Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman. Günter Dönges. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Серия: Butler Parker
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740943073
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Tempo zu drosseln, fuhr er hart an die Baustelle heran. Der Mann hinter ihm sagte kein Wort, schöpfte wohl auch keinen Verdacht. Als das abmontierte Brückenstück knapp vor dem Wagen lag, riß Harms das Steuer in einer wilden Bewegung herum.

      Die schützenden Holzplanken knallten krachend und kreischend auseinander. Der Wagen durchbrach die Absperrung und … stürzte von der Brücke herunter. Er überschlug sich in der Luft und landete mit berstendem Krachen und Splittern auf der Wasseroberfläche. Er soff sofort wie ein Stein ab …!«

      Parker sah alles deutlich vor sich.

      Als der Wagen von Joe Harms durch das behelfsmäßige Geländer brach und in die Tiefe stürzte, steuerte er sein hochbeiniges Monstrum sofort an den Rand der Fahrbahn, stieg aus und lief über die Böschung hinunter zum Wasser. Unter der Brücke blieb er stehen und beobachtete die Stelle, an der der Wagen versunken war. Große Luftblasen, Öl und kleine Trümmerstücke wurden an die Oberfläche gespült.

      Parker paßte sehr genau auf. Er kümmerte sich nicht um die Rufe und Schreie der Bauarbeiter oben auf der Brücke und auch nicht um das Aufheulen einer ersten Polizeisirene. Viel Hoffnung hatte er nicht, daß sich einer der beiden Insassen retten konnte.

      Und doch war es so …!

      Der Butler sah für Sekunden nur die Umrisse eines Körpers, der die Wasseroberfläche berührte. Der Körper sank sofort wieder, doch für den Butler war das ein Grund genug, sich in die Fluten zu stürzen.

      Das heißt, er stürzte sich nicht gerade ins Wasser, sondern legte erst einmal Melone und Regenschirm ab. Dann entledigte er sich seines Mantels und der Jacke. Anschließend watete er in das Wasser und tauchte knapp vom Ufer weg.

      Parker brauchte nur die dicken Luftblasen anzuschwimmen, die aus dem Wrack nach oben stiegen. Kraftvoll waren seine Schwimmstöße. Wie ein gelernter Kampfschwimmer arbeitete er sich an das im seichten Wasser liegende Auto heran. Über ihm befanden sich allerdings bereits vier Meter Wasser, die den harten Sturz vielleicht doch etwas gebremst hatten.

      Parker wollte gerade nach oben schwimmen, um frische Luft in die Lungen zu saugen, als er die im Wasser schwebende Gestalt ausmachte. Er unterdrückte seinen lebhaften Wunsch nach reiner und sauerstoffhaltiger Luft, schwamm auf den Körper zu, packte ihn und mußte sich dann sehr beeilen, nach oben zu kommen.

      Die neugierigen Zuschauer auf der Brücke spendeten ihm großen Beifall, als er aus dem Wasser auftauchte, den leblosen Körper packte und unter die Brücke zerrte. Er begnügte sich mit einem schnellen Blick, sah, daß er Joe Harms geborgen hatte, und watete noch einmal zurück ins Wasser.

      Von seiner Verfolgung her wußte er ja, daß sich zwei Männer im Auto befunden hatten. Nach seinem knappen und kurzen Gespräch mit Ronny Culler hatte er sein hochbeiniges Monstrum aus einer in der Nähe gelegenen Tiefgarage geholt und die Kneipe des Gangsters bewacht. So war er zum Augenzeugen der seltsamen Geschehnisse geworden.

      Aus der Nähe betrachtet, sah Harms’ Wagen einfach scheußlich aus. Das Dach war wie von einer riesigen Faust zusammengedrückt worden. Parker schwamm nach vorn zur zerbrochenen Windschutzscheibe und entdeckte auf dem Rücksitz den zweiten Fahrgast. Die aus den Schienen gerissene vordere Sitzbank hielt den Mann auf dem Rücksitz fest. Seine Beine waren eingeklemmt worden. Aus eigener Kraft hätte er sich niemals retten können.

      Parker preßte sich durch die schmale Öffnung und faßte nach dem Beifahrer. Die seltsame Kopfhaltung des Mannes veranlaßte ihn, sich wieder nach außen zu schieben und dann zurück an Land zu schwimmen. Joe Harms’ Begleiter hatte sich das Genick gebrochen, daran war überhaupt nicht zu zweifeln.

      Um Joe Harms kümmerten sich bereits zwei uniformierte Polizisten, die mit dem Gangster eine harte Zwangsatmung durchexerzierten.

      »Wird er durchkommen?« erkundigte sich Parker.

