Butler Parker Jubiläumsbox 5 – Kriminalroman. Günter Dönges. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Серия: Butler Parker
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740929428
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Wie ein gefangenes Tier lief der Gangsterboß in dem niedrigen, kühlen Gewölbe umher. Er hatte es längst aufgegeben, gegen die schwere Panzertür zu hämmern. Er wußte, daß sie nicht den geringsten Laut durchließ.

      Das Gewölbe wurde von einem starken Scherengitter in zwei Hälften geteilt. Er befand sich im vorderen Raum, der keinerlei Einrichtungsgegenstände enthielt. Hinter dem Scherengitter aber glomm ein magisch anmutendes rotes Licht. Im Widerschein dieser versteckt angebrachten Beleuchtung konnte Hardels eine vollständige Gemäldesammlung erkennen. Die Bilder, die er zusammen mit seinen Leuten in der Vergangenheit gestohlen hatte, hingen an einer mit Samt bespannten Wand. Der Wert dieser Sammlung ging in die Millionen.

      Hardels konnte an die Gemälde nicht herankommen. Das Scherengitter hinderte ihn daran. Es hielt ihn in dem Vorraum gefangen wie ein gefährliches Tier.

      Hardels ließ sich erschöpft zu Boden sinken. Er lehnte sich mit dem Kopf gegen das Scherengitter und schloß die Augen. Schwer ging sein Atem. Ohne es zu wollen, mußte er wieder an die Vorgänge denken, die sich hier im Haus ereignet hatten …!

      Mit sehr viel Frechheit und Selbstsicherheit hatte er den Käufer der gestohlenen Gemälde aufgesucht und ihm auf den Kopf zugesagt, Stamping angestiftet zu haben.

      »Woher wollen Sie das wissen?« fragte der Mann kühl zurück. Angst schien er nicht zu haben.

      »Ich weiß es von Stamping.«

      »Und wo hält er sich jetzt auf?«

      »Er befindet sich in Sicherheit. Ich kann ihn jederzeit der Polizei ausliefern. Verlassen Sie sich darauf, er wird dann reden und gegen Sie aussagen.«

      »Ich nehme an, Sie wollen sich Ihr Schweigen bezahlen lassen, oder?«

      »Sie begreifen erfreulich schnell«, antwortete Hardels. »Kommen wir also zur Sache. Ich werde nicht gerade billig sein.«

      »Das kann ich verstehen. Sie halten die Trümpfe in der Hand. An welche Summe dachten Sie?«

      »Ich denke, darüber unterhalten wir uns, wenn ich die Bilder gesehen habe. Los, zeigen Sie mir Ihre geheime Sammlung! Ich möchte die Ölschinken, die ich für Sie besorgte, schließlich mal sehen.«

      Der fanatische Kunstsammler ging auf Hardels Wunsch ein. Der Gangsterboß kam überhaupt nicht auf den Gedanken, ihm könnte eine Falle gestellt werden. Er glaubte, sich bereits ein Bild seines Gegenüber gemacht zu haben. Er hielt ihn nicht für einen potentiellen Gegner.

      Sie stiegen über eine Treppe hinunter in den Keller des Hauses. Hardels hielt sich zurück. Er hatte den Revolver gezogen und entsichert. Er war bereit, beim geringsten Trick zu schießen.

      Doch sein Opfer schien bereits die Nerven verloren zu haben. Der Hinweis auf Stamping hatte ihm bewiesen, daß er in der Falle stak. Hardels grinste unterwegs. Und er staunte, als sein unfreiwilliger Gastgeber vor einer weißgetünchten Kellerwand stehenblieb und sich dann bückte.

      »Nur keine faulen Tricks«, warnte Hardels. Er richtete den Revolver auf den Mann, der sich nun bückte und irgendeinen versteckt angebrachten Mechanismus auslöste.

      Die scheinbar festgefügte Wand begann sich sofort danach zu bewegen. Sie löste sich von Decke und Boden, schwenkte hoch und gab den Blick auf eine Panzertür frei. Die herumschwenkbare Mauer hing derweil über ihnen.

      »Mein lieber Mann«, staunte Hardels andächtig. »Da haben Sie sich aber was einfallen lassen.«

      »Hoffentlich bewahren Sie das Geheimnis«, gab der Mann mit nervöser Stimme zurück.

      »Das hängt von dem Zaster ab, den Sie mir zahlen. Dann können wir auch darüber reden, ob ich Ihnen nicht noch mehr Bilder besorge. Erfahrung darin habe ich ja, oder?«

      Der entnervte Mann hantierte am Handrad, um die Kombination zum Öffnen der Panzertür einzustellen. Er brauchte sehr viel Zeit dazu, denn er vertat sich einige Male, Ja, Hardels mußte ihn beruhigen, bis es endlich klappte.

