Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman. Günter Dönges. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Серия: Butler Parker
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740943073
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den Adapter und den Lautsprecher ab. Bewaffnet mit seinen beiden kleinen Ledertaschen, verließ er das Atelier und nickte den beiden Revolverhelden zu, die draußen auf dem Flur auf ihn warteten. Sie stellten seine Leibgarde dar und hatten die Aufgabe, vor allen Dingen das Geld zu bewachen.

      Ohne ein Wort zu verlieren, schlossen sie sich Walton an, folgten ihm über die Treppe nach unten auf die Straße und stiegen zu ihm in den Wagen. Walton nickte seinem Fahrer zu und schloß die Augen. Er nahm sich vor, einmal für eine Viertelstunde richtig abzuschalten und keine Probleme zu wälzen. Aufzupassen brauchte er jetzt nicht mehr. Dazu hatte er ja seine Leibwache, die darüber hinaus auch so etwas wie seine Gefangenenwächter waren. Sie ließen ihn niemals aus den Augen und erhielten ihre Befehle direkt vom »Bankhalter«.

      Lange dauerte die Fahrt nicht. Schon nach knapp zehn Minuten war das Ziel erreicht. Der Wagen bog auf das Gelände einer Fabrik ein und fuhr bis hart an die Verladerampe heran. Ben Walton ergriff die Geldtasche, stieg aus und ließ seine Leibwache zurück.

      Die kleine Pforte in der großen Schiebetür war nur angelehnt. Obwohl Walton schon seit Monaten hier aufkreuzte, um die Gelder abzuliefern, hatte er jedesmal ein unheimliches Gefühl in der Magengegend, wenn er das dunkle Lager betrat. Hier roch es nach Ungeziefer. Und irgendwo in der Dunkelheit dieses dreistöckigen Lagerschuppens hielt sich der »Bankhalter« auf und wartete auf sein Geld.

      Der Chef der »Juicemen« war ungemein mißtrauisch. Obwohl Ben Walton ihn kannte, vermied er einen zu häufigen und zu innigen Kontakt. Ging es aber darum, das Geld abzuliefern, so traf der »Bankhalter« besondere Vorsichtsmaßnahmen, um nicht durch Verrat überrascht zu werden.

      Obwohl es hinter der kleinen Pforte stockfinster war, kannte Ben Walton sich bestens aus. Er ging ein paar Schritte in den Schuppen hinein und tastete nach dem Laufband, das hier endete. Ein endloses Gummiband, von einem starken Elektromotor bewegt, beförderte normalerweise Mehlsäcke aus der Tiefe des Schuppens hinunter zur Verladerampe.

      Auf Wunsch des »Bankhalter« war das Gummi-Förderband umgespannt worden. Es lief nach oben und wartete nur darauf, die Geldtasche mit sich zu nehmen. Wo der »Bankhalter« stand, um die Tasche in Empfang zu nehmen, wußte selbst Ben Walton nicht. Sein Chef wechselte den Standort von Fall zu Fall. Sollte es einmal zu einer peinlichen Überraschung kommen, konnte der »Bankhalter« sich schnell und lautlos absetzen und die Flucht ergreifen.

      Walton legte den Hebel des Elektromotors herum und hörte das vertraute, bekannte Summen. Rasselnd setzte sich das endlose Förderband in Bewegung. Der Sekretär der »Juicemen« legte die Tasche auf das Gummiband und kehrte sofort zurück auf die Rampe. Was jetzt mit der Tasche geschah, interessierte ihn nicht mehr. Er gestand sich allerdings wieder einmal ein, daß der »Bankhalter« jetzt um eine beträchtliche Summe reicher geworden war.

      Der Gangsterchef hielt sich in jener Nacht in der zweiten Etage des Lagerschuppens auf. Er hörte das Rasseln des Förderbands und ließ den abgedunkelten Schein einer Taschenlampe aufflammen. Damit leuchtete er das vorerst noch leere Förderband ab. Schon nach knapp dreißig Sekunden tauchte im Lichtschein die bewußte Mappe auf.

      Mit einer schnellen Bewegung nahm der »Bankhalter« die Tasche vom Gummiband und stellte sie auf eine leere Kiste. Mit einem Zweitschlüssel öffnete er die Kassette und leuchtete die Banknotenbündel ab. Er verzichtete darauf, das Geld gleich an Ort und Stelle zu zählen. Bisher hatte er sich auf Ben Walton immer noch verlassen können.

      Viel war von dem »Bankhalter« nicht zu erkennen. Er trug einen weiten Mantel und hatte sich den Hut tief in die Stirn gezogen. Ein hochgebundener Seidenschal verdeckte zusätzlich sein Gesicht. Weich und geschmeidig verließ der Mann mit der messerscharfen Stimme das Förderband, nachdem er es abgestellt hatte. Für Walton war es das Zeichen, abzufahren.

      Der »Bankhalter«, der sich in diesem verödeten, leeren Lagerschuppen erstklassig auskannte, verschwand hinter Trennwänden und Kistenstapeln. Nur ein paar Ratten pfiffen erleichtert auf, als sie den Schuppen wieder ganz in Besitz nehmen konnten …!