      »Das Sauerstoffgerät wird gleich kommen«, meinte einer der Polizisten. »Donnerwetter, Sir, Sie haben aber schnell geschaltet. Ohne Sie wäre der Mann längst ertrunken.«

      »Keine Ovationen bitte«, bemerkte Parker und versorgte sich wieder mit Jacke, Mantel, Melone und Regenschirm. »Informieren Sie Leutnant Branch vom Morddezernat. Das hier ist Joe Harms, ein Gangster, der den ›Juicemen‹ angehört.«

      Parker nickte den beiden erstaunten Polizisten zu und schritt gemessen davon. Er ignorierte die Rufe der beiden Männer, ging höchstens etwas schneller und stand bereits neben seinem hochbeinigen Monstrum, als einer der Beamten ihn einzuholen versuchte. Als der Mann keuchend die Straße erreichte, fuhr Parker bereits davon.

      Gut eine Stunde später rief er Leutnant Branch im Stadthaus an.

      Branch schnappte nach Luft, als er Parkers Stimme erkannte.

      »Ich möchte auf keinen Fall lange stören«, entschuldigte sich der Butler. »Darf ich mich erkundigen, was aus Joe Harms geworden ist?«

      »Er hat’s nicht überlebt, Parker …! Schwere innere Verletzungen. Ein Wunder, daß er noch zehn Minuten nach der Bergung lebte.«

      »Dennoch würde ich höflich wie dringend empfehlen, eine Pressemeldung herauszugeben, in der Harms als zwar verletzt, aber doch noch lebend bezeichnet wird, Sir.«

      »Was bezwecken Sie damit, Parker …? Sie sollten auf dem schnellsten Weg zu mir kommen. Ich habe Ihnen einige Fragen zu stellen.«

      »Sir, in wenigen Stunden werde ich Ihnen voll und ganz zur Verfügung stehen«, versprach Josuah Parker. »Zur Zeit bin ich leider unabkömmlich. Ich beabsichtige, den ›Bankhalter‹ der ›Juicemen‹ zu stellen.«

      »Zum Teufel, warum wollen Sie dieses Risiko auf sich nehmen, Parker? Allein werden Sie doch kaum etwas ausrichten. Schalten Sie uns mit ein …! Wenn ich daran denke, wie Sie mit uns umspringen, hätte ich große Lust, Sie mal einsperren zu lassen.«

      »Mr. Rander ist ein ausgezeichneter Verteidiger«, gab der Butler zu überlegen. »Ich bin sicher, daß es ihm ein Vergnügen bereiten wird, mich zu vertreten.«

      »Nehmen Sie doch nicht alles wörtlich.« Leutnant Branch sprach jetzt fast bittend. »Auch wir sind doch hinter den Geldverleihern her. Zusammen werden wir diesem Bandenchef eine sichere Falle stellen.«

      »Ich fürchte, Sir, Sie unterschätzen die Verschlagenheit und das Mißtrauen dieses Gangsters. Allein werde ich mehr ausrichten. Damit, dessen bin ich mir natürlich voll bewußt, trage ich auch die alleinige Verantwortung für das Gelingen meines Planes.«

      »Also gut, ich weiß, Sie sind ja nicht zu halten. Ich kann Ihnen, nur Hals- und Beinbruch wünschen. Soll ich Mr. Rander verständigen?«

      »Das ist bereits durch mich geschehen, Sir. Mr. Rander billigt mein Tun.«

      »Was bleibt ihm auch anderes übrig«, murmelte Leutnant Brauch, bevor er den Hörer auflegte …!

      *

      Als Ben Walton in den Zeitungen las, Joe Harms sei mit dem Leben davongekommen, war ihm klar, daß er nun in unmittelbarer Lebensgefahr schwebte.

      Seine Überlegungen waren recht einfach. Joe Harms war der erste Chef eines Reviers, er kannte ihn, Ben Walton, er wußte auch, welche Rolle er spielte. Es war unter den Vormännern der Gang allgemein bekannt, daß Ben Walton den »Bankhalter« persönlich kannte. Was lag nun näher, daß Joe Harms diese Informationen früher oder später an die Polizei weitergab, damit wurde der Chef der »Juicemen« gefährdet.

      Walton machte sich keine Illusionen.

      Der »Bankhalter« würde versuchen, ihn umzubringen. Damit tauchte er dann wieder in die unangreifbare Anonymität zurück und sicherte sich ab. Der »Bankhalter« pfiff mit Sicherheit auf die langjährige Zusammenarbeit, wenn es um sein Leben ging.

      Ich werde schneller sein müssen als er, sagte sich Ben Walton in seiner Privatwohnung. In dieser Nacht noch muß ich den Chef überlisten und ihm zuvorkommen. Wenn ich die Gelder des Nordreviers abliefere, ergibt sich für mich die beste Gelegenheit, ihm einmal nachhaltig zu zeigen und zu beweisen, wer ich wirklich bin.

      Walton dachte