Bettina Fahrenbach Staffel 5 – Liebesroman. Michaela Dornberg. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michaela Dornberg
Издательство: Bookwire
Серия: Bettina Fahrenbach Staffel
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740916657
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dachte Bettina und zwang sich, nicht mehr traurig zu sein, weil Jan nicht an ihrer Seite war. Er würde kommen, sehr bald schon, und dann würden sie heiraten, und …

      Nein! Darüber wollte sie jetzt nicht nachdenken. Jetzt wollte sie sich mit Linde und Christian freuen, die ihre Liebe endlich leben wollten. Und sie freute sich für Yvonne, die auf einmal wieder voller Leben und Tatendrang steckte. Sie war auch stolz auf ihren alten Freund Markus, der seine Frau gewähren ließ und ihr keine Steine in den Weg legte. Ganz im Gegenteil, er war unbändig stolz auf seine Yvonne und deren Vorhaben, anderen zu helfen, für sie da zu sein, und sei es auch nur für ein paar Wochen.

      Bettina hätte später nicht zu sagen vermocht, wer an diesem portugiesischen Abend letztlich doch noch nach Champagner gerufen hatte. Aber es war auf jeden Fall eine gute Idee gewesen.

      Wenn das alles kein Grund war, ein Gläschen darauf zu trinken, was, bitte schön, sollte es denn sein?

      Wenig später klangen die Gläser hell aneinander, und Bettina hatte ihren Kummer vergessen. Sie war in Wirklichkeit schließlich kein Single. Der Mann ihres Lebens war beruflich eben einfach im Augenblick nur weg. Es konnte schließlich nicht jeder Mann ein Sägewerksbesitzer sein wie Markus.

      Dieser Gedanke erheiterte sie fast, und darauf trank sie noch einmal ein Schlückchen dieses köstlichen, perlenden Champagners.

      *

      Sie war die Erste, die sich aus der geselligen Runde verabschiedet hatte und war auch auf Markus’ Angebot, sie nach Hause zu bringen, nicht eingegangen. Sie wäre sich ein wenig töricht vorgekommen, wie ein kleines Mädchen nach Hause gebracht zu werden, schließlich wohnten Yvonne und Markus am anderen Ende des Dorfes, es wäre für sie ein gewaltiger Umweg gewesen. Außerdem hatte Bettina keine Angst, sie fühlte sich sicher in Fahrenbach.

      Die Zwischenfälle, die sich ereignet hatten, hatten sie nicht angstvoll werden lassen. Dieser Mann, der sie mal bedroht hatte, war nicht an ihr interessiert gewesen, sondern nur an diesen Seeschlachtenbildern, die er rauben wollte. Und der Bankräuber, der in ihr Haus gekommen war, hätte auch an jedem beliebigen anderen Ort auftauchen können, den hatte der Zufall ausgerechnet in ihr Haus geweht. Nur die Angst, die sie und Leni damals gehabt hatten, war nicht nur verblasst, sondern längst vergessen.

      Zwischenfälle gab es überall, die hatte es schließlich auch im Paradies gegeben.

      Bettina überlegte einen Augenblick, dann entschloss sie sich, nicht den direkten Weg zum Hof zu gehen, sondern unten am Fluss entlangzugehen und dann den Weg durch die Felder zu gehen.

      Es war eine milde, wunderschöne Nacht, mit einem Himmel voller Sterne, der beinahe volle Mond ließ das Wasser des Flusses silbern leuchten. Es war still, nur hier und da ein Rascheln, ein Vorbeihuschen eines Tieres, ein Geräusch deutete darauf hin, dass die Natur nicht schlief, dass überall Leben war. Die Nacht war erfüllt von einer unbeschreiblichen Magie, die Bettina ans Herz ging. Vielleicht empfand sie das heute besonders stark, weil sie durch das, was sie gesehen und gehört hatte, emotional besonders sensibilisiert war.

      Sie schlenderte ohne Eile dahin, blieb hier und da stehen, um einem Geräusch zu lauschen, ihre Gedanken wanderten zurück zu den Erlebnissen des Abends, und zwangsläufig kamen sie auch zu Jan. Wie es ihm jetzt wohl gehen mochte? Ob er auch an sie dachte und sich nach ihr sehnte?

      Als sie im letzten Moment eine Sternschnuppe sah, war sie so überrascht, dass sie sich nichts wünschen konnte, denn sie war vorher verglüht. Bettina war aber vollkommen irritiert, denn es war ihr blitzartig Thomas eingefallen …

      Sie wankte förmlich zu einer in der Nähe stehenden Bank und ließ sich darauf niedersinken.

      Warum, um Gottes willen, war ihr Thomas in den Sinn gekommen? Sie hatte doch überhaupt nicht an ihn gedacht, sondern an Jan.

      Sie überlegte fieberhaft, und dann hatte sie die Erklärung.

