Butler Parker Jubiläumsbox 5 – Kriminalroman. Günter Dönges. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Серия: Butler Parker
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740929428
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hat, werde auch ich meine Karten ausspielen.« Leutnant Custer legte eine kleine Spannungspause ein. »In der vergangenen Nacht wurden wir in eine Wohnung gerufen. Um genauer zu sein, zuerst alarmierte man die Feuerwehr. Es war irgendwo hier in der Stadt ein harmloser Zimmerbrand entstanden. Er konnte schnell gelöscht werden. Die Männer der Feuerwehr fanden am Brandort einen toten Mann, dessen rechte Hand verbrannt war.«

      »Ich verstehe nicht, worauf Sie hinauswollen«, meinte der Anwalt, der gespannt zuhörte.

      »Sie werden gleich begreifen«, antwortete Custer. »Alles deutete daraufhin, daß dieser Tote gefoltert worden war. Man mußte seine Hand gegen eine glühende Kochplatte gepreßt haben.«

      »Scheußlich …!« murmelte Rander.

      »Gewiß, scheußlich«, pflichtete Custer ihm bei. »Am Tatort blieb darüber hinaus noch eine Waffe zurück, aus der geschossen worden war. Die Sache landete in meiner Dienststelle. Wir stellten schnell fest, daß der Tote einem Herzanfall erlegen war. Die Sache mit der Folterung stimmte. Die Kochplatte war nach der Tat wohl noch derart heiß, daß sie einige auf dem Boden liegende Handtücher in Brand setzen konnte. Dadurch wurde die Feuerwehr alarmiert.

      Darüber hinaus aber fanden wir deutliche Blutspuren am Eisschrank. Der Gangster, der Carl Stamping folterte – so heißt der Tote – muß angeschossen worden sein. Wir fanden erstklassige Fingerabdrücke. Sie sind bereits in der Auswertung. Vielleicht gibt es noch eine tolle Überraschung für uns, Rander …!«

      »Ich muß annehmen, daß Sie uns immer noch nicht alles erzählt haben, Leutnant. Wo sind die Beziehungen zu Hardels und den Bilderdiebstählen?«

      »Kommt jetzt sofort«, gab Custer lächelnd zurück. »Im Wohnraum dieses Mr. Carl Stamping fanden wir Kunstkataloge mit genauen Bemerkungen und Notizen. Bilder, die bisher gestohlen wurden, waren zum größten Teil darin vermerkt.

      »Jetzt geht mir ein Licht auf, Custer. Aber wo ist dieser Carl Stamping?«

      »Wir wissen es. noch nicht. Wir vermuten auch nur, daß Hardels in dieser Wohnung war und sich als Folterknecht betätigte. Von seinem Vormann Landers erfuhren wir immerhin, daß Hardels in der vergangenen Nacht, zu dem Verbindungsmann des Bildaufkäufers fahren wollte. Nun, passen diese Dinge, nicht zusammen?«

      »Doch, gebe ich ohne weiteres zu …!«

      Er schrak zusammen und unterbrach sich, als das Telefon schrillte. Parker reichte den Hörer an Rander weiter, der nur kurz hinhörte und ihn dann an Leutnant Custer übergab.

      »Ja, was ist?« fragte Custer, nachdem er seinen Namen genannt hatte. Er hörte schweigend zu, nickte einige Male und grinste dann breit und zufrieden. Als er aufgelegt hatte, griff er nach seiner Zigarettenpackung.

      »Sie spannen uns unnötig auf die Folter, Custer.« Mike Rander wurde zappelig und nervös. Parker verzog keine Miene und schien desinteressiert zu sein.

      »Jetzt geht es Schlag auf Schlag«, entgegnete Leutnant Custer. »Die gefundenen Fingerabdrücke am Eisschrank sind identisch mit denen eines gewissen Stan Hardels, seines Zeichens Gangster und aus Los Angeles stammend.«

      »Und, was ist mit Stamping?«

      »Ehemaliger Privatdetektiv aus New York, der vor einigen Jahren ins Versicherungsfach überwechselte, Unterschlagungen beging und dann gefeuert wurde. Er machte sich selbständig und arbeitete als Vertreter einer Waschmaschinenfabrik. Scheint sich um einen Tarnberuf zu handeln. Aber das werden wir noch ganz genau herausbekommen.«

      »Das paßt doch überhaupt nicht ins Bild«, meinte Rander und schüttelte den Kopf. »Wie soll dieser Mann Beziehungen zu einem fanatischen Bilderdieb aufgenommen haben.«

      »Ich habe schon verrücktere Dinge erlebt«, gab Custer lächelnd zurück. »Es ist immerhin interessant, daß wir in Stampings Wohnung eine umfangreiche Sammlung von Visitenkarten gefunden haben. Sie alle lauten auf seinen Namen. Doch die Firmen, die er angeblich vertritt, sind von Fall zu Fall verschieden. Sie umfassen fast alle großen amerikanischen Versicherungsnamen.«

      »Damit könnte Mr. Stamping sich, wenn ich das einwerfen darf, von Fall zu Fall auch als der jeweilige Vertreter dieser Firmen bei den ursprünglichen Besitzern der Bilder eingeführt haben«, warf Josuah Parker bescheiden ein.

