Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman. Günter Dönges. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Серия: Butler Parker
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740943073
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ich wurde darauf hingewiesen, daß ich ermordet werden sollte.«

      »Ich … ich … Das muß ein Irrtum sein …!« Ronny Culler stotterte nur herum, war nicht fähig, einen zusammenhängenden Satz von sich zu geben.

      »Sie befinden sich auf einer reichlich schiefen Bahn«, ermahnte Parker den jungen Mann. »Früher oder später werden Sie vollends ausrutschen. Sie müßten doch inzwischen begriffen haben, daß die ›Juicemen‹ im Begriff sind, dieses Spiel zu verlieren. Noch können Sie aussteigen. Es wäre doch sehr schade, wenn ich eines Tages auf Sie schießen müßte, nicht wahr?«

      Ohne sich weiter um Ronny Culler zu kümmern, drehte Parker sich um und schritt gemessen und würdevoll die Straße hinunter. Ronny Culler starrte ihm fassungslos nach und vermochte sich nicht vom Fleck zu rühren. So etwas war ihm noch nie passiert. Nachträglich rieselte ihm eine Gänsehaut den Rücken herunter.

      Er kämpfte noch mit seiner Fassung, als Joe Harms und Staff Weed aus dem Hotel kamen. Sie liefen auf den Ford zu und schwangen sich in den Wagen. Ronny Culler stieg nach und mußte sich zur Ruhe zwingen, bevor er von seiner Begegnung mit Parker reden konnte.

      »Was war das …?« staunte Harms, als Culler geendet hatte. »Du hast Parker gesprochen?«

      »Ja, und er behauptet, telefonisch vorgewarnt worden zu sein. Er wußte, daß Sie und Weed kommen würden.«

      »Das ist doch …!« Weed brauste auf und sah gar nicht mehr bieder und freundlich aus. »Verdammt, Harms, wer könnte uns diesen lausigen Streich gespielt haben?«

      »Erst mal abhauen, dann können Wir immer noch nachdenken.«

      Weed nickte und ließ den Ford anrollen. Joe Harms rauchte eine Zigarette und versuchte, Ordnung in seine Gedanken zu bringen. Je länger er nachdachte, desto sicherer wurde er in seiner Vermutung, daß nur Ben Walton und der »Bankhalter« hinter diesem Verrat stecken konnte.

      Die wollen mich loswerden, sagte er sich. Ich dürfte ausgespielt haben. Es wird höchste Zeit, daß ich mich absetze und mich in Sicherheit bringe. Erwischt Parker mich nicht, dann werden die »Bluthunde« des Chefs auf mich schießen …! Aber bevor ich Leine ziehe, werde ich mich noch revanchieren. Die sollen merken, daß sie das mit mir nicht machen können …!

      *

      Harms konnte zu diesem Zeitpunkt nicht wissen, daß er und sein Mitarbeiter Weed bereits beobachtet wurden. Ben Walton hatte einen Beobachter vor das Hotel geschickt, um aus erster Hand zu erfahren, was aus Parkers oder Harms’ Ermordung geworden war.

      Dieser Gangster rief ihn von einer Kneipe aus an und teilte ihm mit, daß Parker wahrscheinlich nicht mehr lebte, daß aber Harms und Weed auf dem Weg nach Hause seien.

      Ben Walton handelte augenblicklich.

      Er alarmierte zwei weitere Revolvermänner des Chefs und schickte sie zu Harms’ Kneipe. Dort sollten sie den Chef des Reviers abholen und zu einer Spazierfahrt einladen. Mit anderen Worten, Harms und Weed standen bereits auf der Todesliste. Die Ufer des Michigan Sees boten genügend Möglichkeiten, um sich zweier Menschen zu entledigen.

      Joe Harms war inzwischen in seiner Kneipe, ging sofort hoch in seine Wohnung und packte seinen Koffer. Er begnügte sich damit, Bargeld und einige Geschäftspapiere einzupacken. Er schien zu fühlen, daß ihm nur noch sehr wenig Zeit zur Verfügung stand. Seine Bewegungen waren hastig. Immer wieder schreckte er hoch, lief zum Fenster und sah auf die Straße hinunter.

      Er dachte an Ronny Cullers Worte, der von Josuah Parker angesprochen worden war. Demnach war Parker also telefonisch vorgewarnt worden. Von wem, nun darüber gab es keinen Zweifel. Das konnte nur Ben Walton getan haben.

      Dieser Schuft hat mich vor Parkers Kanone bringen wollen, damit ich abgeschossen würde. Harms kochte innerlich vor Wut, als er sich über die Konsequenzen restlos klar wurde. Erst schickt er mich los, damit ich Parker umlege, gleichzeitig aber warnt er das Opfer, damit es sich auch nur ja richtig wehren kann.

