Der Antichrist. Dieser wird in Corozaim in Galliläa aufwachsen. Und wenn er 30 Jahre alt ist, wird er in Jerusalem anfangen zu predigen, und gegen alle Wahrheit wird er sagen, er sei Christus, der Sohn Gottes, und man sagt, dass er den Tempel wieder aufbauen werde.
Diese Menschen sind wild und leben von rohen Fischen und trinken Seewasser und gehen nackt.
Die Insel Taprobana, diese wird von den Tataren Magno-Caulij genannt; es ist die letzte im Osten. (Auf dieser Insel gibts Menschen, welche von den andern ganz verschieden sind.) In einigen Gebirgen dieser Insel gibt es Menschen von grosser Gestalt, d. h. von 12 Ellen, wie Riesen, sehr schwarz und ohne Vernunft, sie fressen die fremden weissen Menschen, wenn sie dieselben fangen können. (Anklänge an Völker auf Sumatra und Neuguinea.)
Auf dieser Insel gibt es jedes Jahr 2 Sommer und 2 Winter. Die Bäume und Kräuter blühen hier jährlich zweimal (und es ist die letzte indische Insel und hat eine Fülle von Gold, Silber und kostbaren Steinen).
Schutzblatt zur catalanischen Erdkarte mit der Uebersetzung der Legende des Originals. Die eingeklammerten Stellen des Textes sind des beschränkten Raumes wegen aus den Legenden der Karte weggelassen, werden aber hier der Vollständigkeit wegen in der Uebersetzung mitgetheilt. Eingeklammerte einzelne Worte dienen zur Erläuterung.
(Diese Reproduction ist mit Ausnahme der Schriftcharaktere dem Originale, welches auf vier Pergamenttafeln gezeichnet ist, in ⅓ der Länge demselben facsimile nachgebildet.)
Von der Küste wandte sich der Venetianer ins Binnenland, er war der erste Europäer, welcher quer durch die Halbinsel Vorder-Indien zog, und der erste, der später den Ganges hinabfuhr,[59] und besuchte die Stadt Bizenegalia (Bisnagar oder jetzt Widjajanagara, 15° 19′ n. B.) eine damals berühmte, jetzt in Trümmern liegende Residenz, welche später, im 16. Jahrhundert auch von dem Venetianer Cesare Federici erreicht und beschrieben ist. Nach dem Jahre 1567 verfiel die Stadt. Ueber Pelagonda (jetzt Pinakonda) und Cenderghiria (Tschandragiri) drang Conti dann quer durch das Plateau von Dekan vor und erreichte die Ostküste bei Pudifatania (Madras) und Malipuria (Milapur, unmittelbar südlich von Madras, auch St. Thoma genannt), wo der Leib des Apostels Thomas in einer prächtigen Basilica begraben lag. Die ganze Landschaft nennt er Malabar statt Maabar. Die letzte Stadt, welche er hier besuchte, war Cahila. M. Polo nennt sie Cael. Es ist das altindische Kayal und lag etwa zwei Kilometer oberhalb einer der Mündungen des Tamraparniflusses. Kayal war eine Tochterstadt des ptolomäischen Kolchoi, jetzt Kolka, ein Dorf, zwei bis drei engl. Meilen weiter landeinwärts auf der Höhe gelegen.[60] Die Stadt war berühmt durch ihre Perlenfischereien. Von da setzt der Reisende nach der Insel Seilana (Ceylon) über, welche durch ihre Edelsteine: Rubinen, Saphiren und Katzenaugen und durch den Zimmtbaum berühmt war. Mit günstigem Fahrwinde segelte er von da in 20 Tagen, wobei man die Andamanen (Andamaria) zur rechten Hand ließ, nach Sumatra (Sciamuthera bei Conti). Die wilden Bewohner tragen in ihren großen Ohren mit Edelsteinen besetzte Goldringe und kleiden sich in Seide und Leinen. Sie haben Pfeffer, Kampfer und Gold in Fülle. Conti erwähnt hier zuerst die merkwürdige Frucht des Durianbaumes (fructum durianum), welche grün von Farbe und so groß wie eine Gurke von verschiedenem Geschmack gleich geronnener Butter ist. Eine genaue Beschreibung dieser sehr geschätzten Frucht hat A. R. Wallace[61] gegeben. Die Verschiedenartigkeit des Geschmacks, welche Conti hervorhebt, definirt Wallace in folgender Weise: „Ein würziger, butteriger, stark nach Mandeln schmeckender Eierrahm gibt die beste allgemeine Idee davon, aber dazwischen kommen Duftwolken, die an Rahmkäse, Zwiebelsauce, braunen Jerezwein und anderes Unvergleichbare erinnern. Dann ist der Brei von einer würzigen, klebrigen Weichheit, die sonst keinem Dinge zukommt, die ihn aber noch delicater macht. Die Frucht ist weder sauer, noch süß, noch saftig und doch empfindet man nicht den Mangel einer dieser Eigenschaften.“ Auf Sumatra leben in der Landschaft Bathech Menschenfresser, welche die Köpfe der erschlagenen Feinde als Geld gebrauchen. Das Volk der Batta, welches gemeint ist, steht noch in dem übeln Rufe des Canibalismus.
