Gesammelte Werke. Джек Лондон. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Джек Лондон
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9788026884484
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einige Liebesgeschichten auch gut ausgingen. Und er konnte ja nicht wissen, ob das Glück ihm nicht solche Karten gegeben hatte, daß er gewann. Vielleicht war er ein solches Glückskind, das nicht verlieren konnte. Der Sonntag kam, und Bob benahm sich draußen in den Piedmont-Bergen wie ein Engel. Seine Liebenswürdigkeit war zuzeiten etwas unruhig und zappelig, aber sonst war er so fromm wie ein Lamm. Daylight hielt die zusammengelegte Peitschenschnur in der rechten Hand bereit und wartete nur darauf, daß er ein einziges Mal herumwirbeln wollte, aber Bob wollte nicht, sein Benehmen war geradezu aufreizend tadellos. Doch von Dede war nichts zu entdecken. Vergebens ritt er hügelauf und -ab. Am Nachmittag setzte er den steilen Hang hinab und über die Wegscheide nach der andern Bergkette hinüber, und von dort aus ritt er ins Maraga-Tal hinunter. Und gerade, als er den Fuß des Abhangs erreicht hatte, hörte er den Hufschlag eines galoppierenden Pferdes hinter sich. Wenn das Dede war? Er wandte Bob und begann im Trab zurückzureiten. Wenn es wirklich Dede war, so war er ein Glückspilz; denn die Begegnung hätte nicht unter günstigeren Bedingungen erfolgen können. Sie ritten beide in derselben Richtung, und da sie Galopp ritt, so mußte sie ihn gerade dort einholen, wo der steile Aufstieg sie zwang, im Schritt zu reiten. Sie hatte keine Wahl, als mit ihm zum Gipfel hinaufzureiten, und wenn sie oben waren, zwang der steile Abstieg auf der anderen Seite sie wieder, im Schritt zu reiten.

      Der Galopp näherte sich, aber er ritt ruhig weiter, bis er das Pferd hinter sich im Schritt gehen hörte. Da blickte er über die Schulter zurück. Es war Dede. Das Erkennen war schnell und ihrerseits mit Überraschung gepaart. Was war natürlicher, als daß er sein Pferd wandte und wartete, bis sie ihn eingeholt hatte, und daß sie dann nebeneinander den Hang hinaufritten? Er hätte erleichtert seufzen können. Es war geschehen, und so leicht! Sie hatten sich begrüßt, und nun ritten sie Seite an Seite in derselben Richtung, und mehrere Meilen lagen vor ihnen.

      Er bemerkte, daß sie sich mehr für das Pferd als für ihn selbst interessierte.

      »Oh, was für ein schönes Tier!« rief sie bei Bobs Anblick. Ihre Augen strahlten, und ihr Gesicht leuchtete vor Freude. Er konnte kaum glauben, daß sie dasselbe junge Mädchen war, das bei ihm im Kontor war, das junge Mädchen mit den ruhigen, beherrschten Zügen.

      »Ich wußte gar nicht, daß Sie reiten«, war eine ihrer ersten Bemerkungen. »Ich dachte, Sie wären mit Ihren Schnellfahrmaschinen verheiratet.«

      »Ich habe gerade angefangen«, antwortete er. »Ich wurde stark, wissen Sie, und mußte mir daher Bewegung machen.«

      Sie sandte ihm einen schnellen Seitenblick, der ihn vom Scheitel bis zur Sohle maß und seinen Sitz im Sattel prüfte, und sagte:

      »Aber Sie haben doch früher schon geritten?«

      Er dachte, daß sie sich auf Pferde und alles, was damit zusammenhing, verstehen müßte, und erwiderte: »Seit vielen Jahren nicht mehr. Aber als Knabe in Oregon habe ich mir eingebildet, ein gewaltiger Reiter zu sein. Ich schlich mich fort vom Lager, um mit dem Vieh hinauszureiten und Mustangs zu dressieren und dergleichen.«

      So waren sie, zu seiner großen Erleichterung, mitten in einem Gespräch, das sie beide interessierte.

      »Ich kann mich wirklich nicht erinnern, wann ich das erstemal zu Pferde saß«, erzählte sie. »Ich bin auf einer Ranch geboren, wissen Sie, und man konnte mich nicht von den Pferden wegbringen. Die Liebe für sie muß mir angeboren sein. Mit sechs Jahren hatte ich mein erstes eigenes Pony. Mit acht wußte ich, was es heißt, den ganzen Tag mit Vater zusammen auf einem Pferderücken zu verbringen. Ich war noch nicht elf Jahre alt, als er mich schon mit auf die Hirschjagd nahm. Ohne Pferd bin ich verloren. Ich hasse das Leben in den vier Wänden, und ohne Mab wäre ich, glaube ich, längst krank oder tot.«

      »Sie lieben das Landleben?« fragte er und sah im selben Augenblick in ihren Augen zum erstenmal einen hellen Schimmer.