      »Das könnte die Lösung sein«, erklärte Custer und nickte zustimmend.

      »Stamping erschien als Vertreter der jeweiligen Versicherung, kontrollierte die Bilder oder deren Sicherung und baldowerte bei der Gelegenheit aus, wie Hardels an die Beute herankam.« Mike Rander sah den Detektivleutnant fragend an.

      »Damit dürften Sie richtig liegen«, sagte Custer. »Er informierte Hardels, der die Gemälde stahl, kassierte, und sie an Stamping weiterreichte. Der wiederum überbrachte sie dann seinem Auftraggeber. Falls Parker mit seiner Theorie recht hat.«

      »Suchen wir also Hardels, dann wissen wir auch, wie’s gelaufen ist.«

      »Ich fürchte, Sir, Mr. Hardels wird uns nicht sagen können, wer der Drahtzieher der Gemäldediebstähle ist. Deshalb schaltete dieser Mann ja den Strohmann Stamping ein.«

      »Ich weiß, Sie lassen sich Ihre Ansicht nicht ausreden, Parker. Vergessen Sie aber nicht, daß Stamping von Hardels gefoltert wurde. Er wird den Namen preisgegeben haben.«

      »Dann kommt jetzt alles darauf an, wie dieser geheimnisvolle Mann reagieren wird«, warf Leutnant Custer ein. »Wie gesagt, wir wissen von Landers, daß der Gangsterboß Hardels den Bilderkäufer sucht, um ihn zu erpressen.«

      »Was meinen Sie, Parker? Trauen Sie sich eine Prognose zu?« Rander zwinkerte seinem Butler zu.

      »Ich möchte mich nicht unnötig festlegen, Sir«, gab Parker bedächtig zurück, »da Sie mich jedoch fragen, wage ich eine Prognose. Der Initiator der Verbrechen und Diebstähle ist in meinen bescheidenen Augen ein sehr brutaler Gangster, mag er sich auch nach außen hin zeigen und geben, wie er will.«

      »Viel war das aber nicht.« Rander lächelte.

      »Ich gehe also noch einen Schritt weiter«, meinte Parker. »Hardels wird gegen diesen, wie die Amerikaner sagen, ausgekochten Mann, kaum eine reelle Chance haben. Um es zu präzisieren, Sir, ich fürchte, Stan Hardels wird von dem jetzigen Besitzer der gestohlenen Gemälde aufs Glatteis geführt werden.«

      »Könnten wir das verhindern?«

      »Wenn Sie erlauben, Sir, möchte ich darüber intensiv nachdenken.«

      »Schön, ziehen Sie sich zurück, Parker.«

      Der Butler verbeugte sich und schritt würdevoll davon. Custer und Rander grinsten sich wie kleine Schulbuben an.

      »Ob er einen Ausweg findet?« fragte Custer.

      »Darauf nehme ich jede Wette an«, antwortete Rander. »Parker denkt kraus, verstehen Sie? Manchmal denke ich, daß selbst der listenreiche Odysseus gegen ihn nur ein harmloser Bursche gewesen sein muß …!«

      *

      Den ganzen Tag über drückte sich Hardels in einem Hotel herum. Er war schlecht gelaunt. Sein verletzter Arm schmerzte. Seine blonde Freundin May Waters hatte den Arm verarztet und verbunden. Ihre neugierigen Fragen hatte er selbstverständlich nicht beantwortet. Sie brauchte nicht zu wissen, was er plante.

      Praktisch im letzten Augenblick hatte Hardels nach seiner Auseinandersetzung mit Stamping die von der Polizei gestellte Falle bemerkt. Sie wartete nicht nur im Quartier der Gangster auf ihn, sondern auch in seiner Snackbar. Er konnte daraus Schlüsse ziehen. Diesem verdammten Hund, wie er Parker nannte, mußte es gelungen sein, freizukommen.

      May Waters war nun unterwegs, um nähere Informationen zu sammeln. Sie war vor knapp zwei Stunden weggegangen. Bisher hatte sie sich noch nicht zurückgemeldet.

      Der Aschenbecher auf dem kleinen Klapptisch unterhalb des Fensters quoll über. Hardels rauchte eine Zigarette nach der anderen. Die Whiskyflasche war halb geleert. Dennoch war er nicht betrunken. Der Alkohol schaffte es gerade, die wütendsten Schmerzen zu dämpfen.

      Es