteurer für ihn darstellte. Man mußte ihn ausschalten.

      Der Schooner war inzwischen auf gute Sichtweite herangekommen.

      Chip Boswell erkannte jetzt eines der hinten angebundenen Pferde. Sein bärtiges abstoßendes Gesicht verzog sich zu einem grinsenden Lachen.

      »Devils! Das ist ja Scarpys Gaul – und oben auf dem Bock sitzt er ja, der kleine Halunke! By Gosh, ich will meinen alten Hut fressen, wenn das nicht But und Jeff sind, die da neben ihm hocken.«

      Johlend wollten die Desperados dem Wagen entgegenstürmen. Mit einem scharfen Ruf hielt Hacat sie zurück. In seinen Augen blitzte es wütend auf.

      »Seid ihr wahnsinnig geworden, ihr verdammten Schwachköpfe! Wie nun, wenn dem Wagen jemand folgt? Habt ihr vergessen, mit wem wir es in Del Norte zu tun hatten? Wyatt Earp ist der schärfste Hund, den es im Westen gibt. Das solltet ihr doch wohl wissen. Ich wüßte mir lieber eine Schar blutgieriger Pineridges auf den Fersen als ihn. Wer sagt uns, daß er wirklich fort ist?«

      »Ich habe ihn doch wegreiten sehen«, begehrte der feiste Dan Croft auf.

      »Einen Dreck hast du!« fuhr ihn der Boß an. »Du warst fast eine Meile weit von der Fahrstraße weg und glaubtest einen Mann auf einem Falbpferd gesehen zu haben, als du Reißaus nahmst!«

      »Ich mußte doch«, suchte der Bandit sich zu verteidigen.

      »Was mußtest du?«

      Die anderen lachten hämisch.

      Hacat zischte: »Aufpassen solltest du, die Straße beobachten, weiter nichts. Und was du mir berichtet hast, war mehr als dürftig.«

      »Ich habe…«

      »Halt’s Maul!« schnitt ihm der Boß schroff die Rede ab. »Wir haben jetzt andere Dinge zu erledigen.«

      Der Wagen war inzwischen herangekommen. Scarpy und die beiden anderen sprangen vom Kutschbock und kamen auf die Männer zu.

      Der spitzmausgesichtige Zwerg berichtete, was sich ereignet hatte.

      Hacat hörte aufmerksam zu. Dann fragte er: »Wie weit liegt der Ort des Überfalls von unserem Versteck entfernt?«

      »Einige Meilen. Genau kann ich es nicht sagen, Boß!«

      »Idiot!«

      Scarpy wurde flammendrot. Seine Augen schimmerten.

      Da brüllte Hacat ihn an: »Ihr habt die Männer vom Wagen erschossen und am Weg liegenlassen.«

      »Sie sind tot«, wehrte sich Scarpy heiser.

      »Wer weiß das?« fuhr Hacat ihn an.

      »Sie rührten sich nicht mehr. Der Alte hat sogar zwei Kugeln schlucken müssen.«

      »Selbst wenn sie tot sind – Mensch, ihre Leichen liegen am Wegrand. So unbefahren ist die Straße nach den Garita Hills nicht, daß die Männer sehr lange unbemerkt bleiben. Man wird die Wagenspur finden – die kurz hinter der Stelle abbiegt. Da ist es gar nicht nötig, daß ein Mann wie Wyatt Earp in die Gegend kommt, um hinter diesen Überfall zu kommen.«

      Scarpy verzog säuerlich das Gesicht.

      »Los«, befahl der Boß, »macht euch sofort auf den Weg. Erstens müssen die beiden Figuren vom Straßenrand verschwinden, und dann habt ihr dafür zu sorgen, daß die Spuren gelöscht werden. Vorwärts, macht euch auf den Weg!«

      Scarpy und seine beiden Begleiter schwangen sich sofort wieder in die Sättel und sprengten mit verhängten Zügeln davon.

      Hacat ließ sich von Boswell seinen Gaul bringen; es war ein Texaspferd, staubgrau und hochbeinig. Jeder Pferdekenner hätte sofort den ausdauernden zähen Läufer in ihm erkennen können.

      Der Boß befahl den anderen: »Ihr wartet bis zum Einbruch der Dämmerung, dann kriecht ihr unter die Plane. Nur Chip sitzt auf dem Bock.«

      Der einäugige Chip, der so etwas wie ein Unterführer der Bande zu sein schien, nickte und fragte dann: »Und wo treffen wir Sie?«

      »Mach dir darüber keine Sorgen, ich stoße schon noch rechtzeitig auf euch. Mein Gepäck kommt selbstverständlich von dem Packgaul und wird im Wagen untergebracht.

      »All right, Boß!«

      Der Ohio-Mann hatte seine Crew gut im Zug. Und der Tod des »Verräters« Tucker saß noch allen in den Knochen. Die Männer wußten genau, daß der Boß den Sattelnäsigen selbst niedergeschossen hatte. Sie kannten seine brutalen Methoden zur Genüge.

      Was hatte Tucker getan? Eigentlich nichts. Oder doch so gut wie nichts. Er hatte einen Blick zu den Fenstern des Yate Houses geworden und damit dem Marshal einen ungewollten Hinweis gegeben.

      Ungewollt oder nicht – Jerry Hacat bestrafte auch eine Dummheit grausam. Weil sie nach seiner Ansicht oft schlimmer als ein echter Verrat sein konnte.

      So machten sich die Männer abfahrtsbereit.

      Der