Auf der Rückkehr von dort wurde Conti durch Sturm an die Küste von Tenasserim verschlagen, wo es viele Elephanten und Färbeholz gibt. Von da gelangte er zum Ganges und fuhr den Strom 15 Tage weit hinauf. Der Reisebericht wird von hier ab dunkeler, namentlich auch, weil sich manche der angeführten Ortsnamen nicht deuten lassen. Wahrscheinlich besuchte er noch Arracan (Rachani), stieg über das Gebirge gegen Osten ins Thal des Irawadi hinab und fuhr stromauf nach der alten Hauptstadt Ava des Königreichs Birma. Man scheint dieses Land damals zu Süd- oder Großchina gerechnet zu haben, dessen Namen Conti in der Form Macinum (Ma-tschin) kennt. Von Ava kehrte Conti nach Sittang zurück (Xeython), wandte sich nach Bangkok (Pancovia), wo er vier Monate blieb und fuhr von da nach den Sundainseln. Den ganzen Archipel bezeichnet er mit dem Namen Inner-Indien. Längeren Aufenthalt nahm er in Borneo und Java (Groß- und Klein-Java), deren Bewohner ihm die unmenschlichsten und grausamsten von allen zu sein schienen. Als Beispiel dafür erwähnt er das auf Java übliche Amoklaufen. Conti erzählt auch zuerst von den wundervollen Paradiesvögeln, deren Bälge als Kopfschmuck dienen. Das noch in späteren Jahrhunderten von den Portugiesen vorgetragene Märchen, wonach dieser Schmuckvogel keine Füße haben sollte, hat auch Conti bereits vernommen; doch irrt er darin, daß er den Vogel auf Borneo leben läßt, während derselbe auf den Molukken die Westgrenze seiner Verbreitung findet. Bis zum Jahre 1760 war noch kein vollständiges Exemplar nach Europa gelangt.[62]
Nach einer Fahrt von 14 Tagen erreichte unser Reisender mit seiner Familie, die ihn begleitete, die Gewürzinseln, wo die Muskatnüsse und Gewürznelken gedeihen. Conti nennt die beiden von ihm besuchten Inseln Sandai und Banda. Welche Eilande darunter zu verstehen sind, läßt sich nicht bestimmen; denn der Name Sandai ist jetzt völlig unbekannt und auf der heute Banda genannten Insel wuchsen die Gewürznelken damals nicht. Höchst wahrscheinlich verwechselte er den Gewürzmarkt mit dem Produktionsgebiet. Von da ging Conti nach dem oftbesuchten Tschampa (Ciampa), welches er als Seestadt bezeichnet, und kehrte nun nach Vorder-Indien, nach Kollam, zurück. Ueber Kotschin, Kalikut (Collicuthia) und Cambaya wandte er sich zur Heimkehr, landete unterwegs an der aloëreichen Insel Sokotra (Sochutera), berührte Aden und das an der afrikanischen Küste gegenüberliegende Berbera (Barbora), verweilte längere Zeit in Abessinien, schiffte darauf durchs rothe Meer nach Djidda und kam endlich nach Kairo (Carras), wo er außer sämmtlichen Dienern seine Frau und zwei Söhne an der Pest verlor.[63] Obwohl seiner Zeit die Erzählung Conti’s mehrfach auf Mißtrauen gestoßen ist, so wird doch eine gründliche Prüfung bestätigen müssen, daß ein großer Theil seiner Mittheilungen auf Autopsie beruht und daß sich manche Dunkelheiten aus der mangelhaften Beschaffenheit der erhaltenen Texte erklären lassen.
Die Beziehungen der römischen Kirche zum Orient dauerten auch noch unter Calixt III. (1447–1458) und Pius II. (1458–1464) fort, äthiopische Gesandte kamen nach Rom, von denen schon Poggio Erkundigungen über Aethiopien und die Region der Nilquellen einzog und aufzeichnete, andere Boten gingen nach Persien und Indien, so daß die Kenntniß von diesen Ländern sich immer klarer gestaltete. Auch Kaufleute wagten sich immer häufiger in das Reich der Gewürze, und so konnte Toscanelli in seinem Briefe an den Canonicus Martinez in Lissabon 1474 genaue Schilderungen selbst Chinas nach dem Berichte von Augenzeugen geben, mit denen er selbst verkehrt hatte.