Der Rasierapparat war eine der großen Taten Saxons. Sie beriet sich im geheimen mit einem Bekannten, einem Kommis in Pierces Eisenhandlung, und kaufte dann den Apparat. Als Billy am Sonntagmorgen nach dem Frühstück zum Barbier gehen wollte, führte sie ihn ins Schlafzimmer, zog hastig ein Handtuch beiseite und zeigte ihm Rasierapparat, Becken, Seife, Pinsel und Wasser – alles gebrauchsfertig. Billy trat ein paar Schritt zurück, begann dann aber alles neugierig zu untersuchen. Er sah den Rasierapparat mitleidig an.
»Hm, und das nennt man eine Männerwaffe!«
»Tausende von Männern gebrauchen das täglich!«
Aber Billy schüttelte den Kopf und wandte sich ab.
»Du lässt dich dreimal wöchentlich rasieren«, sagte sie eindringlich. »Das macht fünfundvierzig Cent, sagen wir, einen halben Dollar die Woche, und das Jahr hat zweiundfünfzig Wochen. Sechsundzwanzig Dollar jährlich für Rasieren. Komm jetzt, mein Freund, und versuch ihn. Zahllose Männer schwören darauf.«
Er schüttelte den Kopf, und in der Tiefe seiner Augen, wo die Wolken immer kamen und gingen, zog es zum Sturm auf. Sie liebte den verdrossenen Ausdruck, der ihn so hübsch und jungenhaft machte, und sie küsste ihn lächelnd, worauf sie ihn auf den Stuhl niederzwang, ihm den Rock auszog und Hemd und Sweater öffnete.
Und mit der Drohung: »Wenn du den Mund aufmachst, kriegst du es direkt in den Hals«, begann sie ihn einzuseifen.
»So«, sagte sie, als sie ihm das Gesicht gründlich eingeseift hatte. »Jetzt kannst du anfangen; aber bilde dir nicht ein, dass ich das immer für dich tue.«
Halb im Ernst, halb im Scherz eifrig protestierend, ließ er den Apparat ein paarmal über das Kinn gleiten.
Dann fuhr er heftig zusammen und rief:
»Heiliger Bimbam!«
Er untersuchte sein Gesicht im Spiegel, und mitten im Seifenschaum kamen ein paar Tropfen Blut zum Vorschein.
»Ich habe mich geschnitten, und das mit einem Rasierapparat! Und auf sowas schwören die Leute!«
»Wart einen Augenblick!« flehte Saxon. »Er muss eingestellt werden. Das sagte mir der Kommis selber. Sieh die kleine Schraube hier. So – so ist es richtig. Dreh sie ein bisschen.«
Billy führte wieder den Apparat über sein Kinn. Als er es ein paarmal getan hatte, untersuchte er sich im Spiegel, grinste und rasierte weiter. Schnell und gewandt kratzte er sich den Seifenschaum vom Gesicht. Saxon klatschte in die Hände.
»Großartig!« sagte Billy begeistert. »Großartig. Gib deine Hand – da sollst du sehen, wie es geht.«
Er rieb ihre Hand an seinem Kinn. Mit einem kleinen Schrei riss Saxon sich los und begann, ihn kritisch zu untersuchen.
»Aber er hat ja gar nichts abgenommen«, sagte sie.
»Die Geschichte ist Schwindel; er schabt die Haut, aber nicht den Bart ab. Ich bitte um einen Barbier.«
Aber Saxon wollte sich nicht geschlagen geben. »Du hast es noch nicht richtig gemacht. Er ist zu stark angeschraubt. Lass mich versuchen. So – halbwegs. So, jetzt seif dich wieder ein und versuch es noch einmal.«
Diesmal konnten sie deutlich ein kratzendes Geräusch wie von Sandpapier hören – es waren die Bartstoppeln, die abgeschnitten wurden.
»Wie geht es jetzt?« fragte sie besorgt.
»Er nimmt – au – das Haar weg«, grunzte Billy, während er die Stirn runzelte und eine Grimasse schnitt. »Aber – au – es reißt wie der Teufel – au!«
»Nur weiter«, ermunterte sie ihn. »Gib nicht gleich den Kampf auf, du großer Indianer. Denk an das, was Bert sagte, und tu, als seist du der letzte Mohikaner.«
Eine Viertelstunde später wusch er sich die Seife vom Gesicht und trocknete sich mit einem Seufzer der Erleichterung ab.
»Das ist selbstverständlich auch eine Art, sich zu rasieren, Saxon, aber ich kann nicht sagen, dass ich gerade begeistert bin.«
Dann stöhnte er laut, als dächte er an ein neues Unglück.
»Was ist jetzt los?« fragte sie.
»Mein Nacken. Wie kann ich mich im Nacken rasieren?«
Saxons Bestürzung war direkt tragisch; aber sie dauerte nur einen Augenblick. Dann nahm sie selbst den Pinsel in die Hand.
»Setz dich, Billy.«
»Wie? – Willst du es tun?« fragte er bestürzt.
»Ja eben! Wenn irgendein Barbier gut genug ist, dich im Nacken zu rasieren, so kann ich es auch.«
Billy ergab sich stöhnend und seufzend auf Gnade und Ungnade und ließ sie tun, was sie wollte.
»So, jetzt ist es gut«, sagte sie, als sie fertig war. »Es ist kinderleicht. Und außerdem bedeutet es sechsundzwanzig Dollar jährlich. Dafür kann man ein Kinderbett und einen Kinderwagen und eine ganze Menge anderer Dinge bekommen. So, sitz noch ein bisschen still.«
Sie wusch und trocknete ihm den Hals und puderte ihn zuletzt mit Talkum.
»Jetzt bist du so fein und hübsch wie ein kleines Kind, mein süßer Billy.«
Die unerwartete Berührung ihrer Lippen, die sich in einem langen Kuss auf seinen Nacken pressten, ließ ihn sich wie in Schmerzen winden, aber wenn seine Gefühle auch sehr gemischt waren, so waren sie doch keineswegs direkt unangenehm.
Zwei Tage darauf ließ er sich wieder von Saxon beim Rasieren helfen, wenn er sich auch in der Zwischenzeit geschworen hatte, dass er nichts mehr mit der Höllenmaschine zu tun haben wollte. Diesmal ging es schon leichter.
»Das ist gar nicht so schlecht«, räumte er ein. »Ich komme der Geschichte auf die Spur. Es liegt alles am Regulieren. Man kann sich so fein rasieren, wie man will. Das kann ein Barbier nicht. Ab und zu schneidet er mich doch.«
Von jetzt an machte er eifrig Proselyten für den Rasierapparat. Er konnte Berts Besuch nicht abwarten, sondern schleppte den Apparat in sein Haus, um ihn ihm zu zeigen.
»Wir sind ein paar schöne Idioten gewesen, Bert, all die Jahre, die wir uns in den Barbierstuben allen möglichen Krankheiten ausgesetzt haben. Sieh mal her. Sieh, wie das geht. Weich wie Seide. Leicht wie gar nichts. Sechs Minuten nach der Uhr. Kannst du es besser? Wenn ich erst richtige Übung habe, mache ich es in drei. Man kann im Dunkeln