Karin Bucha Staffel 1 – Liebesroman. Karin Bucha. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Karin Bucha
Издательство: Bookwire
Серия: Karin Bucha Staffel
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783959796712
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die Hände…«

      Glühende Röte jagte in ihre Wangen, aber in ihr Herz zog wunderbare Ruhe ein.

      Sie erhob sich in dem Bewußtsein, ihr Gewissen erleichtert und ihre Pflicht getan zu haben.

      »Und… und werden Sie auch wirklich schweigen und mich nicht an Nikolaus Eckhardt verraten? Er könnte mein Eingreifen mit anderen Augen ansehen als Sie.«

      »Weshalb legen Sie so großen Wert darauf, daß Herr Eckhardt Sie nicht falsch beurteilt?«

      »Verstehen Sie denn nicht? Um über meine große Enttäuschung hinwegzukommen, suchte ich mir einen Pflichtenkreis. Ich habe ihn gefunden, nun will ich ihn nicht wieder verlieren; Detlef Sprengers wegen nicht, er hat mir schon den Glauben an die Liebe zerschlagen.«

      Diese Beichte rührte ihn. Er kam sich schlecht vor, sie so auszuforschen.

      »Verzeihen Sie, Sie müssen mich für einen ziemlich taktlosen Burschen halten.«

      »O nein«, erwiderte sie rasch. »Wäre ich sonst zu Ihnen gekommen?«

      »Richtig«, gab er zu. »Und dafür danke ich Ihnen.«

      Als Regina Reuter leichtfüßig den Gartenweg hinuntereilte und das wartende Taxi wieder bestieg, fühlte Dr. Helmuth Wendler Bedauern in sich aufsteigen.

      Schade! Nun gab es vorläufig keine Gelegenheit mehr, sie zu treffen…

      *

      »Aber das ist doch unmöglich.« Beate Eckhardt blickte von dem betretenen Johannes zu Alma hin.

      »Petra Eckhardt kann doch unmöglich mit dem Kind das Haus verlassen haben. Sie ist doch viel zu schwach…«

      »Sie wollte zum Friedhof. Fritz hat sie gefahren«, warf Johannes bedrückt ein. Es klang wie eine Entschuldigung.

      »Dann rufe mir Fritz«, gebot Beate.

      Der Chauffeur war bald zur Stelle. Beate unterzog ihn demselben Verhör wie Alma und Johannes.

      »Sie haben meine Nichte zum Friedhof gefahren?«

      »Nein, zum Bahnhof!« kam die überraschende Antwort.

      Johannes brachte den Brief, den er im Zimmer des jungen Herrn gefunden hatte.

      »Ein Brief?«

      Zaghaft nahm Beate ihn in die Hand. Petras Handschrift.

      Da stieg sie wieder auf, die Unruhe, und nun wurde die Ahnung fast zur Gewißheit.

      Sie ging ans Telefon, ließ sich mit dem Werk verbinden und war glücklich, nach einer Weile Nikolaus’ Stimme zu hören.

      »Nikolaus, du mußt sofort heimkommen. Petra ist fort!«

      Keine Viertelstunde war vergangen – Beate hatte sie in unbeschreiblicher Unruhe verbracht – als Nikolaus bei ihr eintrat.

      Er sah den Brief in Beates Hand.

      »Für dich, Nikolaus.«

      »Lieber Nikolaus…«, begann er laut vorzulesen. Seine Stimme wurde immer leiser, undeutlicher.

      Beate Eckhardt mochte nicht mehr stillsitzen. Sie trat neben den Neffen und sah über seine Schulter hinweg auf die Zeilen, die Petra zurückgelassen hatte.

      »Petra ist wirklich fort, mehr noch, sie schlägt die Erbschaft aus«, sprach er mit schwerer Betonung. Er schob der Tante den Brief in die Hand und trat ans Fenster.

      Warum war sie nur geflohen? Aus einer Verwirrung heraus, aus verletztem Stolz – oder vor seinem Antrag?

      Fragen über Fragen bestürmten ihn.

      »Aber das geht doch nicht, Nikolaus«, hörte er Tante Beates Stimme hinter sich. »Petra kann doch nicht einfach verzichten.«

      Müde drehte sich Nikolaus um.

