Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman. Günter Dönges. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Серия: Butler Parker
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740943073
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Leibwache. Harms rauchte nervös, schritt vor den Feuerungslöchern auf und ab und sah immer wieder zu Parker hinüber, der völlig unbeteiligt wirkte. Harms war dieses Verhalten irgendwie unheimlich. Er hätte sich in solch einer tödlichen Gefahr jedenfalls anders verhalten und vielleicht sogar verrückt gespielt.

      Die Lage spitzte sich zu, als nach weiteren zehn Minuten zwei der »Bluthunde« des Bandenchefs erschienen. Sie beherrschten sofort die Szene und lösten Pierce und Weed in der Bewachung ab. Diese verschwanden aus dem Lichtkreis der sparsamen Deckenbeleuchtung und hielten sich im Hintergrund.

      »Fangen wir schon an«, meinte einer der beiden »Bluthunde« zu Parker. »Wo steckt Herm Lazer, Alterchen? Ich wette, du kannst uns da ein Licht aufstecken, ja?«

      Um Parker in Schwung und Stimmung zu bringen, auch animiert von der runden schwarzen Kopfbedeckung des Butlers, schlug der Gangster mit der Faust auf die Melone und wollte sie dem Butler tief in die Stirn treiben.

      Der Mann führte seinen Schlag aus, doch die Melone änderte kaum ihren korrekten Sitz. Dafür stöhnte der »Bluthund« überrascht auf und rieb sich die schmerzende Hand. Er hatte nicht wissen können, daß diese Melone mit solidem Stahlblech ausgefüttert war. Parker hielt es jedoch für richtig, scheinbar ohnmächtig gegen die Wand aus Stahlblech zu fallen. Er wollte sich damit weiteren Unannehmlichkeiten entziehen.

      Seine Rechnung ging auf.

      Der Gangster, der sich die immer noch schmerzende Hand rieb, war dennoch mit seinem Erfolg zufrieden und ließ den Butler in Ruhe. Zudem tauchte in diesem Augenblick auch Ben Walton, der Sekretär der »Juicemen«, im Maschinenraum auf.

      »Wo ist dieser Parker?« fragte er sofort. Joe Harms trat vor, nickte grüßend und führte den Sekretär an Parker heran, der neben der Kiste lag und sich nicht rührte.

      »Ihr habt ihn doch hoffentlich nicht …?« Ben Walton hielt ein und sah Harms empört an.

      »Nein, nein, er lebt selbstverständlich noch«, gab Harms schnell zurück. »Er ist nur ohnmächtig geworden.«

      »Bringt ihn wieder zu sich!«

      Harms wurde von den beiden »Bluthunden« an die Seite gedrängt. Bevor die beiden Revolvermänner aber eingreifen konnten, hielt Parker es für angebracht, diskret zu erwachen. Er wußte, mit welchen Mitteln Gangster arbeiteten, um ihre ohnmächtigen Opfer zur Besinnung zu bringen.

      »Parker!« Ben Walton baute sich vor dem Butler auf. »Wir werden sofort zur Sache kommen. Sagen Sie mir, wo Sie Herm Lazer versteckt halten.«

      »Herm Lazer …?« echote Parker mit schwacher, ersterbender Stimme.

      »Wir wissen genau, daß er sich noch in Ihrer Gewalt befindet. Bei den Behörden ist er nicht aufgetaucht, auf der anderen Seite kennen Sie inzwischen so viele Details von unserer Verbindung, daß nur Herm Lazer Sie informiert haben kann.«

      »Ich bin ein alter und schwacher Mann«, antwortete Parker. »Ich räume ein, daß Herm Lazer mein Gast war, doch er überlistete mich und konnte entkommen.«

      »Mir können Sie nichts vormachen«, brauste Walton auf. »Wir kennen Mittel, um Sie zum Reden zu bringen, Parker. Entscheiden Sie sich ganz schnell.«

      »Sie überfordern mich, Mr. Walton«, tönte es schwach aus Parkers Mund.

