Butler Parker Jubiläumsbox 5 – Kriminalroman. Günter Dönges. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Серия: Butler Parker
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740929428
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schloß messerscharf, daß in diesem Haus keine Frau wirtschaftete. Er kam zu dem Schluß, daß die Gangster und Stan Hardels hier wohnten. Um endgültig sicher zu sein, sah er sich auch noch die anderen Räume an.

      Sein Eindruck wurde zur Gewißheit. Die Betten in den beiden Schlafräumen waren nicht gemacht worden. In dem Raum, der als Wohnzimmer diente, standen leere Bierkonserven auf dem Tisch herum. Es roch säuerlich und muffig.

      Josuah Parker hätte nun das Haus verlassen können. Jeder andere Mensch hätte vielleicht so gehandelt und sich erst mal in Sicherheit gebracht.

      Der Butler dachte jedoch nicht im Traum daran. Er schaute durch eines der Fenster auf die Straße hinaus. Er entdeckte nackte, brandig wirkende Fabrikmauern, Schlote und Sheddächer, die blau angestrichen waren. Es roch nach Qualm und nach Arbeit. Ganz in der Nähe tutete ein Dampfer.

      Josuah Parker hätte sich liebend gern eine seiner Zigarren angezündet, doch er mußte darauf verzichten, wenn er die heimkehrenden Gangster nicht warnen wollte. Der Duft seiner spezialangefertigten Zigarren hätte das ohne weiteres geschafft. Er enthielt sich also dieses Genusses und studierte seine altertümliche Uhr.

      Es war kurz vor 22 Uhr.

      Der Butler spielte gerade mit dem Gedanken, Mike Rander anzurufen, als er draußen vor dem Haus das Quietschen einer Autobremse hörte. Er ging ans Fenster und sah gerade noch, daß ein Wagen zur Garage hin einbog.

      Die Gangster kehrten zurück …!

      Ohne sich aus der Ruhe bringen zu lassen, marschierte Josuah Parker zurück in den Keller. In einem Nebenraum baute er sich auf und wartete geduldig. Es konnte nicht lange dauern, bis die Verbrecher hier erschienen, um ihn zu kontrollieren.

      Und richtig, schon nach wenigen Minuten waren Schritte auf der Kellertreppe zu vernehmen. Pfeifend kam einer der Gangster herunter. Parker konnte ihn im eingeschalteten, trüben Licht gut erkennen. Der Mann war völlig ahnungslos.

      Er kam dicht au Parker vorbei und hob dann die beiden Querbalken aus den Haken. Umständlich schloß er die Tür auf und … blieb wie von einem Blitz getroffen, jäh stehen, als Parker mit seinem Universal-Regenschirm diskret zulangte. Bevor der Gangster zu Boden stürzte, fing der Butler ihn hilfreich auf und trug ihn in den Verschlag hinein. Er rollte ihn unter die baufällige Pritsche, und verließ den engen Raum.

      Er baute sich am Fuß der Treppe auf und produzierte einen röchelnden Schrei.

      Der Erfolg stellte sich augenblicklich ein.

      »Was ist los …?« rief eine Stimme von oben.

      Parker antwortete mit einem gekonnten Röcheln.

      Der Gangster beging die Dummheit, ohne jede Absicherung nach unten zu kommen.

      Wieder konnte der Butler seihen Universal-Regenschirm einsetzen. Der Gangster verdrehte die Augen, seufzte müde auf und merkte schon nicht mehr, daß der Butler ihn ebenfalls in den Kellerverschlag trug.

      Josuah Parker heulte nun auf wie ein Nebelhorn. Bisher hatte er nur die beiden unwichtigen Verbrecher erwischt. Seiner Schätzung nach war nun Landers an der Reihe.

      »He, was ist da unten los …?« brüllte Landers. Parker hatte sich wieder mal nicht verrechnet.

      »Schnell …!« röhrte er nach oben.

      »Da soll doch der Henker …!« Landers war schlecht gelaunt, als er keine weitere Antwort erhielt. Im Gegensatz zu seinen beiden Männern war er jedoch vorsichtig. Bevor er die Treppe betrat, zog er seine 38er.

      Parker stand hinter einem stämmigen Pfeiler und wartete auf seinen Einsatz. Als Landers ihn fast erreicht hatte, stöhnte einer der Gangster im Verschlag.

      Das trieb Landers mächtig an. Er vergaß seine Vorsicht, nahm die Beine in die Hand und rannte direkt in Parkers Falle. Der Regenschirm legte sich auf seinen Hinterkopf. Gleichzeitig trat der Butler mit der Schuhspitze zu. Wie von einem Katapult geschleudert, flog Landers in den Verschlag hinein und schrammte gegen die Pritsche, die sich daraufhin in ihre Bestandteile zerlegte. Ohnmächtig blieb Landers liegen.

