Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman. Günter Dönges. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Серия: Butler Parker
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740943073
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»Von diesen Mitteln werde ich aber keinen Gebrauch machen. Ich werde Ihren sehnlichsten Wunsch erfüllen, und dafür sorgen, daß Sie wieder in die Arme Ihrer Organisation zurückkehren können.«

      »Was soll das heißen …?«

      »Ich werde Sie losketten und zurück in Ihre Wohnung schaffen. Es hängt dann von Ihrer Geschicklichkeit ab, was Sie Ihren Freunden erklären werden.«

      »Soll das’n Witz sein?«

      »Es ist mein voller Ernst, Mr. Lazer.«

      »Hören Sie, das können Sie doch nicht mit mir machen … Hören Sie mal … das wäre doch glatter Mord. Sie wissen doch verdammt genau, wie scharf die jetzt auf mich sind …!«

      »Wenn Sie mich darum bitten sollten, hier bleiben zu dürfen, werde ich Ihrem Wunsch selbstverständlich entsprechen. Dazu gehört dann allerdings, daß Sie auf meine Gesprächsthemen auch eingehen, Mr. Lazer.«

      »Also gut, Sie sind am Drücker …! Schön, stellen Sie Ihre Fragen. Aber das garantiere ich Ihnen, sollte ich wieder frei sein, dann können Sie von mir was erleben …!«

      »Ich werde Sie dann ganz gewiß nicht enttäuschen«, gab Josuah Parker zurück. »Nun aber zur Sache. Ben Walton also ist der Sekretär des ›Bankhalters‹. Über diesen Mann würde ich gern mehr hören, Mr. Lazer. Seien Sie versichert, daß Sie in mir einen interessierten Zuhörer haben.«

      Josuah Parker nahm auf einem Hocker Platz und ließ Herm Lazer nach Herzenslust reden. Da der Gangster seit vielen Stunden allein war, flossen seine Lippen über. Er war richtig froh, seine Stimme hören zu können.

      Und Parker begrüßte es, weitere Geheiminformationen aus erster Hand zu erhalten. Lazer erwies sich in dieser Beziehung als eine wahre Fundgrube …!

      *

      Nach Anbruch der Dunkelheit befand Parker sich wieder in der Stadt. Seinen Berechnungen nach ließ der »Bankhalter«, dessen Spitznamen er nun schon kannte, seine alte Wohnung in der Hubbard Street überwachen. Herm Lazer hatte im Verlauf seiner weiteren Ausführungen auch von den »Bluthunden« des Chefs gesprochen. Der Butler wußte also, was ihn erwartete, falls er die Wohnung tatsächlich noch einmal betrat.

      Im Schutze der Dunkelheit näherte er sich der Hubbard Street, verschwand in einem Torbogen und suchte sich in seiner altbekannten gemessenen und würdevollen Weise seinen Weg. Auf Umwegen über Hinterhöfe und schmale Gassen erreichte er den Niedergang zu einem Keller.

      Da er wie immer schwarze Kleidung trug, war er kaum auszumachen. Der Butler benutzte für wenige Sekunden sein Spezialbesteck, um die Kellertür zu öffnen. Er hatte kein schlechtes Gewissen, das Haus ohne Erlaubnis zu betreten. Schließlich wollte er ja nicht stehlen, sondern nur seine Mitmenschen von der Pest einer Gang befreien.

      Er befand sich in einem Bürohaus, in dem um diese Zeit nicht gearbeitet wurde. Um etwa vorhandene Nachtwächter nicht unnötig in Unruhe zu versetzen, verzichtete er auf die Benutzung des Lifts, der im Kellergeschoß endete. Nein, Parker unterzog sich der Strapaze, die im Haus für den Fall eines Brandes eingebaute Betontreppe zu benutzen. Ein heimlicher Beobachter hätte mit Sicherheit Augen und Mund aufgesperrt, so schnell und kraftvoll brachte Parker die vielen Stufen hinter sich. Sein Puls und sein Atem, gingen kaum schneller, als er das oberste Stockwerk erreicht hatte.

      In einem Büro ließ Parker sich häuslich nieder, öffnete eines der drei Klappfenster und nickte zufrieden. Er sah vor sich die Fassade des Hauses, in dem er gewohnt hatte. Tief unter ihm war die Straße mit den noch geöffneten Geschäften, mit Kneipen, Bars und Würstchenständen.

      Mit geschultem Blick entdeckte Parker schnell einige verdächtige Männer, die sich vor dem Haus herumtrieben und augenscheinlich auf seine Rückkehr warteten. Parkers Augen und Witterung waren derart geschärft, daß er schnell die beiden Polizeidetektive von den vier postierten Gangstern unterschied.

