»Von privater Seite aus wurde ich beauftragt, die« Bilderdiebstähle und die damit zusammenhängenden Verbrechen zu klären.«
»Keine leichte Sache«, antwortete Aldine und wiegte den Kopf. »Wenn Sie meine Ansicht dazu hören wollen, so dürften die gestohlenen Bilder ein für allemal verschwunden sein.«
»Könnten Sie mir das etwas näher ausführen, Sir?«
»Die bisher gestohlenen Gemälde sind in Fachkreisen selbstverständlich bekannt. Daraus folgert, daß sie öffentlich nicht angeboten werden können. Meiner Meinung nach befinden sie sich in irgendwelchen Tresoren und führen ein Schattendasein.«
»Gibt es fanatische Sammler dieser Art?«
»Selbstverständlich, Mr. Parker. Unsere Fachliteratur schildert eine Reihe solcher Fälle.«
»Was hat nun ein Sammler von wertvollen Bildern davon, wenn er die Gemälde in einen Tresor schließen muß …?«
»Privat wird er sie sich natürlich ansehen …! Er möchte die Kunstwerke ganz allein für sich haben und ist eifersüchtig, wenn ein anderer Mensch auch nur einen flüchtigen Blick darauf wirft.«
»Sie würden es als eine Form der Geisteskrankheit bezeichnen?«
»In etwa, nur mit großem Zögern.«
»Kennen Sie solche Menschen, Sir?«
»Natürlich, aber Sie dürfen es mir nicht verargen, wenn ich darüber schweige.«
»Die Gemälde-Gangster, die von solch einem Kunstsammler angestiftet wurden, begingen schwere Verbrechen bis zum Mord.«
»Ich weiß, ich las darüber in den Zeitungen, Mr. Parker. Doch ich muß auch an meinen Ruf denken. Ich kann meine Kunden nicht preisgeben. Um der Wahrheit die Ehre zu geben, ich glaube nicht, daß ein einziger darunter ist, der zu einem Verbrechen anstiften würde.«
»Ich begehe keine Indiskretion, Sir, wenn ich darauf aufmerksam mache, daß Mr. Ralgon mir als möglicher Täter bezeichnet wurde.«
»Mein Kollege Ralgon? Ausgeschlossen. Sachlich habe ich sehr viel an ihm auszusetzen. Er an mir wahrscheinlich auch. Doch rein menschlich gesehen, ist Mr. Ralgon ein Ehrenmann!«
»Er soll, wie ich hörte, eine Ausstellung veranstalten.«
»Richtig, sie wird morgen eröffnet. Ein gewisser Cavella stellt aus, abstrakte Malerei. Nun, ich werde mich überraschen lassen.«
»Cavella …? Dieser Name ist mir unbekannt«, schwindelte Parker, obwohl dieser Name schließlich seine Erfindung war.
»Mir auch, aber das besagt nicht viel. Wir erleben immer wieder, daß irgendein Künstler wie ein Komet aufstrahlt. Um es noch mal zu betonen, ich halte Mr. Ralgon für einen Ehrenmann. Er würde niemals mit Gangstern Zusammenarbeiten.«
»Arbeiten Angestellte für Sie?« wechselte der Butler überraschend das Thema.
»Selbstverständlich. Mein Mitarbeiter ist leider krank. Ich würde ihn gern vorstellen. Ein sehr begabter Künstler!«
»Darf ich seinen Namen erfahren?«
»Natürlich, er heißt Sam Fargo. Oh, jetzt begreife ich erst …! Halten Sie ihn etwa für verdächtig?«
»Verdächtig sind alle, die mit Bildern zu tun haben«, wich Josuah Parker aus. »Gestatten Sie mir noch eine abschließende Frage, Sir.«
»Natürlich. Sie werden gemerkt haben, daß ich Ihnen helfen will.«
»Angenommen, Sir, Sie besäßen, sagen wir, einen Picasso. Wem würden Sie solch ein Bild zum Kauf anbieten? Abgesehen einmal von den kommunalen Galerien?«
»Na ja, dafür kämen vielleicht ein halbes Dutzend Käufer in Betracht. Schließlich wird Picasso sehr hoch gehandelt.«
»Und wer von diesen vielleicht 6 Männern würde alles daransetzen, das Bild zu kaufen?«
»Clide Elmdale würde ich sagen. Er ist ein sehr kunstverständiger und entschlossener Sammler …! Jetzt geht mir übrigens ein Licht auf. Sie haben mich doch noch überlistet, Mr. Parker.«
»Sie können sich darauf verlassen, daß ich Ihren Namen verschweigen werde, Sir.«
»Es paßt mir gar nicht, ihn genannt zu haben. Auch Mr. Elmdale ist ein ehrenwerter Mann.«
»Gewiß, Sir, ich glaube Ihnen …!«
Parker verbeugte sich und verließ das Arbeitszimmer des Kunstsachverständigen. Im Vorzimmer hatte er keine Schwierigkeiten, die Adresse des Mitarbeiters zu bekommen. Schon allein die Art seiner Fragestellung und sein selbstverständliches, sicheres Auftreten veranlaßte die Vorzimmerdame, Auskunft zu geben. Parker prägte sich die Adresse Sam Fargos ein und verließ das Haus.