      *

      Josuah Parker, weder leichtsinnig noch selbstmörderisch veranlagt, kehrte nicht mehr in seine kleine Wohnung in der, Hubbard Street zurück. Er konnte sich unschwer ausrechnen, daß dort nicht nur die Revolverhelden der »Juicemen«, sondern auch die Polizei auf ihn wartete.

      Er blieb zwar im Revier des Gangsters Joe Harms, denn von hier aus wollte er die Geldverleiher aufrollen und ihre Organisation zerschlagen. Der Butler wurde Gast eines kleinen Hotels in der Fulton Street. Diese neue Unterkunft hatte er sich nach taktischen Gesichtspunkten ausgesucht. Für den Fall einer Belagerung standen ihm verschiedene Fluchtmöglichkeiten zur Verfügung.

      Nach der ersten Kontaktaufnahme mit den Gangstern wurde die Lage nun kritisch. Parker wußte aus Erfahrung, daß die Gangster solch eine Schlappe niemals hinnehmen würden. Um ihr Gesicht zu wahren, mußten sie eine große Treibjagd auf ihn veranstalten. Parker richtete sich dementsprechend ein. Er besuchte im Laufe des Vormittags einige Spezialgeschäfte, in denen er sich mit reizvollen Überraschungen eindeckte. Er liebte es, unorthodox vorzugehen und seinen Gegner stets neue Überraschungen zu servieren.

      Nachdem der Butler ein ausgesuchtes Mittagessen zu sich genommen hatte, stattete er Herm Lazer einen Besuch ab. Der grobschlächtige Boxer befand sich nämlich noch immer in seiner Obhut. Parker hatte ihn an einem sicheren Ort untergebracht.

      Um nicht unnötig aufzufallen, verzichtete er darauf, sein hochbeiniges Monstrum zu benutzen. Ein Taxi brachte ihn hinaus zum Montrose Yachthafen. Weit vor dem Kai stieg Parker aus, wartete, bis das Taxi verschwunden war und schritt dann gemessen und würdevoll auf die vielen kleinen Bootshäuser zu, die um diese Jahreszeit einen recht verlassenen Eindruck machten.

      Der Butler verschwand im Gewirr der Häuser und Landungsstege. Über eine steile, schlüpfrige Treppe stieg er hinunter auf einen Landesteg und betrat dann ein Hausboot, das sich sanft im Wasser wiegte.

      Bevor er die Tür öffnete, prüfte er mit schnellen Augen die kaum wahrnehmbaren Sicherungen, die er angebracht hatte. Er war zufrieden. Der dünne Zwirnfaden, der sich zwischen Tür und Rahmen spannte, war noch unversehrt. Parker schloß die Tür auf und suchte seinen Gast auf, der in einem Kielraum saß und ihn giftig anstarrte.

      »Ich hoffe, Sie langweilten sich nicht zu sehr«, begrüßte Parker den Gangster. Er schraubte das Licht der Petroleumlampe etwas hoher, um Herm Lazer besser sehen zu können. Der Gangster, dessen rechter Fuß an einer starken Nickelkette befestigt war, die wiederum an der Innenwand des Bootes angeschraubt war, stand vorsichtig auf. Parker sah, daß Herm Lazer mit dem Tafelmesser versucht hatte, die dicke Eisenschraube aus der Bordwand zu schneiden. Es war selbstverständlich nur bei einem unzulänglichen Versuch geblieben. Das Mahagoniholz des Bootsrumpfes hätte selbst einer mittelstarken Kreissäge standgehalten. Von der Solidität der Nickelkette ganz zu schweigen. Es zeigte sich wieder einmal, daß Parker das, was er tat, auch richtig und ganz besorgte.

      »Wenn ich hier rauskomme, haben Sie ein Verfahren wegen Entführung am Hals«, tobte der ehemalige Boxer. »Wie ’nen räudigen Hund haben Sie mich angekettet.«

      »An Ihrer Stelle würde ich solch einen Hund durch diesen Vergleich nicht beleidigen«, gab Parker sanft zurück. »Sie hatten doch die Möglichkeit, sich durch lautes Rufen der Öffentlichkeit mitzuteilen. Warum machten Sie von dieser Möglichkeit keinen Gebrauch …?«

      Herm Lazer schwieg. Er wollte nicht zugeben, welch eine Angst er vor seinen ehemaligen Partner hatte. Im Grunde war ihm der Aufenthalt in diesem Hausboot lieber als eine Haft im Untersuchungsgefängnis. Hier nämlich fühlte er sich fast sicher.

      »Es steht Ihnen später selbstverständlich frei, Mr. Lazer, Klage gegen mich zu erheben«, redete Parker weiter. »Wie ich übrigens sehe, haben Sie den Speisen und Getränken recht gut zugesprochen.«

      »Zum Teufel mit Ihnen …!«

      »Womit wir durch Ihre Bemerkung wieder bei dem Chef Ihrer Organisation angelangt wären«, nahm Parker den Hinweis auf. »Wir unterhielten uns gestern in der Nacht über Ihre Beobachtungen anläßlich dieser Konferenzen, die der ›Bankhalter‹ einberuft.«

      »Ich