      »Weißt du denn, ob sie allein wegen des Erbes geflohen ist?«

      Er fühlte Tante Beates Arm auf seiner Schulter.

      »Du wirst sie zurückholen, Nikolaus«, hörte er sie bittend sagen. »Bitte, Nikolaus, fahre zu ihr, man kann sie nicht sich selbst überlassen… in dieser Verfassung.«

      »Wo finde ich sie aber?«

      Mutlos ließ Tante Beate sich nieder. Ihr zitterten die Knie.

      »Ja, wo…? Sicher in ihrer Wohnung. Ein Glück nur, daß du noch nicht an die Auflösung des Haushaltes gedacht hast.«

      Mit einem Ruck blieb Nikolaus stehen und straffte sich.

      »Ich fahre zu Petra. Es soll ein letzter Versuch sein.«

      Ein Klopfen ließ ihn herumfahren. Johannes trat ein.

      »Herr Dr. Wendler wünscht, Herrn Eckhardt am Telefon zu sprechen.«

      Und in diesem Telefongespräch erfuhr Nikolaus, daß alle Verdächtigungen von Petra genommen waren. Eine Frau hatte den Mut zur Wahrheit gefunden, hatte es Wendler gesagt. Sicherlich war es eine Frau, die diesem Sprenger nahegestanden hatte…

      *

      Helmuth Wendler traf im Sanatorium ein. Er erkundigte sich nach Leontine Eckhardt und erfuhr, daß sie in ihrem Zimmer sei.

      »Soll ich Sie melden?«

      Helmuth nickte.

      »Ich lasse bitten!« Mit einem tiefen Atemzug legte Leontine den Hörer auf die Gabel zurück.

      Dr. Wendler war da, wollte sie sprechen? Dann hatte er wichtige Nachrichten zu bringen.

      »Guten Tag, gnädige Frau!«

      »Guten Tag«, brachte sie mühsam hervor und wies auf einen Sessel.

      »Sie bringen mir gewiß wichtige Nachrichten«, begann sie das Gespräch.

      »Allerdings, gnädige Frau.«

      »Und… sind sie erfreulicher Art?« fragte sie gespannt.

      Helmuth richtete die lichtblauen Augen offen auf Leontine Eckhardt.

      »Ich möchte es jedenfalls so bezeichnen.«

      Heimlich atmete Leontine auf; ein dünnes Lächeln huschte über ihr gelbliches Gesicht.

      »Ich bin sehr neugierig.«

      Ohne Umschweife steuerte Helmuth auf sein Ziel zu.

      »Es hat sich herausgestellt, daß Petra Eckhardt zu Unrecht beschuldigt wurde –«

      Im Nu saß Leontine steif aufrecht.

      »Was wollen Sie damit sagen?«

      »Ich habe den unumstößlichen Beweis dafür, daß Ihr Gewährsmann Detlef Sprenger unglaubwürdig ist, daß er gelogen hat. Frau Petra Eckhardt ist wie keine andere würdig, das Erbe anzutreten.«

      Eine erschreckende Veränderung ging mit Leontine vor sich. Sie sank förmlich in sich zusammen, während Blässe ihr Gesicht bedeckte.

      »Unmöglich!« stieß sie heftig hervor. Helmuth lächelte überlegen. Er kannte sich selbst nicht mehr. Aber er empfand Genugtuung darüber, die Pläne dieser Frau durchkreuzen zu können.

      »Ich bin zu Ihnen gekommen, um meinen Auftrag in Ihre Hände zurückzulegen.«

      »Sie… Sie lehnen es ab, mich weiterhin in dieser Sache zu vertreten?« fragte sie mit klangloser Stimme.

      »Meine Arbeit ist erledigt, ein Prozeß dürfte nicht mehr in Frage kommen«, antwortete er ruhig.

      In Leontine gärte es. Überall fühlte sie Widerstand.

      »Ich bin unzufrieden mit Ihnen, sehr unzufrieden.«

      »Ich glaube, gnädige Frau, wir verstehen uns nicht.«

      Leontine war kalt und entschlossen.

      »Wir reden um die Sache herum«, erwiderte sie