      Parker knöpfte sich den weit fallenden schwarzen Covercoat auf, griff in eine der unergründlichen Taschen und zog eine Schleuder hervor. Es handelte sich wie in allen Fällen um eine Spezialanfertigung aus starkem Stahldraht und sehr dehnungsfähigem Gummi. Der Butler legte eine flache, runde Blechschachtel vor sich auf die Fensterbank und wählte mit Bedacht sein erstes Geschoß. Es war eine runde Bleikugel, die er in die Lederschlaufe der Schleuder legte. Ein kurzes Spannen, ein ruckartiges Loslassen und schon fegte die Bleikugel mit raketenartiger Geschwindigkeit durch die Nacht.

      Davon ahnte der Gangster nichts, der sich breitbeinig und stämmig neben dem Würstchenstand aufgebaut hatte. Er hatte sich den Hut in den Nacken geschoben und fluchte gerade innerlich über seinen Job. Er langweilte sich fürchterlich und glaubte fest und sicher, daß dieser Parker niemals zurückkehren würde.

      Er fluchte nicht mehr, als die Bleikugel seinen Stiernacken traf. Er kickste nur überrascht auf, spürte dann den Schmerz und wurde weich in den Knien. Er hielt sich an einem Wasserhydranten fest und rieb sich dann seinen Nacken. Verstohlen schaute er sich nach allen Seiten um. Er konnte sich einfach nicht erklären, was ihn da im Nacken getroffen hatte.

      Parker ging methodisch vor.

      Er gönnte seinem ersten Opfer eine kleine Verschnaufpause und visierte den zweiten Gangster an.

      Dieser Mann war ebenfalls ahnungslos.

      Er rauchte eine Zigarette, sah einem netten Girl nach und entschloß sich gerade, anerkennend zu pfeifen. Der Ansatz seines Pfiffs ging in einem bösen Schimpfwort unter, denn Parkers Bleikugel traf ihn genau auf der rechten Wange.

      Der Gangster ging sofort in Deckung und beging den Fehler, seinen 45er zu ziehen. Verlegen steckte er ihn allerdings schnell wieder ein, denn weit und breit war kein Gegner zu sehen. Der »Bluthund« des »Bankhalters« versuchte Augenkontakt zu seinem Partner am Hydrant aufzunehmen, doch der Partner war nicht zu sehen.

      Butler Parkers Schleuder war schon wieder in Tätigkeit. Diesmal traf die Bleikugel einen Gangster, der vor dem Schaufenster einer Kneipe stand. Der Mann konnte es sich einfach nicht erklären, wieso sein Hut plötzlich vom Kopf herunterfiel, obwohl doch kaum ein Windchen ging.

      Parker wollte auch dem vierten Gangster einen kleinen Bleigruß servieren, doch dieser Mann verschwand gerade hinter einem Laternenmast, wo ein Zeitungsverkäufer die Abendausgaben anbot. Parker wartete, bis der Gangster sich mit einem Blatt eingedeckt hatte. Er gönnte dem Mann noch ein paar Sekunden, bis er die Zeitung ausgebreitet hatte. Da aber konnte der Butler einfach nicht widerstehen. Seine Bleikugel zerfetzte die Zeitung und ließ den Gangster erschreckt zusammenfahren. Der Mann sah sich mißtrauisch um, glaubte wohl an einen Streich eines Gassenbengels und wechselte seinen Standort.

      Die beiden Polizeidetektive im Fahrerhaus eines Lieferwagens ließ Parker ungeschoren. Er wollte die Vertreter des Gesetzes nicht verwirren. Ihm lag sehr daran, daß sie möglichst lange nichts von diesem Intermezzo merkten.

      Der Gangster vor der Kneipe hatte sich inzwischen wieder gefaßt. Scheinbar gelassen und ahnungslos, befand sich dieser Mann in Höchstspannung. Er wollte herausbekommen, wer ihn da so raffiniert angeschossen hatte.

      Eine Bleikugel aus Parkers Schleuder veränderte schlagartig diese Situation. Die Scheibe hinter dem Gangster barst in Stücke. Klirrend rasselten die Scherben auf das Pflaster. Verschreckt und nicht begreifend, drehte der Gangster sich entsetzt um. Natürlich hatte er die Scheibe nicht zertrümmert, doch das wußte der stämmige Barkeeper nicht, der mit einem abgebrochenen Baseball-Schläger aus der Kneipe herausstürzte und ohne langes Fragen auf den verdutzten Gangster eindrosch.

      Der Mann neben dem Würstchenstand sah den Beginn dieser Keilerei und fühlte sich verpflichtet, seinem Partner zu Hilfe zu eilen. Er vergaß die Belästigung aus der Luft, rannte auf die Kneipe zu und wollte dem Barkeeper in den Rücken fallen.

      Doch dieser Mann stand nicht allein auf weiter Flur. Einige Stammgäste, die für später auf ein Freibier warteten und hofften, stürzten sich in den Kampf und mischten kunstfertig mit. Innerhalb weniger Minuten entstand eine solenne Prügelei, die eine weitere Schaufensterscheibe kostete.

      Josuah Parker stellte seine weiteren Belästigungen für