lad ich euch ein.
Freude wird grau und schwach,
bleibt sie allein.
Weltschändung
Juli 1916
Vernichtet nur das eigene Geschlecht,
zerstört, was je durch Menschenfleiß geworden!
Doch welche Mächte gaben euch das Recht,
des Wassers Glanz, der Blume Duft zu morden?
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Wenn das Geschützrad Halm und Strauch zerbricht,
seht ihr die Säfte nicht, die sterbend quillen?
Ja, ängstigt euch der Steine Vorwurf nicht,
auf die ihr tretet um des Bösen Willen?
Wißt! jedes Etwas ist gleich euch beseelt,
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und jedes Lüftchen hat von Gott sein Leben.
Die Knospe, der ihr das Erblühen stehlt,
verlangt’s von euch zurück. Könnt ihr es geben?
Nicht für die Menschen ward der ewige Hauch,
der göttliche, dem Weltall eingeblasen.
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Ihr tötet die Natur. – Schafft ihr sie auch,
dann lasst des Krieges Höllenfeuer rasen!
An die Dichter
August 1916
Wir Dichter haben viel zu lang
mit kleinem Schicksal uns gebrüstet.
Wenn uns im Wald ein Vogel sang,
wenn Sehnsucht unser Herz umschlang,
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dem’s wohl nach einem Weib gelüstet, –
dann hielt die Welt den Atem ein,
zu lauschen unsern sanften Liedern,
wärmt sich an unserm Sonnenschein
und ließ die Mädchen herzlos sein,
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die unsre Liebe nicht erwidern.
Genug geschwärmt! Genug geträumt!
Genug auf Weidenrohr geflötet!
Steht euer Dichtroß nicht gebäumt,
da rings das Blut in Meeren schäumt
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und Brand die Horizonte rötet?
Die Menschheit schluchzt in Tod und Gram. –
Zerreißt der Lauten Saiten, Dichter,
von denen nie ein Weckruf kam!
Verhüllt in Reue und in Scham
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vor Gott und Welt die Angesichter!
Doch spürt ihr je die alte Glut
von neuem, – laßt das zage Stöhnen!
Kein Jammern macht Versäumtes gut.
Ruft auf die Welt zum besten Mut,
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zur Liebe ruft sie, zum Versöhnen!
Schwört aller Menschheit euren Eid,
der Menschheit, die ihr stets gemieden, –
mit ihr zu sein in Not und Leid!
Nicht Sternenwandler, – Menschen seid!
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Und eure Lieder singt dem Frieden!
Soldatenlied
Oktober 1916
Wir lernten in der Schlacht zu stehn
bei Sturm und Höllenglut.
Wir lernten in den Tod zu gehn,
nicht achtend unser Blut.
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Und wenn sich einst die Waffe kehrt
auf die, die uns den Kampf gelehrt,
sie werden uns nicht feige sehn.
Ihr Unterricht war gut.
Wir töten, wie man uns befahl,
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mit Blei und Dynamit,
für Vaterland und Kapital,
für Kaiser und Profit.
Doch wenn erfüllt die Tage sind,
Dann stehn wir auf für Weib und Kind
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und kämpfen, bis durch Durst und Qual
die lichte Sonne sieht.
Soldaten! Ruft’s von Front zu Front:
Es ruhe das Gewehr!
Wer für die Reichen bluten konnt’,
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kann für die Seinen mehr.
Ihr drüben! Auf zur gleichen Pflicht!
Vergeßt den Freund im Feinde nicht!
In Flammen ruft der Horizont
nach Hause jedes Heer.
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Lebt wohl, ihr Brüder! Unsre Hand,
daß ferner Friede sei!
Nie wieder reiß das Völkerband
in rohem Krieg entzwei.
Sieg allen in der Heimatschlacht!
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Dann sinken Grenzen, stürzt die Macht,
und alle Welt ist Vaterland
und alle Welt ist frei!
... der für die Menschheit starb
Dezember 1916
Soll niemals denn der stille Stern
des Friedens wieder leuchten,
wo alle Menschen doch so gern
das Dunstgewölk verscheuchten?
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Soll immer denn der blutige Strom
das Glück der Welt verheeren?
Steht nirgendwo ein Gottesdom,
der Todesflut zu wehren?
Starb nicht dereinst am Kreuz ein Mann,