      Harms hatte die Tasche gepackt. Er trat an die Wendeltreppe, die hinunter in sein Büro führte. Er rief nach Weed. Sein Mitarbeiter antwortete sofort und erschien unten am Fuß der Treppe.

      »Ich muß mal schnell zu Walton«, entschuldigte sich Harms. »In ’ner knappen Stunde werde ich wieder zurück sein. Schmeiß’ du bis dahin den Laden!«

      »Geht in Ordnung, Chef.« Weed fühlte sich geschmeichelt und kümmerte sich nicht weiter um seinen Chef. Joe Harms aber beeilte sich, zur Korridortür zu kommen. Leise schloß er sie hinter sich und lief nach unten auf die Straße. Sein Wagen stand etwa fünfzig Meter unterhalb der Kneipe. Selbst dieser kurze Weg mißfiel Harms. Er kam sich wie auf einem Tablett vor, dargereicht den »Bluthunden« seines Chefs.

      Wie ein mißtrauisches Tier sah er sich nach allen Seiten um, ging schnell auf die Straße und hielt auf seinen Wagen zu. Unterwegs beobachtete er ununterbrochen die Straße. Er wollte nicht einem Feuerüberfall zum Opfer fallen. Walton traute er alles zu.

      Gut, daß er noch nicht weiß, was in Parkers Wohnung passiert ist, überlegte Harms. Diesen Vorsprung muß ich ausnutzen. So dumm und ahnungslos wie seinerzeit Mark Steffens werde ich doch nicht sein …!«

      Endlich erreichte er den Wagen. Schweißtropfen bildeten sich auf seiner Stirn. Das unheimliche Gefühl in der Magengegend war immer noch da. Er ließ sich am Steuer nieder und betätigte den Anlasser. Der Motor war sofort da. Harms kuppelte den Gang ein und fuhr sehr schnell los.

      Ein Blick in den Rückspiegel belehrte ihn, daß er nicht verfolgt wurde. Endlich konnte er etwas freier durchatmen, die Beklemmung in seiner Brust löste sich.

      Doch als er in der nächsten Sekunde hinter sich ein leises Lachen hörte, da hätte er beinahe das Steuer verrissen.

      »Nur nicht verrückt spielen«, sagte eine schleimig-weiche Stimme hinter ihm. »Fahren Sie ganz ruhig weiter, Harms.«

      »Wer …!« Er hatte Mühe, sich auf den Verkehr zu konzentrieren. Die Straße verschwamm vor seinen Augen. Er hatte plötzlich Magenschmerzen.

      »Ben Walton möchte Sie mal sprechen«, sagte der Mann auf dem Rücksitz, der sich bisher hinter der Sitzbank verborgen gehalten hatte. »Es passiert überhaupt nichts, Harms.«

      »Wo kann ich Walton erreichen?« erkundigte sich Harms, sich zur Ruhe zwingend. Es ging um sein Leben. Walton wollte ihn ermorden lassen. Der Mann auf dem Rücksitz war sein Mörder.

      »Fahren Sie erst mal raus zum Lincoln Park«, antwortete der »Bluthund« hinter ihm. »Und keine Mätzchen, Harms, sonst knalle ich Sie nieder.«

      »Wieso sollte ich Mätzchen machen?« Fremd und heiser klang die Stimme des Gangsters.

      »Keine Ahnung, das müssen Sie allein beurteilen, Harms. Halten Sie sich genau an die Geschwindigkeit. Sollte uns ein Polizist schnappen, sind Sie ebenfalls reif.«

      Joe Harms überlegte verzweifelt, wie er sein Leben retten konnte. So lange er am Steuer saß, konnte er nichts tun. Mußte er aber aussteigen, würde ihn der »Bluthund« gnadenlos erschießen. Harms schwitzte Blut und Wasser, doch der rettende Einfall wollte ihm nicht kommen.

      »Gehen Sie gleich auf den Lake Shore Drive«, forderte ihn sein Mörder auf. »Und immer hübsch vorsichtig, Harms, wenn Sie keinen Schuß in den Rücken riskieren wollen.«

      Harms nickte nur, bog auf den breiten Highway ein, der entlang des Michigan Sees führte. Der Mann auf dem Rücksitz hatte sich eine Zigarette angezündet. Der Rauch drang nach vorn in Harms’ Nase. Wie gern hätte auch er sich mit einer Zigarette beruhigt, doch traute er sich nicht, die Packung aus der Tasche zu ziehen. Sein Mörder hätte das gründlich mißverstehen können.

      Der Wagen fuhr in langsamer Fahrt über die mächtige Kreuzung des Fullerton Parkways und näherte sich der Brücke über der Einfahrt zur North Laggon. Warnzeichen machten die Fahrer darauf aufmerksam, daß an der Brücke gearbeitet wurde.

      Harms maß die Straße mit seinen Blicken. Er kümmerte sich überhaupt nicht um den tollen Verkehr, der auf den sechs Fahrbahnen abgewickelt