      Natürlich, dass sie nicht gleich darauf gekommen war. Wann immer sie Sternschnuppen gesehen hatte, waren ihre Gedanken bei Thomas gewesen, hatte sie sich inbrünstig gewünscht, er möge bei ihr sein. Thomas und Sternschnuppen, das gehörte zusammen. Wie oft war sie nachts, wenn sie nicht schlafen konnte, weil sie voller Sehnsucht nach ihm gewesen war, auf den Hof gegangen, hatte sich auf die neben ihrer Haustür stehende Bank gesetzt und in den Himmel gestarrt, um nur ja keine Sternschnuppe zu verpassen. Und immer hatte sie sich das eine gewünscht, mit oder ohne Sternschnuppe, Thomas möge bei ihr sein.

      Bettina stand auf. Wie viele Sternschnuppen sie künftighin auch sehen würde, sie würde sich niemals mehr etwas wünschen. Das war doch ohnehin nur ein dummer Aberglaube.

      Sie vergrub ihre Hände in den Taschen ihres Rockes und schlug den Weg ein, der durch die Felder direkt zum Hof führte. Gleich würde sie das Anwesen vor sich sehen, und gleich würde sie wieder dieses unglaubliche Glücksgefühl in sich verspüren.

      Bettina beschleunigte ihren Schritt, und da lag er vor ihr, der Fahrenbach-Hof mit all seinen Nebengebäuden, beschienen vom silbri­gen Mond.

      Bettina blieb stehen und atmete tief durch. Dieser Anblick berührte immer wieder ihr Herz, und daran würde sich niemals etwas ändern. Es würde ihr bis ans Ende ihrer Tage so ergehen.

      Sie blickte hinauf in den Himmel.

      »Danke, Papa«, flüsterte sie, »dass du mir dieses Geschenk gemacht hast, dass ich das alles hier für die nächste Generation bewahren darf.«

      Langsam ging sie weiter, über den stillen Hof. Es brannte nirgendwo mehr Licht, auch nicht im ehemaligen Gesindehaus, das im Augenblick fast ausgebucht war. Richtige Werbemaßnahmen brachten schon Erfolg. Bettina war froh, dass Babette das so ausgezeichnet machte. Sie selbst hatte immer ein schlechtes Gewissen gehabt, weil sie die Werbung für das Gesindehaus nur halbherzig betrieben hatte. Aber kein Mensch konnte auf allen Hochzeiten tanzen. Ihre Haupterwerbsquelle war die Destille, und da hatte sie hinreichend zu tun.

      Als sie an den Stallungen vorbeiging, hörte sie die Pferde darin leise schnauben. Am liebsten wäre sie jetzt hineingegangen, aber das verkniff sie sich dann doch.

      Sie schlenderte auf ihr Haus zu, der Lavendel, den sie in große Töpfe gepflanzt hatte, verströmten einen verführerischen Duft, das erinnerte sie ein bisschen, aber nur ein kleines bisschen an die wogenden Lavendelfelder in der Provence. Auch wenn Lavendel nicht so richtig auf den Hof passte, war Bettina doch froh, dass sie reichlich davon gepflanzt hatte. Außerdem, was sollte es denn, nach welchen Kriterien sollte man vorgehen? Gewiss, es gab Pflanzen, die man mit einer bestimmten Gegend assoziierte, und sie würde bestimmt in die Blumenkästen an ihren Balkonen keinen Lavendel pflanzen. Da gehörten rote Geranien hinein, wie es seit Generationen der Fall war. Bettina konnte sich eine andere Bepflanzung überhaupt nicht vorstellen. Dieses Bild des braunen Holzes der Balkone und die üppige Bepflanzung mit roten Geranien hatte sich seit ihrer Kindheit fest in ihr verankert, sodass sie niemals auf den Gedanken kommen würde, etwas zu verändern. Aber vielleicht war sie darin etwas zwanghaft

      Sie verweilte noch einen Augenblick, dann schloss sie ihre Haustür auf und ging ins Haus. Sie lebte ja die meiste Zeit allein hier und hatte auch kein Problem damit, aber jetzt fühlte sie sich ein wenig einsam, und das lag bestimmt daran, weil sie vorher mit zwei so glücklichen Paaren zusammen gewesen war.

      Was gäbe sie nicht darum, wenn jetzt Jan bei ihr sein könnte. Sie würde sich still in seine Arme kuscheln, seine Nähe spüren …

      Sie sehnte seine Rückkehr so sehr herbei, dass es ihr körperlich fast schon weh tat.

      Ein Blick auf ihren Anrufbeantworter verriet ihr, dass während ihrer Anwesenheit Anrufe gekommen waren.

      Ob Jan vielleicht einer der Anrufer gewesen war? Sie rannte zum Telefon.

      Die erste Anruferin war Doris gewesen, die nur ein bisschen hatte plaudern wollen, der zweite Anruf war von ihrer Schwester Grit gekommen. Diese Nachricht hörte Bettina zweimal ab, weil sie sich nicht sicher war, ob Grit geweint hatte oder ihre Stimme nur ein wenig schleppend war, weil sie etwas zu tief ins Glas geschaut hatte. Sie wurde einfach nicht damit fertig, von ihrem jungen Liebhaber verlassen worden zu sein.

      Enttäuscht