Zu diesem Zeitpunkt wußte er noch nicht, daß die Gangster um Stan Hardels sich zu ihres ersten, neuen Aktionen gegen ihn entschlossen hatten …!
*
Hardels legte den Hörer auf und wollte sich nachdenklich das Kinn massieren. Schmerzvoll zuckte er jedoch zusammen, als seine Hand ein großes Pflaster berührte, das einige Brandblasen abdeckte. Sofort wurde der Gangsterboß wieder an Parker erinnert, der die Suppe so freigiebig ausgeteilt hatte.
»Was ist los?« erkundigte sich Jerry Landers, der kompakte Gangster. Er betrat Hardels’ Büro und setzte sich auf die Kante eines Schreibtisches.
»Wir sollen diesen Parker sofort abschießen. Noch scheint er der Polizei kein Wort gesagt zu haben. Bevor er quasselt, soll er jetzt umgelegt werden.«
»Worauf warten wir noch?« fragte Landers, und sein Gesicht nahm einen bösen Ausdruck an. »Mir soll’s ’ne reine Freude sein, mit ihm abzurechnen.«
»Was verdienen wir dabei?« gab Hardels zu bedenken.
»Wir werden, keinen Ärger mit der Polizei bekommen.«
»Daran ist jetzt nicht mehr zu denken, Jerry. Wenn Parker bisher geschwiegen hat, wird er es auch in Zukunft tun.«
»Seit wann bist du so menschenfreundlich?« höhnte Jerry Landers. Er hatte eine riesige Wut auf den Butler. Schon allein wegen der Suppenkostproben, die Parker in der Küche der Snackbar verteilt hatte.
»Parker weiß, wo die drei verschwundenen Bilder stecken.«
»Na und …?«
»Wenn wir sie herbeischaffen, rönnen wir damit ein Vermögen verdienen.«
»Oder auf die Nase fallen wie Ganters und Botnam? Weshalb wurden die denn von uns abgeschossen? Weil sie Privatgeschäfte machen wollten. Nee, Boß, ich würde Parker sofort niederschießen. Das ist ein ganz raffinierter Bursche. Der hat’s faustdick hinter den Ohren.«
»Uns kann so leicht keiner abschießen«, antwortete Hardels und grinste mühsam, weil das Pflaster sich schmerzhaft spannte. »Unser Auftraggeber wird schließlich nicht an jeder Straßenecke Männer wie uns finden. Dazu ist er zu vorsichtig.«
»Schön, und wie sieht dein Plan aus. Boß?«
»Wir werden Parker kassieren und ihn so lange unter Druck setzen, bis er redet. Soll uns doch nicht schwerfallen. Noch mal lassen wir uns von ihm nicht reinlegen.«
»Schön, und wenn wir dann die Bilder haben?«
»Bieten wir sie unserem Auftraggeber an …! Ich wette, daß er zugreifen und zahlen wird.«
»Boß, wer bezahlt uns eigentlich seit Monaten?« erkundigte sich Jerry Landers. Er sah Hardels erwartungsvoll an und leckte sich die rissigen, aufgesprungenen Lippen. Die Hühnerbrühe war vor vier Tagen recht heiß gewesen.
»Das tut nichts zur Sache.« Hardels grinste.
»Traust du mir etwa nicht?«
»Was heißt schon trauen? Würdest du in alle Welt hinausposaunen, wo du