Das erste Schuljahr. Agnes Sapper. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Agnes Sapper
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 4064066111458
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       Agnes Sapper

      Das erste Schuljahr

      Veröffentlicht im Good Press Verlag, 2020

       [email protected]

      EAN 4064066111458

       Erstes Kapitel. Was im Wochenblatt steht.

       Zweites Kapitel. Der erste Schultag.

       Drittes Kapitel. Der Hans.

       Viertes Kapitel. »Es ist immer so!«

       Fünftes Kapitel. Felix Acosta.

       Sechstes Kapitel. Wo ist das Rohr?

       Siebentes Kapitel. Gute Kameraden.

       Achtes Kapitel. Es geht geheimnisvoll zu.

       Neuntes Kapitel. Eine wichtige Neuigkeit.

       Zehntes Kapitel. Der Abschied.

       Elftes Kapitel. Aller Anfang ist schwer.

       Zwölftes Kapitel. Ein böser Verdacht.

       Dreizehntes Kapitel. Fräulein Treppners Hund.

       Vierzehntes Kapitel. Belohnter Fleiß.

       Fünfzehntes Kapitel. Die alte Heimat.

       Was im Wochenblatt steht.

       Inhaltsverzeichnis

      »Ei der tausend, da steht ja etwas im Wochenblatt, was mein Gretchen angeht!« sprach Herr Reinwald zu seiner kleinen Tochter, die neben ihm am Tisch saß und mit farbigen Würfeln spielte, während der Vater die Zeitung las.

      »O Vater, du machst nur Spaß,« antwortete Gretchen und sah ungläubig, aber doch neugierig zum Vater auf.

      »Nun hör einmal selbst, wenn du's nicht glaubst,« erwiderte der Vater, und langsam und deutlich las er vor:

      »Am 1. März vormittags 11 Uhr sind diejenigen Kinder, die bis dahin das siebente Lebensjahr zurückgelegt haben, zur Schule anzumelden. Dies wird allen Eltern und Vormündern, insbesondere auch den Eltern von Gretchen Reinwald, zur Kenntnis gebracht.«

      Mit größter Aufmerksamkeit hatte Gretchen zugehört und als ihr eigener Name kam, war sie dunkelrot geworden. Als aber der Vater die Zeitung weglegte, hatte er ein so eigentümliches Lächeln um den Mund, daß Gretchen dachte, am Ende sei doch alles nur Spaß – man wußte nämlich nie recht, wie man in solchen Dingen mit dem Vater daran war. Da mußte die Mutter zur Hilfe kommen.

      Gretchen sprang hinaus in die Küche, wo die Mutter eben mit der Lene Beratung hielt, denn morgen war Fastnacht und da sollten Küchlein gebacken werden.

      »Mutter, komm doch herein, aber schnell, bitte, es steht ja etwas im Wochenblatt von mir

      »Von dir?« riefen die Mutter und Lene gleich sehr erstaunt.

      »Ja, der Vater sagt's, o sieh doch auch in die Zeitung!« und Gretchen zog die Mutter ganz ungestüm ins Zimmer. Fragend sah die Mutter den Vater an, dieser reichte ihr lächelnd das Blatt und wies auf eine Stelle.

      »Ja, ja, das geht freilich dich an,« sagte die Mutter, nachdem sie gelesen hatte, »am 1. März müssen wir dich zur Schule anmelden!«

      »Nun, glaubst du's jetzt?« fragte der Vater. »Nicht wahr, da steht's deutlich: insbesondere auch den Eltern von Gretchen Reinwald.« Die Mutter lachte. »Unsern Namen kann ich gerade nicht sehen, aber jedenfalls gehört Gretchen Reinwald zu den Kindern, die da gemeint sind.«

      »Gelt, Vater, ganz wahr ist's doch nicht gewesen, das hab' ich dir gleich angesehen!«

      »Sieh, darum ist's gut, wenn du bald selbst lesen lernst, dann kann ich dich gar nimmer anführen.«

      »Wann ist der 1. März?« wollte nun Gretchen wissen.

      »Wenn noch zwei Wochen vorüber sind.«

      Ganz nachdenklich räumte Gretchen die Würfel weg, mit denen sie gespielt hatte. Sie hatten auf einmal kein Interesse mehr für sie. Es kamen ihr ganz neue Gedanken. Wie würde es wohl in der Schule sein? Wenn nur die nächsten zwei Wochen schon vorbei wären. Sie erschienen aber unserm Gretchen ganz ungewöhnlich lang, doch endlich kam der Tag, an dem der Vater verkündigte: »Heute ist die Anmeldung!«

      Es war ein ganz kleines Städtchen, in dem Herr Reinwald als Beamter mit seiner Familie lebte; aber es war doch eine große Anzahl Schulkinder, die an jenem 1. März den gleichen Gang mit Gretchen machten. Es gab eben nur eine einzige Schule und in dieser waren Knaben und Mädchen beisammen.

      Das Schulhaus war ganz nahe bei Herrn Reinwalds Hause, und es kam Gretchen ganz sonderbar vor, daß sie Hut und Mantel anziehen sollte für die wenigen Schritte, die sie auf der Straße zu gehen hatte. Sprang sie doch sonst durchs ganze Städtchen, ohne etwas anzuziehen; aber die Mutter sagte: »Das ist ein wichtiger Gang, zu dem muß man sich auch ordentlich herrichten.« Und so ließ es Gretchen geduldig geschehen, daß Lene noch einmal mit der Bürste über den Mantel fuhr, der doch schon vorher ganz rein war, und die Stiefel fester schnürte, die doch nicht offen standen. Mit dem ersten Schlag 11 Uhr ging Gretchen mit der Mutter zum Haus hinaus und blieb ganz sittsam an ihrer Hand, obwohl die schönste Schleife neben der Straße herlief und fast unwiderstehlich zum Schleifen einlud. Mit dem elften Schlag standen sie schon vor dem Schulhaus.

      »Sieh, Mutter, da kommt unsere Wäscherin mit ihrer Marie, die wird heute auch angemeldet, und den Franz von unserm Holzhacker habe ich schon vorhin hineingehen sehen. Das ist mir so recht, daß ich so viele gute Bekannte treffe.«

      Gretchen stieg nun mit der Mutter die Schultreppe hinauf, und als sie oben ankamen, trat der Holzhacker mit seinem Franz schon wieder zur Türe heraus. Im Vorbeigehen sagte der Franz leise zu Gretchen: »Ich bin schon angemeldet, aber du noch nicht,« und Gretchen fand es ganz natürlich, daß Franz jetzt stolz auf sie herabblicke.

      In dem großen Schulzimmer, in das sie nun eintraten, stand am Katheder ein älterer Mann. Gretchen wußte schon: das war Herr Baumann, der Schullehrer. Neben ihm saß an einem Tischchen ein junger Mann und schrieb. Herr Baumann grüßte Gretchens Mutter. Er kannte sie wohl.

      »So, so, Ihre Kleine kommt auch schon an die Reihe,« sagte er und streckte Gretchen freundlich seine große Hand hin, in der ihre kleine Hand ganz verschwand.

      »Wie heißt du denn?« fragte