      Josuah Parker schloß die Tür, legte die beiden Querbalken vor und ging zurück zur Treppe. Befand sich noch ein vierter Gangster im Haus? Er konnte es nicht mit Sicherheit sagen. Um ganz sicher zu sein, lief er nach oben und durchsuchte die Räume. Nein, Stan Hardels war nicht mitgekommen.

      Da der Butler seine Gegner niemals unterschätzte, da es ihm gelungen war, den Verschlag zu öffnen, ging er wieder hinunter in den Keller und sicherte die Tür nach seiner Art und Weise ab.

      In einem Raum, der wohl als Werkstatt diente, fand er Hammer und zollange Nägel. Er suchte sich die passenden Geräte aus und betätigte sich als Zimmermann. Er trieb einen Nagel nach dem anderen durch die Tür und verband sie derart innig mit dem Rahmen, daß selbst ein Riese nichts hätte ausrichten können. Auch die Lage der beiden Querbalken sicherte er durch besonders lange Nägel. Nach dem letzten Hammerschlag wurden die Gangster im Verschlag wieder aktiv. Sie feuerten die ersten Schüsse auf die Tür ab.

      Unbeeindruckt kehrte der Butler in den Wohnraum zurück und griff nach dem Telefon. Er ließ sich mit Leutnant Custer im Hauptquartier der Polizei verbinden.

      Custers energische, etwas gefrorene Stimme meldete sich.

      »Ich möchte mich keineswegs aufdrängen«, begann Parker. »Wenn Sie Wert darauf legen, Sir, können Ihre Leute drei hartgesottene Gangster abholen. Meiner bescheidenen Ansicht nach kommen sie als Mörder der beiden Gangster Ganters und Botnam in Betracht. Sie dürften zudem auch aktiv an den Bilderdiebstählen in Los Angeles und New York mitgewirkt haben. Das herauszufinden, wird Ihre Aufgabe sein. Da die drei Gangster, von denen ich spreche, wahrscheinlich verbotenermaßen Waffen besitzen, dürfte es Ihnen nicht schwerfallen, Haftbefehle gegen sie zu erwirken. Womit ich mich empfehlen möchte, Sir …!«

      Er ließ den Hörer neben dem Apparat liegen, damit Leutnant Custer auf dem Umweg über die Post herausfinden konnte, von wo aus angerufen worden war. Parker hing den Regenschirm über den linken Unterarm und schritt gemessen von dannen.

      Sein Ziel hieß Stan Hardels …!

      *

      Stöhnend und fast schluchzend lag der Fünfzigjährige auf dem Boden. Schmerzwellen, die sein Hirn überfluteten, hinderten ihn daran, klar zu denken. Es roch nach verbranntem Fleisch. Die Blitzkochplatte auf der Anrichte strahlte eine unerträgliche Flitze aus.

      Stan Hardels stand am Eisschrank und goß sich gerade einen Drink ein. Aus kalten, bösen Augen sah er auf den Mann hinunter, der sich vor Schmerzen krümmte. Als Hardels das Glas wegsteilte, zeigte sich, daß sein linker Arm steif war. Blut hatte sich im Gewebe des Rockärmels verkrustet.

      »Los, worauf warten Sie noch? Reden Sie endlich …!« Hardels trat nach dem am Boden liegenden Mann, der seine verbrannte Handfläche krampfhaft geöffnet hatte. »Reden Sie, sonst wiederhole ich die Behandlung noch mal …!«

      Der Mann am Boden schien nichts gehört zu haben. Er stöhnte und rutschte von der Kochplatte weg, als habe er Angst vor ihr, als spürte er die Hitzewellen, die sie ausstrahlte.

      »Ich nehme mir gleich die andere Hand vor«, warnte Hardels. Innerlich kochte er vor Wut. Seine Unterhaltung mit Carl Stamping, wie der Mann hieß, war anders verlaufen, als er es sich vorgestellt hatte. Schon knapp nach der Begrüßung, als Stamping noch gar nicht wissen konnte, was der Gangsterboß plante, hatte Stamping seine Waffe gezogen und auf ihn geschossen.

      Gewiß, es war bei einem schmerzhaften Streifschuß geblieben, doch Hardels konnte es nur einem Zufall verdanken, daß er noch lebte. Er hatte sich revanchiert und Stamping zusammengeschlagen. Er hatte ihn vor die Kochplatte geschleift und ihn gefoltert. Hardels wollte endlich wissen, wo die von ihm bisher gestohlenen Gemälde landeten. Er wollte endlich groß verdienen. Wie seinerzeit Ganters und Botnam, die er hatte erschießen lassen …

      Bisher hatte sich Stamping standhaft geweigert, seinen Auftraggeber preiszugeben. Er hatte zwar vor Schmerzen geschrien, aber er hatte nicht ausgesagt!

      »Los, Stamping, zieren