Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman. Günter Dönges. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Серия: Butler Parker
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740943073
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messerscharfe Stimme des Gangsterchefs zurück.

      »Die Schuld liegt bei uns allen …! Parker verspritzte ein Gift, als er vorgab, auszupacken. Wir alle wurden überrascht und überlistet, Chef.«

      »Es ist nicht zu glauben, vier meiner besten Revolverleute festgenommen, Pierce ausgefallen …! Arbeite ich denn mit Idioten zusammen? Warum muß das alles ausgerechnet in Joe Harms’ Revier passieren?«

      »Vielleicht lag und liegt es an Joe Harms«, wälzte Walton sofort alle Schuld auf den Gangster.

      »Wir werden uns darüber noch unterhalten, Walton. Hauptsache, daß unsere Leute in den übrigen Revieren nicht nervös werden und die Arbeit vernachlässigen.«

      »Darf ich einen Vorschlag machen?« tippte Walton an.

      »Selbstverständlich, Walton, was schlagen Sie also vor?«

      »Parker kennt sich in Harms’ Revier aus, Chef. Er weiß also, wo er den Hebel anzusetzen hat. Sollte man das Personal in Harms’ Revier nicht austauschen? Dann ist dieser Parker doch überspielt »Er weiß nicht mehr, an wen und an was er sich noch halten soll.«

      »Wie stellen Sie sich diesen Personalaustausch vor, Walton?« Die Stimme des »Bankhalter« klang ironisch. Er schien bereits im voraus zu ahnen, was sein Sekretär plante.

      »Man könnte Joe Harms zum Beispiel beurlauben und in eine andere Stadt schicken.«

      »Man könnte ihn aber auch …!«

      »Gewiß, Chef, man könnte ihn auch … ausschalten.«

      »Gut, lassen Sie sich durch den Kopf gehen, wer Harms ersetzen soll. Ich denke, die kleineren Ausleiher können wir zufrieden lassen. Sie wissen ja nicht, was gespielt wird.«

      »Werden unsere festgenommenen Leute schweigen?« fragte Walton.

      »Selbstverständlich, sie wissen genau, was sie zu tun haben. Da Pierce aber auch festgenommen wurde, sollten Sie den Austausch Harms’ sehr schnell in die Wege leiten, Walton. Ich lasse Ihnen freie Hand.«

      »Kann ich sofort handeln?«

      »Selbstverständlich, Walton. Wen wollen Sie denn dazu nehmen?«

      »Ich dachte an Staff Weed, Chef. Er spekuliert auf Joe Harms’ Posten und wird sofort bereit sein, seinen Konkurrenten zu erledigen. Anschließend lasse ich dann Weed ausschalten. Damit ist Parker dann restlos ausgespielt. Er dürfte nicht wissen, was in diesem Revier gespielt wird.«

      »Das ist ein guter Vorschlag, Walton, nehmen Sie das sofort in die Hand. Wir sehen uns in der kommenden Nacht, wenn Sie das Geld der nördlichen Stadtreviere zum Schuppen bringen. Dann erwarte ich, daß alles bereits erledigt ist.«

      »Sie können sich wie immer auf mich verlassen, Chef.« Waltons Stimme troff vor Biederkeit und Gehorsam. Er hatte das Gefühl, bei seinem Chef wieder an Boden gewonnen zu haben. Schließlich hatte der »Bankhalter« alle seine Vorschläge akzeptiert und ihm freie Hand gelassen.

      Eine knappe Stunde später – er hielt sich bereits in seiner Wohnung auf und überlegte sich Einzelheiten, wie er Joe Harms ausmanövrieren konnte – schrillte das Telefon. Joe Harms meldete sich und teilte ihm mit erregter Stimme mit, seine Leute hätten Parkers neuen Aufenthaltsort herausgefunden.

      »Ich rufe in zehn Minuten wieder an«, antwortete Walton zurückhaltend und legte sofort wieder auf. Nun stand er vor einer schwierigen Entscheidung. Sollte er umdisponieren und Parker jagen lassen? Oder war es besser, erst einmal Harms und Weed von der Bildfläche verschwinden zu lassen …?

      Er dachte an Parkers Geschicklichkeit, wußte, daß der Butler Harms und Weed kannte. Es lag durchaus im Bereich der Möglichkeit, daß Parker wieder entwischte und unnötigen Ärger verursachte. Ob er dieses Glück noch hatte, wenn er gegen ihm völlig unbekannte Männer antreten mußte? Wahrscheinlich doch nicht …!

      Walton, gerissen, spielte aber auch noch mit einem anderen Gedanken.

      Sollte er nicht Parker zum Mörder der beiden Männer, Harms und Weed machen? Diese Lösung bot sich doch an. Um sie auszuführen, brauchte er nur ein Telefongespräch zum genau richtigen Zeitpunkt, zu führen …!