      »Aha, und woher kennen Sie meinen Namen? Woher wissen Sie, daß unser Chef der ›Bankhalter‹ genannt wird? Das alles kann Ihnen nur Herm Lazer erzählt haben.«

      »Ich bestreite das auch gar nicht, Mr. Walton.« Parker sah sehr blaß und erschöpft aus. »Doch Mr. Lazer konnte mir entkommen, eine Tatsache, die auch ich ungemein bedaure.«

      »Na schön, Sie können sich die Sache noch ein paar Minuten überlegen.« Walton nickte gönnerhaft. »Kommen wir zu einer anderen Sache. In wessen Auftrag bereiten Sie uns diesen Ärger? Sie sind doch niemals ein Einzelgänger.«

      »Genau das bin ich aber …!«

      »Und weshalb bändelten Sie mit uns an?«

      »Um Ihre Geschäftspraktiken einmal gründlich studieren zu können.«

      »Na, Sie haben ja Nerven … Und was springt für Sie dabei heraus? Moment, Sie brauchen gar nicht zu antworten, Parker. Sie wollen sich unser sauer verdientes Geld unter den Nagel reißen. Ich gebe zu, daß Sie geschickt waren, daß Sie uns einiges Kopfzerbrechen bereiteten, aber auf die Dauer kommen Sie gegen uns doch nicht an. Wie Sie’s ja nun am eigenen Leib erleben …!«

      »In der Tat, ich befinde mich, wenn der Augenschein mich nicht trügt, in einer äußerst peinlichen Situation.«

      »Aus der Sie nur dann wieder herauskommen, wenn Sie Ihre Karten restlos auf den Tisch legen.«

      »Gesetzt den Fall, das geschieht, was habe ich danach zu erwarten?«

      »Wir werden Sie … nun ja, wir werden Sie gehenlassen.«

      »Wohin, wenn ich mit allem gebotenen Respekt danach fragen darf?«

      »Wohin Sie wollen, Parker. Nun aber zurück zu Lazer. Wo halten Sie ihn versteckt? Wenn Sie in drei Minuten nicht reden, dann werden meine Leute Sie rösten …!«

      »Sie erschrecken mich, Mr. Walton …!«

      »Sie werden uns die Wahrheit sagen … So oder so …!«.

      Parker rutschte in sich zusammen. Die Drohungen des Gangstersekretärs schienen ihm nun doch den Nerv geraubt zu haben. Die Gangster verhielten sich vollkommen still, während die Frist von drei Minuten viel zu schnell verrann.

      »Noch eine Minute …!« verkündete Walton. »Noch 55 Sekunden, Parker. Reden Sie, wenn Ihnen Ihr Leben lieb ist …!«

      *

      »Ich weiß. Sie sind zufällig vorbeigekommen«, spottete Anwalt Mike Rander, nachdem er Leutnant Branch die Tür geöffnet und begrüßt hatte.

      »Stimmt nicht, Rander, ich komme in voller Absicht.«

      »Demnach müßte mein Butler also aufgetaucht sein, oder?«

      »Direkt nicht, Rander, doch mein Verdacht verstärkt sich.«

      »Nehmen Sie erst mal einen Drink, bevor Sie erzählen, Branch.«

      »Schön, den kann ich sogar brauchen.«

      Leutnant Branch nahm in einem Sessel Platz und wartete, bis der Anwalt die Drinks gemixt hatte. Dankend nahm er das Glas entgegen und richtete sich auf.

      »Zwei meiner Detektive bewachten das bewußte Haus in der Hubbard Street«, berichtete er dann. »Sie waren übrigens nicht allein, wie sie schnell herausfanden. Vor dem Haus trieben sich auch noch einige verdächtige Gestalten herum, die wahrscheinlich zu den ›Juicemen‹ gehören. Schön, Rander, alles war friedlich, bis ein Gangster nach dem anderen unverständlicherweise herumzutanzen begann.«

      »Das müssen Sie mir deutlicher erklären«, bat Rander, der sich ein aufsteigendes Lachen verbiß. Er ahnte bereits, was kommen würde.

      »Meine beiden Leute berichteten, daß ein Gangster nach dem anderen – es handelte sich um vier Männer – plötzlich wie unter elektrischen Schlägen zusammenzuckten. Ich betone, daß weder Schüsse noch sonstige verdächtige Geräusche zu hören waren. Bevor meine beiden Detektive der Sache auf den Grund gehen konnten, entwickelte sich vor einer Kneipe eine tolle Prügelei. Nachdem eine Schaufensterscheibe in die Brüche gegangen war, stürzte ein Barkeeper auf die Straße und drosch los. Sie wissen, Rander, wie das in solchen Fällen immer ist. Innerhalb weniger Sekunden war die Hölle los. Die vier Männer waren im allgemeinen Trubel nicht mehr zu sehen. Sie müssen sich abgesetzt haben.«

      »Ich gebe zu, daß das nach Parker riecht«, gestand Mike Rander, der sein Lachen nun nicht länger unterdrücken konnte. »Wenn mich nicht alles täuscht, dürfte Parker seine Spezialschleuder benutzt haben.«

      »Eine was …?«

      »Er hat sich eine Schleuder gebastelt, ein ungemein starkes und treffsicheres