      Saugend öffnete sieh die schwere Tür. Gleichzeitig färbte sich in der Tiefe des Raums eine Wand blutrot, Hardels blieb stehen und atmete tief durch. Er sah die Bilder, die durch seine Hand gegangen waren. Damit war der Beweis erbracht, daß Stamping ihm die Wahrheit gesagt hatte. Er sprach mit dem geheimnisvollen Mann, der die Bilderdiebstähle ausgelöst hatte.

      Zu diesem Zeitpunkt hatte Hardels noch nichts von einem Scherengitter gesehen. Es hing zusammengefaltet unter der niedrigen Decke und wurde von einer breiten Holzleiste verdeckt.

      »Hardels, Sie werden mich vielleicht nicht verstehen, daß ich diese Bilder haben mußte«, erregte sich der Mann neben ihm. »Der Wert interessiert mich nicht. Ich wollte und mußte sie besitzen, verstehen Sie? Ich wollte sie nicht den Blicken einer sensationslüsternen Menge aussetzen. Hier bei mir können sie ganz ungestört ihren Farbzauber verbreiten. Ich weiß ihn zu schätzen …!«

      Hardels grinste, hörte kaum zu. Er zählte bereits die Bilder, überschlug ihren Wert. Inzwischen hatte er nämlich dazugelernt.

      »Dieser Picasso dort gehört zu meinen Lieblingen«, begeisterte sich der Mann neben ihm. »Sehen Sie sich allein die echten Goldblättchen an der Unterseite an …!«

      Hardels hörte das Stichwort Gold und reagierte augenblicklich. Da die Tür nicht blitzschnell geschlossen werden konnte, er zudem den Revolver schußbereit in der Hand hielt, kümmerte er sich nicht weiter um den Mann.

      Doch sein unfreiwilliger Gastgeber handelte schnell und geschickt, Kaum, hatte Hardels die unsichtbare Linie der Trennwand überschritten, als er schnell und leise zurück zur Panzertür lief. Sie ließ sich praktisch mit. einem Finger zusperren, so leicht war sie gelagert.

      Hardels witterte plötzlich Unheil. Als er sich, blitzschnell umdrehte, war die Tür fast schon geschlossen, Es gelang ihm zwar, einige Schüsse durch den schmalen Türspalt zu jagen, doch sie richteten keinen Schaden mehr an.

      Aufgebracht, von panischem Entsetzen erfüllt, rannte der Gangsterboß zur Tür. Hinter ihm rasselte das solide Scherengitter herunter, und kesselte ihn noch enger ein. Doch das merkte Hardels erst später, als die Panzertür bereits unverrückbar fest im Stahlrahmen saß. Er sah, nicht mehr, daß, die Wand sich senkte und ihn zusätzlich von der Außenwelt abschloß. Er hämmerte sich nur die Fäuste wund und schrie sich heiser. Er wollte es einfach nicht glauben, daß der Mann ihn überlistet, hatte.

      Wie gern hätte er die Bilder an der Wand zerstört, doch das Scherengitter hinderte ihn daran. Er geiferte wie ein Wahnsinniger und, beruhigte sich erst wieder, als sein Körper, nicht mehr mitspielte. Er mußte sich mit dem Gedanken abfinden, daß er in einer tödlichen Falle stak. Der Sammler der Bilder würde ihn niemals freiwillig gehen lassen …!

      Stan Hardels, der das alles noch einmal durchmachte, zuckte zusammen. Irgendein Fremdgeräusch irritierte ihn. Seine Angst brach sofort wieder aus. Hastig erhob er sich, sah sich suchend um und versuchte herauszubekommen, woher dieses unheimliche Geräusch kam. Es hörte sich an wie ein giftiges Zischen.

      Er schnupperte, glaubte dann schließlich die Quelle dieses Geräusches ausfindig gemacht zu haben. Jenseits des Scherengitters befanden sich die Öffnungen zweier Luftschächte. Die Jalousien aus Aluminium bewegten sich sanft.

      Der Hund will mich vergiften, keuchte Hardels. Er rüttelte wie besessen am Scherengitter und starrte aus weit aufgerissenen Augen auf die Luftschächte …!

      *

      Josuah Parker ging prüfend um seinen hochbeinigen Wagen herum, den respektlose Menschen ein Monstrum nannten. Nun, es handelte sich zwar um ein ordinäres, englisches Taxi, doch es barg sehr viele Geheimnisse, die nur Parker kannte.

      Er hatte sich dieses Taxi nach eigenen Plänen und Entwürfen umbauen lassen. Der Spezialrennmotor unter der eckigen Haube entwickelte auf Wunsch eine unheimliche Geschwindigkeit. Das Chassis war ebenfalls vollständig verändert worden. Es garantierte eine sagenhafte Straßenlage. Der Aufbau war belassen worden. Parker konnte sich ans Steuer setzen, ohne seine schwarze Melone absetzen zu müssen. Auch brauchte er noch nicht mal den Kopf zu beugen, so hoch war alles. Selbst aufmerksame