      »Ebensosehr, wie ich die Stadt verabscheue«, antwortete sie. »Aber eine Frau kann sich auf dem Lande nicht ihr Brot verdienen. So richte ich es mir ein, so gut ich kann – zusammen mit Mab.«

      Und dann erzählte sie mehr von ihrem Leben auf der Ranch, bevor ihr Vater starb. Daylight war sehr zufrieden mit sich. Sie waren dabei, miteinander bekannt zu werden. In der halben Stunde, die sie nun zusammen waren, hatte es noch nicht eine Pause in der Unterhaltung gegeben.

      »Wir stammen ungefähr aus derselben Gegend«, sagte er. »Ich bin im östlichen Oregon aufgewachsen, und das ist nicht weit von Siskiyou.«

      Im nächsten Augenblick hätte er sich die Zunge abbeißen können, denn sie fragte schnell:

      »Woher wissen Sie, daß ich aus Siskiyou bin? Ich bin sicher, daß ich es nie erwähnt habe.«

      »Ich weiß nicht«, sagte er verlegen. »Irgendwo habe ich es gehört.«

      In diesem Augenblick schlich Wolf leicht und lautlos wie ein Schatten heran, ihr Pferd scheute erschrocken, und so kam er verhältnismäßig leicht über die peinliche Situation hinweg, indem er ihr eine Zeitlang von Alaska-Hunden erzählte, bis das Gespräch wieder auf Pferde kam. Und über Pferde unterhielten sie sich während des ganzen Aufstiegs und während des Abstiegs auf der anderen Seite.

      Während sie sprach, hörte er ihr aufmerksam zu, folgte aber gleichzeitig seinen eigenen Gedanken und Empfindungen. Es war kühn von ihr, im Herrensitz zu reiten, und im Grunde war er sich doch nicht recht klar darüber, ob es ihm gefiel oder nicht. Seine Vorstellungen von Frauen waren etwas altmodisch; sie stammten aus seinen ersten Tagen in den Grenzgegenden, wo er nie eine Frau anders als im Damensitz hatte reiten sehen. Er war in der Anschauung aufgewachsen, daß Frauen zu Pferde keine Zweifüßler waren. Es hatte etwas Überraschendes für ihn, sie hier wie einen Mann im Sattel zu sehen. Aber gleichzeitig mußte er gestehen, daß der Anblick ihm zusagte.

      Noch zweierlei überraschte ihn. Erstens die goldenen Punkte in ihren Augen. Seltsam, daß er sie noch nie bemerkt hatte. Waren sie in der Beleuchtung im Kontor nicht dagewesen, kamen und gingen sie? Nein, es waren Farbenfunken – eine Art zerstreuten, goldenen Lichts. Es war auch eigentlich nicht golden, aber doch eher golden als sonst eine Farbe, die er kannte. Eine Schattierung von Gelb war es bestimmt nicht. Die Gedanken eines Liebenden sind immer bunt, und es ist zweifelhaft, ob sonst irgend jemand auf der Welt Dedes Augen golden genannt haben würde. Aber Daylight befand sich in einer milden, weichen Stimmung, und da es ihm gefiel, sie sich golden zu denken, so waren sie eben golden.

      Und so natürlich war sie. Sie hatte so gar nichts Geziertes oder Eingebildetes an sich – mit diesen Ausdrücken unterschied er die Dede zu Pferde von der Dede im Kontor, die er kannte. Aber während er sich darüber freute, daß alles so glatt ging, und daß sie sich soviel zu sagen hatten, hatte er doch ein bedrückendes Gefühl. Er war ein Mann der Tat, und er wünschte sie, Dede Mason, zur Frau; er wünschte, daß sie ihn liebte; und er wünschte, daß dies sofort strahlende Wirklichkeit werden sollte. Er war gewohnt, Entscheidungen schnell zu treffen, gewohnt, Menschen und Dinge nach seinem Willen zu beugen, und fühlte nun, wie die alte Herrschsucht ihn anstachelte. Er wünschte, ihr zu erzählen, daß er sie liebte, daß sie ihn unbedingt heiraten müßte. Und doch widerstand er dem Antrieb. Frauen waren flatterhafte Geschöpfe, und hier war es vielleicht ein Fehler, sich die Macht anzueignen. Er erinnerte sich aller seiner alten Jägerschliche, wie er geduldig gewartet hatte, zum Schuß zu kommen, wenn Leben oder Tod davon abhing. Und wenn auch vielleicht nicht ganz soviel, so bedeutete dieses junge Mädchen doch recht viel für ihn – jetzt mehr denn je, als er neben ihr ritt und sie, so oft er es wagte, ansah, wie sie in ihrem Reitkleide, keck, fast männlich und doch in jeder Linie Weib, zu Pferde saß, lächelte, lachte und sprach, Schimmer des sonnigen Tages und der warmen Glut des Sommerwindes auf den Wangen.

      Sechsundzwanzigstes Kapitel

       Inhaltsverzeichnis

      Am nächsten Sonntag waren Reiter, Pferd und Hund wieder draußen in den Piedmont-Bergen. Und wieder ritten Daylight und Dede nebeneinander. Aber diesmal hatte sich in die Überraschung, ihn zu treffen, etwas wie Mißtrauen gemischt. Sie ließ Daylight fühlen, daß sie ihm nicht glaubte; er gab vor,