      *

      Ronny Culler hatte richtig beobachtet.

      Der Butler befand sich in seinem neuen Quartier und gedachte, einige Stunden zu schlafen. Die Aufregung und Hetzjagd auf dem Küstenfrachter hatte er bereits vergessen. Er besaß die seltene Gabe, abschalten zu können.

      Bevor Parker sich ins Bett legte, bürstete er seine schwarze Kleidung sorgfältig aus. Dabei leistete er sich eine seiner spezialangefertigten Zigarren, ein Kraut, das selbst hartgesottene Männer in die Flucht zu schlagen vermochte. Angetan mit einem wallenden Nachthemd, legte sich Parker schließlich ins Bett und schloß die Augen. Er wäre innerhalb weniger Minuten mit Sicherheit eingeschlafen, wenn ihn das Telefon nicht gestört hätte.

      Natürlich wunderte er sich über das Läuten des Telefons. Wer wußte, daß er hier in diesem kleinen Hotel abgestiegen war? Parker langte nach dem Hörer und meldete sich.

      Eine leise, gedämpfte Stimme antwortete. Parker hatte sie vorher noch nie gehört.

      »Sie schweben in höchster Lebensgefahr«, flüsterte diese Stimme. »In wenigen Minuten werden zwei Mörder bei Ihnen erscheinen und schießen. Treffen Sie Ihre Vorbereitungen …!«

      »Mit wem spreche ich, wenn ich fragen darf?« Parkers Stimme klang ungerührt.

      »Das spielt im Moment keine Rolle, Mr. Parker. Später werde ich mich noch einmal melden.«

      Es knackte in der Leitung, dann legte auch der Butler auf. Er blieb nachdenklich im Bett sitzen und sah dann auf seine Taschenuhr, die auf dem Nachttisch lag. Sie zeigte 6.10 Uhr an.

      Parker nahm die Warnung nicht auf die leichte Schulter. Wer da angerufen hatte, wußte er nicht. Er fand auch keine Erklärung hierzu. Notgedrungen stieg er wieder aus dem Bett und begann sich anzukleiden. Dann warf er einen Blick auf die Straße. Vor dem Apartment-Hotel parkten genau die Wagen, die er beim Betreten des Hauses schon gesehen hatte. Die ersten Busse fuhren durch die Straße, der Verkehr belebte sich langsam.

      Um nicht zu lange auf seinen Schlaf verzichten zu müssen, verließ Parker unter Wahrung aller Vorsichtsmaßnahmen sein Zimmer und suchte das Badezimmer am Ende des Flurs auf. Hier schloß er sich ein und öffnete das Fenster. Links von der Fensterbank führte eine Feuerleiter vorbei. Sie war bereits mit dem ausgestreckten Arm zu erreichen.

      Seufzend stieg der Butler auf das Fensterbrett, hangelte sich zur Feuerleiter hinüber und stieg dann langsam nach unten. Es war noch zu früh, als daß er hätte auffallen können. Er erreichte einen schmalen Verbindungsgang zwischen den beiden Häusern und blieb an der Ecke stehen. Von hier aus konnte er den Eingang zum Apartment-Hotel gut überblicken.

      Der Anrufer hatte wirklich nicht gelogen. Parker entdeckte einen Ford, der langsam die Straße herunterkam und dann in Höhe des Hotels auf der anderen Straßenseite parkte.

      Weed und Joe Harms stiegen aus. Sie sahen sich vorsichtig nach allen Seiten, um, überquerten nacheinander die Straße und verschwanden im Eingang des Hotels. Josuah Parker wollte schon zum Ford hinübergehen, als er einen jungen Mann mit engen Jeans und weißen Turnschuhen entdeckte. Er lungerte vor einem Schnellimbiß herum, beobachtete aber auch das Hotel. Der Butler erinnerte sich, denn diesen jungen Mann kannte er. Er gehörte zu den »Juicemen« und hatte ihn schon einmal beschattet.

      Der Butler schaffte es mit Leichtigkeit, sich an diesen jungen Mann heranzupirschen. Ronny Culler fiel aus allen Wolken, als Parker plötzlich neben ihm stand.

      »Sie warten gewiß auf Ihre Freunde Harms und Weed«, meinte Parker. »Nein, bitte, junger Mann, zwingen Sie mich nicht durch eine unüberlegte Bewegung, aktiv zu werden. Es ist doch sehr früh, und ein alter Mann wie ich möchte sich nicht echauffieren.«

      Ronny Culler schluckte nervös und getraute sich nicht, die Flucht zu ergreifen. Wie gebannt starrte er den Butler an, dessen ausdrucksloses Pokergesicht